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Kleines Feuilleton.
Alpha.
Ueber Vorkommen und Gewinnung des Erdöles sprach in Wissenschaftlichen Vereinigung" zu Hamburg unlängst
in ihrem eifernden Sinn kein Verständniß; sie können nicht anders, I mir Hekuba? Und das eben ist es, was die Verschönerungen Neufie müssen darnach trachten, Wissen und Künfte für ihre Macht: Berlins so häufig kennzeichnet. zwecke zu formen und zu nügen. Es tann zum Beispiel ein wirklich Die Kunst ist nicht freier Selbstzweck; sie ist in schulmeisterlichen funstfroher Herr stolze Schlösser auf landschaftlich wundersamen Dienft geftellt. Das macht sie sonntäglich steif und unfruchtbar im Pläzen errichten. Was er aber finnt, ist Ausfluß seines Macht hohen Sinne. Daher tommt auch der fehlerhafte Kreis, in dem wir gefühls, feines rein persönlichen Machtgefühls. Das Gefühl be- uns bewegen. Wie soll Kunstverständniß und Kunstvegeisterung in rauscht ihn und er meint, mit dem französischen Sonnentönig", weite Kreise getragen werden, wenn die Kunstpflege, wie fie thatmit Ludwig IV. wetteifern zu können. Er wird also, wie es der sächlich geübt wird, diesen Kreisen nichts zu sagen hat und keinerlei unglückliche Bayernfürst Ludwig that, seine Liebhabereien in Nach- Idee, die in ihnen lebendig waltet, versinnbildlicht? Vielleicht ahmung einer vergangenen Periode ausführen lassen. So kostbar löst die tluge Tante in Paris diesen inneren Widerspruch. fie seien, sie werden immer etwas Seltsam- Bizarres bleiben. Man wird sie vielleicht verwundert anstaunen: aber es wird von ihnen feine recht erwärmende, strahlende Kraft auf die Volksseele übergehen. Die hat ihr besonderes Feingefühl; und wenn man in breitere Schichten Kunstverständniß fo fann man doch dieser Volksseele nicht kommandiren, das oder jenes hast du zu verarbeiten und in dich aufzunehmen. Dr. M. Albrecht. Wir geben aus dem Vortrage folgendes wieder: Nur jene künstlerische Nahrung wird die Volksseele begierig auf- Heute wird Erdöl in allen fünf Erdtheilen gefunden oder durch saugen, die ihrem besonderen Feingefühl, ihrer Weltanschauung, trockene Destillation bituminöfer Stoffe hergestellt, allerdings nicht ihrer geistigen Empfänglichkeit entspricht. Ich weiß nicht, ob die überall in folchem Umfange, daß ein beachtenswerther gewerblicher Tante des Herrn Langerhans in Paris , die einst werthvolle Auf- Betrieb damit verknüpft ist. Für die Versorgung des Weltmarktes schlüsse über die politische Grundstimmung der Franzosen gab, mit Petroleum ist nur von Bedeutung das Vorkommen in darüber nachgedacht hat, warum durch die Bevölkerung von Paris den Bereinigten Staaten von Nordamerika und in Baku am und nicht etwa nur in einzelnen bevorzugten Kreisen eine Kaspischen Meere. In allerjüngster Zeit wird Petroleum ausftärtere Schönheitsfreude offenkundig hindurch zieht, als bei uns. geführt von Sumatra und Java, Großnij im Kaukasus , Galizien , Nicht die Sehnsucht nach künstlerischer Erbauung ist damit gemeint, Rumänien und Peru . Das in Italien , Deutschland , Kalifornien , die ist vielleicht in Berlin stärker erregt; sondern die Bethätigung Canada, Indien , Japan , Argentinien , Australien und an anderen in fleinen und fleinsten Lebenszügen; in der Freude an Orten gewonnene Erdöl wird im Lande selbst verbraucht. Das irgend einem geschmackvollen kunstgewerblichen Stück in der Vorkominen in Afrika bietet zunächst nur wissenschaftliches Inter Art, auf dem ärmlichen Gewand durch eine Kleinigkeit effe dar. Der Vortragende schätzt an der Hand der ihm zur Berdas Zeichen individuellen Geschmacks aufzuprägen. Sollte da nicht fügung stehenden Daten die heutige Gesammterzeugung der Erde an der Einfluß langjähriger Tradition und Boltserziehung deutlich sich rohem Erdöl auf rund 100 Millionen Fässer à 1,87 Hektoliter oder aussprechen? Dieser Einfluß hinwieder konnte doch nur gewonnen 1,5 Doppelzentner pro Jahr, woran betheiligt sind: die Vereinigten werden, weil die Kunstpflege auf demokratischer Grundlage sich ent- Staaten von Nordamerika mit 47 Millionen Fässern, Baku mit wickelt hat. Bei uns zu Lande wohnt der Kunstäußerung leicht 40 Millionen Fässern, Sumatra und Java mit 3 Millionen Fässern, etwas Steif Sonntägliches an, um nicht zu sagen, etwas Parademäßiges. Großnij( Kaukasus ) mit 2,5 Millionen Fässern, Bern mit 2,5 Millionen Lange fträubte man sich dagegen, Phantasie und Kunst auch im Fässern, Desterreich- Ungarn mit 2 Millionen Fässern, Kanada mit Werktagsdinge zu verwenden, und die Kunstjünger hielten ihr Wert 0,8 Mill. Fässern, Rumänien mit 0,5 Mill. Fässern, Indien ( Birma) mit für eine Art von weihevollem Mysterium. Sie schufen lieber Arbeit 0,8 Millionen Fässern, Deutschland , das übrige Rußland, Japan , um Arbeit unnüz, Gemälde und Bildwerk wanderten von Aus- Argentinien , Kalifornien , Italien u. a. mit 1,4 Millionen Fässern. stellung zu Ausstellung, faum beachtet und nicht bezahlt, wenn nur Das Erdöl wird in Schichten verschiedenen Alters und in Tiefen die vermeintliche Künstlerehre" oder eine gewiffe akademische bis zu 800 Meter gefunden. Es besteht aus einem Gemisch geWürde" gewahrt blieb. sättigter und ungesättigter Kohlenwasserstoffe, wenig durch sauerstoff, schwefel- oder stickstoffhaltige Produkte verunreinigt und ent hält häufig feste Kohlenwasserstoffe, Paraffine und Baseline, in Lösung. Bon den verschiedenen Theorien über die Entstehung des Erdöles zählt heute diejenige über die Entstehung aus thierischen Ueberresten die meisten Anhänger, seitdem auf Anregung von Engler aus Thran, Pfahlmuscheln und getrockneten Fischen durch Destillation unter hohem Druck dem Erdöl ähnliche Kohlenwasserstoffe gewonnen
Daß ein Mensch in einer Skizze, die er anscheinend leicht bingeworfen hat, in einem Kunstblatt, in dem er eine Zeit- und Gesellschaftserscheinung in unverhüllter Wahrheit erfaßt, mehr Geist und Genie entwickeln fönne, vor allem aber mehr persönliches leisten dürfe, als ein Mann, der höchst würdige, aber höchft überflüssige schwere" und umfangreiche Arbeiten liefert, das war dem Pariser Esprit schon lange verständlich, ehe bei uns das Verständniß hiefür langsam reifte. Daß man einen täglichen Gebrauchsgegenstand durch hohen Formfinn adeln und selbst das mißachtete Anschlagsplakat zu einem Zierstück gestalten könne, auch diese Wahrheit war ihrer ganzen Bedeutung nach dem Volksverständniß drüben längst vertraut, das ist ein gewichtiger Vorsprung.
Nun tommt bei uns der gute stadtväterliche Wille. Der Berather der Gemeinde ist einmal feiertäglich gestimmt. Er sitt auf seinem Sorgenstuhl, faßt mit der Hand nach seinem Kinn und dann sagt er in höchst respektvoller Entschließung: Rinnings," es muß etwas geschehen. Berlin muß wieder einmal verschönert werden. Es geht nicht mehr anders. Die Tante in Paris meint auch, die Berliner dürsten nicht zurückstehen. Für Kunst und Wissenschaft muß etwas gethan werden.
werden.
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Literarisches.
Die Justice", unser Londoner Bruderblatt, hat eine Sondernummer zum Maifest veranstaltet, welche soeben in unsere Hände gelangt. Dieselbe zeichnet sich gleicherweise durch ihre Reichhaltigkeit wie durch gute Ausstattung aus. Der Inhalt trägt einen durchaus internationalen Charakter. In einem einleitenden Artikel werden den Sozialisten aller Länder brüderliche Grüße dargebracht. Sodann giebt Genosse Hyndman einen Ueberblick über die internationale Lage und Charles W. Dilke über die Kreta - Frage und damit zusammenhängende Probleme. Englische Beiträge zu der Festnummer stammen ferner von Bay, Cunninghame Graham und Zom Mann. Außerdem hat die ReAlso muß für das Kaiser Friedrich- Denkmal gesorgt werden, daktion sich bemüht, den englischen Parteigenoffen eine Umschau über wir leben nun einmal in einer denkmalwüthigen Periode. Dann ver- die Arbeiterbewegung in den verschiedenen anderen Ländern zu geffen wir unsere Hofoper nicht, wie es sich für getreue Unterthanen bieten, und hat zu diesem Zwecke von bekannten Genossen der verziemt. Das Opernhaus muß auch äußerlich auf einen würdigeren schiedenen Nationen Beiträge erbeten. Von diesen feien erwähnt: Stand gebracht werden. Es ist in der Stadtverordneten- Verfamm- der Artikel Liebknecht's über den„ Ersten Mai in Deutschland " und lung schon erwähnt worden, wie wenig volksthümliche Bedeutung der von Vera Saffulitsch über die Bewegung der Arbeiterklasse in Dies Kunstinstitut habe. Freilich, es ist ein Hoftheater. Und doch Rußland ; auch die französischen, holländischen, spanischen, italiegiebt es ein Hoftheater, und ein pruntvolleres noch dazu, das nischen Genossen haben interessante Artikel beigetragen. wenigstens eine Abschlagszahlung aus kunftbegierige Volt leistete. Für die künstlerische Ausstattung dieser Maigabe hat Walter Es ist das Neue Wiener Burgtheater, dessen Direktor Dr. Burckhard Crane wieder treffliches beigebracht. Die von ihm gezeichnete volksthühmliche Klassitervorstellungen einführte. In einer Broschüre Karte zeigt einen Arbeitsmann, welcher auf tief niedergedrückter hat Burckhard eingehend geschildert, wie sich die Arbeitervereine zu Schulter einen großen goldgefüllten Kasten trägt, auf deffen Höhe dem neuen Unternehmen stellten, welch intensiv aufmerkendes drei Rapitalistentypen, den Profit, die Rente, den Zins darstellend, Publikum man gewann, wie die Mitwirkenden diesem neuen figen; von der Seite tritt eine Mädchengestalt an den schwer Bes Publikum nicht blos gaben, sondern auch von ihm empfingen und lasteten, welche in der Rechten einen Siegeskranz trägt, in der wie selbst die verwöhntesten Schauspieler Wiens zum Schluß fich Linten eine Standarte mit der Inschrift: Der Arbeiter Maitag" vor diesen Zuschauern gern versuchten und angeregt wurden. Und hält, auf deren Bändern zu lesen ist;" Das Land für das Volk das Romtessentheater, wie man das Burgtheater ironisch zu nennen Produktion für den Gebrauch, nicht für den Profit pflegt, hat dadurch nichts an höfischem Glanz eingebüßt. Die ergehen Aller." Schließlich hat Crane auch einen„ Sang für den jungen Gräfinnen waren nicht weiter vom plebejischen Dunst Tag der Arbeit " gewidmet. Die ganze Festnummer macht den besten Eindruck. beläftigt. Akademie Goncourt. Die Versteigerung der von Goncourt hinterlassenen Kunstschäße und Bücher geht ihrem Ende entgegen und wird ungefähr anderthalb Millionen eintragen. Obe schon die japanische Sammlung verhältnißmäßig schlecht abgesetzt wurde, so erklärt Alphonse Daudet dennoch das Gesammtergebniß für sehr befriedigend und für mehr als genügend, um die Akademie Goncourt genau nach den Bestimmungen des Testaments ins Leben
Auf ähnliches tönnen wir hier lange warten. Dafür erhalten wir zur Belehrung schon im Herbst dieses Jahres die viel besprochenen Standbilder in der Siegesallee . Es werden Denkmäler Brandenburg 'scher Herren errichtet, die die Phantasie des Lebenden in nichts erregen können. Ihr Andenken ist verschollen und nur mit dem Konversationslexikon in der Hand wird man begreifen fönnen, wen und was sie vorstellen. Die Voltsfeele wird fragen: Was ist
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das Wohl
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