" Hier!"
"
Der Hermann Schmid."
Sier!"
" Hier!"
" Der Professor Sepp."
Bier!".
296 T
„ Unser Gedichtenfabrikant, Franz von Kobell ." „ Sier!"
Hier!"
" Hier!"
"
Der Pettenkofer."
" Hier!"
" Der Hier!"
" Hier!"
Der Erzgießer Müller."
" Hier!"
" Der Reichsrath Poschinger."
" Hier!"
" Der Maffei."
" Hier!"
Der Baron Tandphöus."
„ Hier!"
Der Graf von Marlrain
-
Hier!"
Und so geht es fort eine halbe Stunde lang, bis alle dreihundert Namen verlesen sind, denn bliebe ein einziges " Hier" aus, so wäre das ganze Treiben ungeseglich. Und tein einziger fehlt. Nur der Marlrainer" hat einen Augenblid gezögert, und sein ,, Hier" kam mit erstickter, unsicherer Stimme heraus.- Um so lustiger schallt das Hier" des schwarzen Gustl, dem sie als Gedichtsfabrikant den Namen Robells gegeben haben. Nachdem die Namen verlesen, tritt der Mugmeister in den Kreis und entfaltet eine andere Rolle. Er beginnt:
-
298
Jetzt werden die Instrumente, Feuerhörner und Ruhschellen, Gießkannen, tupferne Kessel, hunderte von Windmühlen, Trommeln, leere Tonnen, in Bewegung gesetzt und minutenlang damit aufgelärmt.
Alle Hunde von nah und fern brechen in ein Geheul aus, als tönnten sie's nicht mehr aushalten- und als habe die furchtbare Dissonanz die Drachen der alten Sagenwelt in ihren Höhlen geweckt, so wälzen sich jetzt schwarze Wolkenbildungen am Horizont daher, und der Sturm fegt sausend über die Dächer, als wolle er das Mißgetön mit seinem gewaltigen Flügelschlag verwehen.
Bissinger steht da mit gefalteten Händen, seine dünnen Haare flattern im Nachtwind. Seine Knie schlottern, jeder Nerv in ihm zittert. Himmel und Erde drehen sich um ihn. Raketen und Schwärmer fliegen zischend und prasselnd in feurigen Bogen über ihn weg aufs Dach oder ihm um den Kopf wie glühende Bremsen. Rußiger Qualm entquillt unter dem scharfen Luftzug den Fackeln und ringelt sich wie eine schwarze Riesenschlange um die Altane, wo Bissinger steht, als wolle sie ihn und das Haus erdrücken.
"
Der Rugmeister liest weiter:
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Der Hochbräu ist a Reicher, thuat aber doch no spekuliren,
Wie er' n Armen sei Sach' no funnt' abdisputiren.
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Der Müller vom Windbruch thuat eh' scho lang husten, Den Glazkopfeten thuat's nach sei'm Madel no g'lusten Und der Platz mit der Sagrinne sticht'm in d' Aug'n, Der that gar so guot zu' ra Sagmühl'n taug'n! 3'erst thuat er' n Müller sei G'schäft ruiniren Und nachderhand thuat er ihn g' totschifaniren. So kann er dann leichter dös Haus an sich bringe Und 3 Dierndl, so moant er, zum Heirathen zwinge. Pfui Teuf'l, wo hat denn der Alte sei G'wiss'n-? Dös hat sich scho lang an ihm d' Zähn' außabiss'n.!" Ein wahrhaft teuflisches Gelächter folgt dieser Strophe. Und nun repetirt der ganze Chor:
"
Pfeifst bald selm auf'm letzten Loch.
Laßt Di nit belehren?
Willst Di nit befehren?
Erneutes G'rewellen. Immer mehr schwillt der Lärm an, so mißtönend, als wären die Angelu der ganzen Welt rostig geworden und ächzten und kreischten.
Im Namen Raiser Karls vom Untersberg müff'n wir heut's Haber- recht. Der Rugmeister beginnt wieder:
Der Gefolterte wankt, seine zwei Wächter halten ihn auf
feld treiben.
Wer sich ganz ruhig verhalt', kann in der Näh' bleiben. Mer uns aber der Quer kommt und will uns' n Meister zeig'u, Den thun ma mit' m eiserne Fidelbogen heimgeig'n.
Drum seid g'scheit, ihr Leut', thuat ent nit einmischen,
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3 ist ganz umasunst mir lassen uns doch nit derwischen. Und daßt's es nur wißt's, mir haben alle scharf g'lad'u Mann's uns in Ruah laßt's thuan mir niemand nix schad'n!"
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Der Habermeister tritt jetzt neben ihn und hebt den Büschl mit den drei Haberähren auf, streift die Körner ab und streut fie auf den Boden:' s Haberfeld ist in Ordnung, 13 Treiben tann angehen!"
Ein Böllerschuß dicht neben dem Haus kracht dem Angeklagten in die Ohren und drei Stöße aus den vom Chor geraubten Posaunen verkünden den Beginn des Treibens.
" Der Hochbräu hat'n Buab'n, den haut er glei 3'samm', Wann die zwei miteinander a' Streitigkeit ham. Will der Sohn nit a Ruach sei, wie sei Herr Papa, Na jagt er' n zum Teufel in' n Tod vielleicht aa-" „ Habermeister, laßt's gut sein- i tann's nimmer mit an sehen schau den Vater an wie er dasteht!" flüstert Lenz mit bebenden Lippen.
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Der Rugmeister verstummt-es geht ein Gemurmel durch die Reihen der Hochbräu ist zusammengebrochen- er liegt leblos auf dem Boden der Altane. Die Männer, die ihn bisher hielten, winkten herunter: Laßt's gut sein, er kann nimmer!" ( Fortseßung folgt.)
Der Verfehmte erwartet regungslos sein Schicksal. Der Frost schüttelt ihn, seine Glieder sind steif und talt. Sein Es fiel ein Schuh in Killer Nacht. Räppchen haben sie ihm zum Spott in die Hand gegeben, aber wehe ihm wenn er es aufsetzte! Entblößten Hauptes muß der Sünder das Urtheil vernehmen.
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Der Rugmeister schaut wieder in die Rolle und lieft mit Lauter Stimme:
Der Raiser Karl vom Untersberg schickt uns zu Dir, Weil er g'hört hat, Du braust so a delikates Bier, Mit dem funnt' ma Menschen und Vieh vergiften, Drum soll'n mir Dir heut a Denkmal stiften. Freilich bekränzt ma Dir's nit mit Rosen, Du balt'st' 3 ja lieber mit die Herbstzeitlosen. Tolltirschen, die machen' s Bier schön braun ' ma solchein Braumeister ist aber nit z' trau'n, Denn der spart all's' viel am Malz und am Hopfen Und sauft von sein' eigenen Gebräu tein' Tropfen. An dem ist Hopfen und Malz verloren, Den hat sich der Teufel zum Hofbräu erkoren!"
Alle Haberer singen im Chor:
Scham Di doch, scham Di doch!
Pfeifft scho bato auf'm leßten Loch. Laßt Di nit belehren? Willst Di nit befehren?"
Von W. Korolento.
Es geschah am Sonnabend vor Ostern des Jahres 188*. Die Abendschatten hatten sich schon über die schweigende Erde gebreitet, die jetzt tagsüber von der erwachenden Frühlingssonne erwärmt, trotz des leichten Nachtfrostes, mit dem der scheidende Winter sie umfing, fich des herannahenden Lenzes bewußt zu werden und leicht und erfrischt aufzuathmen schien. Gleich Weihrauchswolfen sandte sie leichte Nebel zum Himmel empor, die, des an brechenden Festtages harrend, am flimmernden Licht der Sterne mattfilbern erglänzten. Tiefe Stille herrschte ringsumher.
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Die fleine Gouvernementsstadt N. lag in tiefer Ruhe versunken, von feuchtkalten Nebeldünften beschattet, und harrte schweigend des Augenblickes, da von der Höhe des Glockenthurmes herab der erste Schlag ertönen würde. Doch nicht die Bersunkenheit des Schlafes war es. denn in den dunklen Schatten der menschenleeren, geräuschlosen Straßen konnte man eine erwartungsvolle Spannung bemerken. Von Zeit zu Zeit huschte ein verspäteter Arbeiter vorüber, den das nahende Fest bei seiner Arbeit überrascht hatte, zuweilen fuhr ein Wagen mit geräuschvollem Raffeln vorbei, dann herrschte wieder lautlose Stille. Das ganze Leben hatte sich von den Straßen in die stillen Räume der stolzen Paläste oder der armen Hütten zurückgezogen. Ueber die ganze Erde zog ein Hauch der Verjüngung und des Erwachens.
Der Mond war noch nicht emporgestiegen, und die Stadt barg sich