moibeii. Einige Tngerejsen südlich der Mninen von Babylon liegendie Ruine» von Niffer, deren Platz wohl bekannt, aber noch niemalsgenauer untersucht worden mar. Im Jahre 189« schickte dir ge-nannte amerikanische Universität Dr. Peters nach Bagdad zur Er-klindung, und dieser gewann den dortigen amerikanischen KonsulHaynes für die Leitung der Ausgrabungen in den Ruinen vonRiffer, die jetzt zum Abschluß gekommen sind. Haynes hat sichmehrere Jahre lang selbst auf diesem Platze aufgehalten, beiEommrrhitz« und Winterregen. Mit unermüdlicher Ausdauerleitete er die Ausgrabungen unter den Ruinen desTempels, der Burg, der Umwallung, der Höfe und ver-borgenen Gemächer der alten Stadl. Wie alle Ruinenstättenjener Gegend, so besteht auch Niffer in der Hauptsache auseinem großen Tenipel und einer Burg, umgeben von einer Mauervon über 50 Fuß Dicke, beide Bauten ruhen auf hohen Lehm-simdainenten, um gegen Ueberschwemmungen geschützt zu sein. Diesebekannten Ruinen gehöre» der Regierungszeit des Königs Ur-guran, der«tiva 280« Jahre v. Chr. lebte. Unter den Fundamentendieses Tempels fand nun Haynes noch ein anderes, älteres Fun-dament, welches von König Sargon I. begonnen sein muß. da alleZiegelsteine seinen Namen oder den seines Sohnes Naram-Siutragen. Sargon l. regierte, wie man durch den berühmte» Zylinderdes Narbonidirs weiß, um 380« v. Chr.. so daß das zweite Fun-dament also noch etwa 120« Jahre älter wäre als das oberste.Noch tiefer grabend, stieß Haynes auf die Ruinen von nocheinem oder mehreren Tempeln, über deren Alter man nur nochVermulhungen äußern kann. Haynes schätzt daffelb« nach derTiefe, i» der die Fundamente liegen, auf etwa zwei Jahrtausendevor Sargon I. Endlich sind Gründe zu der Annahme vorhanden, daßauch diese letzten Bauten noch nicht die ältesten auf diesem Platze waren,sondern wieder»och auf die Fundamente älterer erbaut wurden, sodaß hier die Ruinen von vier Städten übereinanderliegen würden. Nach Jahrtausenden lassen sich diese Zeiträume derBebauung von Niffer überhaupt kaum noch schätzen. Jedenfallsivar Niffer in der Zeit 400« und 2500 v. Chr. eine der gewaltigstenStädte dieses Gebietes. Es ist erstaunlich, daß zu Sargon's Zeiten,fast vier Jahrtausende vor Christi Geburt, schon eine so starkeFestung gebaut werden konnte, diese Thatsache läßt auf eine» gauzunerwarteten Grad von Zivilisation schließen. Das bei den Ans-grabunge» gewonnene Material geht seiner eingehende» Bearbeitungerst entgegen und wird gestalten, über den Stand der Kenntnisse,der Religion, Sitten und Gebräuche jener entlegenen Epoche Meso-potamiens Allsschlüsse zu gewinnen.—Aus dem Thierlcben.— Bon den amerikanischen S a m m e l s p e ch t e uerzählt der.Prometheus": In Amerika giebt es eine eigene Artvon Spechten, die Sammelspechte, welche die Geivohnheit angenommen haben, gewisse Pflanzenstämme als Borrathshäuser zuvenutzen, in denen sie Nahrungsvorräthe für die knappe Jahreszeitanlegen. Dieser von Kaliforuien bis Mexiko vorkommende Specht(llolaptos formicivorus) beschäftigt sich, während er im Sommervon Kerbthieren zehrt, im Herbste sehr eifrig damit, kleine Löcher indie Rinde der Eichen und Fichten zu bohren und in ihnen Eichelnfür den Winter aufzusparen. Einen ähnlichen Instinkt hat mankürzlich bei derselben oder einer nahe verwandte» Art von Sammel-specht beobachtet, der in den Küstenländern Nordamerikas zumMeeresstrande fliegt, nni eine Art Napf- oder Schliisselschnecke(patella) zu sammeln, die er in«in vorher gebohrtes flaches Locheines Baumstammes oder Telegraphenpfahls einkeilt, um sich ihrerin gelegener Zeit als einer leckeren und fetten Nahrung zu bedienen.Er meißelt dann ein neues Loch und fliegt davon, um für dasselbeeine passende Napfschnecke zu holen. Die Wahl ist sehr raffinirt,denn diese Meeresschnecken, die nicht nur in Fenerland, sondernauch an den Küsten Hollands und Englands gern von den Menschenverspeist werden, sind sehr zählebig und bleiben in den Holzlöchernwahrscheinlich so lange am Leben, bis es den Feinschmeckern, diesie»insammeln, gefällt, sie zu verspeisen.—Medizinisches.— k. Ueber die Ursachen der Taubstummheitmachte Dr. Seifert gelegentlich eines Bortrages in der physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Würzburg über die Spiegelschrift beiTaubstummen einige interessante Mittheilunge». Bon den 221 vonihm untersuchten Kindern der Kreis-Taubstummenanstalt in Würzburgund der badischen Taubstummenanstalt in Gerlachsheim war nur i»57 Fällen die Taubstummheit eine angeborene; in 42 Füllen wardieselbe auf Meningitis(Hirnhautentzündung), in 17 Fälle» aufKrämpfe, in 1ö Fällen auf Scharlach und in 11 Fällen auf vorher-gegangene Ohrenerkrankunge» zurückzuführen. In 7 Fällen warenDiphtherie, in 6 Fällen Typhus, in 4 Fällen Masern die Ursache,in 2 Fällen konnte die Taubstummheit aus Schlagansall zurückgeführtwerden. In 30 Fällen endlich war«ine erbliche Belastung als Ursachenachweislich und in 41 Fällen handelte es sich um Krankheiten, überdie nichts Nähere? zu erfahren war.—Bergbau.— Gediegene? Gold aus Transvaal ist kürzlich dertgl. geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin über-wiesen worden. In TranSvaal kommt gediegenes Sold nur äußerstselten vor. Unlängst aber wurden einige Blöcke mit solchem ge-funden und wegen ihres bedeutenden wissenschaftlichen Werthes vonder Transvaalregierung zu dem Zwecke angekauft, um befreundetenStaaten für deren Museen zum Geschenk übersandt zu werden.Dabei ist Deutschland in erster Reihe mit berücksichtigt worden, eshat einige Exemplare schönster Golderze erhalten, deren Goldwerthallein, also abgesehen von dem hervorragenden wissenschaftlichenWerthe. auf ungefähr 8000 M. geschätzt wird.Humoristisches.— Wenn't morge Pingstre wär? Ein junger Knechtmuß fort zum Militär. Am letzten Abend nimmt er unter einemPflaumenbaume zärtlichen Abschied von seiner Liebsten. Weinendhängt sie an seinem Halse und sagt:„Fritzke, warst rni ok«ich vergüte?".Ne. Mäke."»Warst mi ok ins schriewe?"»Dat's jewiß."»Wenneie?"»Tau Pingstre."Sie, laut schluchzend:.Wenn't doch morge Pingstre wär!"—— Wohlgemeinter Rath. Der Präsident der LondonerAkademie, Sir Edward Poynter, erzählt in der neuen Ausgabe seiner„Vorlesungen über Knnft" in einer Anmerkung folgendes Erlebniß.Er hatte seine erste Borlesung.über dekorative Kunst", in der vielvon Michel Angela die Rede ist, in einer Kunstschule in der Provinzgehalten und fragte, als die Sache vorbei war, etwas besorgt einenAngestellt«» des Instituts:.Nu», wie ist's gegangen? War's nichtzu lang?" Der Mann, der ein Schotte war, legte den Finger andie Nase und sagte mit viel Bedacht und Nachdruck:.Sie hättenlieber alles das über Mc Langels auslassen sollen; wir wisse» hiernichts vo» diesem Herrn."—Bermischtes von» Tage.Auch ein Jubiläum. Der Omnibnsfnhrniann Romelin Marne hat in diese» Tagen die 10 000ste Fahrt von Marnenach Brunsbüttel und zurück gemacht. Der Mann ist 34 JahreOmnibus-Kulscher.—y. Eine Bauerstoch ter Dr. med. Die Tochter einesHofbesitzers i» L a u g t w e d t(Nordschleswig), die drei Jahre ander Universität in Kopenhagen stndirt, hat unlängst ihr medizinischesExamen summa cum laude bestanden.—— Ans dem Schießplätze in A s c y w i l k e u fanden zweiKnabe«, Brüder,«inen Zünder. Der Zünder explodirie. Der eineKnabe wurde sofort getödlet, der andere schwer verletzt.—— In Benthe», O.-Schl., stellte ein 5iuischer eine Schachtelmit Mvrphinnipillen ans das Fensterbrett. Sein dreijähriger Sohnhielt die Pillen für Bonbons und verschluckte 22 der runde» Dinger.Das Kind ist gestorben.—— In einer Bierwirlhschast zu Alten bürg verzehrte einMann aus die Aufforderung eines Gastes sechs Stück Brikels. zweiPfund Speck, einen halben Liter Nordhäuser und zwei Elas Lager-bier, nachdem der betreffende Gast erklärt hatte, die Koste» fürdiese.Mahlzeit" tragen zu wollen.— Die Zwei waren einanderwerth.—— An der Mosel(Umgebung vo» Trier) hat ein sehr starkesGewitter, verbunden mit Wolkeubruch und Hagel, gewülhet. I»Bergweiler zerstörte der Blitz ein ganzes Hanö und tödtete zweiPersonen.—— Wie die.Franks. Ztg." schreibt, wurde in N e ck a r s n l m«ine Anzahl Mädchen verhastet, die sich des Berbrechens gegen daSkeimende Leben schuldig gemacht haben sollen. Eine Frau, die Hilfs-dienste geleistet haben soll, wurde gleichfalls gefänglich eingezogen.Weitere Verhaftungen sollen bevorstehen.—— In mehreren russische» Dörfern bei Memel sind wegender Ruswandererbeiveglmg Baiiernnnruhe» entstanden. Viele Aer-wnndungen und Berhaftungen sind erfolgt.—— Die Phylloxera hat drei Viertel sämmtlicher spanischenWeinberge verseucht.—— Ei» Amerikaner wollte vor einige» Tagen vo» Dover»ach C a la i s. über deu Kanal schwiuunen. Unterwegs bekam eraber Krämpfe und Blutspncken und mußte in«in Boot gezogenwerden.—— Ans allen Tbeilen Südafrika'? wird das Austreten derRinderpest gemeldet—c. e. Eine katholische Frauen-Universität tvirddemnächst in Washington(Nordamerika) ins Leben gerufenwerden. Di« Lehrsäle soll«, für über 17 Jahre alt« katholischeMädchen und Frauen geöffnet sein, dir sich«ine«ttsprechende Bor-bildung angeeignet haben.—Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint Sonn-tag. den 1. August.Berantwortticher Redatleur: Rngnst Jacobry in Berlin. Druck und Verlag vo» Max Vading in Berlin.