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schlägt sich das Wasser nieder; die Südost und Westwinde bringen| faßt Röntgen dahin zusammen: a) Die von einem Entladungss uns taber häufig den tagelangen eintönigen Landregen, bei dem apparate ausgehende Strahlung besteht aus einem Gemisch von das Wasser schier unaufhörlich von dem grauen Himmel herab: Strahlen verschiedener Absorbirbarkeit und Intensität. b) Die Zu­riefelt. sammensetzung dieses Gemisches ist wesentlich von dem zeitlichen

Haben wir nun Anhaltspunkte, zufolge deren wir ermitteln Verlauf des Entladungsstromes abhängig. c) Die bei der Absorps fönnen, aus welcher Richtung morgen der Wind wehen wird, ob tion von den Körpern bevorzugten Strahlen sind für die vers wir daher klaren oder bedeckten Himmel, Sonnenschein oder Regen schiedenen Körper verschieden. d) Da die X- Strahlen durch die zu erwarten haben? Man sieht sofort, daß die Beantwortung dieser Kathodenstrahlen entstehen und beide gemeinsame Eigenschaften haben Frage schon deshalb sehr schwierig sein muß, weil der bei uns heute Fluorescenzerzeugung, photographische und elektrische Wirkungen, herrschende Wind keine Folge unseres gestrigen Wetters ist, sondern eine Absorbirbarkeit, deren Größe wesentlich durch die Dichte der aus dem Zusammenwirken der Winde, also des Wetters in allen durchstrahlten Medien bedingt ist u. s. w., so liegt die Vermuthung Gegenden entsteht, die im weiten Umfreife von mindestens nahe, daß beide Erscheinungen Vorgänge derselben Natur sind. Zum 100 Meilen um uns herum liegen; ebenso entsteht Wind und Schlusse kommt Röntgen auf die Sichtbarkeit der X- Strahlen zu Wetter, das wir morgen haben werden, nicht bei uns, sondern aus sprechen. Er sagt darüber: Die von G. Brandes beobachtete den Winden, die heute im hundertmeiligen Umkreise herrschen. Thatsache, daß die X- Strahlen in der Netzhaut des Auges einen Schon daraus geht hervor, daß man an eine Vorherbestimmung Lichtreiz auslösen können, habe ich bestätigt gefunden. Auch in des Wetters nicht denken kann, wenn man nicht mit einem meinem Beobachtungsjournal steht eine Notiz aus dem Anfang Blicke das Wetter in einer sehr großen Anzahl von Orten, die über des Monats November 1895, wonach ich in einem ganz verdunkelten ein großes Gebiet vertheilt find, übersehen kann. Vor der Erfindung Zimmer nahe an einer hölzernen Thür, auf deren Außenseite und Vervollkommnung der elektrischen Telegraphen war dies ganz eine Hittorf'sche Röhre befestigt war, eine schwache Lichterscheinung, unmöglich; daher ist es nicht wunderbar, daß die wissenschaftliche die sich über das ganze Gesichtsfeld ausdehnte, wahrnahm, Wetterprophezeiung taum ein Menschenalter alt ist. Sie konnte eine wenn Entladungen durch die Röhre geschickt wurden. Da ich fefte Grundlage ja erst erhalten, seit man begann, Europa mit einem diese Erscheinung nur einmal beobachtete, hielt ich sie für eine Net meteorologischer Stationen zu überziehen, die in beständigem subjektive, und daß ich sie nicht wiederholt sah, liegt daran, daß telegraphischen Verkehr mit einander sich gegenseitig alle Faktoren, später statt der Hittorf'schen Röhre andere, weniger evacuirte und die das Wetter bedingen, den herrschenden Luftdruck, den Wind und nicht mit Platinanode verfebene Apparate zur Verwendung kamen. seine Stärke, die Temperatur, den Feuchtigkeitsgehalt der Luft, Mit den jetzt in Gebrauch befindlichen, harten Röhren läßt sich der den Bewölkungszustand des Himmels 2c. mittheilen. Alle Nationen Brandessche Versuch leicht wiederholen.- Europa's haben solche Stationen errichtet, so daß man auf jeder derselben über das in ganz Europa herrschende Wetter jederzeit unterrichtet ist. Indem man in einer Karte Europa's die Drte, an denen der Luftdruck derselbe ist, durch Linien verbindet, die so genannten Isobaren, indem man ferner an jedem Drt durch einen Pfeil die Richtung und Stärke des Windes augiebt, außerdem durch bestimmte Zeichen den Grad der Bewölfung einträgt, erhält man eine Wetterkarte, die dem Kundigen mit einem einzigen Blick eine Uebersicht über die Wetterlage in ganz Europa gestattet.

Russische Bettlerdörfer. Im Gouvernement Pensa existiren ganze Dörfer, deren Bewohner sich speziell mit dem Betteln beschäftigen. Die Dörfer Sinowta, Schandas und Durassowka ent­senden fast ihre gesammte männliche Bevölkerung zum Almofen­sammeln. Hunderte von Bauern aus diesen Dörfern treiben sich in ganz Rußland umber und leben von Almosen, während die Weiber, so gut fie fönnen, zu Hause die Wirthschaft besorgen. Diese Bettler­partien erwählen aus ihrer Mitte einen Aeltesten und ergänzen ihre Partien häufig durch angemiethete Bettler, denen sie 2 Rubel monat­lich zahlen und welche einer strengen Kontrolle unterliegen. Die Einnahmen eines erfahrenen Bettlers beziffern sich auf 15 bis 20 Rubel monatlich, von welcher Summe ein Theil in die Heimath geschickt wird zur Entrichtung der Abgaben und Steuern. Diese Bettlerdörfer zeichnen sich übrigens durch einen gewissen Wohlstand aus; auf den Feldern sieht man Getreidehaufen, auf den Höfen Vieh. Ten örtlichen Behörden ist das Treiben der männlichen Bevölkerung der genannten Dörfer allerdings kein Geheimniß, sie drücken jedoch ein Auge zu, da die Steuern ohne Rückstände einfließen, und das scheint in den Augen der Lokalbehörden die Hauptsache zu sein. Literarisches.

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Nun fragt es sich aber, ob solche Wetterkarten auch einen Schluß darüber gestatten, wie sich für ein bestimmtes, nicht zu großes Gebiet, z. B. für Berlin und seine Umgebung, die Witterung in der nächsten Zukunft, etwa in den nächsten 24 Stunden, gestalten wird? Das ist allerdings der Fall; denn die Winde befolgen in ihrem Gange ganz bestimmte Regeln. Wo der Luftdruck gering ist, wo also ein barometrisches Minimum herrscht, auf den Weiterkarten durch das Wort Tief" bezeichnet, da fließt oben die Luftnach allen Seiten ab; unten an der Erdoberfläche strömt daher Luft von allen Seiten zu; doch werden die Winde durch die Drehung der Erde in ihrer Richtung beeinflußt, so daß sie sich nicht im Zentrum des Minimums treffen, sondern dasselbe umkreisen, und zwar wird ein barometrisches Minimum von den Winden stets im umgekehrten n. R. von Seydlig:" In Licht und Sonne". Sinne des Uhrzeigers umkreist. Vergleicht man nun die in regel Novellen. Berlin 1897. R. Fontane u. Co. Die fünf Novellen mäßigen Zeitabschnitten, etwa in Zwischenräumen von 24 Stunden find von sehr ungleichem Werthe. Die erfte, Porto Felice", ge hergestellten Wetterkarten mit einander, so bemerkt man, daß die hört überhaupt nicht in die kleine Sammlung. Sie ist nichts die Welt barometrischen Minima, also die Stellen niedrigsten Luftdruckes, ihren weiter als einer jener täglich zu Dutzenden in Drt verändern, und zwar ziehen sie in bestimmten Richtungen; gefehten Schwänke im Reporterstil, deren fünstlerischer Werth meistens wandern sie in östlicher und nordöstlicher Richtung. gleich Null ist, und die ihre Daseinsberechtigung von einigen Man erkennt, daß die Wanderung des Minimums auch die Mendes gewaltsam herbeigeführten Verwickelungen und Entwirrungen her rung des Windes bedingt, und daß man unter Berücksichtigung leiten. In ihrer ersten Hälfte künstlerisch gelungen ist die zweite auch der übrigen bestimmenden Faktoren eine in den meisten Fällen Novelle, Die Braut des Empedokles ". Der letzte Theil sinkt jedoch richtige Voraussage wird machen können. Besonders wichtig sind fast wieder auf das Niveau von Porto Felice" herab. Im ganzen unter diefen die Sturmwarnungen", welche die Hamburger See- gleichmäßiger ist" Kujundfchit" gearbeitet, die dritte der kleinen warte zuweilen an alle Küstenstationen erläßt, und die schon viel Geschichten, eine farbenreiche Orientphantafie. Erst die letzten beiden Unheil verhütet haben, indem die Schiffe den kommenden Sturm im Erzählungen," Blind" und" Die leyte Nelke", beweisen, daß der ficheren Hafen abwarteten. Verfasser literarisch werthvolles zu schaffen vermag. Der ernste Jubalt bietet ihm weniger Gelegenheit, in den allzut burschifosen Erzählerton zu verfallen, der sich sonst vielfach störend bemerkbar macht.

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Für den Landmann ungleich wichtiger würde freilich eine Wetter­vorhersage für längere Zeiten sein, wie sie in unseren Gegenden der Wissenschaft bisher leider nicht möglich ist.-

Kleines Feuilleton.

Bt.

GURG

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Musik.

Kunst.

Die weltberühmte Pariser Gesangslehrerin Frau Marchesi geht nach Amerika , um dort während sechs Monaten ihre Methode Weitere Beobachtungen über die Eigenschaften der den Sangeslehrern beizubringen. Sie empfängt dafür pro Monat X- Strahleu veröffentlicht Prof. Röntgen in den Berichten der Berliner 50 000 Frants, für das halbe Jahr also 300 000. Außerdem werden Akademie der Wissenschaften. Er reiht darin die neueren Ergebnisse ihr während ihres Aufenthaltes in Amerika Wohnung, Wagen u. f. w. seiner Studien über die X- Strahlen zwanglos aneinander. Die von den Unternehmern gestellt. Ihre Tochter, Fräulein Blanche erste Mittheilung betrifft die Feststellung, daß die Luft, während sie Marchesi, geht mit ihr und wird in New- York einige Konzerte bestrahlt wird, nach allen Richtungen hin X- Strahlen aussendet. geben. Würde unser Auge für die X- Strahlen ebenso empfindlich sein, wie für Lichtstrahlen, so würde ein in Thätigkeit gefeßter Ent­Um Entwürfe für den Umbau eines Rathhauses zu ladungsapparat uns erscheinen ähnlich wie ein in einem mit Tabat erlangen, hatte der Stadtrath von Leipzig ein Preisaus. rauch gleichmäßig gefüllten Zimmer brennendes Licht. Bei den Arschreiben veranstaltet. 51 Arbeiten waren eingegangen. Es beiten mit X- Strahlen muß mit dieser Eigenschaft der Röntgen- wurden ausgezeichnet: Der Entwurf des Stadtbauraths Professor Strahlen gerechnet werden. Sodann giebt Röntgen von einer Vor- Licht mit dem ersten Preise; die Entwürfe des Regierungs­tehrung Nachricht, die er zur Messung der Intensität der Strahlung baumeisters Sta w sty in Karlsruhe und Architekten Jennen in zweier Entladungsröhren gebildet. Er nennt die Vorkehrung in München mit dem zweiten, der Architekten Spannagel und Uebereinstimmung mit einer üblichen Bezeichnung aus der Wünscher, beide in München , mit dem dritten, Franz Wendt Lehre vom Lichte Photometer. Wichtig ferner ist die Feststellung Röntgen's , daß die Intensität von einer und derselben Röhre ge­lieferten Strahlen von verschiedenen Umständen abhängig ist. Im Anschluß daran theilt Röntgen praktisch Wichtiges über weiche" und harte" Röntgen- Röhren mit. Die Anschauungen über das Wefen der Röntgen- Strahlen nach dem heutigen Stande des Wissens

in Stettin mit dem vierten und Max Fritsche Frankfurt a. M. mit dem fünften Preise. Zum Ankauf empfohlen wurden außerdem die Projekte vom Regierungsbauführer Hausmann, Architekten Richard Walter und Gustav Hildebrand, sämmtlich in Charlottenburg , Hans Freude in Bunzlau und Hermann Billing in Karlsruhe . Der mit dem vierten Preise( 3000

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