bibliographischen Repertoriums sowie eines einheitlichen Systems zu erörtern. Die Vereinigung der beiden größten Konversations- Lexikons, des Brockbaus'schen und Meyer'schen, findet nach einer Vtittheilung des Bibliographischen Instituts in Leipzig nicht statt. Kunst. EinemTasche nlexikon für Kuustkritiker", Das ein wohlgelaunter Herr X. I. Z. in derN. Zur. Ztg." ver­öffentlicht, sind die folgenden Proben entnommen: Porträt. Ist nur dann von Interesse, wenn die betreffende gewaltige Persönlichkeit entweder a) seit mehreren Jahrhunderten tobt, oder b) sehr berühmt, oder o) ein guter Bekannter ist. Im ersten Falle spricht man vonidealer Auffassung"(besonders bei Rubens, van Dyck, Reinbrandt), im zweiten vonmonumentaler Wiedergabe der Persönlichkeit", im dritten vonsprechender Aehn- lichkeit". Ist letzlere nicht vorhanden, so lobe man die BeHand- lung der Gewandung(Atlas, Seide, Sammet, Pelzwerk u. dgl.); Tadel ist in Gegenwart des Besitzers durchaus unangebracht, es sei denn, daß man bestimmte Veranlassung hat, ihn zu ärgern. Je nach dem, was außer dem Kopf noch auf dem Bilde ist, unterscheidet man Bruststücke und Kniestücke; doch ist die heutige Herreumode für letztere nicht günstig. Ein plastisch ausgeführtes Bruststück heißt Büste: für diese ist charakteristisch, daß man die dargestellte Persönlichkeit in der Regel nicht wiedererkennt. Zum Glück steht der Name meist darunter. Rahmen, in der modernen Kunst sehr wichtig, da oft mehr darauf ankommt, als auf das Bild, das darin steckt. Originell zu sein, ist dabei die Hauptsache; man verwendet zum Beispiel den Deckel einer allen Holzkiste, mit Plüsch drapirt, oder man ahmt eine Sardinenbüchse nach u. dgl. in. Besonders effektvoll ist es, wenn das Bild über die Leinwand hinaus auf den Rahmen übergreift, es kann in solchem Falle auch direkt in die Plastik übergehen. Sonst ist auch die Wirkung durch Kontrast zu empfehlen; auf einen Rahmen für eine Madonna male und schnitze man z. B. Frösche oder Fratzen, eine» Misthaufen umgebe man mit blühenden Rosen oder mit Engelsköpsen u. s. w. Man nennt dasdekorativ wirken". Der ivahre Künstler£m de siecle stellt den Rahmen her und macht dann das Bild dazu. Skizze: Der Entwurf zu einem auszuführenden Gemälde, das aber oft gar nicht zu stände kommt, da manche Maler nie über die Skizze hinauskommen. Bei mangelhafter Technik, liederlicher Aus- sührung, Zeichnungsfehlern u. dgl., ist es die beste Ausrede, das betr. Werk als bloße Skizze zu bezeichnen. Der Landschaftsmaler LouiS Fran�aiS ist in Paris gestorben.-- Erziehung und Unterricht. Wenn zwei dasselbe thun, ist esnichtdasselbe daS ist deutscher Reichsspruch geworden, und sintemalen das Zentrum sich aufs eifrigste bemüht, reichstreue Regierungspartei zu werden, so können wir uns nicht wundern, daß es auch diesem schönen Grundsatze folgt, den der preußische Justizminister so klassisch vertheidigt hat. Man erinnert sich noch der wüthenden Hätz, welche das katholische Pfaffenthum in Frankreich gegen den Freigeist R o b i n organisirte, weil dieser in der Waisen- anstalt von C o m p n i s Knaben und Mädchen zusammen erzog. DaS sei der Gipfel der Unfittlichkeit und bringe die Kinder auf schlechte Wege so zeterte das Pfaffenvolk, dessen Phantasie durch das widernatürliche Cölibat vorwiegend auf geschlechtliche Schmutzereien gerichtet wird. Robin wurde auch ab- gesetzt. Und heute erfahren wir, daß ein großer Theil der katholische» Schulen in Elsa b- L o th r i n g e n für Knaben und Mädchen gemeinsame Klaffen und gemein- s a m e n Unterricht hat. Wie ,var die Antivort Junker Alexander'?? Ja, Bauer, das ist ganz was anders!" Geschichtsforschung. Historische Kommissionen. Die Forschung auf laudesgeschichtlichem Gebiete, namentlich so weit die Herausgabe von Quellen in betracht kommt, hat in den letzten zwei Jahrzehnten über­all«inen erfreulichen Aufschwung genommen und in denHistorischen Konnnissionen" für einzelne Länder und Provinzen Zenstralstellen gefunden. Neben die älteste, allerdings ihren Zielen nach auch»m- fassendere, dieMünchener Historische Kommission", ist als landes- aeschichtliches Publikations-Jnstitut zuerst 1ö76 die Historische Kommission für die Provinz Sachsen getreten, 1381 folgt« die als Privalunternehme» ins Leben gerufeneGesellschaft für Rheinische Geschichtskunde " mit wesentlich gleichen Ziele» für die Rheinprovinz . und andere Gebiete schloffen sich an. Für Baden entstand eine Historische Konimission 1383, für Württemberg 1393, für das König - reich Sachsen 1896. In neuester Zeit sind nun auch Historische Kommissionen für die preußischen Provinzen Hessen-Nassau und Westfalen ins Leben gerufen worden. Erstere hat sich am 13. März l. I. als Sektion desVereins für Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung" konstituirt._ Kulturhistorisches. z. Zur Geschichte des Tabakrauchens. Gegen keine neue Sitte haben die Obrigkeiten vor ein paar Jahrhunderten mit einem solchen Eifer und mit einer solchen Erfolglosigkeit an- gekäinpft, wie gegen das Tabakrauchen resp. Schnupfen. In Glarus (Schweiz ) wurde 1670 das Rauchen mit 1 Krone Geldbuße bestraft. Als man 1653 in Appenzell zu rauchen ansing, liefen die Kinder den Rauchenden nach. In einigen schweizerischen Kantonen kamen die Raucher an den Pranger. In Bern wurde ein eigenes Tabaksgericht (cbambre du tabac ) eingerichtet. In Siebenbürgen und Ungarn wurde 1639 das Rauchen bei 300 Gulden Strafe verboten und im ersteren Lande sogar das Pflanzen des Krautes mit Einziehung der Güter bedroht. Im Lüneburgischen stand noch 1691 Todesstrafe auf das Rauche», oder, wie das Gesetz sagt,auf dem lüderlichen Werk des Tabak trinkens". In Rußland stand unter Michael Fedoro- witsch Turieff(16131615) die Bastonnade(Prügelstrafe) auf das erste Vergehen des Tabakrauchens ; für das zweite befahl Turieff das Nasenabschneiden, und diese sinnige Sitte galt lange. Auch der orthodoxe Patriarch war gegen das Rauchen, weil es die Bilder der Heiligen besudle. So wurde denn dem Volk eine solche Furcht vor dem Rauchen beigebracht, daß es fast zum Aufstand ge- kommen wäre, als es hieß, Peter der Große wolle das Tabakrauchen einführen. Der Tabak hat sich denn auch am schwersten in Ruß- land eingebürgert, und noch jetzt giebt es dort Altgläubige, die einen Abscheu vor ihm haben und ihn ruchloses, Gott mißfälliges Gras und babylonisches Kraut nennen. Sogar in der Türkei wurde das Tabakrauchen verboten. Mnrad IV. setzte, als 1605 das Rauchen durch europäische Kaufleute in die Türkei gebracht wurde, die Todes- strafe darauf. 1610 ließ er einem Palastwächter die Pfeife durch die Nase stecken, als dieser in den innersten Gemächern des Serails geraucht halte. Technisches. Edison soll an der Vervollständigung eines Apparates arbeiten, der eine Kombination von Phonograph und Kinetoskop darstellen soll. Mit Hllfe desselben soll das lang erstrebte Ziel erreicht werden. Bühnenvorgänge jederzeit vollständig reprodu- ziren und somit die Verkörperung von Rollen durch hervorragende Schauspieler der Nachwelt überliefern zu können. Humoristisches. Fremdenbuch-Philosophie. Im Fremdenbuch deZ Tollenstein steht unterm 27./VII. 96; Willst Du des Lebens Unverstand Mit Wehmuth genießen, Dann lehne Dich an eine Wand Und strample mit den Füßen." Paphnuz Hidigeigei. Darunter hat ein Schlauer geschrieben:Weun'Z regnet, da nutzt die ganze Stramplerei nichts." ed. Ein q uter� Spruch. In einer Chronik vom Jahre 1533 findet sich folgender ebenso kräftiger wie richtiger Spruch: Wo biß ein Schlang' ein Schlangen todt? Wo ließ der Löw' die Löw'n in Nolh? Der Bär, das Schwei » und Tiegervieh Frißt wahrlich seines gleichen nie; Schwein hat mit Schwein stets Frieden hie, Jedoch«in Mensch viel Leides thut Dem andern Mensche», seinem Blut. Vermischtes vom Tage. Bundes-Zigarren" stellt eine Firma in Osnabrück her, wie folgend« Zuschrift zeigt:Bund der Landwirthe. Bundes-Zigarren. Unter Kontrolle des Bundes. Hervorragend in Geschmack und Brand(moderne Fayon). Nur echt, wenn das Kästchen als Deckbild eine Abbildung des Ehrenschildes trägt, den der Bund dem Fürsten Bismarck zum 30. Geburstage gewidmet hat." Ter antisemitische Bund der Landwirthe scheint demnach ganz nettejüdische" Allüren zu haben! Aus Bozen wird berichtet: Zwei junge Studenten, an- geblich aus Wien , sind bei dem Uebergange über das Fassa -Joch infolge Unwetters spurlos verschwunden. Man befürchtet, daß die- selben verunglückt und todt sind., Der berühmte Pf la uze»Physiologe, Julius v. Sachs, Professor an der Universität Würzburg , ist am Sonn- abend im Alter von 65 Jahren gestorben. Er verfaßte auch eine Geschichte der Botanik vom 16. Jahrhundert bis 1360. ce. Sonderbare Schul strafe. In einer sogenannten Spielschule zu Osimo (Italien ) schnitt eine Lehrerin einem vier- jährigen Knaben, der sich mit einem Mitschüler geschlagen hatte, zur Strafe ein Stückchen... Fleisch ans der Daunienfpitze heraus. Der Vorfall hat in Osimo die größte Entrüstung hervorgerufen und der Vater des Kindes, der mit dem neuen Erziehungssystem durchaus nicht einverstanden ist, hat gegen dieschneidige" Lehrerin Straf- antrag gestellt. Verantwortlicher Redakteur: Hugo Pöysch in Berlin . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin.