zu rufen. Weis die Ansprüche der entfernten Verwandten Goncourt's betrifft, so hält sie Daudet , wie er einem Mitarbeiter desGaulois" versicherte, für wenig begründet. Alle Wünsche Goncourt's werden nach ihm sehr bald in Erfüllung gehen. Medizinisches. Ueber«ine neue Ausnutznng der Röntgen- Strahlen in der Medizin berichten in der neuesten Nummer derDeutsch , med. Wochenschr. Dr. Dahlfeld und Pohrt in Riga . Es handelt sich»m den Nachweis von Fremdkörpern im Auge mit Hilfe der Röntgen-Strahlen. Verletzungen des Auges durch metallische Fremdkörper ereignen sich nicht selten in der Metallbearbeitung, bei Schlossern und Maschinenbauern. Bisher war die Verwendung der Röntgen-Strahlen zum Nachweise von metallischen Fremdkörpern im Auge nicht versucht worden, weil die Anschauung bestand, daß die Röntgenstrahlen das knöcherne Gehäuse, in dem der Augapfel liegt, nicht durchdringen. Es wurde dabei übersehen. daß die Knochenwandungen der Augenhöhle, abgesehen von den Rändern, sehr dünn sind. Thatsächlich sind sie für Röntgen-Strahlen bis zll einem gewissen Grade durchgängig. Das zeigten Aufnahulen, die Dahlfeld und Pohrt so sertigten, daß sie au die eine Schläfe die photographische Platte anlegte» und die Hittorj'sche Röhre in 10 bis 15 Zentimeter Entsernung von der anderen Schläfe auf- stellten. Es galt für sie, sich zu vergewissern, ob in solchen Aus. nahmen metallische Fremdkörper in der Augenhöhle überhaupt hervor- treten, ob sie nicht vielmehr verdeckt werden. Dafür nutzten Dahl- feld und Pohrt Personen aus, bei denen ein Augapfel infolge Er- krankung geschrumpft ist und die Augenhöhle infolge dessen nicht ganz ausfüllt. Solchen Personen wurden neben den ge- schrumpften Angapfel möglichst weit nach hinten kleine Fremd- körper, wie Schrotkörner und Drahtstückchen, in die Augenhöhle gelegt und durch in Kokain getauchte Wattebäusche in ihrer Lage sestgehalten. Bei der photographischen Aufnahme mit Röntgen- Strahlen wurde die Platte an die Schläfe der Seite gelegt, wo sich der Fremdkörper befand. Die Hittorf-Röhre stand der andern gegenüber. Die Versuche hatten ein günstiges Ergebniß. Die Fremd- körper waren auf dem Röntgen-Bilde jedesmal deutlich sichtbar. Die Probe auf das Exempel, ob auch unter natürlichen Verhältnissen nach einer Verletzung des Auges durch einen metallischen Körper dieser mit Hilfe der Röntgen-Strahlen werde nachzuweisen sein, machten Dahlfeld und Pohrt an einem 24jährigen Arbeiter, dem drei Wochen zuvor ein Stück Eisen gegen das rechte Auge geflogen war. Seine Kameraden hatten ihm sofortein Stück" aus dem Auge«ntfernt, so daß der Patient die feste Ueberzeugung hatte, es könne ein Fremdkörper nicht mehr im Auge vorhanden fein. Er hatte daher dem Arzt, der ihn zuerst behandelte, jede» operative» Eingriff verweigert. Die Untersuchung des Auges ließ die Anwesenheit eines Fremdkörpers zwar sehr wahrscheinlich er- scheinen; mit Sicherheit konnte dieser jedoch nicht festgestellt werden. Gewißheit brachte die Röntgen-Aufnahme, die freilich mit technischen Schwierigkeiten verknüpft war. Es waren drei Aufnahmen»öthig. Es war nach dem Ergebniß unerläßlich, den Augapfel im ganze» herauszunehmen. Die Sektion des Augapfels ergab, daß«in kleines Eisenstückchen von S Millimeter Länge und je 1 Millimeter Breite und Höhe an dein Kreuzungspunkte des vertikalen Meridians und des Aequators des Auges vorhanden war. Das Eiscnstückchen wog 0,006 Gramni. Aus der Pflanzeuwelt. Die Piassava-Faser und ihre Ersatzmittel. Die Ansprüche der Technik an die verschiedenen Fasern, die uns das Pflanzenreich liefert, sind je nach dem Zwecke der Verwendung ver- schiedeuer Art. Entweder soll die Faser zu feinen Geweben ver­sponnen oder zu Bindfaden und Taue» gedreht oder Bürsten und Besen verarbeitet werden k. Zu dem letztgenannten Zweck« dient die Piassava-Faser. Es ist eine fischbeinarlige, tiefbraune, glänz- lose Faser von der Dicke einer Stricknadel; sie verbindet mit großer Dauerhaftigkeit eine außerordentliche Widerstands. fähigkeit gegen abwechselnde Trockenheit und Nässe und wird deshalb zu Straßenbesen und Straßenreinigungsmaschinen, auch zu Bürsten ec. benutzt. Sie stammt von einer brasi. lianischen Palnie, AUelea funifera, die an den sumpfigen, überflutheten Ufern der Nebenflüsse des Amazonenstroms und Orinoco gedeiht. Die Faser wird aus den zähen Gefäßbündeln der Blattscheiden gebildet, die nach Zerstörung der übrigen Gewebe dieser Scheide an dem Stamme frei herunterhängen. Die größere Nachfrage und ein Mangel an dieser Faser führte Mitte der achtziger Jahre eine Preissteigerung herbei, wodurch man sich ver- anlaßt sah, nach einem Erfatzmitlel zu suchen. Man fand dieses zunächst in der westafrikanischen Raphia-Piassava, den Fasern(Gefäß- bündeln) der unteren Blattstielenden der Wein-Palme. Luxtu» viaikera, die in Westaftika an den Flußnfern mit der Oelpalme und Mangrove ausgedehnte Dickichte bildet. Die Palme liefert den Eingeborenen in dem Safte einen Palmwein, in den 3 bis 5 Meter langen Blattstielen der Fiederblätter ein Material zum Bau der Dächer und Zäune ihrer Hütten, in der abgezogenen Oberhaut der Fiedern einen haltbaren Bast(Raphia-Bast), der aller- dings in Länge und Haltbarkeit zc. mit demjenigen einer verwandten Art aus Madagaskar nicht konkurriren kann. Durch einen Fäulnißprozeß wird aus dem unteren Ende der Blattstiele die dunkelbraune bis lichttölhliche Faser isolirt. Sodann er- schien auf dem Markte eine Madagaskar - Piassava,«ine ziemlich lange, braune, aber feinere und biegsamere Faser, deren Nr- sprungspflanze lange Zeil unbekannt blieb, bis es den Nach- forschungen der Kew Gardens gelang, dieselbe 1395 zu erhallen und sie als eine neue Palme, Dict�ooperma fibrosnm, zu beschreibe!'. Sie wächst im Innern von Madagaskar und wird dortBonilra" genannt. Der 5 Fuß hohe und 2'/? Zoll dicke Stamm wird bis zur Basis mit einer dichten Masse von Fasern bekleidet, die aus de» inneren Scheiden und der Rind« der abgestorbenen Blattstiele ge- bildet werden. Ein weiteres Ersatzmittel liefert die Palmyra- Piassava. die Faser der Blattstiele der Palmyra- oder Deleb-Palme. Borassus flabellifer, di« von Senegambien bis Ceylon und de» Sunda- Inseln verbreitet ist. Auch Kitool. die Faser» der Blatt- scheide der Brennpalme, Caryota ureus, in Vorder- und Hiuterindieu kann zu ähnlichen Zwecken verwendet werden. Humoristisches. Bon einem alten Hamburger Schiffskapitän, der durch die schwersten Stürme sein Schiff mit größter Sicherheit geführt und der wegen seiner seemännischen Tüchtigkeit wie Bieder- keit in hohem, wohlverdienten Ansehen stand, dem aber jeder gesell» schastliche Schliff vollständig fremd war, wird derTgl. Rundsch." von einem Ohren- und Augenzeugen folgend« drastisch« Geschichte er- zählt: Als er einst mit seinem Schiffe in einen» amerikanischen Hafen lag, erhielt einer seiner Fahrgäste gerade zur Zeit des Mittagessens den Besuch des bekannten Schriftstellers Gerstaecker. Als er seinen Besuch in den Speifesaal führte, fragte der Kapitän seinen Reisenden leise:Wat is dat för'» Kirl?" Als dieser ihm darauf erwiderte, es sei der bekannte Schriftsteller Gerstaecker, rief der Kapitän mit Stentorstimme:Stuart! bring' för den Schriber ok en Töller Szupp!" Da der Kapitän sich, wie es überhaupt seine Art war, sehr gastfrei erivieS,»sollte Gerstaecker ihm doch einige freund- liche Worte sagen, und äußert« bei dem Abschiede:Es hat mich sehr gefreut, Sie persönlich kennen zu lernen; ich bade von Ihnen schon so viel gelesen»md gehört!" Ohne eine Miene zu ver- ziehen, antwortete der alt« Seebär:So o? Ick vun Se noch gor nix!" Von, Lissaer Rasirtarif. Alle Deutschen sind zivar vor dem Gesetz gleich, aber nicht vor den Nafirmessern in Lissa. Ja den dortigen Barbiergeschäften ist nämlich folgenderRasirtarif" angeschlagen: Für Honoratioren 20 Pf. für den Mittelstand 15 Pf. für Arbeiter 10 Pf. Die Unterschiede in der Preislage sollen sich besonders in der Schärfe der Messer fühlbar machen. Die Hauplschwierigkeit in der Durchführung dieses Tarifes liegt für den Barbierherrn darin, seine Kunde» richtig zu beurtheileu, ivas sogar bei den Einheimischen nicht leicht fallen soll; denn man erzählt sich. es sei vorgekoiinnen, daß ein Lissaer bei Begini» des Monats in der ersten, am 15. in der Mittelstandsklasse und am letzten nach dem Arbeitertarif sich rasiren ließ. Weil verivickelter aber»vird die Sache, sobald ein Fremder auf der Bildfläche erscheint. Ein Posener, der kürzlich Lissa besucht«, berichtet derPos. Ztg." z. B.. daß die aus dem Meister, einem Gehilfen und den beiden Lehrlingen bestehende Preisrichterschaft lauge geschivankt habe, ob sie ihn in die Mittelstands, oder Honoratiorenklasse versetzen sollte. Schließlich gaben aber die beiden Lehrlinge den Ausschlag, und»mser Posener wurde uin 20 Pfennig« gekränkt. Man kann sich denken, init welcher Würde der neugebackene Mandarin erster Klasse von Lissa w P. das Geschäft verließ. Vermischtes vom Tage. In Schlesien »md der Pfalz haben Frühjahrsge, vitter starken Schade» angerichtet. Die Färberei-Abtheilung der Weberei von Zrvanziger in Peterswaldau (Schlesien ) ist vollständig niedergebrannt. In Rußheim bei Karlsruhe streiken die Pfarrwähler. In zwei Wahlgängen wurden von sämintlichen Abstimmenden»veiße Zettel abgegeben. Meinen ivahrscheinlich, es ginge auch ohne Pfarrer. In Z w i ck a u ist die Kaserne bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Drei Soldaten sollen in den Flcunmen um- gekommen, ein Offizier leicht, ein Feldwebel schwer durch herab- stürzende Trümmer verwundet worden sein. Im Dorfe Rippicha(Provinz Sachsen ) ist einem Ein- »vohner ein Strafmandat in der Höh« von 1 M- zugegangen, weil er bei dem Begräbniß einet Dorfinsasse» nicht mit einem Cylinder auf dem Haupte erschienen ist. Es soll nämlich durch Gemeinde- beschloß in jenem Dorfe festgesetzt fein, daß beim Begräbniß jeder im schwarze» Anzüge und mit einer Angströhre zu erscheinen hat. Und da fürchtet sich Herr Richter,»vell es imZukunftsstaat" nur einerlei Hosen geben soll! In M o n t m ö d y bei Sedan ist der Tunnel der Ardennen- lini« zum größten Theil eingestürzt. Ein Zug war gerad« ei». gefahren, konnte aber noch rechtzeitig bremfen. Wenigstens einen Monat wird es dauern, bis der Schaden auSgebess-rt fein»vird. Veranlivortlicher Redakteur: Robert Schmidt in Berlin . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin .