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Strohschaub zu breiten, den ihm der Jakob in die Stube| Ausschuß der Kommune gewählt und einige Tage später in den zur Schlafftätte getragen hatte, fletzelte er ein Papier aus 28ohlfahrts Ausschuß.
der Tasche." Da hab' ich wenn's wahr ist einen Während der Kommune that Brissac seine Schuldigkeit. In der Brief," murmelte er. Hätt eh bald vergessen, daß ich ihn blutigen Maiwoche erlag die Kommune dem Ansturm der überabgieb'. Dem Jakob Steinreuter gehört er" und las stockend mächtigen Feinde. Fünfunddreißigtausend Leichen bezeichneten den Sieg der„ Ordnung". die Adresse:„ Bauer in Altenmoos bei Sandeben, letzte Post Krebsau in Steiermark . Raiserthum Desterreich. Muß weit her sein, weil er so viel umfragt in der Welt nach dem Jakob Steinreuter. Da haft ihn."
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Wie kommst Du zu so einem Brief?" fragte der Jakob, das große versiegelte und verbogene Schreiben ihm aus der Hand nehmend.
Traurig stünd's mit Eurer Post, wenn unsereiner nicht wär'. Hundstraurig. Der Bot' in Sandeben wohin ich ginge? schreit er mir nach. Heim, sag' ich, ins Altenmoos. Ob ich mir einen Botengroschen wollt' verdienen und einen Brief mitnehmen für den Reuthofer? Lumpig! sage ich, daß Ihr sogar die Ravaliere belästigen müßt mit Eurer Brief post. Her den Bettel! Sapperment, ist das einmal ein Federbett!" fant Damit sank er in das Stroh. Ah, jetzt werd' ich bald Rönig sein," lallte er noch, dann schnarchte er auch schon.
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( Fortsetzung folgt.)
Ein Kommunard.
In der nächsten Nummer beginnen wir mit dem Abdruck der Erinnerungen eines Kommunetämpfer 3" von Henri Brissac. Wer ist Henri Briffac? werden die Jüngeren fragen. Unter den Aelteren sind viele, die ihn dem Namen und Ruf nach Tennen, dieses Prachtexemplar der immer seltener werdenden Vieilles Barbes( Alten Bärte"), wie man in Frankreich die noch überlebenden Verschwörer und Barrikadenkämpfer aus den Zeiten Louis Philipp's und Napoleon's des Kleinen nennt. Es war damals die Romantit der Revolution, und Henri Brissac mit seinem Feuerkopf und seiner flammenden Phantasie war einer der romantischsten jener Romantiker. Und ist er auch jetzt in den Siebzigen ward 1825 geboren so ist sein Herz doch noch so jung wie vor 50 Jahren, nur daß sich aus dem Romantiker der Revolution ein flar bewußter Sozialist entwickelt hat.
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Als Knabe und Jüngling begeistert durch die Großthaten der französischen Revolution, gerieth er als Einundzwanzigjähriger in die sozialistische Strömung. Er las 1846 die Schriften Fourier's, dessen scharfe, lebendige Kitik der Bourgeoisie- Wirthschaft sich ihm unverlöschlich einbrannte.
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Die Fourieristen waren eine der drei sozialistischen Sekten, die damals in Frankreich neben einander und mit einander rangen: Saint Simonisten, Gabetisten, Fourieristen. Die revolutionären Franzosen mußten zu jener Zeit irgend einem Jsmus
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Ende
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Am 20. Juni wurde Brissac verhaftet und zu lebenslänglicher Deportation, d. h. zur„ trodenen Guillotine" verurtheilt. Seine Schicksale in der Gefangenschaft und auf dem Bagno hat er in feinen Erinnerungen" beschrieben, die wir für den Vorwärts" übersetzen ließen und die wir von morgen an unseren Lesern vors führen werden. Ist doch morgen der 26. Jahrestag der Kommune Erhebung. In seinen Erinnerungen" lernen unsere Genossinnen der und Genossen den Mann kennen. Le style c'est l'homme Stil ist der Mensch und der Mann.
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Die Amnestie des Jahres 1880 öffnete Brissac die Thore des Ge fängnisses und der Heimath.
Im Kerker hatte er Muße gehabt, nachzudenken, sich zu sammeln. Er begriff, daß der Sozialismus etwas anderes ist als philanthropische Träumerei und eine Sammlung frommer Wünsche, Er hatte von Mary gehört- sobald er in Frankreich war und sich Bücher verschaffen konnte, ging er an das Studium des Kapitals" und anderer Schriften unseres großen Lehrers. Und er, der sozialistische Schwärmer, wurde wissenschaftlicher Sozialist.
Seitdem ist Henri Brissac unermüdlich thätig in der Propaganda für den modernen wissenschaftlichen Sozialismus und die internationale Sozialdemokratie. In allen Organen, welche die revolutionären Sozialisten nacheinander ins Leben riesen, arbeitete er mit, der fleißigsten und tüchtigsten einer- im ,, Citoyen"( Bürger"), im ,, Citoyen de Paris"( Bürger von Paris "), im ,, Cri du Peuple" Außerdem in der Société Nouvelle( ber Ruf des Volks").
Neuen Gesellschaft") von Brüssel, und in der wissenschaftlichen " Revue Socialiste" 2c. Bom Augenblick an, wo die Petite e- publique" unter den Einfluß der sozialistischen Partei kam, wurde Brissac Mitglied der Redaktion.
Ehre dem Braven! Und noch recht viele Kämpfe! Das ist das W. L. beste, was wir ihm wünschen können.
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Kleines Feuilleton.
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Aphorismen über die Kunst. Sich selbst zu offenbaren und den Künstler zu verbergen, ist Zweck der Kunst. Kritiker ist der, der seinen Eindruck vom Schönen in neuer Form oder neuer Technik wiedergeben kann. Bücher sind weder moralisch noch unmoralisch; sie sind gut ges schrieben oder schlecht geschrieben. Ein drittes giebt es nicht. Rein Künstler will etwas beweisen; nur Thatsachen können be wiesen werden.
gespiegelt.
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.( Wiener Rundschau.")
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Künste; vom Standpunkt des Gefühls ist es die Schauspielkunst. Vom formellen Standpunkt ist die Musit das Urbild aller Der Beschauer, nicht das Leben, wird von der Kunst wieder. Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwert zeigen, daß es huldigen auch die von heute haben diesen nationalen Erbfehler noch nicht ganz ausgefchwiht-; Brissac wurde Fourierist. Mit Conneu, vollständig und lebensfähig ist. Alle Kunst ist ganz nuglos. siderant, Gantagrel und anderen arbeitete er an der nach Fourier's Tode gegründeten ,, Democratie Pacifique"( wörtlich: friedliche Demokratie"), dem Hauptorgau vorachtundvierziger- Wie die Venns von Milo aufgefunden wurde, darüber Sozialisten. Trotz der Friedlichkeit der friedlichen Demokratie" hat der verstorbene Marquis von Trogoff Lanvaux, der im tämpfte er, 23 Jahre alt, auf den Barrikaden des Februar( 1848), Jahre 1820 Seefadett auf der Espérance" war und sich im und vier Monate später auf denen der Junischlacht. Er kam heiler März jenes Jahres auf der Jusel Milo, dem alten Melos, aufhielt, eine Haut davon; und auch der Staatsstreich des 2. Dezember 1851 ver. Notis hinterlassen, die erst jetzt zur Veröffentlichung gelangt. Sie schonte den noch wenig Bekannten. Unter dem Raiserreich fette lautet nach einer Mittheilung des Leipz. Tagebl.": Während Brissac feine literarische Thätigkeit fort, so gut es ging, und wurde unseres Aufenthaltes in Melos bemerkte ein griechischer Bauer bei durch ein Gedicht, das er George Sand widmete, mit dieser der Feldarbeit, daß die Erde den wiederholten Schlägen genialsten Verfechterin der Frauenemanzipation bekannt und be- feiner Hacke widersteht, zieht diese zurück und gewahrt freundet. der fünfziger Jahre gründete er die eine Art Wölbung. Getrieben durch die Neugier und die Revue de Paris", de Paris", welche jedoch bald von der kaiser- Hoffnung, einen werthvollen Fund zu machen, grävt er rund lichen Polizei unterdrückt ward. Von Ekel erfüllt über herum und erkennt, daß er eine Art Nische vor sich hat. Nach die politische Schandwirthschaft und an der Möglichkeit baldiger vieler Arbeit findet er endlich die Eingangsthür, stürzt sich darauf Befferung verzweifelnd, begab Briffac sich 1860 nach Warschau, wo und sieht zu seinem großen Erstaunen eine wundervolle Frauenfigur er als Sprachlehrer seinen Lebensunterhalt fand. Sieben Jahre mit zwei Hermen zu beiden Seiten. Sie ist gut erhalten. In einer später veröffentlichte er in Paris, wo der Druck des kaiserlichen ihrer Hände hält sie einen Apfel, und man hat sie deshalb für die Despotismus anscheinend etwas nachließ, feine von schwärmerischer Gottheit der Insel angesehen da melos im Griechischen Apfel Liebe zur Menschheit getragene Schrift: Der neue Geist in der bedeutet aber man kann sie ebenso gut für eine Venus halten. Menschheit"( l'Esprit Nouveau dans l'Humanité); und im Jahre 1869 Sie ist von großer Schönheit; die Draperien sind bewunderns. tehrte er in die Heimath zurück, um sich persönlich an dem Kampf werth ausgeführt." Der herrlichen Figur fehlen gegen das Kaiserreich zu betheiligen, dem die junge franzöfifche beiden Arme, und nach dem damaligen offiziellen Bericht sollte sie Demokratie kühner und fühner zu Leibe ging. Jm, Rappel", in der auch ohne Arme gefunden worden sein. Dem widerspricht nun Cloche"( Glocke") war seine Feber unermüdlich, und in Versammlungen, sowohl die obige, gewiß einwandsfreie Mittheilung eines ganz undie allerdings nur in privat gemietheten Räumen stattfinden durften, beeinflußten Augenzeugen, der ebenfalls als Schiffstadett der Aus. bildete sich Brissac zum Voltsredner. Der Krieg kam; der Sturz Napoleon' s, grabung beiwohnte. Dumont d' Urville, der 1874 schrieb: Die Statue die Errichtung der Republik; die Belagerung von Paris. Brissac ftellte eine nackte Frau dar, deren linke emporgehobene Hand einen trat in die Redaktion des„ Combat"( Kampf") ein, und später auch Apfel trug, während die rechte ein geschickt drapirtes des Bengeur"( Rächer"). An den Versuchen, die Republik demo- Gewand hielt, das nachlässig von den Hüften bis zu den fratisch zu machen und den revolutionären Massenkrieg zur Ver- Füßen herabfiel; beide verstümmelt und theidigung zu organisiren, nahm er natürlich nach Kräften theil. Die sind augenblicklich vom Körper entfernt." Woher diese Ver französischen Reaktionäre wollen die Republik ersticken, das be- ftümmelung rührte, darüber giebt die Erzählung des Vizewaffnete Baris entwaffnen. Das Volt erhebt sich am 18. März fonfuls Brest Auskunft, daß sich um den Besitz des Standbildes 1871. Die Rommune ersteht und Brissac wird Mitglied zwischen französischen, griechischen und türkischen Soldaten ein förm der Kommune. Am 15. April wird er in den Exekutiv liches Gefecht entsponnen habe, bei dem die Statue arg zu Schaden
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