wnnschenswerth macht, wird daS Institut auf seine Kosten, also nn- entgeltlich für den betroffenen Landwirth, durch einen der fach- verständige» Beamten des Instituts eine Besichtigung an Ort und Stellt vornehmen laffen. Auch sonst, d. h. wenn auch kein all- gemeines Interesse vorliegt, ist das Institut bereit, einen Beamten zu entsenden, für den dann aber die Kosten der Eisenbahnfahrt ge- zahlt werden müssen. Das Institut ist endlich auch bereit, i» Wirth- schasten, die von besonderen Beschädigungen betroffen werden, zu etwa wünschenswerthen Feldversuchen behufs Erprobung von Gegen- Mitteln die Hand zu bieten.— Is. Wirkung der Röntgen'scheu Strahlen auf die Herz- thiitigkeit. Nach einer Mitlheiluug des bekannte» Physiologen d'Arsonval habe» zwei Pariser Gelehrte Gaston Seguy u. F. Qusnisset gleichzeitig festgestellt, daß ein Mensch, der sehr lange der Wirkung der Röntgen'scheu Strahlen ausgesetzt wird, cigcnthümliche Störungen der Herzthäligkeit empfindet, welche sich durch unerträgliches Herzklopfen und sehr heftige und sehr unregelmäßige Schläge äußern. Seguy hat diese Be- odachtung in zahlreichen Versuchen an sich selbst gemacht. Qusniffet kam zu derselben Feststellung, als er eine Person lange Zeit einer Behandlung mit Röntgen'scheu Strahlen unterwarf, um deren therapeutische Wirkung zu untersuchen. Diese Person fühlte zunächst eine große Beklemmung in der Herzgegend, dann sehr heftige und unregelmäßige Schläge, welche vollkommen unerträglich und bedrohlich wurden, sobald die Strahlen den Brustkorb durch- drangen. Quoiiisset war daher genöthigt, bei der Fortsetzung seiner Untersuchungen die Herzgegend durch eine ziemlich dicke Metallplatte gegen die Wirkung der Rönlgeu'schen Strahlen zu schützen.— Theater. — Hermann S u d e r m a n n hat seine neue dramatische Dichtung„Die drei Reiherfeder n" vollendet und am Wiener Burgtheater zur Annahme gebracht.— — I b s e n' s Werthschätzung im Vaterlande. Seit Bestehen des Theaters in Christiania wurde»„Das Fest aus Solhaug" Ist mal,„Nordische Heerfahrt' 100 mal.„Die Kronprätendenten' 55 mal,„Der Bund der Jugend' 116 mal,„Die Komödie der Liebe" 72 mal,„Frau Inger">S mal,„Peer Gynt ' l 59 mal,„Die Stützen der Gesellschaft' 50 mal.„Nora' 72 mal, „Der Volksfeind' 27 mal,„Die Wildente' 56 mal,„Romsersholm" 16 mal,„Die Frau vom Meere" 27 mal,„Hedda Gabler" 29 mal, „Baumeister Solncß" 29 mal,„Klein Eyols" 34 mal und„John Gabriel Borkmann' 18 mal gegeben.— B s ö r n s s o n gelaugte mit„Maria Stuart " 100 mal, mit„Ein Fallissement' 86 mal zum Wort.— Erziehung und Unterricht. — Preußische Schulpaläste. Der„Voss. Ztg." wird unterm 28. April ans Gerswalde in der Uckermark geschrieben: Gestern Vormittag um'ßd Uhr brannte das altersschwache, mit Stroh gedeckte Schulhaus in Gr.-Frede» walde gänzlich nieder. Leider hat dabei die junge Lehrerfrau de» Tod in den Flammen gefunden, während die Schulkinder, der Lehrer und sein kleines Kind gerettet wurden. Das alte Schulhans war kaum noch be- wohnbar, trotzdem blieb es im Gebranch, weil der Patron, Herr v. Nr»im-Gr.-Fredenwalde keine Beitragspflichten zu einem Neubau zu habe» glaubt, die nur aus Büdnern und kleinen Eigenthümern bestehende Gemeinde dagegen zu arm ist, um einen Neubau anszu- führen. In dem Dorfe Fergitz, Post Gerswalde, Patronat v.Arnim- Suckow, befindet sich auch noch ein solch' fragwürdiges, mit Rohr gedecktes Schulhaus, dessen Dach bequem von einem Manne mit der Hand zu erreichen ist.— Medizinisches. — Die Tuberkulose und die hohlen Zähne. Man berichtet der„Franks. Ztg." aus Paris : Daß die hohlen Zähne Ge- ichwülfte und sehr schmerzliche Neuralgie» hervorrufen, ist genugsam bekannt. Der hiesige Arzt Strack beschuldigt sie jetzt außerdem, den Tnberkelbazillen den Eingang in den innere» Organismus der Menschen zu bahnen. Dieser Bakteriologe hat Kochbazillen in hohle» Zähnen entdeckt und von 114 Kindern, die eine Anschwellung der Drüse» zeigten, hatten 41 verdorbene Zähne, die Dr. Strack als Kraukheiiserzeuger bezeichnet. Oft folgt die Drüsenanschwellung einem einfache» Zahnschmerze.— Meteorologisches. t. Ein eigenartiges meteorologisches Phänomen wurde am 2. April in Paris beobachtet. Um die Mittagsstunde ging ein sehr kalter und starker Regen nieder, der etwa eine Viertel- stunde dauerte. Kurz daraus begann die Sonne sehr kräftig zu scheinen. Alle Spaziergänger, die um diese Zeit die Umgebung der Place de la Concorde passirten, konnten einen leichten Nebel beobachten, der sich aus zahlreichen kleinen Wolken bildete, die vom Boden aufstiegen, von einander getrennt waren und etwa je 50 Zentimeter im Durchmesser besaßen. Diese kleinen Nebelballen wurden von dem Winde dicht über dem Boden hingetrieben und verschwanden nach wenigen Augen- blicken. Die Erklärung dieser Erscheinung ist verhältnißmähig ein- fach. Die Wölkchen bildeten sich auf allen benäßten Oberflächen von dunkler Farbe, besonders auf dem Asphalt und auf den Dächern. Die Luft war kalt und die Sonnenstrahlung bedeutend, letztere erhöhte die Temperatur des dunklen BodenS an allen Stellen, wo sie denselben traf, rasch. Dadurch verdampfte daS Wasser auf demselben, der Dampf verdichtete sich jedoch in der kalten Luft alsbald wieder zu Nebel, der jedoch ebenfalls bald verschwand, da die kräftigen Sonnenstrahlen auch die unteren Lufschichten nach kurzer Zeit genügend erwärmten, um die Wölkchen wieder aufzulösen.— Humoristisches. — Ein Ganzschlauer. Der jüngsten Verordnung de? ersten Staatsanwalts vom obersten spanischen Gerichtshofe gegen pornographische Schriften ec. mit aller Energie einzuschreiten, kam der Bürgermeister von Villamelin in folgender Weise nach. Ein Lokaldichter dichtete ein Lied, das„in vier Zeile» acht Schamlosig- leiten' enthielt— so versichert„La Epoca'— und daher dem für „Zucht und Sitte" wachsamen Bürgermeister nicht gefiel, obwohl es durchaus populär war und selbst im Rathhause von den Unter- gebenen des Bürgermeisters gesungen wurde. Diesem wurde es endlich zu arg, und er beschloß, dem Unfng ein Ende zu machen. Er rief Stadlräthe, Polizisten, Beamte zc. zusammen, sang ihnen den von ihm wegen seiner Unsittlichkeit beanstandeten Vers vor und befahl ihnen folgendes:„Gehen Sie jetzt durch die Stadt und singen Sie diesen Vers. Der Ausrufer wird hinzufügen:„Im Namen des Bürgermeisters und bei einem Monat Haft ist es verboten, folgenden Vers zu singen!" Gesagt, gethan!— Im Nu waren die Stadtväter und ihre Untergebene» von einer jubelnden Volksmenge umgeben; der„originelle" Gedanke des Bürgermeistees, die„Zucht und Sitte im stillen Dörfcheu" zu beschützen, verfehlte seine Wirkung nicht.— — In der Landapotheke. Provisor(zum Lehrling): „Hier, dieses Kilo Schweinefett wird in vier Theile getheilt; der eine Theil wird gelb gefärbt, der zweite grün, der dritte grau und der vierte brau». Dieses hier sind die Büchse» dazu. Gelb ist Löwen- fett, grün Schlangenfett, grau Elephantenfett und braun Bärenfett — so wolleu's die Bauern haben."— Vermischtes vom Tage. — Der B r e s l a» e r städtische Schnlausschuß hat mit 2/s Mehrheit beschlossen, den städtischen Verwaltungsbehörde» die Errichtung eines Mädchengymnasiums zu empfehlen.— — Ornithologen stellen auch in diesem Jahre eine neuerliche Abnahme der Schwalben fest. Thatsächlich ist in Thüringen jetzt kaum eines dieser nützlichen Thierchen zu sehen.— — Rostock, 29. April. In den Holzlagern an der Warnow ist während der Nacht ei» großes Schadenfeuer ausgebrochen, bei welchem auch der schwedische Schoner„Axel" in Brand gerieth. Der Sachschaden wird auf 6—700 000 M. geschätzt.— — In Paris verspielte eine 27jährige Frau ans Münster erst ihr ganzes Vermögen am Totalisator, dann erschoß sie sich. Sie hinterließ ein dreijähriges Kind.— — Ueber eine gefährliche Fälschung von Anis wird aus Rotterdam berichtet. Gegen Ende Februar d. I. wurden dort durch die Firma Scitz n. Zublin i» Bari drei Ballen Anis ein- geführt. Bei der vom Gesundheitsinspektor in Haag vorgenommenen Untersuchung stellte sich heraus, daß die Waare 10 v. H. Schier- l i n g enthielt, weshalb der Vertrieb in Holland verboten wurde. Das Haus Jansen n n d v. d. H o e p e r in Rotterdam hat nun den mit Schierling versetzten Anis nach Deutschland aus- geführt, ohne daß bisher ermittelt werden konnte, welchen Weg die Waare hier weiter genommen hat.— — Mit Dynamit sollte am Sonnabend in Bouchont, Provinz Antwerpen , der Thurm der Kirche in die Lnfl gesprengt werden; 23 Minen waren mit einer elektrischen Batterie verbunden worden. Als die Explosion erfolgt war, stand der Thurm noch aufrecht, aber eine Mine war in wagerechter Richtung abgewichen. Mächtige Steine wurden umhergeschleudert und weithin getrieben. Vier Ein- wohner wurden verletzt und zahlreiche Fensterscheibe» zertrümmert.— — In B u d a p e st wurde der städtische Ingenieur Kardos unter dem dringenden Verdachte, seine Frau ermordet zu haben, verhaftet.— — In der Donau bei O r s o v a wurde vor einigen Tagen von serbischen Fischern ein Hausen von zwei und zwei Drittel» Meter Länge und 90 Zentimeter Breite gefangen. Er wog 280 Kilogramm und enthielt 38 Kilogramm Kaviar. — M e t h u s a l e m i t e n. Die vier Gebrüder Barr in Wiven- hoe(England) zählen zusammen 352 Jahre. Der älteste, John, ist 93 Jahre alt, Thomas und Samuel sind 88 Jahre und das„Baby", William, ist 83 Jahre alt.— — In Oklahama(Nordamerika ) ist der Cimarron-Fluß über seine Ufer getreten n»d hat das Thal meilenweit über- schwemmt. Der Verlust an Menschenleben wird zwischen 50 und 200 angegeben.— cs. Die wichtige Frage, ob ein Rechtsanwalt vor Gericht weinen darf, wurde jüngst von dem obersten Gerichtshofe in Tennesiee(Nordamerika ) endgillig entschieden. Die Richter kamen zu dem Schlüsse, daß es dem Rechtsanwalt nicht nur erlaubt ist, vor Gericht Thränen zu vergießen, sondern daß dies sogar als feine Pflicht erachtet werden kann, wenn er willkürlich über feine Thränen zu verfügen vermag.— Verantwortticher Redakteur: Robert Schmidt in Berlin . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin .
Ausgabe
14 (30.4.1897) 85
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