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Beim Hypnotiseur.

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" Sprechstunde für Daten 10 bis 11 Uhr" so vergewisserte ich mich noch einmal an der Hausthüre, ehe ich die Treppen hinauf­stieg. Etwas abenteuerlich fam mir mein Unternehmen doch vor, aber anderen hatte ja der Magnetiseur und Hypnotiseur geholfen, warum nicht auch mir? Vind schließlich, weh that es nicht, schaden konnte es auch nicht, warum also nicht den Versuch machen?

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Er fagte, ich würde die Augen nicht mehr aufmachen können, und da habe ich es gar nicht versucht."

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Aber die Dame auf dem Sopha scheint wirklich zu schlafen, wir wollen sie nicht wecken," sagte die Frau Oberstlieutenant . Wenn sie wirklich in der Hypnose liegt, dann merkt sie ja nichts," mit diesen Worten stand ich auf und trat zu ihr. Sie lag wie eine Todte, kaum daß sie athmete. Ich strich mit dem Finger ganz leise über ihre Nasenspitze. Sie verzog das Gesicht, machte die Augen auf und bewegte die Glieder. Fast erschrocken fuhr ich zurück. Haben Sie wirklich geschlafen?" fragte ich. Nein, gar nicht, ich babe alles mit angehört."" Aber Sie lagen ja so starr?"- Ja, er sagte, ich würde jetzt kein Glied mehr rühren können, und da habe ich es geglaubt."- aber um Himmelswillen, was machen wir, wenn er wieder hereinkommt?"

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Da, in demselben Augenblick erschien er auch schon auf der Schwelle. Jetzt war die Reihe, starr zu sein, an ihm. Das ist mir ja eine niedliche Bescheerung," sagte er, die Stirn runzelnd, aber doch möglichst gelassen. Daran sind Sie wohl schuld, gnädige Frau", wendete er sich zu mir. Ich dachte mir es gleich, Sie sind schwer zu hypnotisiren, ich muß Sie ganz allein vornehmen, bitte wollen Sie heute Nachmittag um 5 Uhr wiederkommen". Und er fomplimentirte mich nach der Thür. Jawohl", sagte ich sehr klein­laut und trollte von dannen.

Ich wurde in ein kleines Kabinet geführt, in dem der Schreib­tisch des Herrn ,, Doktors" stand, und genöthigt, mich zu setzen. Die Sprechstunde hatte schon begonnen, ich hörte im Nebenzimmer, von dem ich nur durch eine Portière getrennt zu sein schien, Stimmen gemurmel. Plößlich unterschied ich die Worte: Morgen früh 8 Uhr werden Sie gesund sein. S₁ und jetzt schlafen Sie, Frau Oberstlieutenant ." Wieder Gemurmel, es flang fast wie eine Zauber­formel, dann hörte ich nichts mehr. Wie seltsam diese Kur", dachte ich, und recht einfach"- da, ich fuhr zusammen, auf der Schwelle stand er, der Mann, der durch seine magnetische Kraft, nur durch Berühren und Hände- Auflegen Kraite heilen konnte und durch die Gewalt seines Blickes und die Macht seines Wortes die Handlungen anderer zu bestimmen vermochte. Doch, einstweilen erschien er mir durchaus nicht wie ein Bauberer; er begrüßte mich, nöthigte mich durch eine Handbewegung neben seinen Schreibtisch und fing an, seine Notizen zu machen. Alles ganz gefchäftsmäßig. Und geschäfts- Ich war wirklich sehr in Verlegenheit und fühlte mich recht mäßig wurde auch die Konsultation vorher bezahlt. beschämt. Aber schon auf der Treppe, als die tühle Straßenluft Also an dauernden Kopfschmerzen leiden Sie? Und an mich anwehte, wich das Gefühl- denn eigentlich war ich doch Schlaflosigkeit? Gut, tommen Sie, Bitte." Er schlug die nicht die blamirte und machte einer Anwandlung von Heiterkeit Gardine zurück, ich stand im eigentlichen Operationszimmer. Es Play, die schließlich in fröhliches Lachen ausartete. Ich lachte und war ein dämmeriger Raum, die Fenster dicht verhüllt mit farbigen lachte auf dem ganzen Heimwege, während ich den Vorgang noch Stores, grünliche Reflexe auf allen Gegenstän den, auch auf den Ge- einmal im Geiste durchlebte, und fühlte allerdings in diesem Augen­fichtern der Schlafenden. Drei Patientinner waren anwesend, blicke nichts von meinen alltäglichen Kopfschmerzen. Hingegangen wenigstens förperlich; die eine lag starr und steif in Leichenstellung bin ich aber nicht wieder. auf der Chaiselongue, zwei andere schliefen in bequemen Sesseln. Ich unterschied leicht die Frau Oberstlieutenant, sicher die sehr torpulente Dame im weißen Haar Neben sie wurde ich plazirt. Mir war beklommen zu Muthe. Doch Unsinn, ich werde mich doch nicht fürchten, ich war ja hier in einem ganz gewöhnlichen Zimmer im zweiten Stock eines Berliner Miethshauses, draußen rollte die Großstadt. Was konnte mir denn passiren? Also Muth!

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( Aerztliches Vereinsblatt für Deutschland .)

Kleines Feuilleton.

matischen und physikalischen Kenntnissen ausgerüsteten Ozeanreifenden Wie die Seekrankheit entsteht. Von einem mit mathe­Schiffsbewegung auf den menschlichen Körper beobachtet und analyfirt ist nach dem Hann. Cour." kürzlich die mechanische Wirkung der worden. Das unangenehme dieser Bewegung ist, daß jeder Punkt des Schiffes in vielleicht 5-10 Sekunden oft bis zu 7 Meter ge hoben und gesenkt wird. Das, was die Empfindung so unerträglich beeinflußt, sind die an dem Körper wirkenden Kräfte. Der Drud zwischen uns und dem Boden entspricht genau der Bewegung, welche das Schiff macht. Schiff und Mensch fallen in das Wellen. thal; es besteht fast feine Beziehung mehr zwischen beiden. Aber im Fallen nächst die Kraft des Auftriebs, je mehr das Schiff ein: taucht. Dieses wird aus der beschleunigten in eine verzögerte Be wegung gebracht; auch die Bewegung des Menschen muß sich dem anpassen; infolge dessen wird der Druck zwischen Boden und Fuß immer größer. Endlich wird das Druckmaximum erreicht, die Bewegung gelangt Dabei geht die Bewegungsrichtung nach unten. auf den Nullpunkt und geht dann aufwärts, der Druck nimmt ab. mit dem Geschwindigkeitsmazrimum paffirt man die Gleichgewichts­lage, gegen die obere Grenze verlangsamt sich die Bewegung immer mehr. Am tiefsten Punkte übermäßig schwer, fühlt man sich am höchsten Punkte frei schwebend. Wit heben also das zerrüttende Gefühl eines fortgefeßten Wechsels feres Körper­gewichtes. Ferner ist der Zwiespalt in unserem Körpergefühle r träglich, der durch die Bewegung herbeigeführt wird: während man einen großen Druck von unten her verspürt, also glauben möchte, man werde gehoben, geht man thatsächlich hinunter, und umgekehrt, während der Druck immer abnimmt, man also die Empfindung hat, der Boden verschwinde unter einem und man finte, steigt man that. sächlich hinauf.

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Die Manipulationen begannen. Ich fühlte, wie der Nagne­tiseur seine beiden Hände auf meine Haare senkte, sie an die Wangen hinuntergleiten ließ, doch ohne sie zu berühren. Es fißelte, machte eine kleine Bewegung nach rückwärts. Sigen Sie ganz still," sagte er, sehen Sie mich fest an." Ich that es. Ein hübscher Mann" dachte ich, etwas ungepflegt; weniger Bart würde ihm besser stehen., Sehen Sie mir fest in die Augen jetzt schließen Sie ſie und jetzt schlafen Sie." Aber wie sollte ich plöglich schlafen können, ich fühlte mich puzmunter- das mußte ich ihm doch zeigen, es wäre ja sonst Betrug; ich machte also die Augen groß auf. Wieder fagte er:" Sehen Sie mich starr an, und wenn ich sage, jetzt schlafen Sie, dann werden Sie schlafen." Er trat zurück und machte mit den Händen wiegende Bewegungen, die mich einschläfern follten, doch so dicht, so dicht, daß er meine Wimpern berührte. Unwillkürlich schloß ich die Augen wieder." So, jetzt werden Sie schlafen, nun können Sie die Augenlider nicht mehr aufmachen, wenn ich es nicht will."" Wirklich nicht?" dachte ich, das muß ich doch probiren," ohne Schwierigkeit schlug ich sie auf. Der Doktor" ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Wieder machte er in der Luft langsame Bewegungen, wie zwei Flügel gingen seine Hände dicht vor mir auf und nieder. Wenn er mich nur nicht fragt, ich muß ihn länger ansehen, viel leicht gelingt es dann. Der Mensch hat eigentlich schöne Augen. Sie glühten mich förmlich an in dem grünlichen Lichte. Und ich bin immer noch nicht schläferig, es ist recht beschämend, eine Aus nahme zu machen, die anderen schlafen so schön. Ich werde die Augen zumachen, vielleicht kommt dann der Schlaf auf natürlichem Wege, hier in dem weichen Sessel, in dem ruhigen Zimmer, wo sich t. Die Spatzen und die Landwirthschaft. Ueber den Schaden, nichts regt." Noch mehrmals hörte ich ihn sagen:" Jetzt werden den der Spaß anrichtet, hat nach der Revue Scientifique " die Sie einschlafen, jekt schlafen Sie ein,"- er dehnte die Votale Seine- Präfektur eine Erhebung bei allen Landbautreibenden in der Iang aus beim Sprechen so, und heute werden Sie keine Kopf- Umgebung von Paris veranstaltet. Die Ergebnisse wurden kürzlich schmerzen mehr haben, heute nicht, und morgen auch nicht, und durch Paul Vincey veröffentlicht. Diese sind für unseren Spaß sehr werden heute eine gute Nachtruhe haben, fest und gut schlafen ungünstig ausgefallen. Nur fünf Gemeinden unter 68 nahmen ihn So einigermaßen in Schuh, 17 hielten ihn für weder schädlich noch Er ließ von mir ab, ich fühlte es, denn ich war ja vollständig nüglich, während 46 unter allen Umständen auf seine Verfolgung wach, aber ich hielt die Augen geschlossen und rührte mich nicht und Ausrottung drangen; diese letteren forderten, daß das Recht mehr, in der festen Absicht, einzuschlafen. Ich hörte ihn auf seinen zur Verfolgung des Sperlings für jede Jahreszeit freigegeben würde. weichen Sohlen davongehen, nebenan wurde eine Thür leise geöffnet Vincey hat eine Schäßung der Schäden versucht, die durch die und wieder geschlossen, er war fort. Ein ganzes Weilchen wartete Sperlinge am Getreide verursacht werden, und ist zu der Ansicht ges ich, doch der Schlaf wollte nun einmal nicht kommen. Meine drei langt, daß dieselben in dem fraglichen Gebiete die Summe von Gefährtinnen rührten sich nicht, ob sie wirklich schliefen? Die Neu 200 000 Frs. jährlich übersteigen; außerdem macht er darauf auf­gierde packte mich. Ich öffnete die Augen und fab mich um. Die merksam, daß der Ueberfluß an bequem zu erreichender Nahrung Frau Oberstlieutenant neben mir hatte die fette, beringte Hand auf den Stadtsperling von seiner nüßlichen Gewohnheit des Insekten­die Stubllehne gelegt. Ich tippte ganz leise daran und flüsterte:" Frau fangens gänzlich zurückgebracht hat, sodaß dem großen Schaden, den Oberstlieutenant, schlafen Sie?"" Nein," ertönte ebenso leise er der Landwirthschaft zufügt, gar fein Nutzen mehr gegenüber. die Antwort, und sie richtete sich auf. ,, Mich hat er auch nicht steht.

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einschläfern können."

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" Ob wohl die andern beiden schlafen?"

Ich wendete mich nach der Dame im zweiten Lehnstuhl. Schlafen

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Theater.

Im Voltz Theater fährt man fort, aus den Sie?" fragte ich hinüber.- Nein, ich auch nicht," antwortete fie, älteren Berliner Lokalpoffen solche herauszusuchen, die dem ohne ihre Stellung zu ändern oder die Augen aufzuschlagen, sie war harmlosen Theil des Publikums im Südoften mundgerecht liegen. noch ganz im Banne. ,, Aber warum haben Sie denn so gethan?" Auch Willen's Volksstück Hopfenraths Erben" schlägt iu

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