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wird nicht lange dauern. Dann, aber nur dann können wir mit gutem Gewissen..."

Dieses wir", das mich von neuem in die Mitschuld hineinzog, machte mich böse. Ein Bedenken stieg in mir auf. Ich suchte nach einem Einwand. Ich fand einen.

Aber, Fräulein, wenn dieser Brief eine gute Nachricht enthält?"

Das ist wahr", erwiderte sie. In diesem Falle wäre es umgekehrt eine Grausamkeit, ihn ihm nicht zuzustellen. Aber glauben Sie, daß er eine gute Nachricht enthält?" Ich weiß es nicht."

Sie dachte einen Augenblick nach; dann sagte sie mit roller Entschiedenheit:

Wir müssen das wissen." Wie das?"

Gie blickte mich starr an, als wollte sie mir schweigend etwas suggeriren, was sie nicht auszusprechen wagte. Als sie sah, daß ich meine Augen abwandte, abwandte, um mich der magnetischen Wirkung ihres Blickes zu entziehen, sagte sie traurig:

Oh, wie wenig Muth hat doch Ihre Freundschaft! Sie halten es also für niederträchtig, was ich Ihnen vor Schlage?"

Was denn?"

Aber, diesen Brief zu lesen!"

" Das wäre in der That niederträchtig. Ich habe Recht dazu... nichts autorifirt mich.

Ernst und stolz mit einer ruhigen Kühnheit, die mich troffen machte, sagte sie:

ch, ich autorisire Sie dazu."

kein

be­

Aber Sie selbst," rief ich aus, haben kein Recht " Doch!" unterbrach sie mich, doch, ich habe das Recht

dazu! dazu!"

Und als ich fie fragend anblickte, antwortete fie: " Ich kann Ihnen nicht hier das Wie und Warum aus einandersetzen. Erwarten Sie mich morgen Vormittag bei Ihnen zu Hause. Ich werde Ihnen dann alles ausführlich sagen... Uebrigens hatte ich es Ihnen schon bei Ihrem ersten Besuche versprochen. Es ist wahr, feitdem hat sich manches ereignet... Nun, um so schlimmer... Aber ich habe auch das Bedürfniß, mich mit Ihnen auszusprechen. Ich will, daß irgend jemand auf der Welt es weiß. Auf Wieder sehen morgen, morgen!"

Sie war brennend roth und dann plöglich wieder bleich geworden, als sie mit abgebrochener Stimme Sprach; und die Hand, die sie mir gab, als sie sich rasch zurückzog, zitterte und war glühend heiß..

( Nachdruck verboten.)

Eiferne Bogenbrücken.

Bon Robert W. Dahn 3.

Durch die kürzlich erfolgte Einweihung der Riesenbrücke, die zwischen Solingen   und Remscheid   die tiefgeschnittene Schlucht des Wupperthales überspannt, ist im Bau eiserner Brücken wieder einmal ein neuer Rekord" geschaffen. Es handelt sich nicht nur um einen Der Ingenieurbaukunst, sondern in erster Linie um einen neuen Forts Rekord" in den geometrischen Verhältnissen und in den Leistungen schritt des Bestrebens, Geschmack und Harmonie in die anfangs so ungefüge Technit des Eisens hineinzutragen.

In der neuerbauten Eisenbahnlinie Solingen  - Remscheid  , die die bisher etwa 50 Kilometer betragende und gegen 3 Stunden Fahr zeit auf Sekundärbahnen erfordernde Schienenverbindung beider Städte auf 1/5 ihrer Länge verkürzt, ist die Brücke über das Wupperthal das wichtigste und kostspieligste Glied. Um die starken Niveau­spiegel, die im ganzen über 300 meter betragen, bis zur Möglichkeit unterschiede zwischen Solingen  , Remscheid   und dem Wupper­eines Normaleisenbahn- Betriebes herabzumindern, mußte man sich entschließen, das Flußthal weit über dem Spiegel zu frenzen. Die fühnen Brückenkonstruktionen, die sich bei Levensau und Grünenthal  über den Nord- Ostsee- Kanal   spannen, und die, um die großen See schiffe ungehindert pafsiren zu lassen, eine bisher in Deutschland   un­erreichte Höhe über dem Wasserspiegel erhielten, bekommen neben dieser Hochbrücke einen zwerghaften Anstrich, denn sie erhebt sich 21/2 Mal höher als jene über dem Boden ihres Thales. Das schönste das schwierigste in der Ausführung, dasjenige der Bogenbrücke, ist aller Brückensysteme, aber auch gleichzeitig bei bedeutenden Längen auch hier angewandt. Die Baueinrichtungen, die getroffen werden mußten, um die gewaltige Konstruktion mit voller Sicherheit und unter der in Wirklichkeit erreichten Schonung von Menschenleben glücklich durchzn­führen, find bewunderungswürdig und einer Schilderung werth. Zuvor aber werfen wir einen Blick auf die bedeutendsten unter den früher erbauten Bogenbrücken, deren Konstruktion für diese neueste, kühnste und schönste als Muster dienen konnten.

Die von Eiffel, dem bekannten Schöpfer des gewaltigen Thurm gebäudes in Paris  , vor gerade zwanzig Jahren vollendete Maria. Pia- Brücke über den Duero bei Oporto   war die erfte der großen modernen Bogenbrücken und ist lange Zeit die größte geblieben. Ihre Spannweite beträgt 160 Meter, und 62 Meter liegt ihr toloffaler Bogen, 10 Meter ihr Geleise über dem Spiegel des Stromes. Eine von demselben Konstrukteur 1884 vollendete Brücke bei St. Flour in Frankreich   überspringt mit einem gewaltigen Satz einer 1889 gebauten Brücke über die Schlucht der Adda bei von 165 Metern das Grabithal, und 150 Meter spannt der Bogen Paderno. Auch die amerikanische   Technik, so wenig Werth sie sonst auf Schönheit legt, hat in der jüngsten Zeit eine Bogen­brücke von ähnlicher Spannweite, die in St. Louis   den Mississippi  überschreitet, nach Plänen von Eads geschaffen. Deutschland  endlich, wo man früher bei Bogenbrücken die Weite von 100 Meter nicht zu übersteigen pflegte, befißt seit 3 Jahren in den beiden oben erwähnten Brücken über den Nord- Ostsee- Kanal   zwei herrliche Baus werke, von denen das eine hinter der Duerobrücke wenig zurücksteht, das andere aber sie an Spannweite übertrifft. Nun zurück zur Riesenbrücke non Müngsten  . In 7 Deffnungen, deren Gesammtlänge beinahe 1/2 Kilometer erreicht, überschreitet die Brücke das ganze Thal der Wupper  , mit ihrem Geleise dessen oberen Rand haltend. Zwei Sockel und sechs stählerne Pfeiler, 25, 45 und 65 Meter hoch, führen den Bau in 6 Jahren von 30-45 Meter Spannweite bis über den mittelsten und tiefsten Theil der Schlucht. Die längsten Pfeiler baben ihre Sockel, die 40 Fuß im Geviert Quadermassen, tief in den Abhang gesprengt, sich zwischen messen, noch immer 30 Meter über der Sohle des Thales, wo ihre den Wipfeln grüner Waldung verstecken, während die Stahl­thürme, nach oben sich rasch verjüngend, wie mächtige Dom spitzen aus dem Blätterdach hervorbrechen. Noch höhere und näher zufammengerückte Pfeiler wagte man in dem tiefiten, den Ueber. Vor allem," sagte sie mir ,,, müssen Sie wissen, was schwemmungen ausgesetzten Theil der Schlucht nicht zu errichten, und von Schuld in meinem Verhalten gegen Bochard liegt. cho blieb nur übrig, die ganze Mittelöffnung durch einen Bogen von habe Sie gezwungen, mein Mitschuldiger zu sein, indem Sie Paul veranlaßten, das Geld dieses Menschen anzunehmen. Schon seit langem leben wir von diesem Gelde. Ich habe schon mehrere tausend Franken aus dieser Quelle gezogen. Ich muß Ihnen gestehen in welcher Weise."

Aber als sie mir am folgenden Tage beim Eintritt in mein Hotelzimmer die Hand reichte, war sie fest und ohne Fieber. Ich fühlte in ihrem Händedruck einen solchen Freimuth und eine solche Entschlossenheit, daß von vornherein mein Herz gefangen genommen wurde. Der Abend und die fast schlaf­los verbrachte Nacht, während der ich ruhelos auf und ab gegangen war, hatten eine angstvolle Beklemmung in mir zurückgelaffen, die mich gegen Gefarine eingenommen hatte. Aber mit einem Schlage war ich wieder zu ihren gunsten ge­stimmt, und ich hegte nicht den geringsten Zweifel, daß die Beichte, die sie mir ablegen wollte, aufrichtig sein würde.

Es war wohl in der That eine Beichte. Die ersten Worte Cefarinen's waren eine Selbstanklage.

Ich wollte ihr die Scham eines Geständnisses, das ich errieth, ersparen und ich schnitt ihr kurz das Wort ab. Nicht nöthig, nicht nöthig, lassen wir das." " Im Gegentheil!" rief sie aus.

Und heftig, mit stolzer Empörung fuhr sie fort: Sie täuschen sich übrigens. Es ist nicht das, was Sie zu glauben scheinen. Ich bin ein anständiges Mädchen, ich schwöre es Ihnen."

Ich verstand sie nicht mehr. Ich hatte mir eingebildet, daß sie mir zugab, die Maitresse Bochard's gewesen zu sein. Ich fant von meiner erhabenen Höhe herab, als ich vernahm, was sie unter Schuld in ihrem Benehmen verstand.

medad sanou( Fortsetzung folgt.) alla 39 iar diat

170 Meter Weite zu überwölben, dessen Scheitel 107 Meter oder Arbeit, die gewaltige Laft des Mittelbogens ohne Stüßen und 314 Fuß über dem Spiegel der Wupper   liegt. Es war feine leichte Rüstung in den schwindelnden freien Raum der Mittelöffnung hinein zu fügen. Die beiden Füße des Bogens wurden innig mit den Sockeln der beiden höchsten Thürme verbunden und bilden mit ihnen gleichsam ein einziges Stück. Sie liegen alfo gleich den Pfeilersockeln bereits 100 Fuß über der Thalsohle, und von ihnen aus galt es nun ohne jede äußere Stütze 85 Meter weit in den freien Raum und gleich zeitig 65 Meter nach oben vorzudringen: Dann mußten sich die End­punkte beider Konstruktionshälften in schwindelnder Höhe über der Thalsohle begegnen. Oben war die Fahrbahn bereits über den seitlichen Pfeilern bis zu der klaffenden Oeffnung des Mittelbogens fertig gestellt, gewaltige Krahne   waren hier hart über dem Rande des Abgrunds aufgestellt und reichten den unten flebenden Arbeitern Stück für Stück der Eisenkonstruktion hinunter. So schob sich der imposante Bogen, mächtig ansteigend, Meter um Meter in den leeren Raum der Mittelöffnung vor, ohne eine andere Stüße zu finden, als die hinter ihm liegenden, gewaltig veranferten Sockel. Obwohl die letzteren durch das mächtige Gewicht der 200 Fuß hohen Pfeiler, die darauf lasten, noch stärker beschwert werden, so war doch vor­