Literarisches.

Gedichte

192

n. Univerfalpillen. von Krause= Malonnet. Leipzig , Verlag von Oswald Muze.

Im ersten Augenblicke weiß man nicht recht, was man aus dem Büchelchen machen soll. Man freut sich über den frischen und derben Humor, der viele der Gedichte durchweht, und den fräftigen Spott, den der Verfaffer zuweilen sehr glücklich an Menschen und gesell­schaftlichen Einrichtungen ausläßt; dann aber ärgert man sich wieder über die vielen Berstöße gegen die Form und Technik. des Versbanes, die keine rechte Zufriedenheit mit dem Gebotenen aufkommen laffen. Schließlich sagt man sich jedoch, daß an so anspruchsloie kleinig feiten fein allzu strenger Maßstab gelegt werden darf. Einzelnes ist auch in der Form ganz hübsch gelungen. Im allgemeinen aber hat man die Empfindung, daß der Verfasser mehr zu seinem eigenen Vergnügen als zu dem anderer Leute schaffen wollte.

"

Theater.

Im Belle Alliance Theater wurde am Sonntag Nachmittag Schiller's Jungfrau von Orleans" vor einem äußerst zahlreichen Publikum gegeben, das die ernsten Bemühungen der Regie und der Darsteller, dem schwierigen Stück gerecht zu werden, mit reichem Beifall belohnte. Die Hauptrolle lag in der Hand von Martha Frey; Herr Türk gab den Talbot.-

Phyfiologisches.

- Ueber den Einfluß des Budergenusies auf die Leistungsfähigkeit der Muskulatur schreibt Dr. R. Arnold in der Zeitschrift des deutsch - österreichischen Alpen vereins folgendes:

-

man in dem höher gelegenen Innern der Insel Aralien, Hortenfien, Bambusdickichten, Ilex crenata und anderen japanischen Pflanzen. Es scheint, daß die oberen Luftströmungen, welche diese Insel be­streichen, vorwiegend wärmer sind, als die tieferen, unmittelbar vom Meere kommenden, und daß sich so die Erscheinungen dieser verfehrten Welt erklären; denn eine andere Deutung, die Ableitung von der größeren Schwere der falten Luft, die nach der Ebene ab­fließe, während sich darüber wärmere Schichten lagern sollen, dürfte feine genauere Prüfung vertragen. Auch der Vergleich mit den Nachtfröften, die bei uns am meisten geschütte Thäler bedrohen, während die Höhen frei ausgehen, scheint nicht statthaft, um diese ungewöhnliche Pflanzenvertheilung zu erklären. Humoristisches.

-

- Originelle Fopperei. Im Jahre 1846 bestand in London ein literarischer Klub, deffen Witbold der Humorist Albert Smith war, und dem auch der langhaarige Verleger Langford als Mitglied angehörte. Als Langford in dem heißen Sommer 1846 fein Haar etwas fürzer geschnitten haben wollte, gerieth er an einen Haartünftler, der ihn fast tahl rafirte. Himmel, Langford, wer hat Ihnen die Haare abgeschnitten?" rief im Klub ein Freund nach andern, als man dem des Armen ansichtig wurde, und Am der entfette Langford entfloh schließlich nach Hause. nächsten Morgen brach er früher als sonst aus feiner Wohnung in der Vorstadt auf, um durch den Strand, Fleet Street nach Cheapfide in feine Buchhandlung zu gehen. Da, als er den Strand hinabging, begegnete ihm ein Zug von Plakatträgern, mit dem Platate: Wer hat Langfords Haare abgeschnitten?" Ebenso in Cheapside und ganz dasselbe abends auf dem Wege in In Alpinistenkreisen ist hinlänglich bekannt, daß sich bei an den Klub. Dort berichtete Langford die Geschichte ganz verstört dem firengenden Hochtouren ein vermehrtes Bedürfniß zum Genusse süßer verdugten Smith, der ihn erschüttert" anhörte. Nach einigen Nahrungs- und Genußmittel einstellt, und viele Touristen, die zu Tagen, als die Plakate noch immer nicht verschwinden wollten, war Haufe teine Bonbons anrühren, verzehren solche auf Hochtouren in Langford verzweifelt. Smith rieth ihm, er solle doch für kurze großer Menge. Häufig fann man beobachten, wie gern Führer Zeit nach dem Festlande gehen, bis die Haare wieder ge übriggebliebenen Zucker unterwegs verzehren. Dieser Genuß wachsen wären, empfahl ihm Chamounig, wo er ihm gleich von Zuckerstoffen( zu denen aber das Saccharin nicht gezeitig eine Gefälligkeit besorgen fönne und versah ihn mit hört, da es den menschlichen Organismus, ohne eine einem zu bestellenden Packet und mit Empfehlungen an Führer und Veränderung zu erleiden, passirt) ist häufig ein instinktiver, da sich Wirthe. Langford reifte, aber als er an einem der nächsten Tage viele Menschen auch heute noch nicht der physiologischen, zuerst von frohen Muthes den Montanvert bestieg, fand er an einem gigan Wislicenus und Fick bei einer Befteigung des Faulhorns festgestellten tischen Felsen die Frage: Wer hat Langford's Haare geschnitten?" Thatsache bewußt sind, daß die Quelle unserer Kraft nicht in den Und diese Frage, die er alsbald im ganzen Thale in Chamounig dem Körper zugeführten Eiweißstoffen( Fleisch), sondern in den ge- überall fand, wo sie irgend angebracht werden konnte, und die, noffenen Kohlebydraten( Stärke, Zucker, Fett) zu suchen ist. Schum- ohne es natürlich zu ahnen, er selbst in dem Pacete mitgebracht burg und Zunt haben es auf Veranlassung des preußischen Kriegs- hatte, trieb ihn wieder heimwärts. minifteriums unternommen, mittels eines von Mosso fon struirten Apparates zu prüfen, ob der Genuß fleiner Zuckermengen die ermüdeten Muskelu zu neuen Leistungen befähige. Um ein objektives Resultat zu erhalten, war der Versuchs­person die Bedeutung der Versuche völlig unbekannt. Sie erhielt an einem Tage eine füße Flüssigkeit zu trinken, welche 30 Gramm Zucker enthielt, am nächsten Tage aber eine folche, welche so viel Saccharin enthielt, daß durch den Geschmack beide Flüssigkeiten nicht unterschieden werden konnten. Wurde nun vor der Arbeit an dem Mosso'schen Apparat eine sehr große Mustelarbeit verrichtet, so fonnte an den Tagen mit Zuckergenuß eine entschieden größere Arbeit geleistet werden als an den Tagen mit Saccharingenuß. In folge der vorhergebenden starken Muskelthätigkeit ist das Blut sehr arm an Zucker geworden, und kann sich deshalb eine geringe Zucker­zufuhr in erhöhter Arbeitsleistung geltend machen.

Aus dem Pflanzenleben.

-

storben.

-

Vermischtes vom Tage.

S

Emil Rittershaus , den die Nationalliberalen für einen Dichter hielten, der der übrigen Menschheit aber bekannter war als Generalvertreter verschiedener Versicherungs Gesellschaften, ist ge­Gegen die Schwestern" Barrison haben die anderen Artiſten eine Bewegung eingeleitet. Die Petition an das Ministerium soll bereits tausende von Unterschriften zählen. Sie, die Artisten, meinen, fie, die Schwestern" Barrison, träten die öffentliche Sittlichkeit mit Füßen.­

-In Posen hat die Warthe die niedriger belegenen Straßen überfluthet. Die Holzplätze an der Flußstraße stehen tief im Wasser. - Jm Seminargebäude in Weimar entstand bei Vorführung physikalischer Experimente eine Explosion des Gasometers. Mehrere der Umstehenden wurden zum theil erheblich verlegt.-

-

-

Münch.

Gettörter Pflanzenschlaf. Der Däne W. Johannsen hat experimentelle Untersuchungen darüber angestellt, ob es ein Mittel gäbe, die natürliche Rubezeit des Pflanzenwachsthums ohne Bayerische Sozialpolitit. Nach dem Schaden für die Pflanze abzukürzen. Alle Pflanzen bedürfen, selbst unter den günstigsten klimatischen Bedingungen, eine Zeit der Ruhe, Bote" beabsichtigt die bayerische Regierung eine Strasbestimmung in der das Wachsthum unterbrochen und die Lebensthätigkeit ver- gegen das schlechte Einschänken des Bieres einzuführen.- langsamt wird. In unseren Breiten ist der Winter die gegebene g. In München fommt in der heurigen Salvatorsaison in­Jahreszeit für die Entwickelungspausen, in wärmeren Gegenden folge des schwebenden Salvatorstreites neben Salvator noch fällt dieselbe theils in die Regenzeit, theils in die Trockenzeit, Narrenbier, Namenloses, X- Bier und Salmutter zum Aus­theils in die Zeit größter Abkühlung oder wiederum gerade schant. in die Zeit größter Hike. Johannsen sette eine Pflanze Ju München hat eine Kellnerin auf ihren früheren Ges während ihrer Ruhezeit der Einwirkung eines Reizmittels liebten geschossen und ihn verwundet. Hierauf fehrte sie den Ne aus, indem er die Wurzeln oder die Knospen 24 Stunden lang mit volver gegen sich und wurde sofort getödtet. Mether oder Chloroformdämpfen behandelte. Die Folge davon war, - Mailand . Im Dorfe Arsie bei Feltre im Landbezirk daß diese Pflanze ihren Wachsthumstrieb schneller wiedergewanu Benedig ist nach dem Blatte La Sera" eine mysteriöse als eine andere derselben Art, die sonst unter denselben Bedingungen Krankheit ausgebrochen. Bier Todte gab es in wenigen Tagen. gehalten wurde, aber nicht so behandelt worden war. Auch Knollen Die Kranten und Leichen zeigen sonderbare Flecken. Die Bevölke= von Orchideen, die in einem start geheizten Raume vollständig gerung befindet sich in der höchsten Aufregung. trocknet waren, gelangten unter Einwirtung solcher Mittel schneller zur Vegetation als unter gewöhnlichen Verhältnissen.-

-

Geographisches.

-

-

- Ende Februar wurde von einem Westindienfahrer bei den Azoren eine Bark aufgefischt. In der Kajüte des Wracks fand man drei bis auf die Knochen abgemagerte Leichen. Ein Hund, der tein Pfund Fleisch mehr auf die Rippen hatte, lebte noch und troch winselnd von einer der Leichen herunter. Aus den Schiffspapieren war zu ersehen, daß die Bark in einem Sturm zum Wrack geworden war und dann 6 Wochen hilflos auf dem Meere umhertrieb, ohne

Das Klima der russischen Jusel Sachalin bietet die abnorme Erscheinung, daß es auf den Abhängen der aus Jura, Kreide- und Tertiärschichten gebildeten Berge, welche das Rückgrat der Insel bilden und sich bis auf 2200 Meter erheben, wärmer ist, als in der Ebene. Während an den tief ein Schiff zu treffen. gelegenen Rüstenstrichen Birken, Ahorne, Eichen, Fichten, Tannen Auf Spitbergen wird in diesem Jahre eine Post: und andere nordische Bäume undurchdringliche Wälder bilden, begegnet anstalt errichtet werden.

-

-

Verantwortlicher Redakteur: August Jacobey in Berlin . Druck und Verlag von Mag Bading in Berlin .