-
183
-
( Nachdruck verboten.)| hatte lange unberührt zwischen dem Schrank und der Wand
Ein Märtyrer der Wissenschaft. gestanden; aber es war anderthalb Ellen lang und vom besten
Autorisirte Uebersehung.
Haselstrauch geschnitten, der jemals seine geschmeidigen Zweige im milden Glanz der Sonne gewiegt hat.-
*
Der Rest des Abends verlief lautlos still und so ungemüthlich,
Der ehrfame Herr Persson saß im Kreise seiner Familie und wie man es in einem Familienkreise erwarten kann, der aus einem entwickelte beim häuslichen Lampenschein seine mehr oder minder mürrischschweigsamen, zeitungleſenden Vater, einem wortfargen allgemein bekannten Theorien unter Berücksichtigung des Inhaltes Onkel, der wehmüthig ein leeres Grogtglas betrachtet, und einem der Abendzeitung. Frau Persson strickte rothe wollene Strümpfe; wüthendschweigenden, rothäugigen Sohn besteht, der starr in den Onkel Hans trant Grog und nickte beifällig, und die Tochter Anna Euklid stiert, bis die wichtigsten Buchstaben darin Polta tanzen, war mit ihrer ewigen Handarbeit beschäftigt, von der es nun bereits sodaß cab zu cba wird, wodurch es absolut unmöglich ist, die zwei Winter hindurch hieß, das würden einmal ein Paar Pantoffel Aufgabe zu einer vernünftigen Lösung zu bringen. für Papa.
Alle lauschten achtungsvoll auf die Aussprüche des Hausherrn. Selbst der Skeptiker der Familie, der junge Johann, schien den Worten des Vaters Beifall zu schenken, was um so bemerkenswerther und werthvoller war, als Johann sich bereits in dem kritik Lüfternen Alter von fünfzehn Jahren befand.
-
fließt zur Zeit ziemlich träge hin und es bleibt nur bei Anregungen. Ein reges Schauinteresse war eigentlich nur für die Gemälde von Werestchagin vorhanden; und dies Interesse war nicht rein " Das hier," sagte Herr Persson und legte die Zeitung auf sein tünstlerisch. Die allgemeine Freudlofigkeit wird von Zeit zu Zeit Knie, das hier gefällt mir. Hier steht, ein Franzose habe einen durch mächtige Fanfarentöne unterbrochen; besonders ſeit die lenkbaren Luftballon erfunden, den mehrere Professoren an- Atelier- Ausstellungen bei uns Mode geworden sind. Aber in der erkannt haben. Es ist rein merkwürdig, was die Menschen Regel hat das blecherne Reklame- Getute nicht viel zu be jetzt alles erfinden! Die Erfindungen werden immer großartiger und deuten. An sich wäre gegen die Atelier- Ausstellungen gewiß bringen immer größere Bequemlichkeiten für die Menschen mit sich. nichts einzuwenden. Wenn ein Mann, der was zu sagen hat, Wenn diese Notiz hier wahr ist- und ich habe keinen Grund, sein Wert" in der eigenen Werkstätte ausstellt, damit es dort das Gegentheil zu glauben, wenn es ein so anständiges Blatt schreibt zu reinerer Wirkung komme, als im Sammelsurium großer so wird man bald durch die Luft zum Monde segeln können. Ausstellungen, so kann das dem Kunstfreund sicherlich willkommen Was meinen Sie, meine Herrschaften: Bis zum Monde!" sein. Nur soll eben der Mann etwas zu sagen haben. Bei uns tam es neulich vor, daß ein dilettirender Jüngling die Herren Vertreter der Presse" zu seiner Atelier- Ausstellung lud. In Paris , wo die Kunstpflege doch so sehr zentralisirt ist, daß die unserige dagegen tindisch armselig erscheint, wird die Atelier- Ausstellung eine größere Nothwendigkeit sein, als hier. Aber Tradition und vers feinerter Geschmack sorgen dafür, daß dort im allgemeinen nicht der Erstbeste es wagen wird, zu thun, was nur dem zu thun ziemt, der etwas Besonderes zu verrathen bat. Die neuesten Fanfarentlänge galten einem Triptychon von esser Ury, einem dreigetheilten Gemälde, das den Menschen in seiner Jugend, als Mann und Greis symbolisirt. Noch als das Bild im Atelier Ury's zu sehen war, ging
Nein, auf was die Menschen alles kommen!" sagte Frau Persson, ohne von ihrem rothen Strickstrumpf aufzusehen. Onfel Hans nahm einen Schluck Grog, nickte und sagte leise etwas, das wie„ Ja, Ja!" flang.
"
-
So was!" rief Anna und legte ihre ewige Arbeit fort. " Ja denkt Euch nur, bis zum Mond!" wiederholte Herr Persson und fah sich so stolz um, als wäre es seine Erfindung gewesen ,, dann kann endlich der Streit geschlichtet werden, ob der Mond bewohnt ist oder nicht. Man fährt einfach hin, sieht sich um und sagt: Ja, hier sind Menschen! oder: Ja, da sind keine Menschen! Und dann fährt man wieder nach Hause."
-
"
Nein, Papa," sagte er mit geistreichem Lächeln,„ man weiß ja der Tamtam von befreundeten Atelierbesuchern unter den Zeitungsbereits, daß der Mond nicht bewohnt ist".
Der Vater sah ihn mit etwas verächtlichem Lächeln an: So! Woher weiß man das?"
Ach, es giebt feine Luft auf dem Monde!" und der junge Gelehrte fügte ein herzlich verächtliches:" Ja, Ja!" hinzu, ohne den warnenden Blick zu bemerken, den ein Mutterauge ihm über die Lampe hin zuwarf.
Herr Persson antwortete mit noch verächtlicherem Lachen: " So! Was Du zu erzählen weißt! Es giebt keine Luft auf dem Monde! Woher weiß man denn das? frage ich noch einmal."
Ja, das hat man längst ausgerechnet, das haben wir schon in der dritten Klasse gelernt."
Eine verdächtige Röthe färbte Herrn Persson's väterliches Antlizz. Er fuhr in erhöhtem Tone fort:
,, Vielleicht möchte mein gelehrter Herr Sohn seinem dummen Bater erklären, wie man denn ausrechnen" kann, daß es auf dem Monde keine Luft giebt!"
" Das machen die Aftronomen."
"
"
Dein Vater ist natürlich tausendmal dümmer, als so ein ,, Asternom"." So sagte ich nicht, sondern ich sagte: Astro nom!" erwiderte Johann, dessen Wangen sich ebenfalls geröthet hatten. Schweig, Junge! Ich weiß wohl, was Du sagtest!" schrie Herr Persson.
Ontel Hans nahm einen tiefen Schluck aus seinem Grogtglase, indem er den Kopf schüttelte und etwas murmelte wie: Solch ein Junge!" Die Frauen tauschten erschreckte Blicke aus.
" Ich weiß wohl, was Du sagtest, ohne daß Du mir wie Pfeffer in die Nase zu stechen brauchst! Aber so sind die Jungens heutzutage!"
schreibern schon los, er verstärkte sich, als das Triptychon vor furzem bei Gurlitt aufgestellt wurde. Lesser Ury hat in farger, ungewöhnlich harter Jugendzeit ehrlich gerungen. Das ist aller Ehren werth und macht den Menschen sympathisch. Nur muß man darum noch nicht zu monumentalen fünfilerischen Thaten berufen sein. Als im Vorjahr Lesser Ury's Jerusalem" erſchien, war man auch rasch mit Hosiannarufen da. Was den ersten Meistern aller Zeiten nur in Weihestunden gelang, die monumentale That, das soll nun Lesser Ury mit jedem Wurf gelingen? Man nüßt dem Talent nicht, wenn man es zu grandioser Genialität auf zubauschen versucht. Den wüsten Zeitungsschreibern geht eines Tages der Athem aus. Urn ist ein feines, für landschaftliche Eins drücke sensibles Talent. Das hat er auch in seinem Triptychon bes wiesen. Aber vom Athem einer großen Menschheitstragödie wird man vor seinem Bilde nicht berührt. Eher erscheint es gesucht bizarr, als einfach groß monumental. Ein forgloser Jüngling räkelt sich im jungen Frühlingsgrün und lauscht dem Vogelgezwitscher. In diesem Theil seines Gemäldes ist der Rünstler noch am wahrsten und schlichtesten geblieben. Im zweiten Theil ist das Bollen weitaus stärker als das Können. Ein Mann reckt sich wie im promethenischen Troy empor. Kolossale Muskeln, ein Athletenschädel, nur eins fehlt, der Ausdruck vergeistigter Energie. Der Mann, der den Schaffensdrang versinnbildlichen soll, geberdet sich doch zu sehr, wie ein Herkules der Arena. Wie ein Häuflein Elend tauert der stumpfsinnige Greis auf dem letzten Theil des Triptychons. Es ist Nacht geworden; und trübe bescheint der Mond den Jammer.
Die Ausstellung der„ Elf" bei Schulte bringt diesmal nichts, was man nicht schon von früheren Ausstellungen her fannte. Der Künstlerklub der Elf dient feiner besonderen Kunstrichtung. Es haben sich eben elf Künstler, die einander vielleicht gesellschaftlich " habe standen, zu Sonder- Ausstellungen zusammengefunden. Ihre hervorragendsten Namen find Max Liebermann , 2. v. Hofmann und Franz Starbina. Vom Phantasten Hofmann sind ein paar bereits bekannte Studien zu sehen. Liebermann bleibt seinem strengen herben Naturalismus tren. Von den jüngeren unter den„ Elfen" sticht Walter Leistikow , der sinnende Landschafter, hervor. Ein Hauch träumerischer Poesie geht von seinen Landschaften aus und verklärt selbst eine Grunewald- Szenerie.
Aber wenn es wahr ist, daß es keine Luft dort giebt, dann wandte der eigensinnige Johann ein. Ach, Unsinn, wie sollten die Leute denn dort athmen können." Es giebt dort ja teine Leute; das hat der Herr Lehrer selbst gefagt." " Ha, ha! Nur immer weiter!"
"
"
Und der muß es doch wohl besser wissen, als Du Papa Du sagtest?"
Reine Antwort.
Was sagtest Du?"
Die Antwort tam wiberstrebend, aber ziemlich laut:
―"
" Ja, das muß der Herr Lehrer doch wohl viel besser wissen, als Du."
" So, das ist ja nett. Er ist wohl überhaupt viel beffer, als Dein schlechter Papa? Aber ich weiß schon ein Mittel, Dich etwas zu lebren, was Dein gelehrter Herr Magister Dich nicht gelehrt hat. Wenn ich es nur finden tann.
Das Mittel fand sich. Es war alt und staubig, denn es
-
Kleines Feuilleton.
Als der Philosoph Demonax - er lebte um das Jahr 100 nach Chrifti einst bemerkte, daß ein Vornehmer sich auf den breiten Purpurftreif seines Kleides viel zu gute that, neigte er fich zu seinem Dhr, faßte fein Kleid und sagte, darauf hinweisend:„ Vor Dir trug es ein Schaf und war- ein Schaf." Dem felben Philosophen erzählte einmal ein Dichter, namens Admet, daß er auch sich selber ein Epigramm in einem Verse verfaßt und
-