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noch" Ja, der eigene Sohn und heut noch- heut Nacht|

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Der Maylrainer kämpft mühsam die aufsteigenden Thränen hinunter: Kräntlich war er schon, doch hat der Doktor g'sagt, Der Habermeifter legt ihm die Hand auf die Schulter: er hätt' noch a paar Jahreln leben könne. Aber dös hat ihm Du weißt, daß dei Vater schon lang dem Haberg'richt ver- den Todesstoß geb'n, daß ihm mei Vater d' Hypothek kündt fallen ist, daß die Auflag' von allen Seiten gegen ihn er hat und ihm mit' m G'richtsvollzieher droht. Die Schand hoben ist Du warst's ja, der sich seit drei Wochen überleb' ich mit, hat er g'jagt, hat sich niederlegen müssen immer dagegen g'sträubt hat! Damals hab'n wir's ohne und a Stund' drauf war er todt! Grad daß sie noch hab'n Dich machen woll'n, weil in unsere Ueberlieferungen noch' n Pfarrer' rauf holen könne." tei' Fall verzeichnet ist, wo ein Sohn den Vater durch's Wie ein nahender Sturm erhebt sich jetzt drohendes Ges Haberfeld trieben hätt'! Du hast nur Dei Einwilligung geben murmel unter den Männern: Der arme Teufel- der Allmeyer, sollen, weil wir sonst nit spruchfähig g'wesen wären, aber auch' s war so a rechtschaffner Mann. Grad z'sammschießen soll das hast nit woll'n und heut tommst auf einmal daherg'saust ma' den Blutsauger. 3'erst hat er' m Allmeyer' 3 G'schäft wie's Wetter und sagst, Du thuest selber mit! Das ist jetzt ruinirt mit seiner Kunstmühl, daß man's jetzt nur noch halt der Zorn, weil Du was mit Dei'm Vater g'habt hast zur todten Mühl heißt, und dann nimmt er' m''s Häusl aber ein schnelles Feuer verraucht auch schnell, und morgen auch noch!" wenn Dei Zorn vorbei ist, reut's Dich wieder. Drum bedent's

3'erst und sei nit so jäh!"

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( Fortsetzung folgt.)

Kleines Feuilleton.

Jetzt richtet der junge Mann den Blick ruhiger und flarer auf den Haberermeister und sein ganzes Wesen nimmt eine bestimmtere Haltung an:" Du meinst, es sei, nur weil mei Vater mich falsch g'macht hat? Nein, Habermeister, dös Schlüffelversicherung. In einzelnen englischen Städten hat nur' s Maß zum Ueberlaufen bracht. Wenn ich mich findet man Gesellschaften, welche unter ihre Versicherungen auch g'sträubt hab' gegen' s Treiben, so war's weil ich probiren Schlüffelversicherungen begreifen. Für jährlich zwei Schilling erhält wollt', noch im guten mit ihm z' reden. Aber da ist alles man eine fleine Platte, die man an dem Schlüsselbund befestigt. vergebens, dös hab' i heut g'sehen und darum soll er's haben. Die eine Seite dieser Platte trägt eine Nummer, die andere eine Ihr sagt, es brächt' fein' Segen, wenn der Sohn dem Vater Aufschrift, welche ersucht, das Schlüsselbund so schnell wie möglich Haberfeld treibt? Ich frag' Euch, ob's mir Segen bringt, zum nächsten Polizei- Bureau zu tragen. Der Finder erhält dort wann ich ruhig zuschau, wie der Vater einen armen Mann um eine Belohnung von 2 Schillingen ; er erfährt aber so nicht den Be­fizer und kann also auch mit den gefundenen Schlüsseln nichts an­den andern von Haus und Hof treibt? Soll ich die Flüch' fangen, wenn er ein Dieb sein sollte. Die Polizei stellt das Bund ernten, die mein Vater jät? Schaut dort den Tilly der Gesellschaft zu, und diese stellt in ihrer Liste den Eigner feft. an! Seit ihm der Vater weg'n fünfzehnhundert wird das Verlorene nicht zurückgestellt, so zahlt die Gesellschaft bis Gulden sei Gütl g'nommen und 3 dann für drei zu 100 Schillingen Vergütung. Diese Schlüsselversicherung ist gleich­tausend verkauft hat ist er aus Verzweiflung ganz zeitig auch eine Unfallversicherung. Trifft den Inhaber eines ver­verkommen und war so a ordentlicher Mann. Aber sicherten Schlüsselbundes in einem öffentlichen Verkehrsmittel ein Unglück mit tödtlichem Ausgang, so erhalten seine Erben von der bekommen die Hälfte, doch muß ein versicherter Radler jährlich einen Gesellschaft 1500 Schilling; die Erben eines verunglückten Radlers halben Schilling mehr Versicherungsgebühr zahlen.-

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dös kümmert den Vater all' nix. Der geht nur drauf aus, Güter z'samm z'bringen, mag z' grund g'richtet werden wer will! Wenn da noch z' helfen ist, dann ist's nur durch a Haberfeldtreiben sonst durch nix. Grad, daß Ihr seht, daß es a ernfte Sach' ist, um die sich's handelt, thu ich mit!- Denn wann ich dabei bin, hört der Spaß auf! Ich bitt' also, daß die Jungen unter Euch dösmal das Treiben nit als a Gaudi betrachten und Lumpereien machen, sondern als a schwer's Strafg'richt, was der eigene Sohn in seiner Noth über den Vater verhängt!"

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Dadrum brauchst Dich nit z' sorgen, das überlaß' Du nur mir" sagt der Habermeister unwirsch.

" Jetzt freu Dich, Hochbräu,- jetzt kommt die Abrech­nung stammelt der Unglückliche, von dem der Maylrainer vorhin geredet, mit verglastem, drohendem Blick. Tilly,

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sei still und nimm Dich z'samm, daß d' a gerechte Sach' nit zu einer ung rechten machst und meinst Du kannst da Dein' Haß auslassen. Büßen soll mei Vater, aber Leids laß ich ihm feins g'schehen- und weh dem, der ihm a Haar krümmt!" Er geht zum Fenster und macht einen Spalt am Laden auf, um die Nachtluft die heiße Stirn fühlen zu lassen. Schwer athmend blickt der Jüngs ling zu dem düstern Nachthimmel auf, von dem sich kaum die Dann schwarzen Umrisse mehr abheben, so dunkel ist's. schließt er den Laden wieder und sieht auf die Uhr: 3 ist schon acht Uhr. Heut wird wohl niy mehr z' machen sein.

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Das kannst Dir denken," sagt der Habermeister, brächt' man so schnell die Leut' z'sammen?"

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weg'n dem! In drei Stunden hab' ich sie alle!" ruft der Tilly mit funkelnden Augen und springt behende herbei. Der hagere, abgezehrte Körper zittert vor Begier, die Sache der Vergeltung zu fördern. Schon greift er nach der zer­Lumpten Joppe, die er am Nagel hängen hat da gebietet der Habermeister Halt!

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Der Sklavenhandel in Afrika . Der Amerikaner Heli Chates laine, welcher Jahre lang Agent der Vereinigten Staaten in Loanda gewesen ist, hat, wie Londoner Blätter mittheilen, unlängst seine Ansichten über den Sklavenhandel veröffentlicht. Diese offene Wunde der Menschheit", führt er aus, eitert noch so efelerregend wie früher. Bon 200 000 000 Afrikanern find 50 000 000 Sklaven. Auf den Jufeln Sansibar und Pemba, welche von Großbritannien verwaltet werden, befinden sich 200 000 Stlaven. Auf jeden Sklaven, der die Rüfte erreicht, fommen 8 Sklaven, welche unterwegs oder im Innern umtommen. Jährlich werden 7000 Sklaven nach Sansibar ge= schmuggelt und 11 000 nach Arabien . Man glaube nicht, daß mit der Unterjochung der Mohammedaner, welche doch die Haupt­eben ein Grundelement der jetzigen afrikanischen Zustände. Die sklavenhändler sind, die Sklaverei aufhören wird. Die letztere ist Eltern verkaufen ihre Kinder. Schuldner und Verbrecher werden in die Sklaverei verkauft. Sklaven bilden die reguläre Währung auf immensen Gebieten des Innern von Afrifa. Sie sind Zugthiere, welche Elfenbein, Gummi und Wachs an die Küste tragen und die europäischen Produkte in das Junere zurückbringen. Stlaven sind die Träger der Rarawanen der europäischen Reifenden, welche sich in unerforschte Gegenden begeben. Die Ausrottung der Stlaverei in Afrita kann nur erfolgen, wenn die allgemeinen Zustände eine völlige Veränderung erfahren."

Theater.

Zum dritten Male nun begegnen wir den Einsamen Menschen von Gerhart Hauptmann auf der Berliner Bühne. Auf der Freien Bühne wurde das Drama wohl anfänglich überschätzt; im Deutschen Theater des Herrn L'Arronge folgte dann ein heftiger Rückschlag; bald verschwand das Schauspiel vom Repertoire. Am Dienstag ward es wiederum in den Spielplan des Deutschen Theaters aufgenommen, und jetzt wird man der Dichtung eher gerecht werden fönnen, ohne ihre Bedeutung das sie darstellt, zu zu überheben und ohne das Geure, unterschäßen. Einfame Menschen sind in einer Zeit geboren, in der die fein- empfindlichen Seelen wund werden. Zum starken können fehlt es den Leuten am entschiedenen Zug; und so verbluten sie im Kampf zwischen Wollen und Können. Nicht große tragische Gewalt, aber zart wehmüthige Elegie wird in dem Genre von Hauptmann's Einsamen Menschen verkündet. Das scheint der der Poeste unserer Tage, die im einzelnen sehr sensitiv, voll intimer Reize sein kann, aber nirgend oder zur Erhabenheit Die Männer schütteln die Köpfe: Wir sind schon seit sur Macht, zu leuchtender Frische vordringt. Die jetzige Darstellung im Deutschen Theater fieben Uhr da!" ragt taum über das Ensemble der der Freien Bühne vor. O mein Gott, da habt Ihr's noch gar nit erfahren Allen Respekt zunächst vor Herrn Sauer, dessen künstlerische Ehr­der Allmeyer der Vater von der Wiltrand, ist g'storben." lichkeit sich erst jetzt zur Steife entfaltet. Moderne, geistig leicht " Jesus , der Allmeyer?" rufen die Männer erschrocken reizbare Menschen hat er trefflich und scharf beobachtet. Das hat und theilnehmend. Wie ist das gangen- war er denn sokrant?" in jedem Zug sein Johannes Vockerat bewiesen. Frl. Elfe Leh.

" Buerst," sagt er zu Maytrainer,"" müßt' man doch wissen, warum D' auf einmal so presfirst, nachdem D' Dich so lang b'sonnen hast? Liegt noch was anders vor, als was uns allen schon bekannt ist?"

" No, das will i meinen! Wißt Ihr denn nit, was heut Grundakkord abend g'schehen ist?"

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