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Wiltraud steht wie erstarrt, sie liest und liest, bis ihr die[

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So finden wir die Kinderklapper oder Raffel in kleinen Thon­Buchstaben verschwimmen, und kann doch nichts anderes heraus- gefäßen, oft in Gestalt von Thierfiguren, mit Steinchen oder Metall­lesen, als daß Sebald frei aber schwer frank ist vielleicht fückchen im Junern. Auf Basengemälden erkennen wir das Ball­schon verloren, sonst hätten sie ihn nicht heimgeschickt. Ihr spiel, das Spielen mit dem Reif und dem Kreisel, die verschiedenen Arten von Schaukeln, die Strickschaufel, die Brett- oder Wipp­schwindelt Freude, den Bruder wieder zu haben, Schmerz, schaufel. Ja, ein in Neapel befindliches Bafengemälde zeigt uns, ihn so wieder zu bekommen Angst und Hoffnung reißen baß den hellenischen Kindern auch das Trachenfteigenlassen nicht unbekannt gewesen ist, ebenso das Stelzenlaufen, das Steckenpferd­reiten und das Spielen mit Mägelchen.

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an ihrer Seele. Sie sinkt dem alten Wirth an die Brust und giebt ihm den Brief.

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" Ja, um Gottes willen was ist da g'schehn?" sagt der erschrocken und liest das Schreiben. Hm, dös ist freilich arg! Heut ist ja der dreizehnte! Da käm' er ja heut schon an?".

Der Gemeindediener, der bereits weiß, um was es sich handelt, nickt. Wiltraud rafft sich auf. Da muß i auf der Stell'' nunter, wann kommt der Zug von Müncha?"

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Der muß scho da sei später tommit nur noch a Güterzug durch, der aber keine Personen befördert" fagt der Gemeindediener verlegen und zieht seinen Fahrplan aus der Tasche.

" Jesus Maria, da fizzt der arme Tropf a paar Stund' allein in dem leeren Stationshäusl in Penzberg . Warum trieg' i denn aber auch den Brief so spät?"

" Ja,' s ist halt weit bis da' rauf!" brummt der Ge­meindediener.

Bater, lieber Bater, um Gottes willen, laßt mi' nunter­fahren-wenn's Pferd au müd' ifta Menschenleben geht doch vor nit?"

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Daß es auch fleine Waffen zum Spielen für Knaben gegeben hat, ist zweifellos. Dir

In den Händen der Mädchen dagegen finden wir, wie heute, das Kochgeschirr und vor allem natürlich die Puppe. Reste von Rinder- Rochgeschirr fanden sich schon zahlreich in Gräbern; es sind kleine, oft nur wenige Zoll hohe Krügchen, Töpfchen 2c.

auch

Die Puppen waren meist aus Wachs oder Thon gefertigt und zum Ankleiden gemacht, vielfach auch mit beweglichen Gliedern. In Herstellungsart von Buppen. Eine nähere Beschreibung giebt uns der hellenisch- römischen Zeit begegnen wir einer höchst originellen der um die Kunde griechischer und römischer Gräber in Egypten verdiente Dr. Karabaczek in einem in Wien gehaltenen Vor­trage, wo er fagt: Rührend ist es wahrhaftig zu sehen, wie die betrübten Eltern ihren Lieblingen mit ihren Thränen deren Lieblingsspielzeng, die Puppen, in das Grab Dieselben sind sehr sehr ingeniös gearbeitet: Gesicht, legten. Mund, Augen und Nase wurden durch entsprechende Windungen feiner buntfarbiger Stoffftreifen gebildet; der Kopf ist mit einem Nezhäubchen bedeckt, die ausgespreizten Arme find durch ein mit Stoff überzogenes Rohrstück hergestellt und als Bruftlab hängt ein Lein­wandstück herab." " Dös versteht sich von selber!" sagt der Alte betrübt. Wenn wir uns diese von Karabaczet beschriebenen Puppen, wie mei, jetzt geht unser Schutzengel fort jetzt mag ifie aus dem Dunkel faft zweitausendjähriger Gräber an das Licht glei gar nimmer da sei! Aber dös ist Nebensach', Du mußt gezogen wurden, vor Augen stellen und dann einen Blick auf unsere Dei'm Bruder z' Hilf eilen dös ift 13 wichtigste. Geh modernen Buppen werfen und ſehen, wie diese in der Vervollkomm= Du und richt' Dich' jamm. Nimm au was zur Stärkung ung so weit gediehen sind, daß sie sogar sprechen können, wenn mit, der Mensch wird halb verschmachtet sein. I gieb derweil wir ferner die im britischen Museum zu London und in der ethno­' m Roß noch a Brot und a Wasser, daß es was hat. Und logischen Abtheilung des naturhistorischen Museums in Wien befind­Lichen altrömischen Bleisoldaten betrachten, so müssen wir staunen dann fahr in Gott's Namen." über die Genügsamkeit der alten Völker auf dem Gebiete des Spiel zeuges. Wie verhält sich nun diese Wahrnehmung zu der so oft zum Ausdruck gelangenden Anschauung, daß einerseits der Grad der Kultur eines Voltes im Spielzeug desselben zum Ausdruck kommen und andererseits im Spielzeug selbst ein wichtiges Mittel gegeben fei, fowohl geschmacks: als auch verstandesbildend auf das Kind ein­zuwirken?

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Ju( Fortsetzung folgt.)

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( Nachdruck verboten.)

Kinderspielzeug im Alterthum.

Bon Dr. Mar Baumgart.

Das Spielzeug des Kindes gehört zu denjenigen Gegenständen des Hausraths, die nicht nur eine alte Geschichte aufzuweisen haben, sondern auch vorkommen werden, so lange es Menschen geben wird.

Wenn das wirklich der Fall sein soll, auf welch' niedriger Bildungsstufe einerseits müßten nach diesem höchft primitiven, in unseren Augen geradezu lächerlich erscheinenden Puppen und Blei soldaten die alten Griechen und Römer sich befunden haben? Und andererseits, wie konnte es möglich sein, daß aus Kindern, denen man solches Zeug zum Spielen gab, Männer werden konnten, welche Werke schufen, die bis auf den heutigen Tag als unerreichte Norm des Edlen, Schönen und Ebenmäßigen gelten? 7901

Welche Wandlungen das Spielzeug durchgemacht hat, bis sich aus seiner Herstellung als Handelsartikel eine besondere Industrie entwickelte, läßt sich, soweit es die Zeit vor dem Mittelalter betrifft, nur in wenigen Spuren verfolgen; besonders gilt dies hinsichtlich des deutschen Spielzeugs. Wir sind aber zu der Annahme gewiß berechtigt, daß ebenso wie unsere Kinder auch diejenigen unserer Was hätte nach der vorhin angeführten Anschauung aus einem Urvoreltern ihre goldenen Tage durch Spielen mit mancherlei Gegen­ständen verbrachten.

Freilich, Spielwaaren, wie sie in unserer Zeit die Aufmerksam feit, den Scharfsinn und die Erfindungsgabe des Kindes mitunter in übertriebener, zur Blafirtheit führender Weise in Anspruch nehmen, gab es früher nicht.

Wie der Mensch selbst, wie seine Lebensweise und Beschäftigung war, so war natürlich auch die Art und Weise des kindlichen Thun und Treibens: Jagen, Kämpfen und Reiten, wie es die Alten trieben, wird wohl zweifellos den Nachahmungstrieb der Jungen angeregt haben, die gleichen Gepflogenheiten dem kindlichen Spiel zu grunde zu legen.

Spielwaarenläden gab es damals nicht. Baum und Strauch lieferten das Material zu Speer und Schild, zu Pfeil und Bogen, und wie heute, so wird auch vor tausend Jahren schon das Mädchen der Mutter die häusliche Thätigkeit abgelauscht haben, indem es mit fleinen Kochgeräthen wirthschaftete oder eine aus bunten Lappen und einem Stück Holz gebildete Puppe liebkosend an sein kleines Herz drückte.

Von solchen Spielsachen ist nun freilich nichts mehr auf unsere Zeit gekommen, außer ganz vereinzelten Stücken, wie Puppen oder Pferdchen aus gebranntem Thon, die uns in Museen als Fund­ftücke von Ausgrabungen alter Wohnstätten oder Gräber vor Augen

treten.

Weit mehr als aus deutscher Vorzeit wissen wir von dem Aus­sehen und der Art des Kinderspielzeugs aus der Zeit der alten Griechen und Römer.

Zuverlässige und recht interessante Anhaltspunkte geben uns hierfür guterhaltene Reste von Wandmalereien, Vasengemälden und Stulpturen, sowie schriftliche Aufzeichnungen griechischer und römischer Autoren. Ganz besonders sind es die Griechen, deren Reichthum an erfinderischer und vielseitiger Phantasie auch im Spiele der Jugend zu tage tritt. Im wesentlichen sind die mannig­faltigen Spielzeuge, die sich die Kinder entweder erfinderisch selbst herstellten oder um geringe Roften erwerben konnten, den heutzutage noch üblichen ganz gleich.

Phidias oder Praxiteles, einem Homer und so vielen anderen Kunst­und Geistesheroen werden können, wenn sie erst jetzt auf die Welt gekommen wären und sich an den heutigen Spielwaaren zu weit höherem Genie hätten bilden können? Wer weiß, ob sie sich nicht scheu von diesen abwenden würden? Ein Spielzeug, daß so volls kommen ist, daß die Phantasie des Kindes nichts mehr hineinzulegen bat, wird von ihm zwar angestaunt, aber nicht als in seine Welt gehörig betrachtet. Das nächste ist in der Regel, daß es vom Kinde trotz des schönsten Anstriches und der feinsten Lackirung gewaltsam zerlegt und zerrissen wird, um, dem Drange seiner eigenen Phantaste folgend, etwas anderes daraus zu bilden. Das Spielzeug selbst, sei es noch so vollkommen gestaltet, hat für das Kind kein Leben, Darum hängt es oft mit erhält es vielmehr erst durch das Kind. ganzem Herzen gerade am zerbrochenen Spielzeug, denn es liegt darin ein Stück ſeines eigenen Lebens.

Der gleichen Liebe, welche die Mutter in gesteigertem Maße dem kranken Kinde entgegenbringt, erfreut sich auch die Puppe oder der Hansel mit zerbrochenem Kopf oder fehlendem Arm seitens des Kindes.

Bei weiterer Betrachtung des Spieles der Klassischen Jugend finden wir, daß auch lebende Thiere zum Spielzeug dienten; Stieglitz , Taube, Gans und Hahn, Hunde, Ziegenböcke, Affen; besonders beliebt war es, Käfer an Fäden zu binden und sie fliegen, oder beffer gesagt, nicht fliegen zu lassen.

Zur Gattung der Unterhaltungsspiele gehörte das Suchen scherzhaft versteckter Gegenstände, ähnlich unserm heutigen Plumpfact spiel, das Grübchenwerfen mit Knöcheln oder Sprungbeinchen aus der Ferse von Lämmern oder Schafen; diesem Spiel entspricht voll­ständig unser heutiges Schusserspiel.

Die kleinen Knöchel oder Sprungbeinchen, die Aftragalen, dienten auch zum Würfelspiel. Deutlich erkennen wir das aus vielen antiken Runstwerken, die uns Bilder des Astragalenspieles vor­führen.

So ist z. B. sehr bekannt die Statue eines am Boden fizzenden, tnöchelspielenden Mädchens. Das Berliner Museum