waren ganz prächtig charakerisirt, so der hitzige, dicke Sprecher mitdem öiothspohnkops(Herr Rembe). Selbst dem Schauspieler, dernur die aufgeregten Worte zu sagen hat:„Reden Sie nicht vomKapital!" sei Dank gesagt. Man kann nicht leicht anmaßender aus-sehen und reden, als in der Maske und Haltung dieses Schau-fpielers. Bewegter, reicher hätte die Todesangst, das Getümmelvor dem Zusammenbruch gespielt werden könne»; aber wenn man andie Mittel der Vereinsbiihnen denkt, so war sehr respektabel, wastrotzdem geleistet wnrde. Mehr Wirknng, als er übte, versprach ichmir vom ersten Akt, der düsteren Schilderung der„Hölle", in derdas entrechtete Proletariat lebt. Die Befürchtungen indessen, daßes zu viel der reflexivnsreichen Reden sein werden, daß das Dramabisweilen zur Debatte sich wandeln könne, haben sich nicht erfüllt.Es lebt doch zu viel anschauliche Kraft, zu viel nnmittelbarpackendes Leben in diesen Reden. Besonderen Dank verdienen nochHerr E i s s e l d t, der Darsteller des Elias Sang, und der Re-gisseur der Vorstellung(zugleich auch Darsteller des Brett) HerrHaid. Es gehört Schwung und Takt zugleich dazu, umExaltationen wie die Selbstaufopferung des Propagandisten derThat, glaubhaft zu machen und doch die Gefahren zu meiden, durchdie Tragik ins Lächerliche gezerrt wird. Das gelang Herrn Eisfeldtund das ist nicht wenig. Die Schauspieler können so dankbar sein,wenn man sie ans der täglichen, verstinimenden Schablonenarbeit zuhöheren Aufgaben leitet und ach! die Kritiker auch.Geographisches.— Die russische Expedition in die Mandschureiunter der Führung von Anert und Komaroff hat nach einem Bc-richte der russische» Geographischen Gesellschaft sehr interessante Er-gebnisse gehabt, die auch in weiteren Kreisen Beachtung verdienen,da die Mandschurei zweifellos ein Land der Zukunftist. Die Expedition ging von der KosakenniederlassnngPoltawskaja ans und zog sich qner durch diel Mandschurei nachder Stadt Michailo-Semenowskaja, nahe der Mündung des Sungariin den Amur. Von dort wandte sie sich durch die eigentlicheGebirgsgegend des Landes in die mandschurische Ebene und dieTiefebene des Sungariflnsses. Die Gebirge dieses Gebietes verlaufenim allgemeinen von Nordost nach Südwest und bilden die kleineChingankelte oder Dussc-Alin im Norden und die Gebirgeder Halbinsel Liantung im Süden. Im Osten wird diesesGebirge durch die Tiesebene des Ussuri und des Jalu-kiang von den Kistengebirgen, im Westen durch diemandschurische Tiefebene von der großen Chingankeltegetrennt, die den westlichen Rand des mongolischen Plateaus bildet.Klima und Vegetation in diesem mittleren Theil« der chinesischenMandschurei sind denen des Amurgebietes im großen und ganze»ähnlich. Der von Südost webende sommerliche Monsun bringt reichliche Feuchtigkeit und erzengt eine regelmäßige Regenperiode, derenMaximum in den August fällt. Im September stellt sich bereitswieder Frost ein, der bis zum April andauert. Der granitische Kernder Gebirge liefert einen fruchtbaren Tbonboden, auf dem sich dieKornfelder vertheilen, der fruchtbarste Boden findet sich jedoch aufder Oberfläche der basaltischen Lava, welcher große Strecken desLandes einnimmt. Die jungfräulichen Wälder derzMandschurei be-stehen aus Laubbäumen, sie werden vorläufig garnicht ausgenutzt,außer allenfalls in den niederen Thälern. Gegenwärtig haben ein-gewanderte Chinesen das Land fast völlig in Besitz genommen,während die eigentliche Mandschu-Bevölkerung auf die nördlichenTheile des Landes beschränkt ist.Zoologisches.— Die Fauna Borneo's fand einer ihrer neuesten Er-forscher, Herr I. Büttikofer, außerordentlich reich an bäum-bewohnenden Säugethieren. Von<56 Säugerarten, die er feststelle»konnte, sind 62 Banmbewohner. Dieser Reichthum an Arten, welcheden Aufenthalt in den Wipfeln vorziehe», darf aber nicht, wie manglauben könnte, auf das Vorherrschen von Raubzeug, welche ihnendahin nicht folgen könnte, geschrieben werde», sonder» ist die Folgeeinmal der weiten Ausdehnung des Waldes auf dieser Insel undzweitens der häufig wiederkehrenden Ueberschwemmungen. Dieletzteren spielen die Rolle des Baumsormen züchtenden und dieAodenformen austilgenden Faktors.Humoristisches.ves. War»,, er nicht tanzte Tom hatte einen Ball be-sucht' Am anderen Tage wurde er gefragt, warum er denn nichtgetanzt habe.„Ich hätte ja gern getanzt", sagte Toni,„aber dieMädchen waren mir fortwährend im Wege und die Musik hat michhinaus getrieben."ws. Auf einem Kirchhof in New-London-County befindetsich ein Familienbegräbniß, das fünf Gräber enthält— eins i» derMitte und je eins in jeder Ecke. Aus den Tafeln der vier äußerenGräber liest man unter dem Namen, Geburls- und Todestag derEntschlafenen:Meine I. Frau. Meine Ik. Frau.Meine HI. Frau. Meine IV. Frau.Der mittlere Stein aber trägt nur die kurze Inschrift:Unser Gatte.Vermischtes vom Tage.— Die Magazine des Genter„Vooruit" sind, wiebereits im Depeschentheil unserer Sonntngnummer mitgetheilt wurde,durch Feuersbrunst fast vollständig zerstört. Die betreffenden Ge-bände, enthaltend die Lager für Konsektion, Schuhwaaren, Tuche ic.,sind erst vor zwei Jahren fertiggestellt worden und haben mehrerehunderttausend Franken gekostet. Trotzdem alles versichert ist, erleidetdie Genossenschaft doch einen nicht unbedeutende» Schade», da derWaarenverkanf für längere Zeil unterbrochen bleibt. Außerdemwerden ISO— 200 Arbeiter bis zur Wiederherstellung der Gebäudewohl zum theil beschäftigungslos bleiben. Das Feuer ist kurz vorI Uhr mittags, also zu einer Zeit, zu der das Personal Mittag-zeit hatte, entstanden, beziehungsweise zuerst bemerkt worden.Die Ursache ist noch nicht bekannt; man sagt, es sei in demBügelraum entstanden. Kurz nach Ausbruch des Feuers warenhunderte von Arbeitern zur Stelle; in vielen Fabrikenhatten die Arbeiter sich nicht zurückhallen lassen, sondern erschienenauf der Unglücksstelle, um zu helfen, ihr Heim zu retten. Verletztist niemand; Waaren konnte», da das Feuer sich rapid ausbreitete,fast garnicht gerettet werden, dagegen sind alle Geschäftsbücher inSicherheit gebracht. Der„Vooruit", das Organ der G e n t e rSozialdemokraten, hat eine Spezialausgabe erscheinen lassen, in demdie Genossenschaftler aufgefordert werde», den Schaden wieder aus-zuwetzen durch Verdoppelung der Käufe. Für de» Sonntag warendrei große Versammlungen der Genossenschafts- Mitglieder au-beraumt.— In M a l m ö(Schweden) wurde die Entdeckung gemacht,daß aus einem amerikanischen P o st s a ck, der von hier nachdem Innern des Landes befördert werden sollte. 95 rekommandirteSendungen fehlten. Bei näherer Untersuchung wurde festgestellt,daß der Sack ausgeschnitten und alsdann wieder zugenäht worden war.— Die Stadt Namsos(Norwegen) ist Sonntag Nachmittagfast gänzlich ei» Raub der Flamme» geworden. Es herrschte starkerWind.es. EinTollwüthiger wie eintollerHnnder-schössen. Ein empörender Vorfall ereignete sich am 22. Mai indem italienischen Flecken Monteodorisio bei Chieti. Der BauerAntonio Reali bewaffnete sich in einem Tollwuthanfall mit einerAxt und suchte jeden, der ihm nahe kam, zu beißen und zu tödlen.Den Karabinieri gelang es, ihn zu isoliren und einzusperren, aberllteali schlug mit der Axt die Thür seines Gefängnisses entzwei undsuchte zu entrinnen. Das gelang ihm aber nicht, denn dieKarabinieri schössen ihn auf Befehl des Bürgermeisters nieder wieeine» tollen Hund. In der Stadt herrscht eine ungeheure Auf-regung, und man verlangt energisch das Einschreiten der Gerichts-behörde» gegen den menschenfreundliche» Bürgermeister und seineUntergebene».—— VerkürzteEise» bahn Verbindung mit Italien.Die„Franks. Ztg." meldet aus Luzern: Am Sonnabend fand dieEröffnung der nördlichen Znfahrlslinie Zug-Goldau und Luzern-Jmmensee der St. Gotthardbahn statt, wodurch die Linie Berlin-Mailand um 60 Minuten kürzer und außerdem landschaftlich ab-wechslungsreicher wird.— A u s Pisa wird depeschirt: Die Feier in der hiesigenKathedrale, während welcher eine ungeheure Panik entstand, galtder feierlichen Enthüllung und Ausstellung des nach vielen Jahrenwieder öffentlich ausgestellten Bildes, das unter dem Name»„Maäoima. cotto gli organi" in Pisa besonders verehrt wird. Diefeierlichen Vorbereitungen für die Zeremonien, welche mehrereTage dauern sollte», hatten eine große Menschenmenge herbei-gelockt. Die Lokalbehörden, darunter der Bürgermeister,welcher einen der zu dem Schrein mit dem Bildniß ge-hörenden Schlüssel hielt, waren anwesend; mehrere Bischöfe undzahlreiche Pilger aus den benachbarten Städten wurden erwartet.Kurze Zeit nach dem Beginn der Feier fiel eine Kerze herab undentzündete einen Dekorationsgegenstand der Kirche. Es entstandeine furchtbare Panik in dem betreffenden Theil der Kirche, indemdie zahlreiche Menschenmenge»ach der nächsten Thür hindrängte.Das Feuer wurde alsbald gelöscht; doch wurden bei dein Gedränge9 Personen getödtet. Die Zahl der in das Hospital gebrachten Ver-wundeten beträgt 21; die sonstigen Verwundeten sind in ihreWohnungen überführt worden. Von den in das Hospital gebrachte»konnten I! dasselbe verlassen, eine Person ist schwer, eine anderesehr schwer verwundet, die Uebrigen befinden sich in der Besserung.Der größte Theil der Tobten und Verwundelen besteht ausFrauen.—ie. Die Zahl der Selbstmorde in den Ver-e i n i g t e n S t a a t e n v o n A m e r i k a ist nach einer Statistik,die im„Medical Examiner" veröffentlicht wird, von 2040 imJahre 1890 auf 6420 im Jahre 1896 gestiegen, sie haben sich alsoin 6 Jahren mehr als verdreifacht.—— U e b e r s ch w e m m u u n g in Nordamerika. Nacheiner Depesche ans El Paso del Norte ist der Rio Grande ans denUfern getreten; gegen 500 Hänser sind zerstört; etwa 3000 Personensind ihrer gefammten Habe beraubt.—Verantwortlicher Redakteur: Robert Schmidt i» Berlin. Druck und Verlag von Max«ading in Berlin.