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wir uns danach, erzählt Nansen , irgend ein Buch zu lesen; denn| Spitzbergen angelaufen, nach Norwegen zurück, wo sie am 20. Auguft ein Kalender und eine Logarithmentafel sind auf die Dauer nicht in Tromsoe eintrafen. Dort mit Nansen wieder vereinigt, fuhr die unterhaltend. Wenigstens 20 Stunden täglich brachten wir in Expedition die Küste entlang und traf am 9. September wohl­unseren Betten zu, die freilich nur aus großen, harten Steinen be- behalten in Christiania ein. standen, und unsere Hauptbeschäftigung war, unseren Kopf in die allerverschiedenste Lage zu bringen, um diejenige herauszufinden, in der er von den Steinen am wenigsten gedrückt wurde".

Auch das Weihnachtsfest 1895 wurde hier gefeiert; Johansen hatte zu Ehren des Tages sein Hemd umgewendet. Nansen that das Gleiche und wechselte außerdem die Unterhosen; ferner wusch er sich, indem er die in warmem Wasser aufgeweichten Unterhosen als Schwamm und Handtuch zugleich benutzte. Als Festbraten ver­zeichnet das Tagebuch Fisch, Thran als Butter und als Süßigkeit in Thran gebackenes Brot. Morgen, heißt es weiter, werden wir Chokolade und Brot haben. Auch die Sylvesterfeier 1895 verzeichnet das Tagebuch; Nansen erging sich an diesem Tage in ernsten Be­trachtungen über Zeit und Ewigkeit.

Endlich kam der Frühling mit Sonnenschein und Vogelgezwitscher und erweckte die Hoffnung, nun bald wieder südwärts reifen zu tönnen. Doch waren die Vorbereitungen zur Reise nicht leicht. Da die Kleider sehr abgenutzt und mit Thran und Fett be­schmiert waren, machte sich jeder einen neuen Anzug aus zwei wollenen Decken; ferner wurden die Unterkleider gewaschen und auch die Männer selbst wuschen sich. Niemals," sagt Nansen , bin ich mir so bewußt geworden, was für eine glänzende Erfindung Die Seife ift". Sie schabten sich den Schmutz mit Messern vom Körper; die Kleider wurden in warmem Wasser aufgeweicht und ebenfalls vorsichtig mit Messern abgeschabt. Endlich waren alle Vor­bereitungen getroffen, und am 19. Mai 1896 tonnten sie aufbrechen. Da sie feine Hunde mehr hatten, so mußten sie ihre Schlitten selbst ziehen. Daher ging es langsam vorwärts. Am 12. Juni tamen sie bei Franz- Josephs- Land endlich in offenes Wasser, so daß sie wieder die sicherste Hoffnung hatten, in diesem Jahre nach Spitzbergen hinüber zu gelangen.

Was nun die wissenschaftlichen Resultate der Expedition betrifft, so sind diefelben ganz bedeutend. Sowohl die Ansicht, die von vielen Nordpolfahrern vertreten wurde, daß in der Polgegend fich ein ausgedehntes Land befindet, als auch die andere Meinung, daß der Pol von einer ewigen, unbeweglichen, starren Eiskappe über­deckt sei, deren Größe nach den Jahreszeiten sich etwas ändere, sind als Vorurtheile erwiesen. Der Nordpol liegt vielmehr in einem über alle Erwartung tiefen Meere, das allerdings dauernd von Eis be= deckt ist; aber dieses Gis ist in beständiger Bewegung. Das Polar­eis, mit diesen Worten schloß Nansen seinen interessanten Vortrag, ist ebenfalls nur ein Glied in der endlosen Kette der Wechsel­erscheinungen im ewigen Kreislaufe der Natur, und das Eis ist so unruhig und unbeständig, wie nur irgend eine menschliche Theorie. Bt.

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Kleines Feuilleton.

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Ein nenes Mittel, den Arzt umsonst zu konsultiren, hat nach der Deutsch . Med. Ztg." eine sehr reiche, geizige Amerikanerin gefunden. Sie fürchtete, die Brightsche Krankheit zu haben, wollte aber den Arzt nicht eher konsultiren, bis sie die Gewißheit davon erlangt habe. Die Harnanalyse ergab nichts; in einer Poliklinik stellte sie fürchtete sie als zahlungsfähig erkannt zu werden, also bei einer Versicherungsgesellschaft den Versicherungsantrag. Zwei Vertrauensärzte untersuchten sie auf das gründlichste; sie wurde be nachrichtigt, daß nach dem ärztlichen Attest der Versicherung nichts über ihren Gesundheitszustand nunmehr be im Wege stehe, und ruhigt, antwortete die Millionärin einfach, daß sie sich die Sache anders überlegt habe.-

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- Ueber das Seebeben von Kámaïschi am 15. Juni v. J., An diesem Tage, dem 12. Juni, erlebten sie einen Zwischenfall, durch das innerhalb weniger Minuten ca. 27 000 Menschen ihr Leben der sie an den Rand des Unterganges brachte. Sie waren aus den verloren, 5000 verwundet und ca. 7600 Häuser zerstört wurden, hat Booten gestiegen, um Umschau zu halten, als Johansen plöglich Profeffor J. Rein in Bonn eingehende Studien gemacht. Seine ausrief: Halt! da treiben unsere Kajaks." Die Fangleinen, mit durch graphische Darstellungen erläuterten Ergebnisse erscheinen denen dieselben befestigt waren, hatten nachgegeben, und sie soeben in Petermann's Mittheilungen( 43. Bd. II) und bringen trieben mit dem Winde vom Lande sort. Schnell warf Nansen einige zum ersten Male eine zuverlässige und erschöpfende Darstellung jener Kleidungsstücke ab, um leichter schwimmen zu können, und stürzte schrecklichen Katastrophe, die am Abend des 15. Juni die Nordost fich ins Wasser; aller Kleidungsstücke hatte er sich nicht entblößen tüste der japanischen Insel Houde heimsuchte. Aus der Be wollen, um nicht im Wasser einen Krampf zu bekommen. Daber grenzung des Katastrophengebiets( Minage- Ren, Jwáte- Ken und war das Schwimmen sehr anstrengend, und es schien außerordentlich Aomori- Ken, drei Regierungsbezirke, deren Küstenorte sämmt­zweifelhaft, ob er die Kajaks erreichen würde. Aber in ihnen lich von den hereinbrechenden Fluthwellen heimgesucht wurden, schwamm ihre ganze Hoffnung, ihre Vorräthe und Waffen; nicht am stärksten aber Kámaïschi), und weil die Zerstörung nicht von einmal ein Meffer hatten sie bei sich. Daher schwamm er mit der einer Gezeitenfluth, sondern von einer mächtigen Erschütterung des größten Anstrengung weiter, abwechselnd auch auf dem Rücken Meeresbodens bei Kámaïschi herrührte, hat das Ereigniß die Be­liegend; denn ob er einen Krampf in dem eiskalten Waffer be- zeichnung Das Seebeben von Kámaischi" erhalten. Nach den von kommen hätte oder ohne die Boote umgefehrt wäre, wäre im Erfolg der japanischen Regierung aufgestellten selbstregistrirenden Fluth­ganz gleich gewesen; ohne die Boote waren sie eben verloren. Als er messern haben wir über die enormen Fluthhöhen, welche die Er­auf dem Rücken schwamm, sah er Johansen am Lande ruhelos auf und schütterung des Meeresbodens verursachten und die schrecklichsten ab laufen; helfen fonnte dieser ja seinem schwimmenden Freunde nicht, Berheerungen herbeiführten, zuverlässige Aufzeichnungen. Der eine und es wäre auch nußlos gewesen, wenn er sich ebenfalls in das Fluthmesser zeigte um 8 Uhr abends 80 cm. über Null. Nach Waffer gestürzt hätte. Später gestand er Nansen, daß dies die 25 Minuten war er um 20 cm. heruntergegangen. Statt aber nun schrecklichsten Augenblicke seines Lebens gewesen wären. Nansen er- weiter zur Ebbe herabzugehen, stieg er plößlich wieder um 140 cm. reichte schließlich die Kajaks, und trotz seiner steif gewordenen und fiel dann nach 5 Minuten ebenso rasch. Diese enormen Wasser­Glieder gelang es ihm nach unfäglichen Anstrengungen, hinein- standsbewegungen wiederholten sich dann während der folgenden zuklettern und sie wieder ans Land zu bringen. Johansen ver- 16 Stunden alle 4-5 Minuten. Der höchste Wasserstand mit suchte, ihn durch gründliches Reiben zu erwärmen, und steckte ihn in 250 Zentimeter über Null wurde 11 Uhr abends erreicht. Eine so den Schlafsack. Nach einigen Stunden fühlte Nansen auch die enorme Höhe erreicht er an der Küste sonst auch bei der stärksten Wärme und Beweglichkeit seiner Glieder zurückkehren, und am nächsten Springfluth nicht. Am Land kündigte sich die Erscheinung durch Morgen befand er sich wieder ganz wohl. dumpfe Töne, wie fernes Sturm- und Meeresbrausen, an, das immer näher kam und zuletzt wie startes Geschützfener Klang. Alsbald folgten rasch aufeinander die verheerenden Mogen, 10-15 Meter hoch sich aufbäumend und alles vernichtend, was sie fanden. Allein in vier besonders schwer heimgesuchten Orten wurden 12 000 Menschen getödtet, über 1400 verwundet und 3052 Häufer zerstört. ( ,, Voss. 3tg.")

Als er einige Tage später ausgegangen war, hörte er unter den tausenden von Vogelstimmen einen fremdartigen Zon, nämlich Hundegebell; der Ton verlor sich, tam wieder und wurde dann sehr deutlich. Schnell weckte er Johansen und sagte ihm; er hätte Hunde gehört; dann eilte er auf Schneeschuhen zum Lande und traf dort einen Mann, den Amerikaner Johnson. Die erste Frage der beiden so unerwartet mit Menschen Zusammengetroffenen war die, ob sie sich nicht waschen könnten; zwei Photographien Johansen's, eine vor, eine nach der Waschung aufgenommen, erklären diesen Wunsch sehr deutlich.

Sechs Wochen blieb Nansen mit seinem Begleiter auf Franz Josephs Land bei Johnson. Am 7. August verließen Nansen und Johansen den gastfreundlichen Amerikaner, um auf einem Schiffe nach Norwegen zurückzukehren, wo sie ohne weiteren Unfall am 13. August in Bardö anlangten. Nun ging die Reise an der nor wegischen Rüfte weiter; am 20. Auguft erhielt Nansen in Hammer­fest ein Telegramm, daß die Fram in Tromsoe angekommen fei. " Lange Zeit, erzählt er, tamen mir die ganzen Erlebnisse und diese neueste Nachricht wie ein schöner Traum vor; aber schon am Tage darauf konnte ich wirklich wieder allen wackeren Männern der Fram die Hände schütteln, und die Expedition war wieder vereinigt." Seit Nansen die Fram im März 1895 verlassen, war das Schiff im Polareise in verschiedenen Zickzackwindungen weiter in nord­westlicher Richtung getrieben; im November hatte es beinahe den 86. Breitengrad erreicht, worauf die Eisdrift eine füdliche Richtung nahm. Am 19. Juli 1896 fonnte die Besatzung der Fram in einer Breite von 83 Grad beginnen, das Schiff vom Eife loszuarbeiten; nun tamen sie bald in offenes Fahrwasser und kehrten, nachdem sie

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Völkerkunde.

Ueber die Bewohner von Arnhemsland( Nord Australien ) erzählt der norwegische Reisende Knut Dahl, der sich 1895 neun Monate unter ihnen aufgehalten, folgendes: Die wichtigste Waffe der Eingeborenen ist der Spieß, dessen Schaft von Bambus und dessen Spitze entweder aus Holz oder aus Stein ist, und der nicht direkt mit der Hand geworfen wird, sondern ver­mittelst eines Wurfholzes. Der Bumerang ist in Arnhemsland ursprünglich nicht einheimisch und findet sich nur selten. Die Frauen tragen auf den fortwährenden Wanderungen meist einen Feuerbrand in der Hand und erneuern diesen ständig. Ihnen liegt die Sorge für Beschaffung der vegetabilischen Nahrung ob. Aus der durch fünftägiges Entwässern von ihrem Gifte befreiten Frucht der Cyas media, beren breiartiger Inhalt in Baumrinde gethan und dann geröstet wird, bereitet man eine Art Brot, das trotz seines widerlichen Geruchs ganz leidlich schmeckt. Die Frauen besitzen im Einsammeln der Vegetabilien eine außerordentliche Fertigkeit; einzelne Stämme hanen ihnen die Zeigefinger der linken Hand im zweiten Gliede ab, damit die Hand spizer und zum Einsammeln der Wurzelfrüchte geeigneter wird. Die Männer sorgen für animalische Nahrung, nach welcher diese Stämme so begierig sind, daß sie in Zeiten der Noth bisweilen zum Kannibalismus ihre zu­