Affen bei Männchen einen Bart halten, ist er uns überliefert. Dafür spreche a»ch, daß der uienschliche Fötus, und zwar in beiden Geschlechtern, stärkeren Haarwuchs uin den Mund habe. Daß auch gelegenUich Frauen eine» Bart haben. beruhe auf der Variabilität aller sogenannten sekundären Geschlechts- Charaktere. Eine in jeder Beziehung entgegen- gefetzte Anficht vertritt A. Brandt. Er faßt den Bart nicht als Erbstück, sondern als Neuerwerbung auf. so daß selbst der ge» legentlich bei Frauen auftretende eine prophetische Bedeutung habe. Seine Gründe find folgende: Der Bart der Thiers fei nicht mit dem des Menschen zu vergleichen, da ersterer aus gewöhnlichen Haaren, letzterer aus Dauerhaaren, d. h. solchen mit unbegrenztem Wachsthum bestehe, wie fie bei Thieren nur an Mähne und Schweis des Pferdes und Mähne des Löwen , aber nicht in so allsgeprägter Weise vor- kommen. Da die embryonale Behaaarung nicht auf unsere Säuger. fondern auf die gemeinsamen Ursäuger-Vorfahren, zurückweise, sei der embryonale Pseudobart ohne Bedeutung. Außerdem geht dieser ja auch vor der Geburt verloren, und der echte Bart beginnt erst im 14. bis 16. Jahre, mit dem Beginn der Mann- barkeit, zusprossen. Dies spricht also schon für seine Auslegung als späte Neuerwerbung, ebenso wie seine schöne Ausbildung und hohe Differenzirilng. Brandt führt Beispiele von 1.70, 2,50 Meter und mehr Barllänge aus. Von geschlechtlicher Zuchtwahl könne bei dem verschiedeneu Geschmack« verschiedener Völker keine Rede sein, da bei manchen, die ohnehin fast bartlos sind, jedes Haar geivaltsam entfernt wird, während andere stolz auf eine:, möglichst großen und starken Bart find. Daß zu den ersteren gerade viele niedere, zu den letzteren weit höhere Bölkerstänime gehören, wäre unverständlich. wenn der Bart ein thierisches Erbstück sei. Wie der Mann in feiner ganze» Orgauisatioushöhe der Frau vorausgeeilt ist, so sei er es auch in bezug auf den Bart. Aber langsam komme die Frau nach. so daß jetzt schon etiva 10 pCt. der Frauen stärkeren Bartwuchs haben. Die Frau der Zukunft würde also ebenfalls mit einem Barte geziert sein.(.Umschau".) Literarisches. n. F. Schik:.Adam und Eva". Ein Mt. Zürich 133«. Verlagsmagazin.(I. Schabelitz.) Zehn Jahre hat Graf Attingen dem Jesuitenorden angehört; da erklärt der 39 jährige plötzlich seinen Austritt. Die soziale Frage, die Arbeitersrage, hat es ihm angelhau; ihr will er sei»« Zukunft weihen. Sein Bruder ist verzweifelt, Rom bestürzt. Während der erstere alle Hebel in Be- ivegung setzt, um den Skandal zu verhindern, haben die Römtinge bereits ihre» Entschluß gefaßt: die ganze Schande muß auf den Ab- trünnigen falle». Die Baronin Ortner, die Frau eines liberalen Polilikers, die bisher Geheimberichte für die Jesuiten lieferte, liebt den Expate». Rom sah dieses Berhältniß nicht ungern; jetzt soll die Welt erfahren, daß die Lieb« zu diesem Weibe der alleinige Grund für Attingen's Austritt aus dem Orden ist. Der Exjesuit vereitelt jedoch die zu diesem Zwecke sofort in Szene gesetzte Jntrigue und bleibt Sieger. Der Berfaffer liebt die lieber- schwen glichkeiten; der Dialog bewegt sich fast durchweg aus Stelz» süßen, sodaß man am Ende aus den hochtrabenden Redensarten nicht recht klug wird. Herr Schik gehört offenbar noch zu den Leuten, welche die Weisheit für um so tiefer halten, je dunNer Rede und Aus- druck find. Ein Beispiel fiir viele. Der Exjesuit empfängt eine Arbeiter- Deputation, und ein Mitglied derselben redet ihn wie folgt au: Sprich! Dein Wort ist That in unserer Hand. Seltsame Ver- bindung ist Dir eigen mit Zeiten, die je waren; es strömen die Gedanke» durch der Jahrtansende Gestrüpp, und alles bleibt zurück, was unserer Zeit nicht frommt. Wir sind die Kleinen, in den Kamps gebannt. Du bist der Urlaut, dem kein Ohr entkommt. Du tönest fort!" Das reinste Blech! Kulturhistorisches. lr. Sonderbare Gesetze. Eine der originellsten Parlamentsakte ist ohne Zweifel die unter t der Regierung Eduard Hl. von England durchgegangeneRegelung der Mahl« zeiten der Bürgerschaft". Der um die Mägen seiner Unterthanen besorgte König verbot, bei den Mittag- und Abendmahlzeiten mehr als 2 Gänge zu serviren. Nur einige festgesetzte Feiertage sollten die Ausnahme dieser Regel bilden. Dieses Gesetz ist nie widerrufen worden. Zu den absurdesten Gesetzen gehört auch das noch in krast bestehende schottischejjDiktluu, welches alle jene Neugeborenen als tadtgeboren bezeichnet, welche vor ihrem Tod« nicht geschrieen haben, gleichviel ob derselbe gleich oder erst mehrere Stunden nach der Geburt eintritt. Hat das Kmd auch nnr einen Schrei ausge- stoßen, so gilt es alsgesetzlich gestorben". In früheren Zeilen er- achtete der noch heute so puritanische Staat von England es auch als unerläßlich, über die Moral und sittliche Wohlfahrt seiner Nnter- thanen zu wachen. Ein Gesetz, welches zu Anfang des 17. Jahr­hunderts entstand, legte jedem, wofern er nicht allsouutäglich die Kirche besuchte, eine Geldstrafe von einem Schilling auf. Von neun Jahren auswärts waren beide Geschlechter dem Gesetze unter- morsen. Der Gottesdieuer, der»achweisen konnte, daß eines der Schafe seiner Gemeinde vom Wege des Heils abgeirrt ist, hatte das Recht, eine Belohnung von 2 Pfund Sterlm, 40 Mark, zu er- heben. Das Gesetz lvar ziemlich detaillirt ausgearbeitet, ein Beweis, wie wenig.christlich", wie sehrverderbt" das Volk zn jenerguten akten Zeit" schon gewesen sein muß. Die während des Gottesdienstes in Kneipen angetroffenen Ab­trünnigen find außerdem zu einer dreinial so hohen Geldstrafe, der Wirth zu einer Geldstrafe von der zehnfachen Höhe des Betrages verurtheilt worden. Dieses Gesetz ist sogar noch 1365 streng durch- geführt ivorden. In diesem Jahre würbe in London ein Diener zu einer empfindlichen Geldstrafe verurtheilt, well er trotz des Befehl? seiner Herrin sich weigerte, die Kirche zu besuchen. Aus dem Pflanzeuleben. Die Garten-Hyaeinthe(Hyacinthus(mentalis) hatte öfter Klagen darüber veranlaßt, daß Gärtner und Händler, die viel mit den Zwiebeln hantirt hatten, Ausschlag an den Händen be- kamen, den man von einem scharfen und flüchtigen Giftstoff ab- leitete, ohne daß die Ursache völlig klar festgestellt worden iväre. Wie Dr. Morris am ö. November 139« vor der Londoner Linne- scheu Gesellschaft ausführte, ist dies nunmehr im Jodrell- Laboratorium zu Kew nochgeholt worden, und es zeigte sich, daß die von trockenen wie von feuchten Zwiebel- schalen ausgehende Reizung durch Raphiden, daß heißt Bündel nadelscharfer Krystalle von oxalsaurem Kalk be- wirkt werden, deren Spitzen leicht in die Haut dringen. Sie treten besonders aus den trockenen äußeren Schalen hervor, und Dr. D. H. Scott überzeugte sich durch Versuche, daß die zahl- reichen feinen Spitzen den Reiz erzeugen. Am schnierzhastesten wirkten die Raphiden der römischen Hyacinthe(2. o. var. albtüus). Man nimmt bekanntlich an, daß dies« Raphiden den Knollen und Blättern vieler Pflanzen als Schutz gegen das Gefreffemverden durch Schnecken und vierfüßige Thier« dienen; in der That ist der Schmerz, den sie auf der Zunge verursachen, sehr heftig, wovon sich jeder überzeugen kann, der ein kleines Stück vom Blatte der be- kannten Zimmer-Calla(Bichardia) zu essen versucht. Der Schmerz des stärksten spanischen Pfeffers ist ein Kinderspiel gegen das Stechen, welches die Krystalle des Kalkoxalats hervorrufen, aber die Schnecken würden auch kein Blatt dieser Aroideen übrig lassen, wen» letztere nicht diesen kräftigen Selbstschutz besüße». (Prometheus.") Humoristisches. Der Pfarrer(am Neujahrstage):Aber, lieber Mc Ginty, schämen Sie sich nicht, so betrunken zu sein! Da wir jetzt einen neuen wichtigen Abschnitt im menschlichen Leben beginnen, sollten Sie den heutigen Tag nicht vorübergehen lassen, sondern dem Trunk entsagen und ein neues Leben ansangen." M c Ginty;Well, Hochwürden, ich mein', ich wart' lieber noch drei Jahr'." Der Psarrer:Drei Jahre? Warum dmn gerade drei Jahre?" Mc Ginty:«Well, dann sang' ich gleich ä neies Jahr- hundert an."(Puck") Vermischtes vom Tage. In Osterburg versteigerte der Gerichtsvollzieher an, letzten Dienstag öffentlich gegen Baarbezahlnng einen silbernen, stark ver- goldeten Kammerherrnschlüssel. In Innsbruck wurde der 23 Jahre alte Büchsenmacher- gehilfe Karl Menk auf Ansuchen deutscher Gerichtewegen an« archistischer Umtriebe" verhaftet. Menk ist ein gebürtiger Däne. Verhungert ist ans Martinsruh am Hainzenberg (Graubünden ) ein SSjähriger Mann von Kazis. Er wurde in einem Stalle todt aufgefunden. Eine feine Annonce findet sich imFränkischen Wald":Wer mich noch einmal mit den Namen Schlöppgosche» oder Rapsebuschel benennt,»verde ich gerichtlich belangen. Adam Eißenbeißer, Agent für Auswanderer nach Amerika . Auch Hab« ich 2 Regulateure zu verkaufen." München . 17. April. Der frühere Direktor der bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, Joh. B. v. Stroell, ist heule Nacht von dein Fenster feines Schlafzimmers in den Hof hinabgestürzt und blieb sofort todt. Der österreichische Generalmajor Heinrich Polko ist »vahnsinnig geivorden. I» Preßburg ermordete ein irrsinniger, pe>»sionirter Honved-Hanptmann seine schlafende Haushälterin mit einer Holz- hacke. Die Holzstoff- und Pappenfabrik von Weigend n. Wache in Krimsdorf(Böhmen ) ist niedergebrannt. In Andalusien (Süd- Spanien) herrscht Hungersnoth. In der Gemarkung Jerez allein giebt es 12000 arbeitslose Land- arbeiter. In Warschau, Radom und Lnblin»vurden in den letzten Tagen 53 Mädchenhändler verhastet. Die Bande verkaufte die Mädchen nach Brasilien nnd Argentinien. EinthenresEi. In London »vsrrde vor einigen Tagen ein gut erhaltenes Ei des jetzt ausgestorbene» Seealks versteigert. Das Edinburger Freie Mnsenm zahlte dafür 5600 M. Das SegelschiffAuguste imd Julie" gerieth bei der Insel Martinique (West-Indien ) in Brand nnd zerfprang. Die Mann- schast konnte sich nach der Insel retten._ Verantwortlicher Redakteur: Robert Schmidt in Berlin . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin .