Der in Rede stehende Apparat besteht aus zwei Theile». einem äußeren und einen, inneren Bügel, deren jeder mit einem Netz ver- sehen ist. Wird ein stehender Mensch angefahren, so fällt er un- fehlbar in beide Netze, die aber in diesem Falle nur ein aus zwei Theile» zusammengesetztes Netz bilden. Bei einem auf dem Fahr» dämm liegenden Menschen dagegen hebt sich der äußere Bügel, und der innere Bügel fällt dann sofort auf das Pflaster. Das äußere Netz geht in diesem Fall über den Angefahrenen hinweg, welcher von de», über das Pflaster hinweggleitenden Netz aufgenommen und so vor jeder Berührung mit den Rädern geschützt wird. Ein besonderer Vorzug des Apparates ist es, daß er selbst bei stark schwankenden Motorwage» in zweckdienlicher Höhe über dem Pflaster angebracht werden kann, denn selbst wenn er infolge des Schwankens auf den Fahrdamn» gerälh, hindert er den Motorwagen nicht am Weiter- fahren, sondern läuft für diesen Moment ruhig auf dem Fahrdamm weiter. Technisches. n. EineFernsprechlinie im hohen Norden. I« diesen Tagen begiebt sich Andree wiederum nach Spitzbergen , um sei» kühnes Unternehmen, den Nordpol mittels des Luftballons zu erreichen, nun wirklich zn beginnen. Bei dieser Gelegenheit wird er, wie er es schon im vorigen Jahre lhat, eine Telephonverbindung herstellen, die ohne Zweifel die am nördlichsten gelegene ist. Er will nämlich auch diesmal wieder, da es sich im vorigen Jahre als nützlich erwies, die mit der Fertigstellung und Füllung des Ballons Beschäftigten mit dem Dampfer in telephonische Verbindung setzen. Die Fernsprechlinie wird 3000 Meter, also nicht ganz eine halbe Meile laug sein, denn der Ankerplatz des Schiffes ist IStXI Meter vom festen Eis entfernt und wiederum löOV Meter vom Eusraud entfernt befindet sich der Lagerplatz deS Ballons. Aber auch nach dem Aufsteige» soll der Ballon noch für eine Zeit lang mit der Erde, das heißt mit den, Dampfschiff, Verbindung haben. Di« Absicht ist nämlich, wenn Wind und Eisverhältnisse es gestatten, de» Ballon im Ansang als Fesselballon, an dem weiterfahrenden Dampfer be- festigt, zu benutzen, und während dieser Zeit soll die Fernsprechleitung den Verkehr zwischen Dampfschiff und Luftballon vermitteln. Eine wichtige Neuerung im Schiffswese» wird der Plan des New-Dorker Ingenieurs Altschul herbeiführen, wenn er, wie es nach den Versuche» den Anschein gewinnt, sich be- währt. Allsckul will die Thatsache der geringen Reibung des Oels auf dein Wasser dahin ausnutzen, den Widerstand, den, das Schiff bei seiner Fortbewegung im Wasser begegnet, zu verringern; daß die Ausführung eines solchen Planes nicht leicht ist, liegt ans der Hand. Nach einer französischen Marine-Fachschrist nietet Altschnl über die ganz« untergetauchte Fläche des Schiffskörpers Doppel- T- Eisen in der Längsrichtung; die Zwischenränine zwischen diesen Eisen werden mir einen, Oel aufsaugenden Stoff ausgefüllt, deffe» Zusammensetzung der Erfinder natürlich als sein Geheimniß be- handelt, der aber in der Hauptsache aus Kohlenstand und Talg bestehen soll. Er ist auf eine». Metallnetz, das ihm die erforderliche Steife verleiht, ausgebreitet und scheint unter Wasser hart zu werden. Ein durchlöchertes Rohr am Ende eines jeden dieser Eisen vertheilt Oel an diese Bekleidung, und dieses tritt dann an der Oberfläche aus. Diesergeftalt erhält der äußer« Schiffsboden eine mit Oel gesättigte Bekleidung, also eine» schlüpfrigen Ueberzug. Dadurch soll, wie gesagt, eine erhebliche Verringerung des Widerstandes, dem das Schiff bei seiner Fortbewegung be- gegnet, erreicht, überdies aber eine Vermeidung der Oxydation der unter Wasser befindlichen Theile des Schiffes erzielt werden. Auch die Bewachsung des Schiffsbodens könnte verhindert werden, was nicht zu unterschätzen wäre, da ja diese besonders die eisernen Schiffe nicht selten zwingt, ins Dock zu gehen, um dort gereinigt und neu gestrichen zu werden. Ueberdies kann durch reichlicheres Verlheilen von Oel durch jene Röhre» bei stürmischem Wetter eine Beruhigung der Wellen des Meeres herbeigeführt werden. Daß Oel in der That diese Eigenschaft besitzt, ist bekanntlich schon durch zahlreiche Versuche bestätigt worden. Altschul schöpfte den Grund- gedanken zu seinem Plane aus dem Umstand«, daß schon jetzt der nnter Wasser befindliche Theil von Renuyachtm mit Talg, Stearin, schwarzer Seife oder Graphit bestrichen wird, und daß diese Maß- ahme ans die Geschwindigkeit der Schiffe Einfluß ausübt. Oel würde dies ohne Zweifel in noch höherem Grade thun, bliebe aber bei dem bisherigen Verfahren nicht lange genug am Schiffskörper haften, weshalb Allschul die eben beschriebene Einrichtung ersann, von der er bei Seglern und Dampfern eine Zunahme der Ge- schwindigkeit um ei» Viertel erwartet. Der Marinesekretär der Ver- einigten Staaten scheint diese», Plane hohes Interesse entgegen» zubringen, denn er hat umfassende Versuche mit dem neuen Ver- sahren angeordnet. Geologisches. ig. Erdbeben in England. Ter berühmte Erdbeben- forscher, Prof. John Milner, der in den, Orte Shide auf der Insel Wight ei» Observatorium besitzt, sandte der Londoner Zeitschrift Nature" eine Liste seiner Beobachtungen, wonach an dem genannten Orte in der Zeit vom 14. Juni 1896 bis zum März 1897, also in etwa einen, Dreivierteljahre 93 Erdbeben verzeichnet wurde». Ao» jedem Erdbebe» wurde die genaue Zeit, der Charakter und die Stärke beobachtet. Verantwortlicher Redakteur: Robert Schmidt in B Humoristisches. ckZ. Humoristische Kanzelreduer sind in der modernen eit kaum noch zu finden, desto mehr kannte sie das Zeitalter der enaiffance. Der Pater Honoro, ein berühmter Priester des 17. Jahrhunderts, zog während der Predigt über die Vergänglichkeit alles Irdischen plötzlich eine» Schädel aus der Stola und führte folgendes Gespräch mit diesem:Bist du etwa der Schädel eine? Richters?" Damit setzte er ihm sein Barett auf:Hast Du niemals Gerechtigkeit für schnödes Geld verkauft. Du Schurke? Hast Du niemals während der Sitzung geschlafen, an- statt den Angeklagten zu höre»? Oder bist Du etwa der Kopf eines hübschen jungen Mädchens? Ja, das wirst Du wohl sein; obwohl Du jetzt Dein hübsches Gestchtchen eingebüßt hast, bist Du ganz was Du immer warst, hohl hohl hohl!" u. f. w. Ein anderer Franzose, der Pfarrer von Pierre Bussisre in Limousin, rieb sich besonders gern an dem hochmiilhigen und doch so ver- kommen«, Adel. So predigte er sehr satyrisch:Eine Herzogin klopft an das Himmelsthor. Petrus fragt:Wer klopft da?"Ich bin die Frau Herzogin", sagt sie.Was für Zeug?" fragt Petrus ,die Frau Herzogin, die sich init schminke bemalt, die Frau Herzogin, die ihre Liebhaber bei sich bat, wenn der Herzog verreist ist? Zum Teufel init dieser Frau Herzogin!" Und krach, schlägt Petrus das Himmelsthor zu.Ja wohl fuhr der Priester dann fort ihre Haare sollen blond sei»? Perrücke ist es! Ihre Rosenwangen find Natur? Vermillon und Bleiweiß ist es. Betrug, nichts als Betrug. Sie haben eine schöne Gestalt? Betrug, den ihr Schneider recht gut kennt, und ihr Schnhiuacher gleichfalls. Schwindel, Schwindel und lauter Schwindel. Sie sind eingebildet auf ihr schönes Haar? Elende Lüge. Welcher Bäuerin haben Sie es abgekauft, welche arme Bettelfrau hat es als ihr rechtmäßiges Eigenthum getragen?" Unter den deutschen Kanzel- rednern ragt vor allem der berühmte Wiener, Abraham a Eanta Clara hervor; das Modell des Kapuziners im Wallenstein. Der Ton seiner Rede entsprach vollkommen der Schiller'schen Kapuziner- predigt, nur. daß er noch urwüchsiger und derber war. Seine Kanzelschwänke sind meist garnicht wieder zu erzählen. Sehr drastisch ist die Art und Weise, wie er seine» Gläubige» die Macht des Kapitals vor Augen führt. Er sagt: Alexander ist mächtig gewest, Hannibal ist mächtig gewest, aber ei» Ding ist mächtiger. Gerad machen, ivaS krumm ist, gescheit machen, was dumm ist. schön mache», ,vaS schlecht ist, link machen, was recht ist, jung machen, waS alt ist. warm niachen, was kalt ist, schwer machen, waS leicht ist, lief niachen, was seicht ist. hoch inachen. was nieder ist. lieb machen, was zuwieder ist. ist ja viel, und dies alles kann da? Geld; Geld ist das Mächtigste auf der Welt. Das Geld herrscht über alles, alles gehorfamet dem Gelde, das ist wahr gewest, ist noch wahr und wird vermuthlich wahr bleiben." Leider! Vermischtes vom Tage. Schifssunglücke. Nach den vomBureau Veritas " veröffentlichten statistischen Listen sind im Monat April dieses Jahres 84 Schiffe verloren gegangen, und zwar 70 Segelschiffe mit 38 225 Registertons netto n»d 14 Dampfer mit 15 826 Register- tons netto. Unter den Seglern befinden sich drei deutsche mit 2463 Registerlons und unter den Dampfscdiffen ein deutsches mit 1112 Registertons. Von deu Segelschiffen sind 27 durch Strandnng, 5 durch Kollision, 3 durch Feuer verloren gegangen, 6 find gesunken, 5 abandonnirt, 17 kondemnirt und 7 verschollen, während von den Dampfer» 3 durch Strandung, 2 durch Kollision, 1 durch Feuer verloren gingen und 3 gesunken und 5 verschollen sind. Eine seltene Erscheinung wurde vorgestern und gestern früh in Hamburg und Umgebung beobachtet. Millionen von Heuschrecken(Augustpferde", Libelle») zogen in dichten Schwärmen über die Elbe landeinwärts. Die einzelnen Züge der Insekten dauerten oft mehrere Stunde». Viel« der Thier« fanden ihren Tod im Wasser. Die Arbeiter in der Hasengegend hatten theilweise sehr unter der Unmasse der Heuschrecken zu leiden. Auch von der Wesergegend wird über ein ähnliches, massenhaftes Vorkommen der Libellen berichtet. V o in Fesselballon auf der Brüsseler Aus- stell»» g. Entgegen den auswärts verbreiteten Meldungen, daß der Fesselballon in der Ausstellung ans bedeutender Höhe herab- gestürzt sei und mehrere Insassen tödtliche Verletzungen erlitten hätten, wird festgestellt, daß der Ballon infolge eines plötzlichen Windstoßes nur einige unregelmäßige Bewegungen gemacht hat; die Insassen sind wohl in Erregung gerathen, jedoch nicht verletzt worden. Das Vorkommniß ist ohne Folgen verlaufen. Die tiefer gelegene» Stadttheile von Sofia , der Hauptstadt Bulgariens , sind überschwemmt, mehrere Häuser find eingestürzt und zahlreiche Brücken sind fortgeschwemmt; einige Per« soneu sind ertrunken. A u f dem österreichischen KriegsschiffeWien " sprang im Hase» von Lissabon während der Abgabe von Salut- schüssen das Verschlußstück eines Geschützes nach rückwärts ab. Ein Mann wurde gctödtet, mehrere verwundet. Das Kriegsschiff ist auf der Fahrt nach Spithead begriffen.__ Die nächste Nummer des Ünterhaltungsblalles erscheint Sonn- tag, den 6. Juni. !rlin. Druck und Verlag von Max Bading in Berlin .