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Die Ratte die Ratte

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mordeten wieder, ihre Brust hebt sich schwer, wieder blickt sie empor,| Wohllaut des Organs, die freie, seelisch schattirte Tongebung, die richtet fich wild im Bett auf und schreit in Todesangst: ungesuchte Deutlichkeit der Aussprache und die mühelos traftvolle Höhe dieser Tenorstimme vereinigten sich mit einem, die sympathische Melancholie des armen Poeten warm charakterisirenden Spiele zu einer vollendeten Leistung, welche nach der großen Arie im ersten Afte das Publikum zu einem selten gehörten Beifallsausbruch hin­riß. Herr Naval ist in Deutschland   eines der wenigen Beispiele,

fam aufs Bett gesprungen daher sprang ich

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Hjalmar! Wo ist die Ratte? Sie und erschreckte mich so fürchterlich und hätte mich am Buffet

heraus

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und

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- beinahe todtgeschlagen"

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" Jemine, o Jemine!" sagte der Schuhmann.

" Pit! Kommen Sie, gehen wir! Vergessen Sie nicht die Hand- daß der echten Gesangskunst noch immer die stärksten Wirkungen der fesseln!" sagte der Fiskal.-

Die Bohème  ".

Oper von Giacomo Puccini  .

Im hiesigen Neuen Operntheater wurde am Dienstag zum ersten Mal aufgeführt: Die Bohème  "( Pariser Künstler­leben 1830). Szenen aus Henry Murger's Vie de Bohème" in 4 Bildern von G. Giacosa   und 2. Illica  . Deutsch von Ludwig Hartmann. Musik von Giacomo Puccini  .

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Das neue Werk vereitelte durch Längen, in welchen das bischen Handlung gänzlich und die Musik theilweise stagniren, einen durch­schlagenden Erfolg. Einige Musikmoralisten zischten.

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Kleines Feuilleton.

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Bühne gehören. Unter seinen Genossen zeichneten sich die Herren Hoffmann( Maler Marcell) durch üppige Stimmfülle und feine mimische Züge, Bachmann( Musiker Schaunard) durch gelungene Maste und lebendigen Vortrag, und Herr Krafa( Philosoph Collin) durch die schmerzliche Fronie aus, womit er den, übrigens höchst geistvoll instrumentirten Abschied vom Ueberrock" sang. Die Leistung der Frau Herzog als arme Mimi litt unter der Erinnerung des Bublikums an die unvergleichliche Traviata der Prevosti, deren fünstlerische Proletarierschwester ja diese Mimi ist. Das allmälige Absterben dieses zierlichen Bohème- Schmetterlings vibrirte rührend in der Stimme der ausgezeichneten Künstlerin nach. Alle übrigen Unmittelbar vor der Aufführung war zwischen den beiden jung- Figuren haben wenig Bedeutung bis auf die feifende, eifersüchtige italienischen Bühnen- Komponisten Leoncavallo   und Puccini   ein und doch so gute Musette, der Frl. Dietrich nur von weitem heftiger Zeitungskrieg entbrannt über das geistige Vorrecht der beizukommen wußte; sie sah sehr hübsch aus, darin liegt das einzige Benutzung der feingestimmten Murger'schen Apologie des Verdienst ihrer Charakterisirungskunst. Die Volksscenen des zweiten fünstlerischen Zigeunerthums als Opernlibretto. Wir hätten die Aftes, die fein gestimmten Bühnenbilder und die malerisch ab­Erbitterung dieser literarischen Fehde, die weder der follegialen getönten Wirkungen der Kostümgruppen zeigten Oberregisseur Tezlaff Empfindungen, noch des nationalen Verwandtschaftsgefühles auf der Höhe seiner Regietunst. Leoncavallo's, als des heftig angreifenden Theiles, würdig waren, wenn auch nicht vornehm geheißen, so doch aus den Ge fühlen rücksichtsloser Rivalität heraus verstanden, wenn aus dem graziösen Meisterwerke des Franzosen ein hinreißend wirkungsvolles Opernlibretto zu holen gewesen wäre. Aber steckt denn wirklich in dem fleinen, wehmüthig stimmungsvollen Glück und Elend des Mansarden­Künstlerthums, das für ein kurzes Eintags- Liebesglück fein volles Aus der Geschichte des Hauses Fugger. Die Grafschaft Herz hingiebt und mit verwegenem Heroismus für das Genialische Kirchberg und die Herrschaft Weißenhorn  , welche, abgesehen von Himmelferner Ideale hungert und friert, steckt in den ärmlichen einigen älteren Grundstücken in Graben und Augsburg  , den Anfang Freuden und in der so gerne posirenden Sentimentalität dieser ver- des Fugger'schen Grundbesizes bildeten, wurden im Jahre 1507 von fannten ziellofen Talente wirklich ein kraftvoller Kern, der Kaifer Maximilian I  . den Fuggern verpfändet, aber niemals mehr einer Entwickelung zu einem rührend ergreifenden Drama eingelöst. Albrecht von Brandenburg  , Erzbischof von Mainz  , ftellte fähig ist? Wir halten diese Romantik für ein episirendes Nach am 15. Mai 1514 eine Schuldverschreibung aus, laut deren er be­einander brauchbar, das keinen organischen und dramatisch kannte, daß ihm Jakob Fugger   zur Bestreitung der Kosten für die lebendigen Fluß besitzt. Alles ist Stimmung und Episode und Bestätigung als Erzbischof und für die Zusendung des Ballium Illustration des naiven, vielleicht empfindungstiefen und in unge: 21 000 Dutaten geliehen habe. Aus seinen regelmäßigen Ein­bundener Freiheit verbummelten Genies. Der arme Poet Rudolf, fünften hätte der Erzbischof niemals eine solche Summe welcher mit den, die Musit, die Malerei und die Philofophie reprä- zahlen können; deshalb verlangte Albrecht von Papst Leo X  . fentirenden Kollegen in seinem erbarmungslos kalten Dachstübchen gegen Entrichtung weiterer 10 000 Dutaten für Sachsen   und das Elend mit seiner Phantasie überwindet, lernt Mimi, das blonde, andere Theile Deutschlands   das Generalkommissariat des von dem süße, leider schwindsüchtige Grifettchen durch einen Zufall tennen, Papste ausgeschriebenen Jubelablasses. Mit dem Ablaßprediger der sich zu einem wahrhaft poetischen Liebesduo ausweitet. Eine Tegel reiste stets ein Vertreter der Fugger, der einen Schlüssel zum furze, von Zärtlichkeit und Ueberdruß ausgefüllte Zeit, und Ablaßkasten in Händen hatte. War dieser voll, so wurde er im die Kleine ftirbt, mit der traumhaften Erinnerung an ihr leises schwärmerisches Glück auf den Lippen und mit dem letzten Ausbruche ihrer müßiggängerischen, rührenden Eitelkeit, mit den erstarrten Händen im üppig wärmenden Muff. Das ist alles. Mit einer Liebesscene und einer Sterbefcene, wo das Tragische ins Peinigende übergeht, läßt sich bei aller Ausnüßung eines stimmungsvollen Milieu's fein Operndrama bestreiten. Nur allzu bald werden wir der zärtlichen Ahnungsbeklommenheit Mimi's und der trüben Melancholie Rudolf's überdrüssig, und selbst eine bunte Quadrille, welche der wehmüthigen Schmerz monotonie des legten Aktes mit freundiglichen, vollen Kontrasten aufhelfen soll, vermag die Langeweile einer zer fließenden Lyrit nicht zu bannen. Der Eindruck, den Puccini's Musik auf uns machte, bestand in der festen Ueberzeugung, daß wir es mit einem feinen, vielleicht in rein melodiöser Beziehung nicht allzu er findungsreichen Geifte zu thun haben, der besonders für weiche Stimmungen und Gefühle die innigsten Töne findet. Die Tenorarie und das sich anschließende Liebesduett am Schluffe des erften Aftes leuchten aus der heutigen raffinirten, be­geisterungslosen Opernschreiberei wie zwei Juwele hervor. Leider gelangt Puccini   im weiteren Verlauf seines Werkes nicht mehr auf diesen herrlichen Höhepunkt; zwar bleiben die Eigen­schaften seiner an Geift, Gemüth und Humor gleich reichen musi falischen Sprache immer gewählt, aber es fehlt ihnen der Stempel einer schöpferischen Individualität, die aus ihrem innersten Wesen Ueber die Spinne im Voltsglauben sprach in der heraus Form und Stil eigenfter Gedanken gestaltet. Mascagni   legten Sigung des Berliner   Vereins für Volkskunde Dr. Max mit feiner Cavalleria" und den Rangan", Maffenet Bartels. Aus einem Referat, das die Boff. 3tg." über den Vortrag mit feiner Manon" und seinem Werther" leben in brachte, setzen wir folgendes hierher:" Mutter beginne! Glück bringt der Partitur Buccini's, welche alle Effette blühender die Spinne", fagt ein alter Spruch, und ein anderer aus Nord­Instrumentation, aber auch manche feltsamen harmonischen Wen- deutschland lautet: Spinne am Abend erquickend und labend; dungen und gesuchte Kunststückchen musikalischer Rhetorik und Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen." Die Spinne ist Poetit aufwendet. An vielen Stellen zeigt der junge Italiener   eine also für das deutsche   Volk ein Orakelthier; aber die Begegnung mit überwältigende Kraft theatralischer Lebensfülle sowie die hoffnungs- ihr ist nicht immer von gleicher Bedeutung, und diese Doppelnatur reiche Fähigkeit, sich einst zu den höchsten Aufgaben fühn und des Thieres findet sich auch im Glauben anderer Wölfer wieder. glücklich emporzuschwingen. Wenn er zuweilen noch mit dem Ueber In Deutschland   wird die Spinne vou einigen Stämmen bes schwang der Empfindung und einem bedeutenden Stil pofirt, und dingungslos für glückbringend gehalten, so in Tirol und in nach abgeklärt schöner Form ringt, so hat er uns doch in seiner Mecklenburg  , in letzterem Lande namentlich die junge und die " Bohème" einen Meister offenbart, dem die Zukunft gehört. fleine rothe Spinne. Auch die schwarze Spinne gilt als Glück­Das Ergebniß der Aufführung, welcher Kapellmeister Steinmann verkünderin, während die Kreuzspinne Unglück bringt. In Tirol ehrlichsten Fleiß und seinen ganzen Besitz an Feinfinn und betrachtet es der Hirt, der ein verirrtes Stück Vieh sucht, der orchestraler nüancirender Kraft zugewandt, war die Entdeckung des Jäger, der zum Waidwerk auszieht, als ein gutes Zeichen, wenn Herrn Naval als eines Tenoriften ersten Ranges. Der vornehmeler auf eine Spinne trifft, wohingegen die Begegnung mit einer

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Beisein des Fugger'schen Agenten geleert, legterem der ganze Inhalt zugewiesen und die eine Hälfte durch den Faktor der Fugger an die Sturie ausgezahlt, die andere dagegen als Tilgungsrate der Forde rung an Erzbischof Albrecht verwendet. Auch bei der darauf statt­findenden Kaiserwahl spielte das Geld der Fugger eine be deutende Rolle. Die deutschen Kurfürsten wollten Baargeld  haben oder die Bürgschaft deutscher Kaufleute ersten Ranges. Da die Bedingungen der Fugger als zu hart befunden wurden, trat man zuerst mit anderen Kaufleuten in Verbindung; schließlich gaben jedoch die Fugger für die Kaiserwahl Karl's V. 543 000 Gulden her. In vielen Ländern wurden die Fugger vom Volte gehaßt. Luther   sagte über sie u. a. 3um Zeugniß, daß Gott wohlfeiler giebt und freundlicher borgt, denn die Fucker und Händler auf Erden thun";" Hie müßte man wahrlich auch den Fuckern und der geistlichen Gesellschaft einen Zaum ins Maul legen." Am 14. No vember 1530 erhob" der Kaiser Raymund Anton und Hironimus Fugger in den Adelsstand, während Jakob II  . schon früher in den Grafenstand erhoben" worden war. Die angebliche Verbrennung von Schuldſchemen Karl's V. ist in das Gebiet der Fabel zu ver weisen. Der Berliner   Maler Karl Becker hat nicht eine wirkliche Begebenheit, sondern eine Anekdote dargestellt.( Vergl. Ehrenberg: Das Zeitalter der Fugger").

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Volkskunde.