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" Ja, versucht es nur einmal," antwortete der Verwalter, wird jeder Bauer mit der Büchsen umgehen, anstatt zu arbeiten."
Schlachtfelde der Friedel gefallen war, trug es sich zu, daß Vorstand, habe ich gesagt zu dem in Sandeben, wir dürfen zur Nachtszeit die Hirschen in den Kohlgarten des Reuthofer die Jagd nicht mehr verpachten!" drangen und die Blätter abfraßen. Als der Jakob von seinem Fenster aus das erste Mal diese ungeladenen Gäste gewahrte, tam ihm der Gedanke: Niederschießen! Man schießt heutzutag die Kalbinnen nieder, man schießt die Leut' nieder, warum soll man nicht einen Hirschen niederschießen, wenn er in den Gemüsegarten bricht!
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Er that's aber nicht, sondern ging am nächsten Tage hinaus nach Krebsau zum Verwalter der Kampelherrischen Befizungen.
Der Verwalter war in einem grauen Schlafrock, hatte Kleine freundliche Augen, eine große hübsch geröthete Nase, einen schönen falben Vollbart und war ein wohlgewogener Herr. Er hatte jetzt ein Bierglas vor sich stehen und eine Langberohrte Pfeife im Mund, die, wie der Mann bei seinem Schreibtische saß, zwischen den Beinen bis auf den Fußboden hinabging, wo eine Bärenhaut lag.
Nur immer herein!" rief er, als der Bauer artig an die Thür geklopft hatte.„ Ei, das ist ja der Neuthofer aus Altenmoos. Freut mich, daß Ihr mich einmal besucht, freut mich."
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Freude wird nicht viel dabei blieb mitten im Zimmer stehen. ſames!"
" Oho!"
sein," sagte der Jakob und Ist Unliebsames, Unlieb
" Ich muß mich beklagen der Wildschäden wegen. Die Hirschen fressen mir das Kraut."
" Da ist kein Beklagen nöthig, mein lieber Reuthofer," entgegnete der Verwalter, wie Ihr wisset, werden die Wildschäden abgeschätzt und vergütet."
" Ist schon recht das," sagte der Jakob, es kommt halt darauf an, wer sie abschätzt, die Beschädigten oder die Jagdliebhaber. Thun's die Herren, so ist es für die Bauern schlecht
Und thun's die Bauern, so ist es den Herren nicht recht, meint Ihr," fügte der Verwalter leutselig bei, na, setzt Euch doch nieder, Reuthofer."
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" Ich kann schon auch stehen," sagte der Jakob ernsthaft. Es ist eine wichtige Sache. Wenn Ihr uns Bauern die Wildschäden wirklich vergüten wolltet da täme es Euch halt theuer zu stehen. Mit Verlaub, da müßtet Ihr unsere Dienstboten löhnen und verköstigen, unser Vieh füttern und unsere Steuern zahlen. Das Wild frißt uns alles in Altenmoos d'rin, ich weiß mir nimmer zu helfen."
„ Na, na, so arg wird's wohl nicht sein," sagte der Verwalter und flopste an der Tischecke die Pfeife aus.
„ Gegen Diebe," fuhr der Jakob fort, kanu man sich zur Noth schützen und wehren, gegen Mißjahr und Hagel giebt's Versicherungen. Das Wild kommt jetzt schon jedes Jahr auf unsere Felder und Gärten und wir müssen zuschauen und warten, was es uns übrig läßt. Ein fremdes Vieh darf ich pfänden, wenn's auf meinen Grund kommt. Wollten wir einmal ein Reh abfangen oder gar niederschießen gnade uns Gott !"
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" Ja, lieber Bauer, das ist was anderes!" lachte der Verwalter. Dürft' Ihr denn ein verkauftes Ralb schlachten?" Das nicht."
" Nun also. Auch die Hirschen, Rehe und Hasen habt Ihr verkauft."
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Wieso?" fragte der Jakob." Wir haben keine Hirschen und Rehe und Hasen gehabt, so haben wir sie auch nicht ver taufen tönnen."
Hat die Gemeinde Sandeben mit Altenmoos nicht das Jagdrecht verpachtet?"
Ich bin nicht befragt worden, ob es mir recht ist," sagte der Bauer. Kürzlich hat mir der Sandebner Gemeindevorstand fünfundsechzig Kreuzer eingehändigt. Für was denn? habe ich gefragt. Ja, das wäre mein Jahresantheil vom Jagdpacht. So, sage ich. Daß die Herren Jäger beliebig über meine Felder und Wiesen steigen dürfen, daß sie mir Hund und Kaze niederbrennen dürfen; daß ich um Aecker und Gärten hohe Zäune soll aufführen, daß ich zur Jagdzeit mein Vieh nicht darf auf die Weide treiben, nicht Holzhacken in meinem Wald, daß ich der Wildschäden halber die weiten Wege muß machen zum Amt- für alles das bekomme ich fünfundsechzig Kreuzer. Ich habe früher, so lange wir noch Vieh auf Eure Almen treiben durften, für das Stück auf drei Monate drei Gulden bezahlt. Daß der Jagdherr hundert Thiere, oder so viel der will, das ganze Jahr auf meinen Weiden äsen läßt, dafür kriege ich fünfundsechzig Kreuzer.
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Wenn jeder Bauer mit der Büchsen umgeht," sagte der Jakob, alsdann wird das Wild bald ausgerottet sein, dann ist Ruh." Der Verwalter zuckte die Achseln.
" Ich will nicht sagen," fuhr der Jakob erregt fort, unser Herrgott hätte das Wild nur für die Armen erschaffen. Wer jagen kann, der kann sich das Brot auch anders verdienen. Ich sage das: Jm Bauernland ist das Wild ein Ungeziefer. Wer es auf seiner eigenen Haut hegen und jagen will, der mag's thun, auf meiner leide ich keines."
Wirst wohl müssen, mein lieber Bauer!" versetzte der Verwalter ruhig.
Zwölf Bauern sind heute so viel werth, wie ein Hirsch," rief der Jakob, aber ganz entrathen wollen sie des Bauern doch nicht, er soll für ihr Spiel das schöne Nebenspiel sein und für das Wild Futter anbauen. Eine Schande, daß sich der reiche Herr seine Hirschen und Böcke von den Bauern mästen läßt! Eine Schande für die Cavaliere, daß sie ihr Vergnügen auf Kosten armer Teufel treiben!"
Ihr habt recht," entgegnete der Verwalter und nahm einen wackeren Schluck aus dem Bierglase, da möcht' der Teufel armer Teufel sein!"
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,, Da ist kein Spaß zu machen," sagte der Jakob. Was die Herren auch anfangen, allemal geht der Schaden auf die Bauern aus. Sie sollen zufrieden sein mit ihren Jagd. revieren in Auen und Steppen, in Hochwäldern und auf Gemsgebirgen, da haben sie Jagd genug, tein Mensch wird's ihnen neiden. Aber die Bauernschaft sollen sie nicht so grob schädigen."
Wisset," sagte nun der Verwalter, schlug den Bierglass deckel zu und strich sich vom Barte die Tropfen, das versteht Ihr nicht. Ich an Eurer Stelle wollte mir's anders machen. Den ganzen Krempel von Wirthschaft würfe ich dem Kampelherrn an den Schädel. Jezt schert Ihr Euch drum, würde ich sagen, ich will Euch keinen Narren machen!- Rent hofer, ein Glas Bier müßt Ihr mit mir trinken. Ihr werdet Durst haben, der Weg ist weit von Altenmoos her. Seht Euch doch zu mir, so! Wie gesagt, Reuthofer, Ihr solltet Euch's bequemer machen. Der Mensch lebt nur einmal auf der Welt. In einer wegsameren Gegend solltet Ihr Euch gut sein lassen." Wir wäre nicht gut, Herr Verwalter," sagte der Jakob Nachdruck.
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Ah was, wenn man Geld hat, ist's überall gut." Daheim ist's am besten," sagte der Jakob.
Was tlagt Ihr denn nachher, daß Euch daheim so schlecht wäre?"
Ich mag von der Fremde nichts hören!" rief der Jakob. " Was Fremde! Wan ist überall fremd, wo es einem schlecht geht. Eure Nachbarn haben das besser verstanden." Meine Nachbarn? Das wären schlechte Beispiele zu Eurem guten Rath, Herr Verwalter!"
Es mag sein, daß sich mancher nicht zu betten verstanden hat. Wie Ihr dran seid, Reuthofer, Ihr könnt nichts mehr verlieren, Ihr könnt nur gewinnen. Und Ihr werdet sehr viel gewinnen, ich sage es Euch, ich bin Euer Freund, glaubt es mir."
„ Ihr sprecht als Diener Eures Herrn," sagte der Jakob. " Ich brauche ihm nicht zu schaden, um Euch zu nüzen. Ich gestehe es ja, daß dem Kampelherrn noch immer an Eurem Gute gelegen wäre, er möchte sich natürlich den Besitz abrunden."
Mir ist es hart, zu denken, daß ich ein Pfahl in seinem Fleische bin," sagte der Jakob, aber mein Gott, was soll ich thun? Ich kann ohne meinen Reuthof nicht leben." ( Fortsetzung folgt.)
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Kleines Feuilleton.
4400 Jahre altes Brot legte Professor Wittmack von der Berliner Landwirthschaftlichen Hochschule auf der vorjährigen Bersammlung des Gartenbau- Kongresses in München vor; ein aus grobem Mehl gebackenes Stück egyptischen Gerstenbrotes. Nach der Entfärbung mit Ammoniat ließen sich deutlich die Hüllentheile des Geritentornes unter dem Mikroskop erkennen und in Berührung mit Jodwaffer nahm die Krume noch die blaue Farbe der Jobs stärke an.
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