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welche Anarchie damals auch auf dem Sprachgebiet herrschte, über zehn Jahre lagernden Luftspiele zu Worte gekommen. Das sandte der Vogt noch nachts um 2 1hr an den Kur Stück, das etwas breitspurig Im Lichte der Wahrheit" heißt, soll fürsten   ab, der am 14. Auguft seine Bürger zu Lipzk" überall abgelehnt worden sein, bis dann Herr Samft nach bekannten in Schuß nahm, da dem Mackwith das Recht in Sachsen   nie ge- Prinzipien sich seiner erbarmte. So schlecht, wie man nach dieser weigert worden sei und er sie vor auswärtigen Gerichten ver- Vorgeschichte annehmen sollte, ist die dramatische Arbeit nun gar­tlagt habe. Der Leipziger Rath aber beschloß, in Verbindung mit nicht. Ein Mann, der schrullenhaft für Aufrichtigkeit eingenommen anderen Städten des Landes gegen die Vorladungen des heimlichen ist, wettet mit einem Freunde, daß er gar bald ins Frrenhaus Gerichts vorzugehen, und erhielt die Erlaubniß dazu vom Kurfürsten tomme, wenn er überall rückhaltlos die Wahrheit sagen am 4. Dezember 1459. Sein Ungehorsam gegen die Wehme wurde werde. Und so geschieht es. Aber ein braves weibliches dadurch gestraft, daß der Kaiser die Acht über Leipzig   aus Wesen löst im legten Augenblick die Verwirrung und die sprach. Es folgten neue Aufforderungen der Freischöppen und des Wahrheitstinderei mit der üblichen Lustspiel Verlobung. Freigrafen an den Kurfürsten, den Matthias Mackwitz zu seinem Das Stück ist trotz des etwas wagehalsigen Anlaufs, den der Autor Recht zu verhelfen( am 13. Dezember 1459, am 8. Januar 1460.) nimmt, harmlos und liebenswürdig, und Herr Cohn bekundet, daß Der Leipziger Rath legte nun den ganzen Handel dem Papste ihm schriftstellerische Gaben eigen, die denn doch nicht lange Jahre Pius II.   vor, und dieser bestätigte am 14. April 1462 die in der hindurch von blöden Direktoren hätten verschmäht werden sollen. Frankfurter   Reformation von 1442 ausgesprochenen Beschränkungen In der durchweg recht hübschen Darstellung thaten sich Herr Bauer, der heimlichen Gerichte auf gewisse Fälle und trug dem Propste des fowie die Damen Weinholz und Griep hervor.­Leipziger Thomastlosters, dem Wurzener Propfte und dem Merse­ burger   Detan auf, seine Bestätigung befannt zu machen. Im Freis Stuhle traten Berwürfnisse ein: am 27. April 1442 erklärte der Freigraf vier Freischöppen wegen Ungehorsams für ehrlos. Wieder erließ er am 12. Oftober eine Aufforderung, seinen Schüßling zu fördern und zu unterstützen; die Freischöppen meldeten dem Propfte Johann vom Peterstlofter bei Merseburg  , daß Matthias Mackwit gegen deffen gerichtliche Vornahme Berufung einlege, und am 18. Januar 1468 vervehmte" der Freigraf auch jene beiden Pröpfte mit allen ihren Hinterfassen.

Hier lassen uns plötzlich die Quellen im Stich. Wir wiffen nicht, wie fich der Rechtshandel des Matthias Mackwit und der Leipziger geendet hat.

Kleines Feuilleton.

Frauen als Verbrecherinnen. Einer der bekanntesten Gefängnißvorsteher in England, Major Griffits, sucht auf grund langjähriger eigener Erfahrungen in einer englischen Zeitschrift den Nachweis zu führen, daß der Charakter der weiblichen Verbrecher nicht so schlimm sei, wie er von der italienischen Lombroso  'schen Kriminal- Anthropologie dargestellt wird. Einer der Hauptirrthümer dieser Schule sei die Behauptung, daß die Verbrecherinnen schlechte Mütter seien. Ein im Gefängniß vorhandenes Baby habe einen äußerst mildernden Einfluß auf alle Infassen. Die im Gefängniß Mutter gewordene Verbrecherin wird von den Mitgefangenen sorg­fam und liebevoll gepflegt, das Kind bildet den Stolz und die Frende der ganzen Abtheilung. Ebenso zahlreich sind die Beispiele von Treue und Liebe gegen Verlobte und Gatten in den Frauen­gefängnissen. Viele Frauen erdulden eher lange und harte Strafen, als daß fie Zeugniß wider jene ablegen, bie fie lieben. Auch sonst tritt der typische Frauencharakter im Ge­fängniß deutlich hervor. So verträgt eine Frau viel schwerer die eintönige Gefängnißhaft als ein Mann und nichts ist ihr peinlicher als die Schmucklosigkeit der Kleidung und der Zelle, der sie trot aller Verbote immer wieder durch eigene Buthaten abzuhelfen sucht.

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Im Budapester Luftspiel Theater fand am Montag Abend eine Demonftration gegen die deutschen Gastspiel- Vorstellungen mehrerer Mitglieder des Wiener Hofburg- Theaters statt. Die Vor­stellung mußte, weil ein Theil der Zuschauer großen Lärm machte, unterbrochen werden, wurde aber, nachdem die Polizei die Schreier entfernt hatte, ohne Störung zu Ende geführt.-

Literarisches.

Eine Prachtausgabe des Nibelungenliebes bereitet die Reichsdruckerei für die Pariser Weltausstellung von 1900 vor; das Werk soll in Paris   den Stand deutschen Buchdruckes, deutschen Kunstgewerbes und deutscher Illustrationskunft auf das würdigste vorführen. Der Einband des Werkes wird dem Kunsts handwerk Gelegenheit bieten, sein Rönnen zu entfalten. Für die Illustrationen ist Josef Sattler gewonnen.

Beschlagnahme. Die im Verlage von Fr. Retemeyer in Hannover   erschienene Broschüre Der Fall Bergstedt   und die Ab­schaffung des Querulanten- Wahnsinns, mit einem Anhang Hexen­prozesse und Irrenprozesse" von Fr. Kreischmar ist in Hannover  beschlagnahmt worden. Erst ist sie vier Wochen lang unbeanstandet verkauft worden.-

Humoristisches.

eh. Ein Mertfprüchlein für Wirthe. Im Artushofe u Danzig  , der bis zum siebzehnten Jahrhundert nicht nur Börse, sondern auch gefelliger Bufammenkunftsort der Danziger Bürgerschaft war, stand auf den meffingenen Leuchterschilden neben vielen anderen Regeln auch der folgende Spruch, der heute noch manchem ehrsamen Wirth zur Beherzigung empfohlen werden kann:

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3u wissen sey auch Schencken dieß

Daß fie allzeit auch ohn Verdrüß

Kein Bier im Geschirr in Keller tragen

Denn solches den Herren und Brüdern nicht will behagen Sonderen außgießen in die Zinnerne Bancken

Zu verhüten Unwillens und Zanden. Darnach sich ein jeder halten woll, Oder fein Straf gewarten soll."

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Dem oben über das Liebesleben der Gefangenen Gesagten fann man auch aus Berlin   einen kleinen Beitrag zufügen. Im Moabiter  Kriminalgerichts- Gebäude befinden sich Zimmer, in denen die Unter ce. Der spanische Prügelminister" Herzog fuchungsgefangenen, nach Geschlechtern getrennt, vor den Ver- von Tetuan ist mit seiner ruhmreichen Ohrfeigenaffäre mit dent nehmungen und Terminen eingeschlossen werden. Durch Inschriften greifen Senator Comas in Madrid   die Zielscheibe vieler Wige, guter au den Wänden, Thüren, Defen dieser Zimmer machen nun die und minder guter. Einen der besten dieser Witze erzählen die Gefangenen ihrem Herzen Luft. Während man aber in dem Zimmer spanischen Blätter wie folgt: Im Hause der gräflichen Familie der Männer fast ausschließlich Boten, unanständige Zeichnungen und Montarco wurde dieser Tage Hochzeit gefeiert; die älteste Tochter allenfalls für Mitgefangene bestimmte Rasfiber findet, sind in dem für Frauen bestimmten Zimmer die Wände mit Liebesbetheuerungen und dergl. bedeckt. Herzensgrüße wie die folgenden liest man überall: " Ich liebe meinen Karl und bleibe ihm treu und er wird mich auch heirathen." Oder:" Mein Franz bleibt seiner Emilie gut, wenn ich auch jetzt ganz verlassen bin." Das zeigt doch einen großen Unterschied der Denkrichtung beider Geschlechter. Dabei ist zu beachten, daß diese weiblichen Gefangenen zum theil Prostituirte sind.

des Grafen heirathete einen jungen Artillerie- Hauptmann. Trauungs­zeuge war u. a. auch der Minister Herzog von Tetuan, und als dieser mit energischen Schritten, als wenn er sich auf das Braut­paar stürzen wollte, zu einem Tische schritt, um das Trauungs­protokoll zu unterzeichnen, raunte ihm die Marquise de la Laguna ins Ohr: Um Gotteswillen, Herzog, mäßigen Sie sich, die Braut ist schon eingesegnet und der Bräutigam scheint sehr träftig zu sein!" Der Herzog lachte selbst am meisten über dieses Scherzwort.

Vermischtes vom Tage.

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Ein Dynamit Attentat ist am Montag in Marchiennes   bei Charleroi  ( Belgien  ) gegen die Wohnung eines Raufmanns verübt worden. Thüren und Fenster des Hauses flogen in die Luft, doch wurde niemand verletzt.

c. e. Die Mode von morgen". Das Pariser Journal" schreibt: Als Besucherin der letzten Hunde Ausstellung wurde eine Dame viel bemerkt, die einen nicht alltäglichen Schmuck trug. Diefer Schmuck bestand aus zwei lebenden kleinen Schildkröten, die von den Ufern des Ganges   fommen sollen und faum so groß sind wie der kleinste Finger einer Hand. Auf der Schale der beiden Thiere befanden sich kostbare Edelsteine, die nach einem nur in Indien   be= Verbrechen und Wetter. Ueber den Zusammenhang faunten Eystem eingesetzt waren. Dieser lebende Schmuck wurde zwischen dem jeweiligen Wetter und den Verbrechen wurden neuer auf der Brust der Dame durch ein goldenes Kettlein festgehalten. bings interessante flatistische Untersuchungen von dem Leiter des Das lebendige Thier ersetzt also bei der Kleidung unserer Damen Illinois State Weather Service angestellt. Er ging die Polizei­jetzt vollständig das ausgestopfte Thier oder die langweilige Kopie berichte der Stadt Chitago für jeden Monat der Jahre 1888-1694 aus Metall, Stoff 2c., und die Modedamen von morgen" werden durch und brachte die Gesammtsumme der Verbrechen für jeden bald aussehen wie die indischen Schlangenbeschwörerinnen. In Monat und für jede Art der Verbrechen in Verbindung mit dem dieser Beziehung läßt sich noch viel erreichen, und folgende Vor­schläge dürften daher nicht ungelegen kommen; wir schlagen zu nächst vor: fleine Mäuse an silbernen Kettchen auf dem Hut, Frösche als Schirmgriffe, Eidechsen am Halsband oder am Gürtel und endlich Regenwürmer an stelle der Strumpfbänder.

Wetter. Danach stellte sich eine Zunahme der Verbrechen mit dem Steigen der Temperatur im Laufe des Tages und auch nach den Jahreszeiten heraus. Ebenso ergab sich eine Zunahme der Ver­brechen bei einem Rückgang der Niederschläge. Andererseits nahmen die Verbrechen ab beim Heruntergehen der Temperatur, besonders im Winter, ebenso bei einem Ueberschuß des Regens im Sommer. Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Wenn Regen und Rätte zufammenwirkten, war der Rückgang der ist gestern ein Autor namens Cohn mit einem, wie es heißt, schon Berbrechen am größten.

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Theater.

Verantwortlicher Redakteur: Nobert Schmidt in Berlin  . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin  .