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die Mannsbilder! Dös giebt's nit, daß a Haberer sich was a' Schulden kommen ließ gegenüber' n Madl. Naa, der wär' glei ausg'stoßen aus' m Orden."
So tomm i mit," sagt Wiltraud mit raschem Entschluß. " It's noch weit?"
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A halbe Stund, die alt' Straß' aufi!"
Aber i hab' halt d' Geiß z' Haus, für die muß i noch sorgen, vor i den Dienst antritt!"
Dös will i Dir scho 3' G'fallen thun. I geh ja doch den Weg. Was soll dermit g'scheh'n?"
Der heutige griechische Staat seht sich aus Theilen zusammen, die seit dem Alterthum recht verschiedene Geschicke und eine vers schiedene Mischung der Bevölkerung erfahren haben und infolge dessen recht abweichende Kulturzustände und Eigenthümlichkeiten der Bevölkerung aufweisen.
,, Mitnehmen möcht' i's in' n Dienst und für heut bist so gut und giebst ihr noch a Futter. Da haft den Schlüff't. Namen äußert. Die Bewohner des Festlandes, einschließlich Morgen hol i mir's dann."
Recht ist's!"
" Und, wenn i Dich um was bitten dürft, möchtst nit so guat sei und heut Nacht bei ihr schlafen, daß dem Thierl nir g'schieht so allein im Haus."
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Der Mann lächelt gutmüthig: No ja, auf mi wart niemand, i fann schlafen, wo's ist."
So- jetzt hab' i mei Haus b'stellt"- fagt sie beruhigt und also in Gott's Namen auf d' Wasserscheid.' 3 ist mir jetzt schon amal b'stimmt, da i nimmer aus die Haberer' rausfumm."
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Die ionischen Inseln haben sich lange Jahrhunderte der Ruhe und geordneter Verwaltung erfreut; die britische Herrschaft hat sie mit vortrefflichen Fahrstraßen beschenkt. Sie bilden den fultivirtesten, reichsten und geordnetften Theil des griechischen Staates. In zweiter Linie stehen die freilich von Natur unfruchtbaren Kyfladen. Die Bewohner beider Inselgruppen haben eine Beimischung italienischen Blutes erfahren, der sich in Typus, Sprache und Euböas, haben dagegen zweifellos slavische und alba: nesische, im Norden auch walachische Elemente in sich aufgenommen, über deren Stärke freilich die Ansichten auseinander gehen. über beiden Nationalitäten fehlt ein besonderes Nationalgefühl voll. ständig; fie bedienen sich als Schriftsprache des Griechischen, dessen sämmtliche Männer mächtig sind, sie haben sich dem Griechenthum in Sitten und Denkweise angepaßt, und vor allem: sie wollen Griechen sein und als solche gelten und sind daher politisch auch als Griechen anzusehen. Ein großer Theil der hervor agendsten Freiheitskämpfer und der Stifter nationaler Institute in Athen , der leitenden Staatsmänner und Schriftsteller Griechenlands waren und sind albanesischen und walachischen Stammes. Praktisch genommen bildet daher Griechenland einen rein national- griechischen Sie geht schweigend neben dem Führer her. Ihre Lippen Staat. Noch ausgesprochener ist die Einheit der Religion. find bitter und troßig zusammengepreßt. In der Haberer Die Mohammedaner sind, bis auf geringe Refte in Theffalien, ause fneipe muß sie ihr Unterkommen suchen oder zu Haus von gewandert. Haberer- Wohlthaten leben! Verfehmt ist sie mit den Ber - abweichenden Blutmischung und der langen Leiden und Kämpfe des Die Bewohner des griechischen Festlandes haben, infolge ihrer fehmten! So lange sie Wohlthaten übte an den unglücklichen Mittelalters und der Neuzeit die Anschauungen des Klanwesens, des Leuten, war sie noch stolz, jetzt aber muß sie Wohlthaten Faustrechtes, der Blutrache, des Kleph tenthums noch nicht ganz übervon ihnen annehmen und das demüthigt sie tödtlich. wunden, doch ist ein steigender Fortschritt der Gefittung und gefeßlichen So, stumm, erreichen sie die Höhe des alten Steiges. Ordnung nicht zu leugnen. Das Klephtenwesen ist jetzt auf die neuen In der ödesten, trostlosesten Gegend, einer kahlen verschneiten Provinzen Nordgriechenlands und den Westen Mittelgriechenlands beHochebene, nur von dunkeln Waldungen begrenzt liegt schränkt. Die strenge Blutrache und die Familienfehden blühen nur das alte baufällige. Wirthshaus vor ihr. Sie würde am noch in der Mani( Maina); freilich, die Neigung, Streitigkeiten und liebsten wieder umkehren, aber sie ist nicht der Charakter, Beleidigungen durch Dolch und Flintenkugeln zu erledigen, worin man feine unehrenhafte Handlung sieht, haftet noch im ganzen Lande einen einmal gefaßten Entschluß aufzugeben. Die bürgerliche fest, besonders im Peloponnes . Aus den wilden Zeiten ist auch die Gesellschaft hat sie ausgestoßen, hier wird sie aufgenommen Anschauung von der Heiligkeit und Unverleßlichkeit der Familienund sie will sich dankbar zeigen und mit dem einzigen, ver- bande überkommen. Kein Grieche aus dem Volfe wird einen noch gelten, was sie vermag, mit Arbeit und Pflichttreue.- so entfernten Vetter, wenn er ein Verbrechen begangen, der Obrig Rasch hat sie sich mit dem Wirth unter der Vermittlung feit ausliefern. Die Rücksicht auf die Familie geht allem anderen ihres Gewährsmannes verständigt, und nun ist das unheimliche, vor. Hiermit ist ein ausgezeichnetes Familienleben, Sittenverwahrlofte Haus ihre Zufluchtsstätte fast mehr ein Verreinheit, Achtung vor den Eltern und dem Alter überhaupt verbannungsort. Zum Glück ist sie an Stürme gewöhnt vom Wind- bunden, die zu den schönsten Bügen des griechischen Volksthums Rein Jüngling wird sich in Anwesenheit älterer bruch her, denn sonst müßte sie sterben vor Grausen, wenn es von gehört. Personen unaufgefordert sehen oder rauchen. Kein junger allen vier Himmelsgegenden daherbraust, als seien alle Schrecken Manu darf heirathen, so lange er noch eine unverheirathete der Nacht entfesselt, und sie mit dem alten Wirth ganz allein Schwester hat; und dergleichen Züge ließen sich noch in dem einsamen Bau ist, wo alles wackelt und ächzt, wo manche anführen. Ein starkes Gefühl sozialer Gleichheit beherrscht bald die zerbrochenen Scheiben klirren und die losen Dach das ganze griechische Volk; ein Adel existirt nicht, der Reichste und schindeln flapperi, bald herabhängende Latten und Stangen der Aermste, der Minister wie der Tagelöhner verfebren in den gespenstisch an die Mauer klopfen. Dann und wann das gleichen ungezwungenen Formen auf Du und Du. Nichts überder rascht den Abendländer mehr, als der freie Zutritt jedes Mannes Bellen eines Fuchses, der ums Küchenfenster schleicht Lockruf eines Wilderers in der Ferne, auch wohl ein aus dem Volte zu den Ministern, ohne daß er um Audienz bitten oder in der Toilette die mindeste Rücksicht zu nehmen brauchte. freischender Juchzer irgend eines ausgewiesenen LandDie festländischen Griechen, namentlich die Bergbewohner, find streichers, der den Elementen und der Menschheit Troß meist schlanke, sehnige Leute. Sie sind zäh im Ertragen von bietet und, wo er an einer friedlichen Behausung vorüber: Strapazen, aber nicht in der Leistung starter förperlicher Arbeit; zieht, zur Rache die Einwohner aus dem Schlafe weckt, gewandt und tapfer, gastfrei, unternehmend und auf ihren Vortheil so daß es jede lebendige Kreatur durchschauert, als gelte bedacht, leicht auffassend und wißbegierig, munter und gesprächig, der Hohnschrei des Obdachlosen auch ihr, die unter Dach aber meist tief eindringender und ausdauernder geistiger Arbeit und Fach geborgen auf dem Lager ruht. Und wenn wenig gewachsen; leicht entflammbar, aber auch leicht niedergeschlagen, dazu der Weststurm ganze Schneelaften ans Fenster treibt, furs echte und rechte Südländer. Dem Fernstehenden gegenüber wird daß die Eisnadeln das Glas peitschen, dann schwirrt und es mit dem Wort und der Ehrlichkeit nicht sehr genau genommen; flirrt es, wie wenn die Racheengel in den Lüften ihre Schwerter trügerische Versprechungen, Aufschneiderei und Ruhmredigkeit beschleifen! Das ist die Musik, die allnächtlich das Dhr des gegnet man recht häufig, wenn auch Diebstahl zu den Seltenheiten gehört. Dem Feinde gegenüber sind vollends dem Griechen alle verbrannten Mädchens martert. Nichts ist hier mehr wahr, Mittel recht; sein Haß ist unverföhnlich bis zur wildesten Grauals die düstere Mär' von der Vergänglichkeit alles Jrdischen, famteit. die ihr das wilde Nachtg'jaid" da oben auf der Hochebene zum Brausen der Elemente singt. Und wenn dann auch die Sonne am Morgen aufgeht und ihr die Friedensbotschaft des Lebens und des Neuwverdens verkündet, so glaubt sie nicht daran! In solchen Schulen werden die trotzigen Seelen gezogen, jener Muth der Verzweiflung, der zum Kampf mit der Gewalt zu allem fähig macht, nur nicht zur Ergebung und zum Dulden!
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( Fortsetzung folgt.)
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Im ganzen genommen find die Landbewohner und ebenso die Seeleute Griechenlands ein Bolt, das neben manchen Schattenseiten des Charakters doch viele treffliche Eigenschaften besitzt, die man um so mehr würdigen lernt, je näher man mit ihm bekannt wird, ein Bolt von ausgeprägter Eigenart, hoher Intelligenz und frischer Kraft. Leider kann man dasselbe nicht von den Städtern, den sogenannten Gebildeten, den Beamten sagen, bei denen, natürlich einzelne treffliche Persönlichkeiten ausgenommen, eingebildetes Halbwissen, Großmannssucht, gewissenloses, eigennüßiges Parteigetriebe und eine furchtbare Bestechlichkeit und Parteilichkeit eingerissen ist. Die Ursachen dafür liegen richt in einer besonderen Verderbtheit des Volkscharakters, sondern in dem schnellen Uebergang von heit. Die Fehler des griechischen Volkes sind nicht diejenigen einer verkommenen alternden Nation, sondern es sind Kinderkrank heiten, hervorgerufen durch allzu schnelle Entwickelung; sie können bei vernünftiger Behandlung geheilt oder wenigstens gebessert werden. Die wichtigste wirthschaftliche Grundlage des
Kulkurzustände in Griechenland . Sklaverei und Faustrecht zur ungebundensten politischen Frei
Die„ Geographische Zeitschrift", welche der Leipziger Profeffor Hettner herausgiebt, veröffentlicht eine sehr lesbare, längere Studie über„ Griechenland und seine Stellung im Orient" aus der Feder des Bonner Privatdozenten Dr. Alfred Philippson. Wir entnehmen derfelben die folgenden zeitgemäßen Schilderungen: