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mit: Grad so viel wie i Dein Sohn lieb hab' und ewig lieb| christlichs Grab, die nit so rein und so unschuldig sind wie b'halten werd', grad so verhaßt bist Du mir für Zeit und das Vogerl! Warum soll denn das Thierl, das nix gethan hat Ewigkeit. Und lieber will i betteln für mich und mein' als g'sunge und mein' armen Kranken sein jammervolls Leben armen Bruder, lieber unter freiem Himmel, auf'm offne erheitert, nit auch mit sei'm Herrn auf'm Gottsader liegen?" Feld schlafen und Hunger und Noth leiden, als von Dir a Der Gottesacker ist nur für die Menschen, da g'hört Stück Brot und' n Platz auf der Ofenbank!- Und jetzt kei Thier hin!" deklamirt das Leichenweib salbungsvoll. ' naus wir zwei haben ausg'redt!" " Ja natürlich, weil wir Menschen so viel besser sind!" höhnt Wiltraud mit der ganzen Bitterkeit ihres mißhandelten Herzens: Herzens: Dös unschuldig Vogerl soll' n Kirchhof b'schandeln, aber die Menschen begrabt man mit'm großen G'läut und erster Klass', wann sie's zahlen, sie mög'n so schlecht sein wie sie woll'n!"
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Dem Hochbräu schwindelt, er wankt an dem Todten vorbei, ohne ihn anzusehen, so groß ist die Macht des so groß ist die Macht des Mädchens in diesem Augenblick, daß er keine Widerrede mehr findet. Nur unter der Thür ballt er noch einmal die Fauft und stammelt, nach Athem ringend:" Das wirst Du mir bezahlen."
Wiltraud schließt stumm die Thür hinter ihm. Dann fniet sie bei der Leiche nieder und küßt die kalten Hände ihres Vaters.
toloji Der Bannspruch.
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Ein
Eine warme Spätherbstsonne ist über der Welt auf gegangen. Sie hat den Schnee gänzlich weggeschmolzen, daß die Erde wieder braun ist und die herbstlichen Matten grün sind und scheint lächelnd sagen zu wollen:" Es war nicht so eruft gemeint- ich bin schon noch da!" Aber vergebens strahlt sie zu den kleinen Fenstern der todten Mühl' herein, dort antwortet ihr fein Lächeln. Das Mädchengesicht, das sonst ihren Schein rofig zurückstrahlte, ist über Nacht aschfahl die Lider der und wie um zehn Jahre älter geworden, glänzenden Augen, in denen sie sich gespiegelt, sind heute müde gesenkt, und das lockige Haar, das sie mit rothbraunem Schimmer vergoldet, flebt feucht und dunkel um die bleiche Stirn. Zeifiglein, das ihr sonst entgegengejubelt, rührt sich auch nicht. Es liegt todt in seinem Käfig sie haben's gestern zu füttern vergessen in all' der Drangfal. Wiltraud hat's soeben entdeckt und die Thränen rinnen ihr über die Wangen. Sie nimmt's heraus, sie haucht's an und hält's in der warmen Hand, vergebens es bleibt falt und steif. Arm's Vogele, hab'n wir Dich vergessen? Lieber Gott, rech'n mir's nit an!' s war ja auch ' n anvertraut's flein's Leben und' m Vater sei einzige Freud! Aber weil er's halt immer g'füttert hat, d'rum war man's auch nit g'wohnt, wie's Uhraufziehen, und gestern! Ach" sie wischt sich mit der Hand über die Stirn, als wolle sie die furchtbare Erinnerung wegwischen. Sie drückt sanft ihre Lippen auf die Brust des Thierchens. Verzeih mir's, verzeih! hab's nit gern' than!" schluchzt sie leise. Dann trägt sie das Vögelchen zu dem Todten hin und legt es ihm auf die Brust, zwischen die Blätter des Straußes, daß das Röpfchen herausschaut wie lebendig:" Da geh mit Dei'm Herrle hinüber!"
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Die Uhr steht der Vogel todt jetzt ist's still im Haus. Aber nicht lang währt die Stille,- der müden Seele Wiltraud's ist noch kein Ausruhen gegönnt. Die Thür wird mit zitternder Hand aufgerissen und Sebald ruft herein:" Der Schreiner kommt mit dem Sarg."
Wiltraud wird, wenn's möglich ist, noch blasser als zuvor. Tiefe blaue Ringe legen sich um ihre Augen, das
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" Jesus , Jesus am Todtenschrein vom Vater jammert das Weib mit gerungenen Händen, so lästern!" " Ja, Ihr könntet ein'n zum Lästern bringen", murmelt Wiltraud dumpf.
Thun wir den Bogel' raus, daß wir zunageln könne", meint der Schreiner und greift danach, um ein Ende zu machen.
,, Nein, der Vogel bleibt drin,- der wird nicht ang'rührt! Mei Vater hat das Thierl gern g'habt- es ist g'storben mit ihm und 3 fommt mit ihm ins Grab!- Mach nur den Sarg zu Schreiner !" Dann muß i's anzeigen!" droht das Weib, froh, seine Bosheit dafür auslaffen zu können, daß sie nicht die zwei Nächte wachen und beten gedurft.
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" So zeigt's an, Gruberin's geht in ein'm hin!" Jetzt hebt der Schreiner den Sargdeckel vom Karren und holt die Werkzeuge zum Zunageln hervor.
Da dringt der Schmerz in einem letzten erschütternden Schrei aus der gequälten Brust des Mädchens. Noch einmal wirft sie sich über den Sarg hin:" B'hüt Dich Gott , Vater!" Dann wankt sie, stürzt und das Leichenweib fängt sie auf. Der Bruder liegt auf den Knien neben dem Sarg und der Schreiner nagelt jetzt zu.
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Die Frau läßt Wiltraud auf eine Bank nieder und geht ,. etwas Stärkendes zu suchen. Aber mit leeren Händen kommit sie zurück: Das sind arme Fretter," sagt sie leise unter der Hausthür zum Schreiner." Nit amal' n Schnaps hab'n s' im Haus und in der Kuchl ist kei Feuer, der Herd ist eiskalt, d' Gais auch noch nit g'molten die hab'n heut noch gar kein Kaffee tocht. Da fannst schaug'n, daß D'Dein Geld kriegst! bin nur froh, daß i nit bet't hab', sonst hätt' i's au für nig thuen dürf'n!"
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Da haft Dei Geld für'n Sarg, jetzt plag die Leut' nit sagt eine Stimme und ein unbekannter Mann, das Gesicht von einem breitkrempigen Hut beschattet, drückt dem Schreiner eine entsprechende Summe in die Hand.
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Dank schön!" sagt dieser erstaunt. Wer seid's denn Ihr?"
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,, Das braucht Euch nir' fümmern i bin nit von hier," erwidert der Fremde kurz. Und was kriegst Du?" frägt er das Leichenweib.
( Fortsetzung folgt.) Mansen's Nordpolfahet. schöne Gesicht ist eingefallen und die Züge werden scharf( Nach dem von Nansen in der Festsitzung der Gesellschaft für Erd
und starr. Jetzt nimm Dich z'samm'," sagt Sebald leiſe,„ jetzt tommt das Schwerste, das Abschied nehmen! Aber es muß ja sein!" Reuchend und oftmals stockend, schiebt der Schreiner den Karren mit dem Sarg herauf, und nebenher geht die Todten frau zum Helfen beim Hineinlegen des Leichnams. Aber da hat sie sich verrechnet, denn so wenig wie sie bei ihm wachen durfte, so wenig darf sie jetzt etwas thun.
Meinen Bater rührt niemand an, als mein Bruder und ich", sagt das Mädchen mit solcher Bestimmtheit, daß da keine Widerrede ist. Der Sarg wird in den Hausgang gestellt und die Geschwister gehen hinein, die Leiche herauszutragen.„ Komm Bater," sagt Wiltraud zärtlich, als gälte es einen Kranken in ein andres Bett zu heben, und faßt ihn unter den Armen. Sebald nimmt die Füße und so tragen sie ihn behutsam heraus und legen ihn in das andre Bett."
Da entdeckt das Leichenweib den Vogel:" Jesus Maria, was habt's denn da? A Zeiserl a todt's! Des werd's doch nit mitbegraben wollen?"
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a freilich!" sagt Wiltraud.
Ja, i bitt Dich, das darfst doch nit, a Thier in a chriftlichs Grab, was fallt Dir doch ein!"
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mei!" ruft Wiltraud: Da kommen andere Leut in a
funde gehaltenen Vortrage.) ( Schluß.)
Raum hatten sie den schweren Entschluß der Ueberwinterung gefaßt, als sie auch rüftig ans Werk schritten, um die Vorbereitungen für den Winteraufenthalt zu treffen. Um Nahrung brauchten sie nicht in Sorge zu sein; denn die fam in Gestalt von Eisbären in reichlicher Fülle zu ihnen. Diese Thiere erwiesen sich als ein leicht jagdbares Wild, dessen Fleisch die beiden einsamen Männer immer reichlich versorgte. Auch die Walrosse, die sie in großer Zahl zu Gesicht bekamen, zeigten sich so wenig schen, daß sie mit größter Bequemlichkeit Photographien von ganzen Gruppen diefer plumpen Thiere erhalten fonnten; ihr Thran bot ein schätzbares Material zum Braten des Fleisches.
Aber wo sollten sie wohnen? Sie bauten sich aus Steingeröll und Moos eine Hütte, die sie mit Schnee und Eis umtleideten. Als Material für den Schornstein benutzten fie ebenfalls Schnee und Gis, ein zwar etwas merkwürdiges, aber zur Winterszeit in jenen Breiten doch ganz haltbares Material. Freilich mußte der Schorn stein dreimal während der langen Winternacht erneuert werden. Die Hütte war so hoch, daß Nansen an einer Stelle aufrecht stehen konnte; ihre Länge betrug 6 Fuß( 2 Meter), und sie war so breit, daß die beiden Reisenden beim Liegen mit dem Kopfe die eine, mit den Füßen die andere Wand berührten. In dieser Behausung, in der die Temperatur niemals über 0 Grad stieg, wohnten die beiden Männer während des ganzen Winters bis zum Mai des folgenden Jahres. Das schrecklichfte war, daß sie nichts zu thun hatten. Wie sehnten