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i glaub' nit an so Sachen, aber' s' giebt Leut, die behaupten,[ revidiren möchten, eben mit aller Heftigkeit ein. Immer darf man ' s tönn' fich einer lebendig verzeig'n." ihrer größeren Begehrlichkeit eher gewiß sein, als ihrer Zurück
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Wiltraud steht noch immer und starrt vor sich hin: haltung; und wenn man gar so verwundert that, als die finstere glaub' bald an alles nur nimmer an was Gut's und was Vorlage zum Vereinsgesetz ans Tageslicht kam, so war im Stillen entweder geheuchelt worden oder man war rührend naiv. Glücklich's! Sei's g'wesen was's will jedenfalls bedeut's Wenn die Vorlage Gefegeskraft erlangte, da würden all die nix Guats. I weiß nit warum mir jetzt grad dös so bitteren Humore, von denen die Geschichte aller heftigen Reaktionsschauerlich war. I hab' den Boschinger so gern g'habt, epochen zu erzählen weiß das allerschönste von den Zensurwarum soll i doch erschrecken, wann i' n sieh, wenn's was stücklein wieder luftig in die Höhe schießen. Wie würde der Natürlich's g'wesen wär'? Warum wär' er denn so un- subalterne, untergeordnete Mann in seinem Selbstwerth steigen, beweglich hing'standen und hätt' mi ang'starrt und nix g'fagt? wenn er sich als noch gewichtigere Person betrachten lernte, als Und der Blick den vergess' i nie wie wie vom a jett? Wie würde er sich immer bedeutungsvoller vorkommen. je Wahnsinnigen!" mehr er sich als verantwortlichen Hüter und Beschützer des großen Im Stall wird es unruhig, Wiltraud horcht. Was ist Gemeinwohls aufspielen dürfte? Der Herrenwahn der Subalternen mag anfangs peinigen und erbittern. Wird er auf die Spize ge denn jetzt da wieder?" trieben, so verliert er am Ende seine Macht. Zum Schluß tödtet die Lächerlichkeit wirklich noch. Der gehässigste Eiferer erliegt endlich der Komit der Thatsachen, daß man einer neu aufstrebenden, jung sich reckenden Welt mit einem Polizeiwall beitommen möchte.
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Vielleicht ist der Bräundl loskommen!"
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Da müss'n wir d' Latern' nehmen und nachschauen." Sie holt die Laterne vom Sims und zündet sie an. Dann geht sie mit Steub den Weg durch die Küche und Futterfammer. Als sie in den Stall treten, pfeift ihnen ein starker Luftzug entgegen. Das Pferd reißt mit allen Zeichen der Furcht am Halfter und stampft unruhig hin und her. Siehst, dös Roß spannt au was und d' Geiß! und d' Geiß! Ma sagt ja, die Thier' thäten Geister sehen." " Die Stallthür' ist offen und schlägt im Wind, dös hat die Biecher so derschreckt," erklärt Steub.
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" Ja, wer hat denn dös aber' than?" fragt Wiltraud erstaunt. Hast Du offen g'lassen?"
J? Warum nit gar!" " Uno i weiß g'wiß, daß i sie zug'macht hab'," sagt Wiltraud kopfschüttelnd." Gott bewahr ein'n, dös ist ja a Nacht wie im Advent! Was mag sich da vor bereiten?" Sie schlägt ein Kreuz. Alle guten Geister loben Gott den Herrn!"
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Warum hast es denn aber auch nit ang'red't?" Wie's halt ist, wann ma so aus' m Schlaf auffahrt, ift mir gar nig eing'fallen, was ich sag'n tönnt', und schreien hätt i au nit könne i hätt' tein' Ton' rausbracht!" Jett laff' i Di aber nimmer allein!" sagt Steub, schließt und verrammelt die Stallthür und leuchtet in alle Ecken.
Nur bis Gebetläuten bleibst bei mir, gelt? Nacher haben ja die bösen Geister tei Macht mehr!" sagt Wiltraud und geht wieder zur Leiche zurück.
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im
Die Erschütterungen, die stoßweise über unseren Gesellschaftsförper kommen, bleiben auch anderswo in ähnlicher Weise nicht aus, und fie führen dann in den Parlamenten zu jenen heftigen Szenen, die vielfach schon dazu helfen mußten, den Parlamentarismus zu verdächtigen. So ist es jeht in Wien . Ein halbes Jahrhundert lang hat man dort Schaufelpolitik getrieben. Vor 1848 begann es, als man gegen Magyaren und Deutsche das Slaventhum gefliffents lich zu hegen begann. Auf der einen wohlfeilen Idee, die Nationen wider einander zu benüßen, um den Sinn von den dringendsten Zeitaufgaben abzulenken, beruhte seit Jabrzehnten die staatsfett Sabrzehnten, und männische Weisheit der Machtpolitiker Desterreichs, Neue Joeale steigen ist so viel Zündstoff dort angehäuft. auf. Schon ist der Nationalismus nicht mehr lleinherr in Desterreich. Die sozialdemokratische Fraktion im Wiener Parlament ist ein lebendiger Protest. Und als wüßte der Nationalismus, daß sein Monopol zu Ende ginge, so erhebt er sich in wilder Leidenschaftlichkeit. Was ihm an innerer Gewalt über die Massen verloren ging, sucht er durch Gewaltsamkeit im Kampf einzuholen. Auf beiden Seiten der Nationalisten, auf slavischer wie auf deutscher, sind darum die lärmenden Szenen im Parlament erflärlich. Graf Badeni muß erkennen, daß alle Hausmittel der Regierungen sich doch einmal erschöpfen. Was ein halbes Jahrhundert lang möglich war, versagt zum Schluß. Es ist nicht mehr so einfach, zwischen deutschen und Slaven zu balanziren. Eine dritte Macht ist in die Höhe ge= kommen und sie ist der Theil einer Weltmacht. Die Nationalisten Desterreichs sehen sie wachsen. Kaum irgendwo anders hat das Bürgerthum im Namen des Gesammtvolkes so absichtlich stets gesprochen, als dort wo die Nationalisten ihre Herrschaft aufschlugen. Sie sprachen in Deutsch- Böhmen von dem ganzen deutschböhmischen Volt, wie sie in den slavischen Gebieten Böhmens von der glorreichen czechischen Nation sprachen. Und nun hat dasselbe Deutsch- Böhmen Jezt kommt fein Schlaf mehr in ihre Augen, während im ganzen nördlichen Industriegebiet sozialistische Vertreter nach Wien entsandt. Die Nationalisten fühlen und wollen es nicht der Bursche auf der Dfenbant, bald in festem Schlummer liegt. bekennen, daß ihre Macht über die die Geister gebrochen sei. Sie lauscht so gespannt, daß ihr das Blut in den Ohren Noch einmal raffen sie sich auf. Noch einmal beginnt fiedet, als müßte sie auf den leisen Tritt eines neuen das alte Kampfspiel. Man veckt die Neberhebung eigenen Lager und Schrecknisses horchen. fucht das gegnerische tief herabzus setzen. Es hat das auf beiden Seiten zu abstrusen Einbildungen geführt. Die Mark und Berlin , Ost- und Westpreußen wurden als altes slavisches Kultureigenthum ausgerufen und ein Mann, wie der Pastorssohn Gotthold Ephraim Leffing wurde als eigentlich slavischer Landsmann angesehen, weil er im sächsischen Kamenz unweit von Nun wären sie vorübergezogen, die strengen Eismänner. Die Baußen, also auf altwendischem Kulturboden", geboren wurde. Der Herrschaft der Trogigen ist aber nicht gebrochen. Rauh jagt der romantische Ritt in längst vergangene Zeiten gehört zum Wind durch die Straßen, selten wagt sich ein wärmender Sonnens nationalistischen Wesen. Dies gegenseitige Abwägen von Kulturen, strahl hervor, wir leben wirklich im„ grünangestrichenen Winter." die längst durch neue Bildungen ersetzt sind, war zum förmlichen Zu den falten Nücken des Wetters will das erfältende Rückwärts- Sport ausgebildet worden. Und nun beginnen die Massen gegendrängen im öffentlichen Leben trefflich passen. Ein rauher Wind über diesem Sport fühl und gleichgiltig zu werden. Die dritte hat uns die neueste Bescheerung zugeweht, die gegenwärtig alle Macht hat sich gemeldet. Da geht es nicht mehr mit dem politischen Kreise in Preußen- Deutschland in Aufregung erhält. platten Verordnungswege. Hier die Nationen im Widerstreit. Der jüngste Angriff auf die ohnedies fümmerliche Vereins- Heute eine Verordnung zu gunsten der Deutschen , morgen freiheit in Preußen wird in der nächsten Zeit alle Welt lebhaft eine, die das Werthbewußtsein der Slaven steigert. Heute ein beschäftigen. Solche Thaten, wie sie jetzt geplant werden, leuchten Sonnenscheinchen, morgen ein Gewitterschauer für dieselbe Rasse. immer klärend in die Wirrnisse der Tage. Zu psychologischen Tüfte: Die wohlige Periode, bei der die Staatslenter nur nach hergebrachter leien ist es teine Zeit. Man zerbricht sich den Kopf und fragt ängst: Schablone zu leben brauchten, ist vorüber; und bei den Nationalisten lich, als wäre man in seinen theuersten Erwartungen enttäuscht selber entspringt die lärmende Gewaltsamkeit der geheimen worden: Wie war es nur möglich, daß der greise Hohen- Empfindung, daß die Welt mit anderen Sorgen, als mit den lohe dem reaktionären Anschlag nicht Widerstand leistete? ihrigen, sich zu erfüllen beginne. Wo so viel Verworrenheit, so viel Welche geheimnißvollen Kräfte haben ihn bewogen, zu bleiben, äußerste Anspannung herrscht, da werden eben die Aeußerungen, wenn sein Widerstand vergeblich war? Das ist charakteristisch das Thun und Treiben im Parlament ein Spiegel sein für die in unserer Unftetigkeit! Selbst der freigesinnte Bürgersmann sucht inneren Vorgänge in der Bevölkerung. Fast lebt naive Komik drin, für das„ Erstaunliche" nach geheimnißvollen Kräften. Was ihn über wenn der Präsident den Sturm im Hause damit zu beschwören sucht, rascht hat, weil er vertrauensschläfrig war, erscheint ihm wie eine daß er weinerlich ein ums andere Mal betont:„ Aber meine Herrverwickelte Räthselfrage. Er vermuthet tiefe seelische Berwicklungen schaften, bedenken Sie doch gütigft, Sie sind in den vornehmen" und allerhand Finessen bei Menschen, die einfach herben Ronflitten Räumen des Parlaments. Diefer Standal, nein, dieser Standal. ausweichen und den Weg zu klaren Entschlüffen gar nicht wandeln Was wird die Welt dazu sagen?" mögen. Wozu immer nachdenklich nach den oberen Regionen späben, und nach der Art besorgter Auguren dort das Walten dunkler Geheimnisse studiren? Das ist doch ziemlich deutlich, daß wir in einer Welt leben, wo die Gegenfäße mit jäher Leidenschaftlichkeit zugespitzt werden. Da segen diejenigen, die das geiftige Leben rückwärts
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( Fortsetzung folgt.)
Sonntagsplandevei.
Die Welt sieht, wie sich lang aufgehäufte Erbitterung entlädt; und ein paar ganz Bornehme, die allen Böbellärm" hassen, wehtlagen über den Niedergang des Parlaments und der parlamentarischen Formen, weil gewitterschwüle Stimmung sich in jähen Stößen Luft macht.