flucht nehmen. Zum Erlegen der Thiers werden nur selten Wurf- oder Schießwaffen aus der Entfernung angewandt. Viel- mehr spielt hierbei ihre außerordentliche Schnelligkeit und Aus- dauer im Laufen die Hauptrolle. Dahl sah. wie ein Eingeborener. der sich von ihm ein Gewehr erbeten hatte, ein Känguruh 3 Kilo­meter weil verfolgte und es erst dann erschoß, als es vor Er- mattung zusammenbrach. In manchen Gegenden sind die Leute fast ausschließlich auf Fische angewiesen. Eine eigenartige Fangart der- selben besteht darin, daß giftige Wurzeln in kleinere Wasser- ansamiulunge» geworfen werde», worauf die Fische betäubt an die Oberfläche kommen. Das religiöse Leben der nordaustralischen Stämme befindet sich auf rudimentärster Entwickelungsstufe. Als Urheber des Todes sehen sie eine Art Teufel(Barrang, Wurrang oder Bolongo) a», den sie sich unter der Gestalt eines Krokodils, eines tigerähnlichen Geschöpfes oder eines Zwerges mit glühenden Augen vorstellen, dessen Spuren man bisweilen zu sehen be- kommt. Trotz ihrer fortwährenden Furcht vor dem Tode sehen die Australier demselben ruhig und standhast ent- gegen. sobald er unvermeidlich ist. Die Möglichkeit der Rückkehr Verstorbener steht auch ihnen wie allen Natur- Völkern fest. Die Leichen erwachsener Personen werden deshalb»lit einem Pfahl durchbohrt, damit sie nicht wiederkehren und ihren Feinden schaden können, während dies bei Kindern nicht geschieht, weil man annimmt, daß diese»och keine Feinde haben. Bei manchen Stämmen spielt der Totemismus eine solche Rolle, daß nicht nur der Stamm, sondern jedes einzelne Individuum ein be- stimmtes Thier als seinen Bruder ehrt, den zu tödten man sich aufs äußerste scheut. Die großen Versammlungen der Stämme(Korro- dorren) finden alljährlich im Herbste statt. Die Verhandlungen, bei denen es sich meist um die Entführung von Weibern handelt, werden durch Dolmetscher geführt; nicht selten findet dabei Blut- vergießen statt. Den Beschluß aber bilden immer Festlichkeiten, die mit Tanz, Musik und Gesang gefeiert werden. Da zuviel Kinder besonders aus den ewigen Märscheu lästig sind, grassirt auch der Kindermord. Die Männer heirathen erst mit 3040 Jahren. Monogamie ist die Regel. Zählen können die Nord-Australier nur bis 5. ! Archäologisches Ei n öfter reichisches archäologisches In- st i t n t wird in Wien   errichtet werden. Das Institut soll zu Be- ginn des Jahres 1893 ins Leben treten. Aufgabe dieses archäologi  - scheu Institutes soll bilden: die Leitung und Ueberwachung der vom Staate nnternoinnienen oder geförderten Forschnngen und Arbeiten ans dem Gebiete der klassischen Archäologie, die Ver- anstaltung archäologischer Reisen, Expeditionen und Grabungen, die Herausgabe von Publikationen und Werken, die Oberleitung der selbständigen staatliche» Antikenfauimlungen, die Ueberwachung aller staatlich subventionirlen Grabungen und die Studienleitung der österreichischen Reisestipendiaten im Auslände hinsichtlich ihrer archäologischen Studien. An die Spitze des Institutes soll ein Direktor berufe» werden, welchem das erforderliche Hilfspersonal, darunter vier Sekretäre mit Staatsbeamteir-Charakter. beigegeben würde. Die Sekretäre werden nach Bedarf auch im Auslande, und pvar zunächst in Athen   und im Orient, verivendet werden. Ferner sollen dem Institute als Mitglieder angehören: die Professoren der archäologischen Wissenschast an sämmtlichen österreichischen Universi- täte», die Vorstände der selbständigen staatlichen Antikensammlungen, schließlich eine Anzahl vom Minister für Kultus und Unterricht eigens hierzu bernsener Persönlichkeiten.   Aus dem Thierlcben. Ueber die Lebe nsiv eise des Krebses veröffent- »cht der Krebszüchter Heyking in derTägl. Rundsch." einige inter  - eflante Einzelheiten. Jeder Krebs hält, wie Heyking feststellte. indem er Krebse zeichnete, immer ein bestimmtes Revier inne. Niemals nimmt der Krebs, entgegen der allgemeinen Meinung, Faulendes und Stinkendes, frisches Fleisch im Nothfall, frische Fische und abgestreifte Frösche am liebsten, ferner besonders kalkhaltige Pflanzen, Klee, Luzerne, Esparsette, Schoten. Er verzehrt auch seinen eben abgeworfenen Panzer. Die Krebse häute» im Sommer mehrere Male, iin ersten Jahre sieben» bis achtmal, im dritten nur noch ziveimal. Die Aesung ist darauf von Einfluß. Vorher sind sie matt, nachher besonders lebhaft, voll augenscheinlichen Wohlbehagens. Das Sprengen des Panzers ist für ihn augenscheinlich schmerzhaft. Der Krebs dehnt sich, der Panzer platzt in der Rückenrinne, und der Krebs schlüpft aus; Scheere und Schwanz zieht er dann aus wie Schuhe und Strümpfe. Jeder jkrebs hat feine eigene Höhle, in die er sich beim Eintritt kälterer Witterung zurückzieht Der Krebs hält keineswegs einen Winterschlaf oder erstarrt, wie wohl vielfach noch geglaubt wird, sondern geht, je kälter es wird, um so tiefer ans den Grund. In Schweden   geht man ans dem Eise zum Krebs- fang, als Köder frische gespaltene Fische benutzend. Der Krebs hat zahllose Feinde.- alle Fischräuber(Hecht, Barsch, Zander und Wels  ), Füchse und selbst Hunde, der Krebspest gar nicht zu gedenken. Leider haben die kleinen Krebschen keine» größereu Feind als ihre eigenen Eltern, die sie verspeisen, wo sie ihrer habhaft werden. Gerade deshalb ist künstliche Krebszucht so schwierig. Der schlimmste Feind des Krebses ist aber doch der Mensch. Hier wird die un- sinnige Regel, die sich allgemein eingebürgert hat, dem Krebs be- sonders verderblich, nämlich, daß der Krebs in den Monatenohne R" gegessen werden müsse. Heyking erklärt, daß gerade die Monate Mai, Juni, Juli, August und außerdem November gesetzliche Schon- zeiten sein müßten; im September und Oktober könnten beide Ge- schlechter gefangen, in allen übrigen Monaten sollten aber nur männliche Krebse in den Handel gebracht werden. Bekanntlich kann der Krebs auch außerhalb des Wassers längere Zeit leben. Im Keller kann er nach Heykings Erfahrungen fünf und noch mehr Tag« ohne Schaden aufbewahrt werden, während er im Sonnen- licht am Land in einigen Stunden, im Wasser in ein bis zwei Tagen stirbt. Technisches. Zerlegbare Häuser. Im Wiener   Ingenieur- und Architekten- Verein wurde unlängst ein Vortrag über die Erfindung des Wiener ZiminermeisterS Brunner gehalten. Die Erfindung er« möglicht die Ausstellung von zerlegbare» Wohnhäusern in der kürzesten Frist ohne Werkzeuge und mit Arbeitern, die nicht die ge- ringst« Vorkenntniß eines Baugewerbes besitzen. Der Witz des Richler'sche» Baukastens ist hier im großen ausgeführt. Gleiche, immer ineinander passende Holztheile ermöglichen durch ihre Zu- fammenstellbarkeit rasch die komplete Aufstellung eines Hauses. Da Wände und Tafeln leicht und beliebig vertauschbar sind, so können Zimmer abgetheilt, Veranden dem Baue angefügt und je nach der Tageszeit in die Sonnenseile gerückt werden. Holzvillen, Jagd« Häuser im Gebirge können auf diese Weise leicht aufgestellt werden. Auch bei Errichtung von Barackenspitälern k. kann die Erfindung gute Dienste leisten. Humoristisches. Ein Schwertschlucker. Der Schauspieler Laroche befand sich in der Garderobe beim Anziehen, als plötzlich der Direktor eintrat. Zwischen beiden entspann sich folgendes Gespräch: Was haben Sie soeben unter Ihrem Mantel versteckt?" Mein Schwert, das ich aus der Scheid« ziehe» werde." Zeigen Sie es mir." Hier" und der Künstler zog eine mit Burgunder gefüllte Flasche hervor. Der Direktor nah», sie an sich, leerte sie in langsamen Zügen und übergab sie dein Schauspieler mit den Worten: Hier haben Sie die Scheide, das Schwert habe ich verschluckt." Vermischtes vom Tage. In der Hennegauischen Industriestadt Lodelinsart ist vergangene Woche mitten in der Nacht die Gasanstalt in die Luft geflogen. Die Trümmer wurden weithin über das Stadtgebiet ge- schleudert. Der angerichtete Schaden ist sehr beträchtlich; viele Häuser sind beschädigt, Personen wurde» nicht verletzt. Die minderjährige Tochter des Wiener Reichstags- Abgeordneten Dr. Krouawetter wurde entführt.   Auch ein Vergnügen. 150 Personen, meist Künstler und Schriftsteller, versammelten sich in der Nacht zum letzten Sonn- tag in den Pariser Katakombe» zu einem Mitternachts- konzert. Die Musiker der Großen Oper spielten zuerst Chopin's  Trauermarsch, Saint-Saens   Todtentanz, dann Pariser Gassen- Hauer. In Marseille   wurde ein Mann zu zwei Jahren Ge- fängniß verurtheilt, der, ohne jemals Medizin studirt zu haben, zwei Jahre auf einem großen Postdampfer Arzt gewesen war und mehrere gelungene Operationen vorgenommen halte. Aus A» n e c y in Savoye» ivird von einem Bergrutsch ge- meldet, der sich in der Nähe des Weilers Choseaux ereignete. Der dort vorbeifließende Wildbach Naut Bruyant führt infolge dessen einen theilweise bis zu 10 Metern hohe» Schlanimstrom mit sich, den er in den Fierfluß ergießt. Die abgestürzte Masse ist etwa 15 000 Kubikmeter groß. Es gingen dabei acht Häuser zu gründe. Man fürchtet eine Verstopfung des Fierflusses. In R o m hat sich ein siebzigjähriger Greis vom tarpejischen Felsen heruntergestürzt. Er war sofort todt. G r o ß- G a u n e r. Sämmtliche Direktoren und Verwaltungs- räthe des Bergwerks Jemappe bei L ü t t i ch sind wegen Veruntreuung von zwei Millionen verhaftet worden. In C o u r t r a i(Belgien  ) wurde von Arbeitern, die eine neue Straße anlegten,«in Kistchen Goldstücke, die über 300 Johre all sind, gefunden. Die Goldstücke sollen einen Werth von 40 000 Franks haben. In Baku   brannte eine Kerosinsabrik mit 200 000 Pud Naphtha sowie das Reservoir einer anderen mit 200 000 Pud Kerosin ab; eine dritte Fabrik gerieth in Brand.   c. e.   In Turnu Magnrele(Rumänien  ) hatte ein Ober- lieutenant von einem Kaufmann zwei Ohrfeigen bekommen. Am anderen Tage lauerte er mit seinem Feldwebel und zwei Soldaten den Kausmann auf der Straße auf, bearbeitete ihn mit der Klinge und ließ ihn von den Soldaten durch die Hauptstraßen der Stadt schleifen. Temesvar, O.April. Infolge enormer Regengüsse sind der Temesfluß und der Begakanal bedenklich gestiegen und haben weite Strecken überschwemmt. Der Schutzdienst wurde in Permanenz erklärt. Am Bega-Ufer stürzte eine Baracke ein, wodurch der Stromaufseher getödtet und vier Arbeiter schwer verwundet wurden. Bei Kossowa wurde der Eisenbabndamm fortgerissen. Verantwortlicher Redakteur: Angnst Jacobey in Berlin  . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin  .