322 schau,'s ist für Dich selber besser, wannst amal in a Unter suchung kämst und kannst mit guatem G'wifs'n sag'n, daß D 'n nit kennst." Freili, sreili was ma nit weiß, kann ma nit vev rathen und kann ein'm niemand was anhaben!" So ist's" sagen die Männer. Und also bleibt Tenner für Wiltraud der Poschinger. Gemming hat indessen den Kranken beobachtet und wird unruhig.Schaut nur, was er für blaue Flecken kriegt wenn der Doktor nit bald kommt sürcht' ich, giebt's den Brand." O lieber Gott ! dös wär' ja gräßlich." Wiltraud faßt den Unglücklichen wie schützend in die Arme.Du armer. armer Mann! Hat er g'wiß auch noch Frau und Kinder?" Freili! Vier Kinder und d' Frau!" Die arme Seel', der muß man gleich B'richt geben." O mei Die erfahrt's no srüha g'nuag" sagen die Männer so abweisend,� daß Wiltraud nichts mehr zu er- widern wagt. Bitte sehr um Entschuldigung, daß ich so lang habe warten lassen" ertönt jetzt des Doktors laute Stimme. Er reicht Gemming die Hand und grüßt Wiltraud freundlich So, so, Wiltraud wieder einmal barmherzige Schwester? Aber wie kommen Sie denn zu der Einquartierung, he?" Sie sind halt'rein, während i fort war's Haus hat offen g'standen!" So, so, ja, ja, die Ha--- wollt' sagen die ich Hab' natürlich keine Ahnung, wer die Herren sind die geniren sich nicht!" wirst er mit Humor hin und schickt sich an, den Verwundeten zu untersuchen.Darf ich bitten wir wollen das Bett von der Wand rücken! So!" er zieht sein Operationsetui heraus und legt den Rock ab.Da handelt sich's jedenfalls um eine Schußfraktur, wollen sehen, wo die Kugel sitzt! Assistiren Sie, Wiltraud wir kennen uns ja vom Vater her, den Sie so brav gepflegt haben. So, bitte, schlitzen Sie gleich das Hemd auf, den Aermel entlang, und nehmen Sie den Nothverband weg."(Fortsetzung folgt.) Von vor Mimsselev HVelkousstellu ng. (Originalbericht desVorwärts".) Brüssel, den 23. April 1897. Morgen, am Sonnabend, den 24. April, wird die Brüsseler Weltausstellung für das Publikum geöffnet werde». Natürlich ist sie, wie es bei Ausstellungen so üblich, nicht fertig, obwohl alle maßgebenden Persönlichkeiten bis zuletzt stets auf das eifrigste ver- sichert hatten, daß die Ausstellung zum festgesetzten Zeitpunkte bis aus den letzten Hammerschlag fertig sein würde. Zeit genug zur Vorbereilung haben die Leiter allerdings gehabt. Im Prinzip war die Ausstellung bereits im Jahre 1891 beschlossene Sache. In Regierungskreisen scheint man ihr jedoch h> der ersten Zeit einige Schwierigkeiten bereitet zu haben, die wohl ihren Haupt- grund darin hatten, daß Antwerpen aus die nächste Ausstellung Anspruch machte, nachdem Brüssel im Jahre 1838 bereits seine Ausstellung gehabt hatte. Nichtsdestoweniger wurde nach langem Hin und Her am 18. Mai 1893 eine Aktie» Gesellschaft mit einem Kapital von 1 Million Franks gegründet, die den NamenLimxolles-Exxositicm, societe anonyme" führte und nach ihrem Statut den Zweck verfolgte, möglichst bald in Brüssel eine Weltausstellung zu stände z» bringe». Die Gesellschaft beschloß deshalb, die Ausstellung im Frühjahr 1394 beginnen zu lassen und setzte sich zu diesem Zwecke von neuem mit der Regierung in Ver- bindung, um sich deren Unterstützung und Förderung für ihr Unter nehmen zu sichern. Aber sie kamen zu spät. Die Antwerpener waren früher aufgestanden. Sie hatten, um sich von den Brüsselern nicht das Geschäft verderben zu lassen, in aller Heimlichkeit gleich- falls eine» Ausstellungsplan ausgearbeitet und halten sich als gute Kauf- leute sofort der Zustimmung der Regierung versichert. Nun entbrannte ein böser Jnteressenkampf zwischen den beiden Großstädten des Landes. Selbstverständlich waren es rein private Interessen, um die man kämpfte, und alle die nationalen Phrasen und ähnlichen schönen Dinge, die dabei vorgebracht wurden, hatten natürlich weiter keinen Zweck, als das nackte Geldinteresse der Macher zu verdecke» und wohlanständig zu machen. Schließlich verfiel ein schlauer Kopf ans die Idee, eine Zwillings-Ausstellung zu veranstalten und die Aus- stellungen in Brüssel und Antwerpen gleichzeitig stattfinden zu lassen. Hiergegen legten aber die Antwerpener, die den Fremden erklärlicher- weise allein das Fell über die Ohren ziehen wollten und die Gesell- schast von Brüssel bei dieser Thätigkeit durchaus entbehren konnten, ganz energisch Verwahrung ein, und da sie die formelle Zusage der Regierung hatten, mußten die Brüsseler schließlich mit schwerem Herzen zurück- treten. Natürlich mußte man jetzt einige Zeit verstreichen lassen, dir sich»ach jeder Ausstellung unter den Industriellen eine gewisse Aus- stellungsmüdigkeit einstellt, die erst allmälig wieder überwunden wird, und so wurde denn das Jahr 1896 j» Aussicht genommen. Doch jetzt kam ein neues Moment hinzu, dos die Vertagung der Ausstellung auf ein weiteres Jahr zur Folge hatte. Herr Leopold II .. der klagefrohe König der Belgier , der bekanntlich mit seinem Privat- säckel sehr bedeutend bei dem merkwürdigen Gebilde des unabhängigen Kongostaates intercssirl ist und der diese verunglückte Spekulation gern seinen europäischenUnlerthanen" aufhalsen möchte, für diesen Wunsch aber wenig Gegenliebe findet, halte, da er so leichter zu seinem Ziele zu gelangen hoffte, den Plan gefaßt, seinen bockbeinigen Unlerthanen und allen, die es sonst sehen wollten, recht deutlich vor Augen zu führen, ei» wie vortreffliches und entwickelungsfähiges Land sein Privatstaat am Kongo wäre. Es sollte deshalb in dem königlichen Schlosse Tervueren eine Kolonialausstellung gemacht und daran anschließend ein ständiges Kolonialmuseum geschaffen werden. Das ließ sich aber vor dem Jahre 1397 nicht mehr machen, und da es wünschenswerth erschien, die Kongo -Ausstellung in den Rahmen einer Weltausstellung aufzunehmen, damit die Absicht nicht gar zu deutlich zu erkennen wäre, so wurde schließlich die Weltausstellung ans das Jahr 1897 vertagt, und jetzt schien ihr auch die königliche Gnadensonne und die Regierung that nun ihr möglichstes, um ihr helfend und fördernd zur Seile zu stehen. Und trotz dieser langen Zeit der Vorbereitung ist die Aus- stellung nicht zum scstgcsetzten Tage fertig. Ja, sie ist so unfertig, daß man die offizielle Eröffnungsfeier mit obligaten Choralgesängeu, Reden, Hochs(Hurrahs!) und militärischem Schaugcpränge auf den I. Mai und, wie man neuerdings hört, sogar auf den 9. Mai ver- schoben hat. Wenn man das schlechte Wetter dafür verantwortlich machen will, so dürste man das kaum als genügende Entschuldigung gelten lassem Wie gesagt, ist die Ausstellung von einer Aktiengesellschaft unter- nommen worden, deren Geschäftsführung jedoch der Kontrolle der Regierung untersteht. Selbstverständlich hoffen die Aktionäre, ein hübsches Geschäft zu machen und die Regierung unterstützt sie dabei natürlich kräftigst. So konnte dem. auch hier die übliche Ausstellungslotlerie nicht schien. Du. Spicileidenschafl wird eben überall als ein sehr ausbeutunasfähigc- Feld betrachtet, und schließ- lich kann man es der Brüsseler Ausstellung nicht verdenken, wenn sie es nicht anders macht wie die anderen Ausstellungen. Der Hauptgewinn der Lotterie' ist eine 26 Kilogramm schwere Gruppe ans massivem Golde, einen Elefanten darstellend, der einen Tiger zermalmt, und bei Beschreibung dieses Gewinnes macht die offizielle Ansstellungs-Zeilung die freundliche Bemerkung:Es bleibt nur zu wünschen, daß Dame Fortuna dieses große Laos einem braven und ehrenhaften Arbeiter in den Schooß wirst." Hoffentlich gehen nun alle braven und ehrenhasie». Arbeiter hin und kaufen sich Aus- stcllungsloose, damit sie eventuell in die Lage kommen, eine goldene Elesantengruppe aus ihren Nipptisch zu stellen. Daß der König der Belgier Protektor der Ausstellung ist und einige ähnliche Dinge dürften unsere Leser wenig interessiren. Aber die Regierung hat auch unter den verschiedenarligsten Titeln Gelder bewilligt, die der Ausstellung direkt oder indirekt zu gute kommen. Am bemerkenswerthesten ist hier wohl der Fonds von 390 009 Fr., der zu Preisen für die Lösung einer großen Reihe von Aufgaben, die von der Ausstellung gestellt worden sind, Verwendung finden soll. Es ist das die Verwirklichung im großen einer Idee, die von Herrn Sonzse, einem der Leiter der letzten Brüsseler Ausstellung im Jahre 1833 ausgesprochen und im kleinen auch verwirklicht worden ist. Das Ziel des Herrn Sonzee ist,in jedem Lande durch kom­petente und zu Koniniissionen vereinigte Fachmänner der Wissenschaft und der Industrie eine permanente Enquete darüber anzustellen, welches für den Forlschritt der wissenschaftlichen und industriellen Produktion die wichtigsten Fragen sind, deren Lösung zunächst wünschenswerlh erscheint. Die durch diese Enquete des Fortschritts festgestelllen Desiderata sollen dann veröffentlicht und ihre Kenntniß möglichst in der ganzen Welt verbreitet werden; in bestimmten Zeiträumen sollen dann Wettbewerbe zur Ausschreibung gelangen, um die Ernnder anzuspornen und sie sür ihre erfolgreiche» Be- mühnngen sofort zu belohnen." Innerhalb aller Abtheilungeu der Ausstellung find nun Kom- Missionen gebildet worden, die mit sauerem Schweiße eine un- geheure Anzahl vonFragen" zusammengetragen haben, deren Lösung ihnen zunächst ivünschenswerth erscheint, und bei jeder Frage ist sür die beste Lösung ein Preis ausgesetzt worden. Selbst für den Interessenten ist es schwer, sich durch die mehrere hundert Fragen, von denen fast jede noch nähere Erklärungen benölhigt hat.hindurchzuwinden. ist hier entschieden des Guten zu viel gelhan und weniger wäre mehr gewesen, namentlich da infolge der riesigen Anzahl der Fragen die Preise sür die Lösungen recht gering ausfallen mußten. Nur einige Fragen aus der zweiten Sektion, soziales Leben. eien hier als Beispiele genannt. Für die beste Monographie über )ie Organisation und die Arbeitsbedingungen in der Groß-, Klein- und Hansindustrie und im Handwerk sind 1000 Fr. ausgesetzt. Mit 500 Fr. wird eine Erfindung belohnt, die die Unfälle infolge von Kettenbrüchen beseitigt. Ferner werden gewünscht: eine Vorrichtung, die das Zerquetschen der Finger bei Stampsmaschinen und Pressen unmöglich macht(Preis 300 Fr.); eine Vorrichtung. die die Arbeiter gegen die Unfälle beim Zerspringen der Wasserstandsanzeiger der Dampfmaschinen schützt(1S0 Fr.): ein Dampfgenerator, der sparsam arbeitet und bei dem jede Explosioos- gefahr ausgeschlossen ist(1000 Fr.); ein vollkommen gefahrloser Dampfkessel(8 Preise a 850 Fr. sür kleine, mittlere und große