giftige Biß der letzteren schadet ihm nicht, denn er verzehrt sie sammt Giftdrüsen nnd Gistzähnen. Der Fuchs, welcher de- kanntlich vom Rehkälbche» bis zur Maus herab seine Braten wählt, also in der Zeit der Roth gar nicht wählerisch ist, ist durch. aus nicht lecker nach Jltisfleisch, er verschmäht es standhaft, obgleich er gegen den lebenden Iltis seine Tücken nicht unterdrücken kann. Sein Betragen gegen den Iltis oder Ratz in, Freien zu beobachten, ist stets nur bruchstückweise gelungen; vollständiger gelang dies, als man Meister Reineke zu einem gefangenen Iltis in einen Stall sperrte. Der Fuchs schleicht heran, liegt lauernd auf dem Bauche; plötzlich springt er zu, wirft den Ratz über den Hausen und ist schon weil entfernt, wenn jener sich wieder erhebt und mürrisch die Zähne fletscht. Jetzt kommt Reineke wieder; der Ratz hüpft ihm laut kneffend mit weitem Sprunge entgegen; der Fuchs weicht aus und versetzt ihm in dem Augenblicke, wo er vom Sprunge zu Boden fällt,«inen Biß in den Rücken, hat aber schon wieder losgelassen. ehe jener sich rächen kann. Nu» streicht er von fern im Kreise um den Ratz, der sich immer nach ihm hindrehen muß; endlich schlüpft er an ihm vorbei nnd hält den Schwanz nach ihm hin; der Ratz gedenkt dem Schwanz mit grimmigem Zahn eins zu versetzen; aber er irrt sich, denn der Fuchs hat ihn schon eiligst iveggezogen und jener beißt in die Luft. Jetzt thut der Fuchs, als ob er ihn gar- nicht mehr beachte. Der Ratz wird ruhig, schnuppert umher und beginnt an einem alten Knochen zu nagen. Das ist dem böse» Feind ganz recht. Auf dem Bauche liegend, rutscht er näher; seine Augen funkeln; List. Spott und Bosheit spiegeln sich zugleich in seinen Mienen; die Ohren sind gespitzt, die Zähne bloß, der Schivanz in sanft wedelnder Bewegung. Plötzlich springt er zu. packt den schmausenden Ratz beim Kragen, schüttelt ihn tüchtig, läßt ihn fallen und verschwindet. Das ist dem Ratz nicht recht; er wühlt sich, um nicht länger geschabernackt zu werde», unter das Stroh und sucht nach unten einen Ausweg. Vergebens! Der Fuchs ist wieder da, schnuppert auf dem Stroh, betastet es leise mit den Füßen, beißt plötzlich durch und fährt dann schnell zurück. Er- griff nun der Beobachter den Iltis beim Schwänze und hielt ihn dem Fuchse vors Gesicht, dann hielt der Schlaukopf nicht stand, sondern floh aus einer Ecke in die andere. Medizinisches. K. Ueber die Schädlichkeit der Kälberlymphe wird in medizinischen Kreise» seit längerer Zeit diskutirt. Professor Pfeiffer, Prosessor Ogata, Dr. Landinann u. a. haben nachgewiesen. daß in der Kälberlymphe krankheitserregende Keime und Bakterie sich vorfinden. Als derartige Bakterien sind insbesondere der JlrkroHIrus pyogones und der Staphylokkus albus zu nennen. Alle Bakteriologen stimmen darin überein, daß diese Bakterien- pathogen, d. h. krankmachend sind. Es wird indeffcn von bedeutenden Autoritäten, namentlich auch vom Reichs-Gesundheitsamt betont, die schädliche Wirkung beschränke sich auf Thier« nnd falle beim Menschen fort. Demgegenüber hat neuerdings«in Italiener, Dr. O. Leoni, Etsahrungen gemacht, die geeignet sind, die Frage in einem anderen Lichte erscheinen zu lassen. Leoni, der' seit Jahren Direktor des Lymphinstitutes in Rom   ist, fand in Uebeieinstimmung mit Dr. Landmann und anderen, daß die in der Lymphe vorkommenden Bakterien in der That auch sür de» Mensche» gefährlich sind. Er hält es aber, wie in seiner kürzlich veröffent- lichten Arbeit dargethan wird, sür möglich, die Kraft der stets in der Lymphe vorkommenden pathogenen Mikroorganismen(krank- heitserregenden kleinsten Lebewesen) zu vernichten, wenn die Lymphe mit Glyzerin behandelt und durch einen bis vier Monate konservirt wird. Die direkte Ueberimpfung vom Thier auf den Menschen ver- wirft er. Er hat im Verlaufe der Impfung mit frischer Lymphe vielfach Wundinfektions- Krankheilen, wie Wundrose, Phlegmone (Zellgewebs-Entzündung), Lymphangitis(Entzündung der Lymph- oesäße) und Seplikamien(faulige Zersetzung) beobachtet. Bei der Impfung mit alter Lymphe sollen diese Schädigungen nicht vor- komme». In Deutschland   gaben bisher die meisten Aerzte der frischen Lymphe den Vorzug. Physiologisches. Eiiveißverdauender Speichel bei Insekten- l a r v« n. Als der Tübinger   Physiologe Wilibald A. Nagel   für Studienzwecke eine Anzahl erwachsener Larven des bekannten großen Schwimmkäfers vytiecus marginalis, des Gelbrandes, im Aquarium hielt, hatte er Gelegenheit, sehr interessant« Eigenschaften des Speichels dieser Thier« kenne» zu lernen. Die Resultate seiner Be- obachtungen und Versuche sind kurz folgende: I. Die Schwimmkäfer- larve saugt den Tbiere» nicht nur das Blut aus, fondern sie vermag deren ganze Eiweißsubftanz in sich auszunehme»; 2. zu diesem Zwecke ergießt sie durch ihre Saugzungen ein sermenthaltiges Sekret in das auszusaugende Thier, wodurch dessen Eiweiß verflüssigt, peptonisirt wird; 3. das Sekret hat giftige Wirkung, es lähmt und tödtet die angebissenen Thiere in kurzer Zeit; 4. das Sekret reagirt neutral. Die Verdauung ist eine tryptische; die Eiweißmassen quellen nicht, sondern zerfallen bröckelig; 5. ebensolche exlraorale Eiweißverdauillig findet, abgesehen von den nächsten Verwandten der Schwimmkäfer- larveu, aller Wahrscheinlichkeit nach bei den mit ähnlichen Saug- zunge» ausgerüsteten Larven einiger Neuroptere» oder Netzflügler, bei den Ameisenlöwe» und Blalllanslöwen statt. (Umschau".) Humoristisches. Bauernschlau. Im Gasthofe eines schlesischen Gebirgs- dorfes hängt eine Tafel aus. auf der sämmtliche Gewohnheitstrinker, an die Getränke nicht verabfolgt werden dürfen, mit Namen aus- geführt sind. Der Landrath des Kreises kehrt eines Tages dort ein, um sich zu überzeugen, ob die Verordnung auch befolgt werde. Nach längerem Aufenthalt in der Wirthsstube verspürt er Durst und be- stellt ein Glas Bier, erhält aber von dem Wirth zur Antwort: .Daraus wird freilich nischt!'s tntt mer leid, Herr Landrath, aber ich darf Ihnen kein Bier nich eiiifchäuken.".Warum denn?" Weil Sie halt auch auf der Seiferliste stehen!" erwidert der Wirlh, indem er auf die an der Wand hängende Tafel zeigt: Amtlich« Bekantmachung. Den nachstehend Benannten dürfen Getränke nicht verabfolgt werden: Böttcher Karl Sommer. Gärtner Josef Schmidt. Tagelöhner Gustav Fritsch  . Der königliche Landrath. Vermischtes vom Tage. Seltsame Rubrik. In einem alten Todtenbnche des schlesischen Archiprcsbyterats F. lautet die Ueberschrift der letzten Rubrik: Ob mit Hilfe des Arztes gestorben. Viele Menschenalter hindurch ist diese Rubrik unbeanstandet geblieben. Die R o t t w e i l e r Pulverfabrik soll die Fabrikation nach Düneberg bei Hamburg   verlegen wollen. Grund: der General- gewaltige der Fabrik wollte von der Stadt Rottweil   ein Gut kaufen, diese aber lehnte das Angebot ab. So sagt man. Ein wohlhabender Landwirth in Nordbrock bei Osnabrück  hielt sein- geistesschwache Frau zwei Jahre lang in einem engen Verschlag der Scheune eingesperrt. Die Unglückliche war, als man sie fand, bis zum Gerippe abgemagert, faß völlig nackt bis zum Knie im Unrath und konnte vor Schwäche kein Glied rühren. Billige Beleuchtung.In dem weimarischen Orte Groß-Ncuhansen führten kürzlich mehrere Bürger Klage darüber, daß in den jüngsten Nächten die Straßenlaternen fortgesetzt nicht an- gezündet worden seien. Der Bürgermeister wies indessen die Be« fchwerde als unbegründet zurück, und zwar unter Anführung der Stelle ans Gölhe'sFaust":Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges stets bewußt!". c. e. Das Bezirksgericht Zürich verurtheilte vor einigen Tagen den Staatsanwalt Fehr. weil er gegen einen Kaufmann un- begründeterweife eine» Steckbrief erlassen hatte, zu 300 Frks. Geld« strafe. Wildes Land! Windisch- Matrei(Tyrol) ist bis auf die Kirche voll- ständig niedergebrannt. 30 Häufer, das Gemeindehaus und das Spital wurden in Asche gelegt. Bei der bayerischen Staats-Eiseubahn sind, wie Sigl'j Vaterland" mitlheilt. die Fahrzeiten bis auf 3/i, Vz und V« Minuten ausgerechnet und bestimmt worden. In Gent   wurde die große Weberei de la Dys durch Feuer zerstört. 450 Arbeiter waren in ihr beschäftigt. In den Karawanken   in Kärnten   ist seit Freitag Schnee- fall eingetreten. I» Tarvis liegt der Schnee fußhoch. Von der Pest. Beim französischen   Kolonialministerium ist die Meldung eingegangen, daß an der tonkinesisch-chinesischen Grenze einige Pestfälle vorgekommen sind. Die Gebäude der Brüsseler Mahlwerke sind nieder- gebrannt. Das Feuer wurde durch Selbstentzündung des Mehl» staubes   hervorgerufen. In K a n t a z» k o w im Chersoner Gouvernement(Rußland  ) habe» große Exzesse gegen die Juden stattgefunden. Viele jüdische Kaufläden und Hänser wurden deniolirt, drei jüdische Einwohner erschlagen. Heißt ein Fang! Die Exkönigin von Madagaskar   ist katholisch geworden. Kann noch die Tugendros« bekommen, wenn sie alt wird. In Süd- Australien   und dem westlichen Victoria  wurden mehrere heftige Erdstöße verspürt. Eine gemischte Gesellschaft. Die Bevölkerung von Honolulu   ist vielleicht die bunteste, die irgend eine Stadt der Erde aufzuweisen hat. Nach der letzten Volkszählung war die Stadt von 29 830 Einwohnern bewohnt. Unter diefen waren nur 7918 eingeborene Hawaier. hierzu noch 3438 Mischlinge auS ein- geborener und fremder Bevölkerung. Die Chinesen erreichten fast dieselbe Zahl wie die Eingeborenen, nämlich 7693, dann folgen Portugiesen 3833, Japaner 2381, Amerikaner 2074. Briten   1308, Deutsche 578, Südfee-Jnsulaner 63 und dazu 366 Angehörige ver- schiedener anderer Völker. Verantwortlicher Redakteur: Robert Schmidt in Berlin  . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin  .