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Junge war es nicht, und diese fragte er schmunzelnd, ob sie| nicht manchmal in die Beeren gehe?

" Möcht' schon," antwortete sie schämig. Es seien die Himbeeren reif, fagte er und er wolle ihr verrathen, wo die schönsten und süßesten stünden!

" Herr!" flüsterte das Mädchen, Himbeeren brocken ist verboten."

Er streichelte sie an der Wange und munkelte: Ver botene Früchte schmecken um so besser. Auf der Sandlerhöhe wachsen sie, wenn Du hinauf willst..."

mehr.

Am nächsten Tage hatte sein Rosenkranz" einen Knoten

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( Fortfehung folgt.)

Cid, der brave Campeador.

Man schreibt uns:

Kleines Feuilleton.

Einen Fächer für 400 000 M. hat Howard Gould , seiner Braut, einer ehemaligen Schauspielerin, geschenkt. Der Fächer der Sohn des verstorbenen New- Yorker Börsenhaies Jay Gould , wurde in Paris hergestellt. Es ist ein Empire- Fächer, dessen Gestell aus Elfenbein gefertigt ist, welches mit acht Miniatur- Gemälden, Kopien berühmter Meister, bedeckt ist. Jeder der Fächerstäbe ist 612 3oll lang, am Griff kunstvoll geschnigt und oben abgerundet. Der Beschlag ist von Gold, das Ganze mit Diamanten übersät. Der Fächer ist das Werk von acht Künstlern.

Literarisches.

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Wie es gemacht wird. Im Montags- Abendblatt des Berliner Tageblattes" steht zu lesen:" In eigener Sache. Heute erhielt einer unserer Redakteure von einem bekannten Schriftsteller einen von Beleidigungen strohenden und mit Thätlichkeiten drohenden Brief, weil unser Redakteur dem Schriftsteller bei einer zufälligen Begegnung im Theater am Sonnabend den Gruß verweigert hat. Der Grund, der unseren Redakteur dabei leitete, dürfte die Deffentlichkeit inter­effiren. Der Autor hatte nämlich vor einiger Zeit an einem anderen Bu jenen geschichtlichen Persönlichkeiten, denen die mythen - unserer Redakteure einen nichtswürdigen Bestechungsversuch gewagt. bildende Kraft des Volkes Eigenschaften angedichtet hat, die sie nicht nur aus Rücksicht gegen die Angehörigen des Autors wurde besaßen, deren Thaten der Nachwelt in durchaus anderem Lichte damals von einer Veröffentlichung der Angelegenheit abgesehen, überliefert wurden, als ihnen wirklich eigen, gehört man begnügte sich, den Autor prompt wissen zu lassen, daß er an den Unrechten der in unzähligen Liedern besungene und in unzähligen gekommen war. Der erwähnte Schriftsteller hatte de Vivar, dem Reden verherrlichte Spanier Ruy Diaz Berliner Tageblatt" nämlich einen Feuilleton nannt der Eid Campeador ,( d. h. der Held Kämpfer). Der Roman zur Prüfung vorgelegt, - zu Händen des zuletzt er. Ueberlieferung nach war dieser taftilianische Grande das Muster wähnten Redakteurs. Es lag ein Brief bei, welcher den Redakteur aller ritterlichen Tugenden, edel, gottesfürchtig, ein Schüßer der ersuchte, die Annahme des Romans bis zu einem bestimmten Tage Armen und Unterdrückten, ein Muster au Treue und Tapferkeit, zu bewirken. Dem Briefe war folgende Anweisung zugefügt: und so geliebt und bewundert von seinem Volke und ge An die Bank für Handel und Industrie. fürchtet von seinen Gegnern, daß sein bloßer Aublick den Berlin , Schinkelplats. legteren Todesfurcht, den ersten aber unbesiegbaren Muth einflößte. Ersuche dem Ueberbringer 200 M.( Zweihundert Mart) meines Als er schließlich bei der Vertheidigung Valencia's gegen die Mauren Guthabens für mich auszuzahlen, deren Empfang ich unter dem stirbt, wird feine Leiche in voller Rüstung auf ein Pferd gefeßt, und heutigen Datum hiermit quittire. um den schon todten Helden geschaart, erfochten die Spanier, die der Glaube, ihr Führer lebe noch, mit flammender Begeisterung erliegenden Begleitbriefe, daß er seinen Dank nach definitiver An­füllt, einen glänzenden Sieg über die Ungläubigen.

So die Sage. Und die Wirklichkeit?

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Valencia vermochte aber," lesen wir in G. Dierds' Geschichte Spaniens ( Berlin 1896) Bd. 1, S. 555, Valencia vermochte aber dem rohen, chriftlichen, nur von Habgier und Selbstfucht beherrschten Söldnerführer Rodrigo Diaz de Vivar , genannt der Gio, feinen Widerstand zu leisten, sondern fiel demselben zum Opfer, wobei diefer von der Dichtung späterer Zeiten zum Nationalhelden ge­stempelte, charakterlofe und treubrüchige allerdings sehr fromme Freibeuter das Stadtoberhaupt auf die empörendste Weise zu Noch träftiger drückt sich Professor Müller( Königsberg ) in feinem, als Band des Onden'schen Sammelwerts Algemeine Geschichte in Einzeldarstellungen" erschienenen Werke" Der Islam im Morgen- und Abendland" über unsern Helden aus: Da heißt es auf Seite 635:

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Zode martern ließ."

( Name des Autors.) Bugleich schrieb der Autor in dem uns noch im Original vors nahme noch weiter bethätigen werde. Der Adressat begnügte ich, wie gesagt, dieser unerhörten Zumuthung damit zu begegnen, daß er dem Schriftsteller Roman und Anweisung umgehend zurück­sandte. Die hier abgedruckte Abschrift der Anweisung, von einem Beugen beglaubigt, wurde zurückbehalten. Im übrigen bewahrte der von dem Autor Beleidigte, wie erwähnt, längere Zeit Stillschweigen, bis er erft jüngsthin, nach der Première eines von Rollegenkreise zum besten gab. Darauf nun wurde vorgestern dem jenem Autor verfaßten Stückes, feine Erfahrungen mit diesem im Schriftsteller der Gruß verweigert, eine gewiß noch gelinde Abwehr, über die der Autor besser mit Stillschweigen quittirt hätte. Statt deffen ließ er jenen im Eingang erwähnten Brief vom Stapel und veranlaßt uns dadurch, keine weitere Schonung dem Bestecher gegenüber walten zu lassen. Wir geben seinen Namen hiermit der Verachtung aller anständig Denkenden preis. Es ist Herr Robert Misch.­

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Theater.

Um Valencia aber haufte ein Freibeuter auf den wir im Borübergehen einen Blick werfen müssen, nicht wegen der eigenen Bedeutung seiner widerwärtigen Persönlichkeit, sondern wegen des Im Schillertheater wurde am Sonnabend eine Tragi. Ruhmes, dessen er ungerechtfertigter Weise bis auf den heutigen Tag be- fomödie Die gerechte Welt" von Carlot Reuling zum ersten fitt. Es ist Rodrigo oder Ruy Diaz von Bivar, bekannt unter den Bei- Male aufgeführt. Ju einem Börsenblatt konnte man lesen, daß namen Eid und Campeador ; einer von den Landsknechtsführern, dieses Schauspiel wie geschaffen sei, um im Verein der Rothen welche damals ihre Dienste je nach Laune und Bezahlung christlichen Nelfe" mächtig zu wirken. Für den bürgerlichen Spötter ist der oder muslimischen Fürsten zur Verfügung stellten, hat er gleichmäßig Ausdruck bezeichnend. Er meint damit: Ein Drama branche nur für die Benu Hud) von Saragossa und für König Alfons gefochten, groblinig zu fein und lärmenden Genossen" werde es behagen, immer aber gefehen, wo er am meisten Beute erwischen tönnte. wenn es nur die Sünden eines Kapitalisten recht schwarz male. Meineidig, trenlos und grausam hat er beiden Parteien empfind- Hätte er feinerzeit die Freie Boltsbühne" beachtet, er wäre eines lichen Schaden zugefügt, ohne je etwas anderes zu erstreben, als ein besseren belehrt worden. eigenes Fürstenthum für sich, gleichgiltig auf welche Weise es ge­wonnen wurde."

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Man muß gestehen", fährt Professor Müller fort, die Spanier find in der Wahl ihres Nationalhelden nicht ganz glücklich gewesen." Und ferner: Sein Ziel hat das Scheusal nur für kurze Frist erreicht: 1099" starb er vor Wuth über die entscheidende Niederlage seiner Truppen, nachdem er natürlich vorher brav Kirchen gebaut oder ausgestattet hatte." Bald nach seinem Tode fiel Valencia in die Hände der Ungläubigen."

Charakteristisch an der Eid- Legende ist noch, daß dieser " Held und biedere Kämpe" bald als Streiter der unverbrüchlichen Treue, des hundemäßigen Gehorsams gegen den angestammten König, bald als Vertreter der Rechte der Feudalherren gegenüber dem Königthum gefeiert wird. Die Sage paßt sich dem Gebrauch der rivalisirenden Parteien nach Bedürfniß an, bis endlich im 14. Jahrhundert der Absolutismus fest im Sattel fitzt, und damit auch die diesem genehme Lesart der Legende die Ober­hand behält. Als der treue Diener feines Herrn" ist der brave Ruy Diaz de Vivar von da ab gefeiert worden, bis die historische Forschung auszog, das Original diefer fabelhaften Blüthe der Ritterlichkeit zu suchen und statt des Vorbildes alles Großen und Schönen einer " Freibeuter" fand."

*) Ein maurischer Fürstenstamm.

demokratische Predigt aufzufaffen! Welcher Frrthum übrigens, Carlot Reuling's Stüd als fozial

Die Komödie erinnert an

Beichnungen in Schwarz und Weiß. Schwarz und Weiß ist aber grell nebeneinander gestellt, ohne Abstufungen. Der Titel Die gerechte Welt" bedeutet eine Fronie die beiden Parteien, die Schwarz und Weiß darstellen, verförpern nicht eigentlich Kapital und Proletariat.

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Was hatte die Lehre, daß das Kapital Existenzen zerstöre, wenn es in die Hände von Schuften gerathe, mit sozialdemokratischen Anschauungen zu thun? Die verallgemeinern doch Wirken, und Wesen des Kapitalismus und fümmern sich nicht um diese oder jene Person. Wenn man dann die unschuldsvollen Leute ansieht, die zwei abgefeimten Börsengaunern in die Hände fallen! Da ist ein Werkmeister Hügel. Er hat sich, wie Richter's Sparagnes, durch seiner Hände Arbeit und dadurch, daß er darbte, Häring mit Pell fartoffeln war ein Sonntagsgericht ein Kapitälchen erworben. Das legt er in amerikanischen Papieren an, die 11 pt. abwerfen. Für einen biederen Kleinbürger verdammt prozentgierig! Natürlich fällt der kleine Hecht den größeren Hechten, den Baufschwindlern Großs mann zum Opfer. Die Spekulationspapiere waren faul. Nicht genug daran, der eine der Brüder Großmann hat Hügel' s Schwester verführt; und als Großmann, den der Verzweifelte zur Rede stellt, unverschämt wird, da ergreift Hügel in blinder Wuth ein Messer und sticht den Großmann über den Haufen. Großmann ist indeß nur schwer verwundet. Nach mehreren Jahren wird Hügel