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oder ein Strich, aus denen das Alphabet zusammengestellt wird. Um die Metallspähnchen durcheinander zu schütteln und so den Apparat zum Empfang eines neuen Zeichens zu befähigen, dient ein kleiner Hammer, der, vom Strome automatisch bewegt, gegen das Glasröhrchen anschlägt.
Die Telegraphie ohne Draht. Wenn man die Berliner Urania in der Taubenstraße besucht, so sieht man in einem ihrer schön ausgestatteten Säle einen eigenthümlichen Apparat, der die Fortpflanzung elektrischer Wellen veranschaulichen soll. Derselbe steht neben mehreren anderen, an denen In England, wo der hervorragende Fachmann Preece, der selbst man eine Ausbreitung von Schallwellen, Lichtwellen und Wärme- schon vor mehreren Jahren eine drahtlose Telegraphie nach etwas wellen wahrnehmen kann. Diese drei Apparate sind in ganz gleicher anderen Prinzipien versucht hat, an der Spike des Post- und TelegraphenWeise tonstruirt. Bei dem ersten befindet sichein Hohlspiegel an der wesens steht, hat man mit dieser Einrichtung bereits über den BristolDecke des Raumes, und in einem Punkte vor demselben, seinem Brenn- Kanal über eine Entfernung von zwei geographischen Meilen telepunkte, ist eine tickende Uhr angebracht. Die von derselben aus: graphiren können; auch aus anderen Orten werden günstige gehenden Schallwellen werden von dem Spiegel zurückgeworfen, Versuchsresultate gemeldet. Ob die elektrischen Wellen auch auf so daß sie auf einen ebensolchen auf dem Tische stehenden Hohl- größeren Strecken ihre Kraft behalten, ob es möglich ist, auf meilenspiegel fallen, der sie nun nach seinem Brennpunkt zurückwirft. langen Strecken größere, sie aus ihrem Wege treibende Metallmaffen Nähert man das Ohr diesem Puntte, so vernimmt man das Zicken, und andere schädliche Einflüsse fernzuhalten, muß die weitere E- während es nicht vernehmbar ist, wenn man das Ohr neben den fahrung lehren. Wenn es gelingt, so würde der menschliche Geist Brennpunkt hält oder die Uhr aus dem Brennpunkt des oberen wohl wieder einen schönen Triumph über die den Verkehr hindernden Spiegels herausrückt. Elemente davontragen. Besonders die Schifffahrt wäre es, der die neue Methode in erster Linie zu gute fäme. Schiffe mit einander oder mit dem Lande in telegraphischen Verkehr zu bringen, ist ja bei der offensichtlichen Wichtigkeit ein sehr begreiflicher, lange ge hegter Wunsch. Die erwähnten Versuche von Preece bewegten sich in dieser Richtung. Auch in Deutschlad sind vor einigen Jahren dahin zielende Versuche auf dem Wannsee bei Potsdam von den Herren Rubens und Rathenan angestellt worden. Von dem von diesen Forschern benutzten Apparate befindet sich ebenfalls ein Modell in der Urania, und zwar dicht neben dem anfangs geschilderten Apparate.
Bei dem nächsten Apparat befindet sich eine elektrische Glühlampe im Brennpunkt des oberen Spiegels, und in dem des unteren erblickt man sie ebenfalls. Beim dritten ist auch eine Glühlampe im Brennpunkt des oberen Spiegels angebracht; doch ist sie mit Lampenruß überzogen, weil so beffer erreicht wird, daß Wärmewellen von ihr ausgehen. Hält man die Hand in den Brennpunkt des unteren Spiegels, so fühlt man die wärmende Wirkung. Durch drei Experimente wird die Ausbreitung der Wellen von ihrem Ausgangspunkt nach allen Seiten, und ihre Reflexion vom Spiegel nach einer Richtung und ihre Sammlung vom zweiten Epiegel im Brennpunkt verdeutlicht.
Die Drahtenden einer galvanischen Batterie führen zu MetallWie hierdurch eine nahe Verwandtschaft zwischen Schall, Licht platten, die in den See, im Modell eine mit Wasser gefüllte und Wärmewellen jedem Besucher sich von selbst aufdrängt, so zeigt anne, gejenkt werden. Da Waffer im allgemeinen ein guter Leiter der nächste Apparat dieselbe Verwandtschaft mit den elektrischen des elektrischen Stromes ist, so sollte man erwarten, daß die Wellen. Drückt man auf einen Knopf, so gehen elektrische Elektrizität von der einen Metallplatte im Wasser zu der anderen Funken zwischen den Enden eines Induktionsapparates über. geht, und so der Stromkreis geschlossen ist, ohne daß eine weitere So furz auch die Dauer jedes einzelnen Funkens ist, so Wirkung auf Schiffe im Wasser hervorgebracht wird. Befindet sich findet in ihm doch ein Auf- und Abwogen des elektrischen Zustandes aber auf einem Schiffe ein Telephon, dessen Drahtenden ebenfalls zu statt, ein Schwanken oder Oscilliren desselben, das sich mit un im Wasser versenkten Metallplatten führen, so erhalten diese einen gebeurer Geschwindigkeit im Raume ausbreitet. Der Träger dieser Theil des elektrischen Stromes, führen ihn um das Telephon und Wellenbewegung ist dasselbe Medium, das auch die Wärme- und bringen dasselbe zum Tönen. Auf diese Weise gelang es, Boote auf Lichtwellen weiter trägt, der sog. Aether. Um ihre Wirkung zu der Havel bis zu einer Entfernung von zwei Meilen mit einer Station erfennen, werden auch sie in einem Punkte oder einem kleinen am Ufer des Wannsee's in telegraphischen Verkehr zu bringen. Doch Raume zu konzentriren gesucht. Hinter ihrem Ausgangspunkt, find die Versuche später wieder eingestellt worden. Die jetzt durch die also hinter der Stelle, wo die vom Induktionsapparat er Bemühungen des Herrn Preece in größerem Maßstabe unterzeugten elektrischen Funken überspringen, steht eine gefrümmte nommenen Marconi'schen Experimente scheinen diesen älteren VerMetallmaffe, die für die elektrischen Wellen als Spiegel wirkt. fuchen überlegen, weil sie von jeder leitenden Bahn für die ElekDie auf fie fallenden Richtung reflektirt und kommen nach dem gegenüberliegenden Ende die elektrischen Wellen, auf deren Fortpflanzung fie beruhen, sich im Wellen werden fämligen ben einer trizität, die dort das Waffer statt des Drahtes bildete, frei sind; da des Tisches, wo sie auf eine ebensolche Metallmasse fallen, von der ganzen Raume verbreiten, so würden sie auch einen Luftschiffer in sie nunmehr wieder nach vorn in den Brennpunkt des zweiten beständigen Rapport mit der Erde setzen können, eine Aufgabe, die Metallspiegels geworfen werden. Dort also, wo sie zusammentreffen in Bukunft vielleicht noch eine wichtige Rolle spielen wird." und sich in ihrer Wirkung addiren, muß dieselbe auch wahr
nehmbar sein.
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Kleines Feuilleton.
Bt.
Es ist nun eine sehr eigenthümliche Wirkung der elektrischen Wellen, die die Urania dem Besucher zeigt. In dem Brenn punkt des Spiegels, in dem sich die Wellen vereinigen, befindet - Das Bad einer Millionenerbin. Der aus Mecklenburg sich eine kleine mit metallischen Feilspähnen gefüllte Glasröhre, die in den Stromkreis einer galvanischen Batterie eingeschaltet ftammende Zuckerfabrikant Claus Spreckels, der, nebenbei gesagt, ist. Aber der elektrische Strom geht nicht hindurch, weil die als Zuckerrohr Pflanzer auf Hawaii reich geworden, hat in Feilspähne zu lose aneinander liegen, um ihm eine Bahn zu bieten. St. Franzisko einen Palast bauen lassen, der nicht weniger als Fallen jedoch die elektrischen Wellen auf sie, so ordnen sie sich in 24 Millionen Mark tostet. Für die Boudoir- Einrichtung seiner zusammenhängende, geschlossene Reihen, die einzelnen Theilchen Tochter wendete er allein 200 000 m. auf. Diese Tochter hat höchst haften mit einem gewissen Druck an einander, und der Strom kann eigenhündig den Plan für ihren Badesalon entworfen, hat die bequem hindurchfließen. Man nimmt diez auf einem Magneten, Plattenreichnet, welche in Trenton unter der Aufsicht eines auf dem ein langer Zeiger steht, wahr; der Strom ist um den Künstlers hergestellt werden, der beauftragt ist, dieselben in Empfang Magneten herumgeführt, der dadurch ein wenig aus seiner Lage ab- 8 nehmen und die Modelle zerschlagen zu lassen, um jede Regelenkt wird und den Zeiger in eine andere Stellung bringt. spielige Versuche nöthig, bis es gelang, den Bekleidungsplatten die produktion unmöglich zu machen. Es waren zahlreiche und kostUnterbricht man das Spielen des Apparates an der andern
Scite des Tisches, so lehrt der Zeiger nicht in seine eigenthümliche Färbung alten Elfenbeins zu verleihen, welche die Beiger nicht in feine ursprüngliche Lage zurück; die Feilspahue behalten nämlich Millionärin verlangte; ebensoviel Mühe und Kosten verursachte die ihre geordnete Stellung bei und lassen den Strom noch Herstellung der Wandflächen, von denen die polichromen Reliefweiter durch sich hindurchgehen. Man muß die Röhre ein wenig figuren von ländliche Gefilde durchstreifenden Nymphen sich abmit dem Finger erschüttern, damit die Spähne durcheinanderfallen, heben. An den Längsseiten der massiv silbernen Badewanne schlingt wodurch der Strom unterbrochen wird, und der Magnet mit dem sich ein Reigen anmuthiger Nereiden auf einem Korallenstrande; an Zeiger in die ursprüngliche Lage zurückkehrt. Erzeugt man dann der Decke tummeln sich graziöse Amoretten um eine junge Schöne, von neuem elektrische Wellen auf der anderen Seite des Tisches, so die auf einem Delphin reitet. Hähne aus massivem Golde, feltsam ciselirt, Toilettentischchen aus Dung, ausgelegt mit goldenen Platten, wiederholt sich der Vorgang aufs neue. Toilettengegenstände, welche Meisterwerke der Goldschmiedekunst darstellen, kostbare Marmorarbeiten und unschätzbare Teppiche machen aus diesem Gemache ein Museum voll seltener und theurer Gegen" Nana"-Geschmack! stände.
Die eben beschriebene Ausbreitung und Wirkung der elektrischen Wellen ist von dem in der letzten Zeit so viel genannten Italiener Marconi benutzt worden, um die Telegraphie ohne Draht zu erreichen. Seine Methode stimmt so wesentlich mit der eben dargestellten Methode überein, daß man den Apparat der Urania fast ein kleines Modell des Marconi'schen Apparates nennen könnte. An der Aufgabestation der Depesche werden elektrische Wellen mit Hilfe cines kräftigen Induktoriums erzeugt; in der Empfangsstation läßt man sie auf ein Röhrchen fallen, das Feilspähne von Nickel und Silber enthält. Indem diese sich ordnen, schließen sie einen galvanischen Strom, der dann ganz, wie bei dem gewöhnlichen Schreibtelegraphen, um einen Elektromagneten herum geführt ist, dessen Anter also angezogen wird. Dadurch wird ein Stift oder ein vorher in Farbe getauchtes Rädchen gegen einen Papier streifen gedrückt, den ein Uhrwert vorbeibewegt. Je nach der Dauer des Stromes entsteht auf dem Papier also ein Punkt
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Musik.
-er- Aus der Woche. Als wir fürzlich im Neuen Operntheater wieder Mignon" hörten, mußten wir des feinen kunstpsychologischen Räthsels gedenken, wieso es gerade zwei französischen Opernkomponisten, Gounod in seiner„ Margarethe" und Ambrois Thomas in seiner Mignon" gelingen konnte, den von zartester deutscher Romantit und ergreifendster Gefühlsinnigkeit erfüllten weiblichen Gestalten Goethe's blühendstes, von tongenialer GSchöpferkraft zeugendes Leben einzuhauchen. Thomas? Werk ist in feiner weichen und originellen Melodie, in seiner vornehmen und charakteristischen Orchestrirung ein frisches