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besitzt die Statue eines Knaben, der fröhlich lachend seine ge-[ er ganze Monate oft nichts thut und sich mit einem Gedanken wonnenen Astragalen mit dem linken Händchen an die Brust drückt. herumschlägt, dann durch mehrere Wochen erbittert ringt, um ihm Ein pompejanisches Wandgemälde zeigt die Medea , wie sie auf Gestalt zu geben, endlich alles Geschriebene vernichtet und dann in den Mord ihrer Kinder sinnt. Lettere, unter Aufsicht des hinter einem Anlauf, in vier oder fünf Tagen und Nächten das ganze ihnen stehenden Erziehers, beschäftigen fich ahnungslos und vergnügt niederschreibt.

mit dem Astragalenspiel.

Die Aftragalen spielten also offenbar eine große Rolle, und thatsächlich wurde der Bedarf an diesen Knöchelchen bald so groß, daß man sie auch künstlich aus allerlei Material, aus Elfenbein, Metall und Stein herstellte. So sind von ihnen solche aus Granat erhalten, die mit einem gravirten Adler dekorirt sind.

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Theater.

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Im britischen Museum befinden sich Refte einer Astragalizonten- r. Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. gruppe aus der hellenisch- römischen Zeit: Zwei Straßenjungen ge- Am Montag Abend ließen wir uns verleiten, nach der Chauffee. rathen beim Würfelspiel in Streit und zwar derart, daß einer den straße hinauszupilgern. Ein Volksschauspiel Der Berg= andern in den Arm beißt. hauptmann" wurde zum ersten Male aufgeführt. Ein viel versprechender Titel, der vielleicht ein Bild der Klaffenkämpfe und sozialen Leiden aufrollen könnte. Doch in dieser Annahme hatten wir uns getäuscht. Gewiß wird mächtig viel gekämpft in dem Schauspiel, aber die Helden flappern mit Schwertern und Ritter­rüstungen, und der Berghauptmann selbst ist einfach ein wohl­genährter Breslauer Zunftbürger aus der Zeit der Hussitenkriege. Er birgt in dem Sohne seines Blutfreundes einen Landesverräther Waffen zuschmuggelt und schließlich sogar die jungfräuliche Tochter in seinem Hause, der der feindlichen Huffitenpartei Wehr und feines Gönners entführt. Im letzten Akte trifft den Kerl aber der wohlverdiente Rachestrahl.

Auch an belehrenden Spielen, wie Zusammenlege und Buchstabenspiel, fehlte es bei den Griechen und Römern nicht.

Was nun die älteste Geschichte des deutschen Spielzeugs an­belangt, so sind wir im großen Ganzen nur auf Vermuthungen an gewiesen, und erst mit dem Mittelalter bieten sich uns sichere Anhaltspunkte für die Berfolgung der Entwickelungsgeschichte unseres Spielzeugs.

Die Kinderspiele im Mittelalter hatten wenig Abwechselung; im ganzen bewegten sie sich in einer Nachahmung der Be­schäftigungen der Erwachsenen: für die Knaben bildeten die Waffen und die hölzernen Pferde, für die Mädchen die Puppen die Grund­lage des Spiels.

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Kleines Feuilleton.

Die Sprache des Stückes ist mittelalterlich- biedermännisch, genau von einem Berliner Schullehrer namens Risch. Wir nehmen an, wie es der selige Raupach vorgeschrieben, und verfaßt ist das Ganze daß der Herr als Pädagoge leistungsfähiger ist denn als Dramatiker. Das Ritterdrama wurde recht brav dargestellt. Eine Falstaffrolle wurde von Herrn Thiemann sogar mit ausgezeichneter Charakteristik gegeben. Auch an Ausstattung leistete die Bühne das Menschen­mögliche.-

beschreibt:"

Feine Herren. Goron, der ehemalige Chef der Pariser Kriminalpolizei, erzählt: Mr. Clement( ein unlängst verstorbener Parifer Polizeikommissar) hatte neben den Straßenaufläufen und Razzien noch eine weitere Spezialität. Er hatte die Mißverständ­nisse" und sonstigen Weiterungen zu beseitigen, die etwa zwischen Persönlichkeiten in mehr oder weniger hervorragender Stellung und deren Maitreffen entstanden. In unserem Bureau verkehrten zahl. reiche ganz reizende Damen, und mein Vorgesetzter diktirte mir manches recht pitante Protokoll in die Feder, das natürlich durch das Siegel des Amtsgeheimnisses vor der bösen Oeffentlichkeit gesichert ist. Oft mals handelte es sich für diese Dämchen nur um die Ausbeutung irgend eines reichen Gimpels aus guter Familie. Noch öfter jedoch hatte ich Gelegenheit, bei Bernehmungen anwesend zu sein, bei denen Leute von Besitz, Stellung und bekanntem Namen in recht unvortheilhaftem Lichte erschienen und sich skrupellos der polizei­lichen Gewalt bedienten, um sich der armen Mädchen, die ihnen läftig geworden, zu entledigen. Viel Gemeinheit und brutalen Rechtsbruch habe ich da kennen gelernt. Ganz besonders peinlich wirfte auf mich die legere Art, in der auf grund der gesetzlichen Bestimmungen die administrative Ausweisung von Ausländern resp." Ausländerinnen erfolgen fonnte. Wie oft war ich in der Lage, Dialoge von der Art des folgenden anzuhören:

Aber, Herr Kommissar, ich habe doch ein Kind von ihm, mag er wenigstens seine Erziehung bezahlen!" Das geht uns nichts an, Mademoiselle," lautete Herrn Clements Antwort. Uns fommt es nur darauf an, jeden Skandal zu ver­hindern. Sie find Ausländerin und wenn Sie fortfahren, vor der Thür des Herrn N. N. Szenen zu machen, werden wir Sie abschieben."

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Und wenn diese unglücklichen Mädchen, die von ihren Ver­führern entehrt und verlassen worden waren, ohne Rücksicht auf solche Drohungen fortfuhren, ihre Ansprüche geltend zu machen, wurden sie einfach über die Grenze gebracht. Ich muß gestehen, daß mir diese Art Maßregelung ftets ganz besonders grausam vorkam. Wenn Graf X. oder Marquis 3. der Kammerzofe seiner hochgeborenen Frau Mama die Cour schnitt und sie zur Mutter machte, fragte er ficher nicht danach, ob das Mädchen, das ihm geftel, eine Italienerin, Belgierin oder Schweizerin war. Erst wenn er Alimente bezahlen follte, erinnerte er sich dieses Umstandes. Und nicht blos unsere goldene Jugend bedient sich dieses Mittels, auch manchem ehr würdigen Familienvater, der im Schooße der Seinigen vielleicht die Bärtlichkeit selbst ist, bin ich auf diesen kummen Wegen begegnet.

Literarisches.

-Wie Schriftsteller arbeiten. Pearsons Magazine" bringt in seiner April- Nummer das Ergebniß einer Enquete, die das Blatt bei den hervorragendsten englischen Schriftstellern über ihre Arbeitsmethode angestellt hat. W. 2. Alden und Robert Barr be: richten fast übereinstimmend, daß sie alle regelmäßige, pflichtgemäße Arbeit hassen und den größten Theil ihrer Arbeit auf dem Bicycle ver­bringen; dennoch ringt sich der erstere durchschnittlich 1800 Worte täglich ab, während der andere anfallweise, dann aber mit großer Rapidität arbeitet. Sir Walter Besant hält es für verderblich, mehr als 3 Stunden täglich zu arbeiten, Hall Bain und C. Doyle halten 1500-2000 Worte täglich für eine ausgiebige Leistung. Mrs. Egerton behauptet auch nicht annähernd von einer regelmäßigen Arbeit berichten zu können. Mrs. Hobbes schreibt höchstens 150 Worte täglich, während Butcliffe Hyne behauptet, nur dann flott arbeiten zu iönnen, wenn ihm alle äußeren Behelfe fehlen und er zu Schiff oder im Eisenbahn Koupee in sein Notizbuch frizzeln muß; Allen Upward endlich schildert, daß

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Geschichtliches.

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dank den Dich oder

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römischen Kaisergeschichte die Beweise der hündischen Demuth und w. Knechtafinn. Interessant ist es, in den Quellen der Serbstverachtung des Senates, jenes Herrenhauses" der alten Republik zu lesen. Als 268 Claudius II. sich zum Kaiser auf­geschwungen hatte, beeilten sich die würdigen Herren Senatoren, den faktischen Machthaber in der überschwänglichsten, schmeichlerischsten Weise zu begrüßen", welche uns Trebellius Pallio folgendermaßen Claudius Auguftus!" so riefen sie 60 Mal Göttern, daß sie uns Dich als Herrscher gewährt haben! Claudius Auguftus!" einen Kaiser Deiner Art haben wir immer ersehnt! Claudius so riefen fie ferner 40 Mal weiter 40 Mal gerufen so wurde Auguftus!" bist durch die Wünsche des ganzen Reiches zum Throne" be= so riefen die Herren endlich rufen worden! Claudius Augustus!" ,, Du bist das Ideal aller Brüder, aller Väter, aller Eenatoren, aller Raiser!" Und nun kamen die Wünsche des rief man fünf Mal,- hohen Hauses: Claudius Augustus!". befreie uns von dem Aureolus( einem der Nebenkaiser)!" Claudius Auguftus!" rief man fünf Malbefreie uns von den Palmyrenern! Claudius Augustus" so gellte das Geschrei noch siebenmal, ,, befreie uns von der Zanobia und von der reiche Dame jener Zeit, die Mutter des Theiltaisers Victorinus). Und Victorina( erstere die Königin von Palmyra , die zweite eine einfluß­endlich kam der noch siebenmal wiederholte Ruf: Claudius in das Nichts versinkt!" Es muß für den Gefeierten unfäglich Augustus! Mache, daß Tetricus ( ein anderer kurzlebiger Theilkaiser) langweilig und Verachtung und Gfel erregend gewesen sein, sich von den Edelsten und Besten der römischen Nation 244 Mal seinen Namen zuschreien zu lassen!

80 Mal,

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13200

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Kulturhistorisches.

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in nung vom Jahre 1583.§ 3. Jtem sollen keine fremde Aus der Ordnung der Bredstedter Schuster. Schuhe von außen hier zu Bredstedt außerhalb gemeiner Jahrmärkte feil gebracht werden, so aber darüber geschieht, soll demjenigen, der solche Waare bringt, dieselbe von dem Oldermann( Aeltermann) und Obrigkeit genommen werden, davon die Hälfte der Regierung, die andere Hälfte dem Amte und den Armen zukommen soll.§ 12. Stem, ein Schuhmacher soll nicht mehr halten zu einer Zeit als zwei Gesellen und einen Jungen bei zwei Tonnen Bier Strafe zum Amte und zwei Pfund Wachs zum Gottesdienste.§ 13. Jtem, so ein Fremder zu Bredstedt tömbt und entwedet einem Schuhmacher sein Gesell, wird er darüber betroffen und man kann es öffentlich auferlegt wird und dem Amte eine Tonne Bier der Gesell, der sich beweisen, den soll man anhalten, zu beffern der Obrigkeit als ihm so verführen läßt.§ 14. Item, wann ein Meister einen Lehrjungen annimmt, das Handwerk zu lernen, so soll durch des Jungen Be föftigung von dem Meister eine Tonne Bier gegeben werden und die Koft dazu dem Schuhmacher daselbst.§ 15. Jtem, ein Gesell, der von seinem Meister heimlich wegläuft mit des Meisters Gelde, ehe die rechte Wanderzeit ist, der soll bessern eine Tonne Bier dem Gelage und ein Pfund Wachs zum Gottesdienste.§ 29. Jtem, so sollen da auch keine Schuster in Nordergösharde wohnen, denn alleine binnen Bredstedt .

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Aus dem Thierleben.

Jltis und Fuchs. Der Jltis ist, obwohl er schlafende Bögel überliftet, Tauben und Hühnern nachstellt, dennoch ein sehr nügliches Thier, denn er vertilgt eine Menge Mäuse, Ratten und Hamster, Blindschleichen, Ringelnattern und Kreuzottern und de