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aus dem Gottesfrieden allemal mitgebracht in den Reuthof, Sie trugen das Thier zum Brunnen, weideten es aus, sant bald wieder in Sorge und Traurigkeit zurück. Es war schleppten es in den Keller, thaten Stroh darauf und dann auf dem Hof teine Freude mehr, es galt nur mehr zur Noth legten sie sich wieder zu Bette. das Leben zu fristen. Vieh und Hafer verkaufte der Reut  - Am nächsten Morgen war der Jakobstag. Die Baueru hofer längst nicht mehr, es war alles kümmerlich geworden halten an ihrem Namenstage gerne auch das Gedächtniß ihrer und reichte kaum für den häuslichen Bedarf. Indeß bedurften Geburt. Bierundsechzig Jahre!" sagte der Jakob zu sich fie nichts von draußen. Getrockneten Kümmel verwendeten selbst. Bei manchem Menschen braucht es lange, bis er ein fie als Salz. Ging eine Fensterscheibe in Scherben, so Spizbub' wird." gab eine alte Hauspostille die Blätter her, um das Loch zu verkleben. Loden aus der Schafwolle, Leinwand aus dem spärlichen Flachs, Leder aus den Häuten ward schlecht und recht bereitet vermittelst der alten Vorrichtungen aus besseren Zeiten, die sich noch im Hause fanden.

Wie der Jakob im Gottesfrieden die Kirche entdeckt hatte, so hatte der Bechöl- Natz im Walde die Apotheke gefunden. Er sammelte Wurzeln und Kräuter, bei denen er sich aus­tannte, tochte Saft daraus oder rieb sie zu Pulver. Wenn dann die Krankheiten und Gebrechen kamen, wurden die Mittel mit gutem Vertrauen angewendet; manchmal halfen fie, manchmal nicht ganz wie die Sachen aus der lateinischen Küche.

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Kleine Geräthe des Hauses schnitte der Natz mit seinem Taschenmesser. Bei solchem Schnitzen geschah es manchmal, daß aus dem Stück Holz ein Pfeifchen ward, oder ein Pferdetopf, oder gar ein ganzes Roß und der Reiter darauf, und daß nachher der Alte mit solchen Sachen spielte wie ein Kind. Und doch war er, zum herben Tage aufgeschreckt, als bald wieder wach und klug und half sich und dem Jakob tapfer das Leben tragen.

Manchmal seufzte der Jakob tief auf, ohne etwas zu fagen. Da wußte es der Nah, er dachte an seine Tochter Angerl. Mit der stand's wohl kaum erfreulich. Ihr Mann, der Florian, war vom Feldzuge mit einem hölzernen Bein zurück gekommen. Bald darauf wurde der Steinhäusel- Pacht gelöst und sie zogen mit ihren Kindern von der Gemeinau fort. So viel wußte der Jakob, mehr wußte er nicht. Sie schrieben nicht, und daraus hätte ein anderer geschlossen, daß es ihnen nicht schlecht ergehen würde. Wie gerne hätte er ihnen seinen letzten Groschen geschickt! Die lieben Menschen, die ihm zu nächst standen in diesem Leben, sie darbten in der Fremde. Der Jakob fühlte, es lag auch hier eine Schuld vor. Er seufzte, aber er sagte nichts.

So vergingen die Tage, so holperte es fort auf dem Reut­hofe und hinten drein schlich das Schicksal..

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Von diesem Schusse an hatte der Garten eine Weile Ruhe. Die Rehe und Hirsche tamen bis zum Rain herbei, schauten zwischen den Eschen mit langen Hälsen herüber auf den grünen Kohl, aber die Luft roch so ein wenig un­heimlich und sie hatten nicht den Muth, ihr Verlangen zu stillen.

So streckte einmal der Nah sein altes Gesicht mit den weißen Bartstoppeln vor und munkelte: Bruder Jakob!' 3 ist noch das rechte Mittel gewesen!"

Ei der Satan!" sagte der Jakob hierauf. Hast Du die Mär von der Wildschüßenkugel nie gehört? Daß der Teufel von sieben abgeschossenen Wildschüßenkugeln allemal eine hin­führt, wohin er will?"

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Glaubst Du au solche Sachen?" fragte der Nazz.

" Ich glaube nicht daran," antwortete der Jakob, aber ich meine, daß so Sagen und Aussprüche, die aus alten Beiten kommen und von Geschlecht zu Geschlecht fortleben, doch auch ihre Bedeutung haben müssen. Ich habe nur das schon erfahren: Wenn man den Finger an den Hahn legt, da denkt man an fein Gebot und kein Gesetz, da denkt man nichts mehr als treffen will ich. Und ist's doch so, als ob in Unser­einem ein böser Geist aufstünde, sobald man die Mordwaffe in die Hand nimmt."

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Wird wohl eh nicht anders sein," entgegnete der Nah, wenn aber andere schießen, warum nicht wir auch? Geschossen ist geschossen, nur ob man's aus Luft oder aus Wehr thut, das ist der Unterschied."

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Daß auch der Pechöl- Naz so mordgierig sein kann!" be: merkte der Jakob.

Wundert mich selber," entgegnete jener, bin auch sonst gar nich so gewesen. Jedes Thierl hat mir derbarmt, aber weißt, Bruder, Du und ich, die zwei derbarmen mir halt noch mehr. Die Hauptsache ist, nur gut treffen, daß das arme Geschöpf nicht noch eine Weil' leiden muß."

Wenn der Mensch auf weitem Feld zu treffen ist, so wird der Hirsch im Wald auch zu treffen sein," sagte der Einmal in einer mondhellen Nacht war's, daß der Nah Jakob. den Jakob aus dem Schlafe weckte. Es waren wieder die Es geschah nun- anfangs zwar felten, allmälig aber vierfüßigen Schelme draußen. Drei Rehe stiegen im Garten öfter und öfter,- daß in der Umgebung des Reuthofes um and graften die jungen Pflanzen weg. Der Naz war ein Büchslein knallte. Manchmal sah man den Oberförster diesmal besonders erbittert, er hatte vor wenigen Tagen erst Ladislaus durch die Gegend hasten und um den Hof schleichen. die Kohl und Salatpflanzen bei dem alten Weibe in der Er war schon sehr gebückt und sein jetzt kurzgeschnittener Lunselteusche erbetteln und dabei außer dem Erbettelten auch Bart war grau wie Eis, aber seine Augen sprangen noch sonst noch manches einstecken müssen. Das alte Weib hatte scharf und stechend ins Grüne aus und die Beine hatten schon gezetert, was das für eine saubere Baueruwirthschaft wäre, spite Knie, waren aber flink. In den früheren Jahren nicht einmal Setzpflanzen zu haben! Das Wild hätte sie ge- batte man den Waldmeister stets behäbig des Weges kommen fressen, berichtete der Nat. Warum hat denn mir das Wild sehen; jetzt, da er alterte, lief er gebückt, hastig und geräusch­die Pflanzen nicht gefressen? rief das Weib. Warum denu? Weil los, wie auf Socken, so daß es immer zu sehen war, als ich mein Bett draußen im Garten stehen hab' und weil ich schleiche er jemanden an. So geht's, wenn List die Kraft er­die ganzen Nächte wach bleib' und Strümpf' strick' und Lärm setzen muß, Der Ladislaus schien Verdacht zu haben auf den schlag', wenn die Bestien anschleichen. Müßt Jhr's halt auch Reuthof, es war da etwas nicht richtig! Aber es war nicht so machen! Aber na, die Herren vom Reuthof wollen sich dahinter zu kommen und das wurmte ihn. Sein Leben hätte die Nacht gut sein lassen und schmeckt's ihnen besser, die Set- er dran setzer mögen, eine Spur zu finden. Die Hirschen und pflanzen nachher von den armen Häuslerinnen zu erbetteln. die Wildschüßen waren ihm die wichtigsten Dinge auf Da haft ihrer, ich hol' mir Milch dafür." Als hierauf der Welt.

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nach langem Bücken und Graben, wobei dem Alten schier Eines Tages begegnete er im Walde einem kleinen bar­das Kreuz absprang", die Pflanzen glücklich im Garten stauden, füßigen Knaben, der Erdbeeren sammelte. Der Waldmeister hübsch der Reihe nach gesetzt und mit Jauche gebüngt, wollte fragte, wer ihn erlaubt hätte, hier Beeren zu pflücken? es erst nicht regnen und mußte der Natz alle Abende vom Brunnen viele Kübeln Wasser herbeischleppen und die Setz­linge jeden für sich begießen. Und jetzt, wie sie anhuben zu gedeihen, waren die Thiere da, um sie abzufressen.

Das Kind schaute ihn erst mit großen Augen an und ant­wortete hernach schüchtern: Meine Mutter." Wer ist Deine Mutter?"

Der Ruabe schaute noch erstaunter drein. Jetzt weiß der Der Nay gab dem Jakob das Gewehr in die Hand. nicht, wer meine Mutter ist. Und das Kind wußte es zulegt Baff! durch die Wandlute hinaus. Machte das Reh einen selber nicht. Die Mutter ist halt die Mutter," wimmerte Sprung in die Luft und stürzte zu Boden. Die zwei anderen es endlich, lief davon und verstrente im Laufen die ins fetten in hohen Sprüngen über den Zaun und dem Walde Körbchen gesammelten Beeren. Der Oberjäger blickte ihm zu, daß der Boden dröhnte. Ce martialisch nach. Das Beerenpflücken wie das Schwämme und Ameiseneier- Sammeln ist verboten! Was soll man sich von dem Schmarogergesindel das Wild verscheuchen lassen aus seinen Standpläzen!

" Wirf den Rock nm," sagte der Jakob zum Nah, wir gehen hinaus. Ich hab's angezeigt, da haben sie mich ein gesperrt; jetzt zeige ich's nicht an, damit sie mich nicht ein sperren. Mau macht's, wie sie's haben wollen."

So werden wir halt alleweil gescheidter," versetzte der Nazz.

Es giebt aber Ausnahmen. Sah der Waldmeister einmal bas halberwachsene frische Töchterlein der böhmischen Kohlen­brennerin im Guldeisnerschlag. Die Alte war brummig, die