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Pferd Acht zu haben, blickte er mich von neuem mit herzlichem Jorganisirten Juftitution entwickelt, die von den Fachleuten der und vertraulichem Ausdrucke an. Und wie groß war mein Er- ganzen Welt als mustergiltig betrachtet wird. staunen, als ich ihn plötzlich mit ausgestreckten Händen auf Jahre 1742 Commissaires du quartier angestellt, die auf der Bei der Errichtung des Berliner Polizeidirektoriums wurden im mich zukommen fah. Wie," sagte er, kennen Sie mich nicht mehr wieder? Brandstelle die Feuerlöschordnung zu beobachten hatten. Die Polize verfügte, daß die Schornsteinfeger, Maurer- und Zimmermeister mit Und ich steige eigens dazu ab, um Sie zu begrüßen. ihren Gesellen bei Bränden Hilfe zu leisten hätten, und daß die Bei dem Klang seiner Stimme tam mir plötzlich Hausbesitzer sich zum Eimerdienst und die Meister Run bie Erinnerung wieder. Ja, ja, trotz des Bartes, der Wachdienst zu stellen hätten. Diefe mangelhafte Organisation ihn veränderte, erinnerte ich mich seiner. Ich war vermochte aber auf die Dauer der Zeit nicht den berechtigten faum mehr unschlüssig und doch wußte ich ihm nicht zu ant- Ansprüchen zu genügen. Wenngleich schon im Jahre 1848 worten. Ich glaubte mich zu täuschen, indem ich ihn erkannte. Ich glaubte zu träumen. Daß er es sein sollte, er in Person, verdugte mich mehr als alles andere. Wahrhaftig, diese Be­gegnung hatte ich nicht erwartet!

Es war mein Freund, der Leibgardist.

" Sie, Sie?" rief ich endlich aus. Es ist nicht möglich. Seht doch, seht! Sie! Und nun sind Sie...

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Ich beendete nicht. Fünf oder mehr von dem Auditorium des Neapolitaners hatten sich bei meinen Ausrufen, die sie verhinderten, die Marseillaise als Tarantella zu genießen und die Vortheile eines italienischen Bündnisses zu estomptiren, umgewandt.

Gehen wir in das Café hinein," sagte der Leibgardist. Dort tönnen wir ruhiger sprechen. Ich habe Ihnen einen ganzen Haufen zu erzählen."

Als wir im Innern des Hauses waren und uns im Hintergrunde eines leeren Saales niedergelassen hatten, fragte ich ihn:

Sie find also in der Kommune, Sie...?" " Schwadrons Chef, Stabsofffzier. Ja, mein Kleiner," er widerte er, indem er sich in die Brust warf. Zum Henker, man war mir das wohl schuldig!"

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Aber durch welchen Zufall?!"

" Oh, in der That ein Zufall, eine ganze Reihe von Bu­fällen kann man wohl sagen! Das ist eine ganze Geschichte! Aber weiß man denn, was man von heut auf morgen werden tann? So viel aber ist sicher, daß ich gegenwärtig nicht mehr in der Haut eines Unteroffiziers sterben werde. Und das ist wahrhaftig nicht zu zeitig, wahrhaftiger Gott!"

zwischen den staatlichen und städtischen Behörden über die Ein­richtung einer Berufs- Feuerwehr verhandelt wurde, so kam dow damals als erste deutsche Stadt eine militärisch organisirte Berufs dieser Plan erst im Jahre 1851 zur Ausführung. Berlin erhielt Feuerwehr unter der vorzüglichen Leitung des Regierungs- Baumeister und Brand- Direktors Scabell . Die Wehr bestand aus 360 Spritzen­männern, 180 Feuermännern, 40 Oberfeuermännern, 4 Brand­meistern und 1 Brandinspektor.

Dem Nachfolger Scabell's , Brand- Direktor Witte, gebührt das Ver dienst, durch Einrichtung vieler bequem gelegener Feuermeldestellen die Ent wickelung der Wehr um einen bedeutsamen Schritt vorwärts gebrach: zu haben. Bis zum Jahre 1875 wurde die Feuerwehr auch zur Straßenreinigung in Anspruch genommen; es stellte sich aber die Nothwendigkeit beraus, die Wehr nur zu ihrer eigentlichen Be­Stimmung zur Verfügung zu haben, und so sab sich denn die Stadt veranlaßt, die Sorge für die Straßenreinigung einer besonderen Verwaltung zu übertragen. Die für die Wehr nöthigen Ge­spanne wurden von Privatunternehmern gegen eine jährliche Entschädigung pro Gespann gestellt. Erst seit 1880 hat die Berliner Feuerwehr eigene Gespanne.

Berlin ist in 5 ziemlich gleich große Theile zerlegt mit je einem im Weichbilde der Stadt vertheilt, daß nach jeder Feuermeldung Brandinspektor resp. Kompagnieführer. Die Feuerwachen find so spätestens in etwa 8 bis 10 Minuten das Eintreffen der Wehr zu

erwarten ist.

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Die Wafferentnahme erfolgt zumeist aus den Hydranten der städtischen Wafferleitung; im Jahre 1894/95 wurden auf diese Weise ca. 875 000 Liter Wasser verbraucht. Ist der Druck der Wasserleitung nicht mehr ausreichend, so treten die Handdrucksprißen von welchen die Feuerwehr 18 Stück befißt- stelle etwa 505 000 Liter Wasser. Seit 1874 hat man mit der Ein­in Thätigkeit; diefe verbrauchten im gleichen Jahre auf der Brand­führung der Dampfsprißen begonnen. Heute sind diese Dampi sprißen, die mit Nöhrenkessel verfeben sind, so vervollkommnet, daß sie während der Fahrt zur Brandstelle geheizt werden können. Ju etwa 8 Minuten wird ein Ueberdruck von 4-5 Atmosphären er­reicht; verwendet man aber vorgewärmtes Waffer, so ist es auch möglich, während der Fahrt bis 8 Atmosphären Dampf zu erhalten. Während die Handdrucksprize in der Minute 120-125 Liter Wasser giebt, ist es leicht, mit der Dampfspritze eine Leistung von 1000 Litern in der Minute zu erreichen.

Und er erzählte mir diese Aufeinanderfolge von Zufällen. Eine ganze Geschichte, in der That. Er war während der Internirung in der Schweiz durch einen seiner ehemaligen Karabinier- Offiziere mit dem Grafen X... bekannt geworden, der jetzt Brigade - General war. Der Graf hatte ihu, als er nach dem Waffenstillstand nach Paris zurückgekommen war, als Wachtmeister in Dienst genommen. Sehr reich, und ein großer Pferdeliebhaber, hatte der General, taum in sein Hotel Der Gesammt- Wasserverbrauch betrug im Jahre 1894/95 auf in Faubourg St. Germain zurückgekehrt, seinen Stall wieder 233 Brandstellen ca. 2 630 000 Liter; die 9 vorhandenen Dampf­tomplettirt. Dann brach der 18. März an, während der General sprigen verbrauchten davon 902 000 Liter. Der Wasserverbrauch stieg und sein militärischer Hausstand sich in Versailles befanden. in 6 Fällen auf 100-400 000 Liter. Das Hotel und der Stall mit vier Pferden waren unter der Bei vielen Bränden strahlt das Feuer eine solche Gluth aus Aufsicht eines alten und hinfälligen Hausmeisters zurück- daß die augreifenden Feuerwehrleute einen wasserdichten Feuerschutz­geblieben. Als die Kommune mächtiger wurde, und die Ver- anzug aus englischer Leinewand anlegen müssen. Dieser luft­bindungen zwischen der Hauptstadt und Versailles unterbrochen dicht schließende Anzug wird durch Gummischläuche von einer aus Luftpumpe mit Luft versehen und hat am Heim wurden, war der General auf den Gedanken verfallen, feinen eine Vorrichtung zum Berieseln mit Wasser. Es ist ferner er Wachtmeister nach dem Hotel zu senden, damit er versuchen wähnenswerth der vom Architekten Runge und vom Branddirektor follte, die Pferde aus Paris herauszubringen, oder falls dies Stude fouftruirte Rauchhelm. Dieser fupferne Helm ist so ein­nicht möglich sein sollte, um sie wenigstens zu bewachen, zu pflegen gerichtet, daß der mit ihm ausgerüstete Feuerwehrmann sich längere und zu verhindern, daß man sie stehle. Er sollte bis zu Zeit in einem mit giftigen Gafen angefüllten Raume aufhalten fann. der jedenfalls nahe bevorstehenden Rückkehr der Regierung In den Fällen aber, wo die brennenden Räume mit sofort tödtlich in Paris verbleiben. In Zivil verkleidet und mit langeni wirkenden Gasen angefüllt sind, wird der Feuerwehrmann mit demi Bart war also der Wachtmeister durch Saint- Denis ge- Sönig'schen Rauchapparat versehen. tommen und hatte keine Mühe gehabt, sich auf seinen Posten zu begeben.

Nur, verstehen Sie, hatte es seine Schwierigkeit, wieder abzurücken, nachdem man einmal drinnen war. Hereinkommen, das geht noch; aber zurückkehren, und noch dazu mit vier solchen indischen Vögelu; leicht gesagt! Zuerst dachte ich daran, allein nach Versailles zurückzukehren. Aber ich hatte doch meine Juſtruktion!"

Welche Justruktion?"

( Fortsetzung folgt.)

Die Berliner Feuerwehr.

Von P. M. Grempe.

die im Jahre 1852 von Siemens u. Halste gelegt wurde. Bis zum

Die Berliner Feuerwehr hat ihre besondere Telegraphenleitung, Jahre 1885 waren nur in den Bahnhöfen, Hotels zc. automatische Feuermelder vorhanden. In der Zeit vom Jahre 1885 bis 1895 wurden dann die bekannten öffentlichen Feuermelder in 109 Erem­plaren aufgestellt. Von den 6272 Bränden des Jahres 1894/95 wurden auf telegraphischem Wege 1503 gemeldet. Ju 1805 Fällen bandelte es sich wirklich um Feuersgefahr, darunter 69 mal Groß­feuer; 220 mal aber war blinder Fenerlärm und 14 mal Böswillig­feit die Ursache der Alarmirung.

In vielen Fällen ist die Wehr gezwungen, die Haken­Leitern als Rettungsapparate zu verwenden. Die 5 Meter 10 langen und etwa 24 Pfund schweren Leitern werden mit ihren Widerhaken in die Fensteröffnungen eingehalt. Der Feuerwehrmann ersteigt sie alsdann und schiebt sie um ein Stock­wert höher. Da aber diese Leitern bei ihrer Verwendung mannig­Bei den letzten großen Bränden in der Chanffeestraße und am fache Uebelstände aufweisen, so bat die Berliner Feuerwehr in den Hausvoigteiplatz hat die Berliner Feuerwehr wieder durch ihre letzten Jahren ihre Ausrüstung durch die Anschaffung mechanischer Schlagfertigteit und unermüdliche Ausdauer bewiesen, daß fie mit Leitern, die auf einem Wagen mit Drehscheibe um sich selbst gedreht Recht das allgemeine Vertrauen der gesammten Bevölkerung genießt. werden fönnen, vervollständigt. Diese werden nach einem In verhältnißmäßig furzer Zeit hat sich die Berliner Feuerwehr aus Patent Witte Greiner von der Berlin Anhalter Maschinen­unbedeutenden Anfängen zu einer großartigen und vorzüglich fabrit in der Weise ausgeführt, daß die 4,5 Meter langen

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