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der Gräfin und unverheirathet. Außer seiner Pension besaß Wie furchtbar müssen die Anstrengungen gewesen sein, die er ein leidliches Vermögen; die Kinder der Gräfin nannten Nanfen und sein Begleiter Johansen auf ihrer Schlittenreise zum ihn Onkel Beust. Er war bald nach dem Tode des Grafen, Nordpol zu überstehen hatten, da fie eines Tages wirklich vergaßen, als er verabschiedet wurde, nach Westend gezogen und stand das sichere Schiff, verlassen, um in Schlitten so weit als möglich ihre Uhren aufzuziehen. Am 14. März 1895 hatten sie die Fram, der Gräfin und ihren Kindern mit Rath und That zur Seite. nach Norden vorzubringen, dann füdwärts nach Franz JosephFrau Langemat wurde sehr liebenswürdig aufgenommen. Land zu gehen, von wo sie in ihren leichten Booten nach Die Gräfin war nicht nur eine gewandte, sondern auch eine Spitzbergen zu gelangen hofften. Am Abend des 1. April sehr gescheute Frau. Das viele Unglück, welches sie in ihrem erschraten sie nicht wenig, als sie bemerkten, daß sie die Zeit zum Leben betroffen, hatte ihren Verstand geschärft, wenn sie Aufziehen der Uhren versäumt hatten. Johansen's Uhr war volltrotzdem ihren Ruin nicht aufzuhalten vermocht hatte, so ständig stehen geblieben; Nansen's tickte und ging glücklicherweise lag das einmal an dem bodenlosen Leichtsinn ihres noch, so daß sie mit dem bloßen Schrecken davon tamen. Aber noch verstorbenen Gatten, als auch daran, daß sie selbst eine unwirth- nicht 14 Tage später, am 12. April, als sie bereits auf schaftliche Natur und in allen praktischen Dingen unerfahren den Heimwege waren, ließen sie sich infolge großen Ermattung daffelbe Versehen noch einmal 312 gewesen war. Ihre sonstigen Talente hatten diesen Hauptschulten kommen. Anfangs schien Nansen diesen Umstand fehlern ihres Charakters und ihrer Erziehung nicht das Gleich nicht besonders tragisch zu nehmen; wenigstens spricht er nur von gewicht zu halten vermocht. Nun freilich, nachdem sie so gut dem ärgerlichen Bech, das sie hatten; aber in der Folge hatte er wie alles verloren, und der eiserne Zwang der Nothwendigkeit noch reichlich Gelegenheit, die Unachtsamkeit zu bedauern, da er sich sie rechnen gelehrt hatte, kamen ihr diese geistigen Gaben als monatelang vollständig im Unklaren darüber war, an welcher Stelle letztes und wirksames Hilfsmittel im Lebenskampfe sehr zu der Erde er sich eigentlich befand. Wieso die Angabe der Uhr zu dieser Bestimmung dienen kann, statten. wollen wir noch etwas näher auseinandersetzen.
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der über
Die Gräfin besaß ein hervorragendes Komödiantentalent und Die beiden Pole der Erde, diejenigen Punkte, die bei der täg da sie dazu gezwungen war, hatte sie auch gelernt, diese Gabelichen Drehung um die Aye in Rube bleiben, weil sie die Endpunkte erfolgreich zu benutzen, um von reichen Verwandten und Be- der Axe selbst sind, denkt man sich durch ein System vieler Kreise, kannten allerhand Unterstützungen zu erbetteln. Noch wirk- der sog. Längenkreise oder Meridiane verbunden. Es ist bekannt, genkreise oder Meridian samer verstand sie sich auf das Lügen. In dieser schweren daß man gleiche Theile oder Grade, in Kreisgrad Kunst, in der sich alle Menschen versuchen, aber nur die aller- den Minuten, in die Bogenminute man aber auf einem wenigsten erfolgreich sind, war sie sogar eine Meisterin, denn 60 Bogensetunden eintheilt, geht Meridian von einem Pole zum andern, so würde man fie hatte ein Gedächtniß wie ein Phonograph und es pafsirte einen halben Kreis oder 180 Grade zurücklegen. Man zählte ihr daher nie, wie es anderen Lügnern so oft pafsirt, daß sie aber auf einem Meridian die Grade nicht von einem Bol zum andern sich selbst Lügen strafte. Außer diesen Talenten zeichnete sie mit den Zahlen 0 bis 180, sondern setzt an den Pol die Zahl 90 und noch ein ganz vorzügliches Auge für alle Schwächen ihrer Mit- zählt dann zurück, so daß man auf 0 tommt, wenn man die Hälfte menschen aus. Dazu die Gabe, aus diesen Schwächen für sich Nutzen des Meridians, also einen Viertelfreis, beiläufig eine Länge von zu ziehen. Dank aller dieser Geistesgaben vermochte sie denn 10 Millionen Metern, zurückgelegt hat. Dann beginnt man wieder auch selbst auf den Trümmern ihres Vermögens, und obgleich aufwärts zu zäblen, so daß man bis zum andern Pol wieder ihr ihr Sohn, der Lieutenant, mancherlei Sorgen und Kosten 90 Grade zurückgelegt hat. bereitete, immer noch ein durchaus behagliches Leben zu führen. Die Gradzahl 0 steht, einen Kreis senkrecht zum Meridiankreis um Legt man da, wo an einem Meridian nach dieser Zählweise Aber es war mit ihrem Sohn, der nur zu sehr seinem Vater die Erde, so trifft dieser, der sog. Aequator, fämmtliche Meridiane glich, wieder einmal auf dem Aeußersten. Seine Gläubiger in ihrem Nullpunkt und theilt die ganze Erde in zwei Hälften, bedrängten ihn von allen Seiten, und da der dumme Mensch die nördliche und südliche Halbfugel, in deren jeder, an der vom trotz seines hochtönenden Namens es immer noch nicht ver- Aequator entfernteften Stelle, ein Pol der Erde liegt. Zieht standen hatte, sich eine Frau zu verschaffen, so mußte man durch die verschiedensten Punkte eines Meridians zu dem seine Mutter in die Bresche springen, sollte seine Aequator parallele Streise, die fog. Breiten oder Parallelfreife, fo Karriere nicht zum Teufel gehen. Und darum eben sieht man, daß man dieselben vom Aequator als ihrem Ausgangswollte die Gräfin eine Hypothet, womöglich eine zweite, äblen bat. Je näher die Breitenfreise dem Pole liegen, um so freis auf jeder Halbtugel bis zum Pol, dem 90. Breitenkreis, zu eine Mondhypothet, auf ihre Villa aufnehmen, wenn sie dafür kleiner werden sie, bis der 90. selbst, der Pol, bis zu einem Punkte jemand ausfindig machen könnte. Vorsorglicher Weise hatte aufammengeschrumpft ift. Die Lage eines Ortes auf der Erde wird fie die erste Stelle in der vollen Höhe des wahren Grund- nun zunächst durch seine geographische Breite, d. i. den Breitenkreis, stückswerthes mit einer Hypothek für den Ontel Beust be auf dem er liegt, bestimmt. So beträgt die Breite von Berlin lastet. Sie fürchtete noch alte Gläubiger und zog deshalb 521/2 Grad, d. h. man muß auf irgend einem Meridian vom vor, von rechtswegen nichts zu besitzen, zumal fie in dem Aequator aus um 32/2 Grad nach Norden gehen, um den Parallel Major, ihren Jugendfreund, einen treuen Berather und stets freis zu treffen, auf dem Berlin gelegen ist. Weiß man zugleich, bereiten Helfer besaß, auf den sie sich in jeder Beziehung und auf welchem Meridian man nach Norden wandern muß, mit anderen Worten, tennt man auch den Meridian, der durch Berlin zwar besser verlassen konnte, als sie sich auf ihren verstorbenen führt, so erkennt man sofort, daß die Lage von Berlin völlig beGatten hatte verlassen können. [( Fortsetzung folgt.)
stimmt ist.
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Ortsbestimmung auf hoher See. Wer hätte nicht schon einmal die kleine Nachlässigkeit begangen, bas Aufziehen seiner Uhr zu vergessen? In unseren zivilifirten Gegenden, wo wir von allen Schöpfungen der Kultur reichlich um. geben sind, will das nicht viel sagen. Freilich ist es unangenehm, spenden. Der Himmelspol dagegen, der Punkt, wo die verlängerte wenn man am hellen Morgen auswacht, und nicht weiß, wie spät es ist, weil die Uhr stehen geblieben ist; doppelt unangenehm ist es im Winter, wenn man in irriger Schäßung der Zeit das warme Bett etwa zu früh verläßt. Aber diese geringen Unannehmlichkeiten sind auch alles; taum ist man auf die Straße getreten, fo hört man bald eine Thurmuhr schlagen, oder vergleicht seine Uhr mit der des Bahnhofes oder des Postgebäudes, an dem man vorübertommt.
Weit schlimmer ist das Stehen bleiben der Uhr für den Seemann, der, rings vom Wasser umgeben, nirgends eine andere Uhr findet, nach der er sie stellen könnte. Freilich kann er durch einige einfache Meffungen am Himmel leicht bestimmen, wie spät es gerade ist; aber das wäre für ihn nur von untergeordneter Bedeutung; er will burch seine Uhr nicht erkennen, wie spät es dort ist, wo er sich gerade befindet, da er das, wie gesagt, leicht ausfinden kann, sondern vor allem für ihn ist von Wichtigkeit, zu wissen, ſt vor spät es an jenem Orte ist, aus welchem er fortgefegelt ift. Denn dadurch allein fann er in der endlos sich ausdehnenden unter schiedslosen Wafferwüfte sicher bestimmen, wo er sich befindet und wohin er seinen Weg zu lenken hat. Daher hütet der Seemann die Uhr auch, wie seinen Augapfel; ist sie ja gleichsam das Auge, durch das er nach dem Heimathafen zurückblickt, und das ihm Kunde von bort bringt.
Die Breite des Ortes zu finden, an dem sein Schiff sich findet, fällt dem Seemann nicht schwer. Denken wir uns z. B., wir stehen zur Zeit der Tag und Nachtgleiche, also am 21. März, gerade auf dem Aequator, so wird die Sonne zur Mittagszeit direkt über unserem Scheitel stehen und die versengenden Strahlen senkrecht auf uns herabsenden, ohne irgendwo Schatten zu Erdare das Himmelsgewölbe trifft, ein Punkt, in dessen nächſter Nähe der helle Polarstern erscheint, wird gerade unseren Horizont berühren. Gehen wir aber auf einem Meridiane nach Norden, so wird die Sonne von ihrem senkrechten Stande herabfinten, während der Pol sich um ebenso viel über den Horizont erheben wird; sind wir z. B. bis zum 52. Grad, also etwa bis zur Breite von Berlin gekommen, so ist die Sonne um 52 Grad gesunken, steht also nicht mehr senkrecht über uns, sondern nur noch 90- über dem Horizont, während der Himmelspol sich um 52 Grad ge= boben hat. Am Nordpol schließlich ist die Sonne nur noch am Horizont zu erblicken, und der Himmelspol befindet sich volle 90 Gr. darüber, also direkt über unserem Scheitel.
der
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52
=: 38 Grad
Man erkennt somit, daß es nur auf die Bestimmung der Mittagshöhe der Sonne oder auch eines anderen Gestirns ankommt, Das Ju um die geographische Breite des Beobachters zu finden. wie ftrument, das Seemann hierzu verwendet, ist der Sextant, mittels dessen er den Sonnenrand und den Horizont, den einen direkt, den anderen in einem Spiege! erblickt; der Spiegel wird so lange verstellt, bis beide Objekte zusammenfallen, worauf sich der Winkelabstand beider aus der Stellung des Spiegels sehr einfach ergiebt. Seine Breite konnte daher auch Nansen auf seiner Reise nach Süden stets bestimmen; um aber seinen Ort genau zu tennen, mußte er auch wissen, auf welchem Meridian er sich befand,