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Schleiden veranlaßt, dazu gekommen, Ihr System des Naturalismus zeigt, wie hoch Laffalle feine philosophischen Leistungen anschlug; au lesen.
wohl geht es auch hier nicht ohne Ueberschäßung ab. Immerhin ist der Brief ein intereffantes Dokument für sein tiefbringendes Bea mühen, den Zusammenhang der Dinge zu ergründen, und für sein lebendiges Interesse an der Entwickelung der Naturwissenschaften und Philosophie auch in den Zeiten seiner vorwiegend politischen Bethätigung.
Kleines Feuilleton.
Das Resultat ist, daß es mich mit Stolz erfüllt, Sie zu den Meinen zu zählen. Ich habe selten in einem Buche so viel Konsequenz im Denken und so viel Scharfsinn gefunden, wie in den naturphilofophifchen Prinzipien Ihres Systems. Dies Lob erstreckt fich auf Ihr ganzes Buch, bis zu dem Punkt, wo dasselbe in die menschliche Gesellschaft übergeht. Bon da ab wird die Entwickelung, wenn auch noch im einzelnen sehr geistreiche Züge vorfkommen, falsch. Glücklicherweise spricht dies durchaus nicht gegen Ihren naturphilosophischen Theil, denn es beruht einfach darauf, daß - Handschuhlugns in England. In England werden jähr Sie eine ganz eminente Selbstbeharrungsform", die zwischen der lich fechsunddreißig Millionen Handschuhe verbraucht; drei Viertel Natur und dem Individuum liegt, ganz außer acht gelaffen davon gehen in den Besitz der Frauen über. Sechshundert Mark haben, so daß Sie nun gerade nach der Konsequenz Ihrer für Handschuhe gilt als eine bescheidene Summe. Manche„ Dame" eigenen Gedanken ins Unrecht gerathen mußten. Ich werde Ihnen bringt es fertig, jährlich 2000 M. in Handschuhen aufgehen zu lassen. das mit Leichtigkeit und unter Ihrer eigenen Zustimmung beweisen, Ein Paar feinster Handschuhe kostet 40 m. und darüber. Eine wenn Sie mir das Vergnügen machen, mich zu einem Gespräche große" Dame muß natürlich unter ihrer Toilette gleich einen ganzen hierüber aufzusuchen. Das System wird also eine neue Ausgabe Laden voll Handschuhe haben. Bei der Auktion der Ausrüstung der nöthig haben, bei welcher der gesellschaftliche Theil ganz umgearbeitet Herzogin von Somerset wurden über 2000 Stück versteigert.werden muß. Theater.
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Noch einmal, ich mache Ihnen mein Rompliment!
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Aber nicht blos als Anerkennungsausdruck, sondern um Ihnen Sie werden gleich hören wie so einen ganz eigenthüm lichen und merkwürdigen Genuß zu bereiten. Sie werden nämlich wahrhaft erstaunt sein, zu sehen, wie Ihr ganzes Weltsystem, im großen wie im einzelnen, genau so von Heraklit gedacht worden ift wenige Modifikationen abgerechnet, so daß man sich vom Erstaunen gar nicht erholen kann. Selbst Ihren Großsommer und Großwinter und die Geschichte als ein fich ewig wiederholendes Datum der kosmischen Geschichte finden Sie bei ihm wieder! Und ebenso ist die ganze Grund anschauung des weltbildenden Naturprozesses durchaus, durchaus dieselbe. Seine Anathymiasis ist ganz Ihr Expansionsprozeß.
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Als äußeren Ausdruck meiner Anerkennung mache ich mir das Die Direktion des Wiener Konservatoriums hat Bergnügen, Ihnen beiliegend meinen Herallit als Souvenir von fich veranlaßt gesehen, die Schüleraufnahme in ihrer mir zu überreichen. Schauspielschule für das nächste Schuljahr zu sistiren. Als Grund dieser Maßregel wird angegeben, daß die Direktion der Wiener Hochschule für darstellende Kunft mit der Ausarbeitung eines neuen Lehrplanes für die Schauspielschule beschäftigt sei. Da die geplanten Reformen im nächsten Jahre vollendet werden sollen, kann nach zwei Jahren eine nach ganz neuen Ideen eingerichtete Schauspielschule am Wiener Konservatorium eröffnet werden. Sollten die reformirten Statuten nicht die Genehmigung der Gesellschaft der Musikfreunde, von der das Konservatorium erhalten wird, finden, dann entfällt die Schauspielschule des Wiener Konservatoriums ganz. Die Wiener Schauspielschule stand schon seit einem Jahr zehnt bei Fachleuten in nicht besonders gutem Rufe. Es ist denn auch in diefer ganzen Zeit an ihr kein Talent herangebildet worden, daß sich eine nur halbwegs bemerkenswerthe künstlerische Stellung errungen hätte. Musik.
Es muß Ihnen dies unbekannt sein, denn Sie haben meinen Heraklit, wie ich weiß, nicht gelesen und alle bisherigen Bearbeiter haben nichts von den eigentlichen Tiefen Heraklit's ans Licht gebracht, so daß es in Ihnen die eigenthümlichste, selbständige geistige Reproduktion desselben Gedankenganges ist, bereichert um die Momente der modernen Naturwissenschaft.
Kurz, lesen Sie und staunen Sie. Die Lektüre ift fang und mühsam. Sie müssen auf das genaueste lesen, um vieles 8 zu be merten, was von mir theils nur angedeutet, theils im Stoffe enthalten ist.
Au fruchtbarsten lesen Sie in folgender Reihenfolge, die ich Ihnen hier genau vorschreibe:
( Folgen die betr. Angaben.) Daß ich die Heraklitische Gfpyrosis als eine Apokatastasis aufgefaßt, das wird jetzt nach Ihrem System erst schlagend richtig. Dagegen wäre es nicht unmöglich, daß die Auffassung dieser Apokatastasis in bezug auf die sie begleitenden Umstände sich modifizirt durch Ihr System. Es sind da viele Dinge gegen einander abzuwägen; es nüßt nichts, Ihnen davon zu sprechen, bis Sie sich aufs genaueste durch den Heraklit hindurchgearbeitet haben. Gie müffen philologisch lesen. Dann wollen wir darüber sprechen, was mir großen Genuß machen wird.
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der weit
fichen Oper hat mit gefcheidt konservativem Sinne in deren -er- Aus der Woche. Die Verwaltung der tönig. Sommerheim im Thiergarten die Geschäftstradition des feligen alten Kroll Engel" beibehalten und führt in ziemlich unvorsichtig- gleichgiltiger Wahl Gäste aus allen deutschen Landen vor. Auch der dem Verbande des Hoftheaters bereits angehörende Herr raus aus Mannheim , dessen junge Karriere bisher von Ruhm und Gold begleitet war, trat gastweise" als Lohengrin und Tann häuser auf und versetzte mit seinen frischen Mitteln das nur durch Bublifum in jene gehobene Stimmung, welche übertriebene Demonftrationen freundschaftlicher oder Die anmuthige Strenge licher Verehrung gestört wurde. Gralritters finden in das ruhige Bathos des und leidenschaftslosen Helle Tenors herben feines glaubwürdigeren Ausdruck, als die stürmische Sinnlichkeit und die tief aufgewühlte tragische Berriffenheit des Venusbergpreisers, und während in jener Rolle die Pracht des stimmlichen Instruments den Abgang an feelisch geläuterter Junigkeit vergeffen läßt, vermag die tünstlerisch weder ganz ausgeschulte, noch unkünstlerisch freche Ge= staltungskraft des Herrn Kraus den„ Tannhäuser "-Gehalt nur in wenigen Szenen auszuschöpfen. Es ist auch über diese, im ersten Atte am besten gerathene Leistung manches Gute zu sagen, aber sie läßt noch weit befferes erwarten. Gleichzeitig mit Herrn Kraus gastirte als" Elfa" und" Elisabeth" Frl. Wiborg vom Stuttgarter Hoftheater, die von Frau Cosima Wagner in Bayreuth als ureigenfte Entdeckung eines Modells deutsch - keuscher Gesangs- und SchauSpielkunft ihrer Majestät Madame Reklame, als Schüßling übergeben ward. Unser Publikum fand leider, daß die Stimme der Stuttgarter Sängerin weder frischen Klangreiz, noch ein im großen Raume tragendes Volumen, noch den aus geistiger und seelischer Antheilnahme hervorvibrirenden Gefühlston besitzt. Ihre Gesangskunst ist, wenn auch nicht oberflächlich, so doch keineswegs makellos, und ihre genrehafte Art der schauspielerischen Darbietung und ihre zarte, feineswegs bedeutende Erscheinung weist ihr Talent mehr auf das idyllisch- lyrische Fach, als auf das hochpathetische einer Elsa und Elisabeth. In den neuen Bassisten Mittetopf, Gillmeister und Nix wurde ein Trifolium hausbackenster Mittelmäßigkeit dem Berliner Publikum vorgestellt. Ließen sich die kleinen Borzüge der drei, für bescheiden genügsame Hoftheater gewiß aus reichenden Herren zur Bildung einer Persönlichkeit vereinigen, es ergäbe sich daraus gewiß der hiesigen Ansprüchen genügende Bassist. Herr Burrian, der dem Kroll- Theater Publikum bekannte und sympathische Tenor, eröffnete sein Engagement als Canio in Leoncavallo's Bajazzi" und erzielte mehr mit seiner warmblütigen Dar ftellung als mit dem dünnen, trompetenspitzen Kaliber seiner Stimme, In den Stürmen des politischen Lebens trat die Beschäftigung welche heroische Anforderungen nur mit forcirten Mitteln zu er füllen vermag, ansehnlichen Beifall. mit den theoretischen Fragen für Laffalle in den Hintergrund. Doch erhielt sich sein Interesse baran durch das ganze Für das Thater des Westens ist aus Spinelli's„ A Leben. Der obige, Brief ist geschrieben in einer Zeit, wo Laffalle basso porto"( Am untern Hafen") ein Magnet geworden, gerade die hißigsten Rämpfe mit dem Freifinn und der preußischen dessen Zugkraft der unleugbaren tünstlerischen Bedeutung des Regierung zu bestehen hatte, wenige Monate vor seinem Tode. Er Werkes und dem Wohlwollen, welches Publikum und Kritik der
Lassalle ist bekanntlich ähnlich wie Mary von der Philosophie her zur Geschichte und Politik gekommen. Während aber Marr den Hegel'schen Idealismus überwand und, ohne zwar ein philosophisches System aufzubauen, wenigstens auf dem Gebiete der Geschichtsphilofophie selbständige und bahnbrechende Gedanken in die Wissen schaft brachte, ist Lassalle zeitlebens nicht völlig aus den Abstraktionen und Verallgemeinerungen des Hegel'schen Denkens hinausgekommen, und die Spuren davon zeigen sich in seinen politischen Anschauungen, besonders in seiner Ueberschätzung der Staatsidee. Gemeinsam aber war den beiden Männern, Marx und Lassalle, das, was man als„ philo: sophischen Geist" bezeichnen darf. Auch für Lassalle ergab sich die Beurtheilung der menschlichen Geschichte und der Politik nicht nur aus den Einzelerfahrungen des Lebens, sondern sie wurde aus der allgemeinen Welt- und Geschichtsanschauung abgeleitet.
Die Grundprobleme der Philosophie hatten bereits den jungen Lassalle beschäftigt. Als taum zwanzigjähriger Student entwarf er den Plan zu einer Arbeit über den alt- griechischen Philosophen Heraklit , der wegen der Schwerverständlichkeit seiner Gedanken schon im Alterthum der Dunkle" genannt wurde. Während der politischen Reaktion der 50er Jahre kehrte Laffalle zu diesem seinem Lieblings: ftudium zurück und vollendete bis 1858 fein großes zweibändiges Wert, von dem in obigem Briefe die Rede ist und welches aus den fargen Fragmenten des tiefsinnigen alten Denkers seine Weltanschauung, die vielfach die mächtigen Jdeen Hegel's vorausahnt, zu rekonstruiren sucht.
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