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des Dünendammes sollte der Strom selbst übernehmen. Am Nach- Höhle lag eine alte Urkunde, auf der zu lefen ist, daß eh n mittag des 31. März wurde dem Strom freier Lauf gelassen. Be- gethüm Felder und Fluren des benachbarten Ortes verwüstet habe, reits am Morgen des 1. April war der Leitgraben auf 300 Meter von den Ortsvorstehern aber erschlagen sei. Vermuthlich handelt verbreitert. Eine Berechnung ergab, daß der Strom in 16 Stunden es sich dabei um eine Spiegelfechterei jener trefflichen Ortsvorsteher, 200 000 Rubikmeter Dünensand ins Meer geführt hatte. Für die die nach einem bösen Naturereignisse einerseits die abergläubische Größe dieser Leistung erhält man einen Maßstab, wenn man Gemeinde beruhigen, andererseits ihr aber Respekt einflößen wollten. erfährt, daß die größte Abtragungsmenge an einem Tage, während Sie verbreiteten das Gerücht, jene Verwüstung sei das Wert eines 7 Trockenbagger und 3 Handladeschächte arbeiteten, nur 19 061 Rubit- Unholdes, zogen dann hinaus und kamen mit dem listig und meter Erdreich betrug. geschickt zusammengebauten vermeintlichen Skelett dieses Unholdes

Zur Vorbeugung von Hochwasserschäden sind die verschiedensten wieder, den sie getödtet zu haben behaupteten. Das Stelett wurde Vorkehrungen vorgeschlagen und getroffen worden. Hierzu gehört sodann in einer Höhle verwahrt und eine Urkunde über den Fall die Aufforstung der Quellgebiete der Wildbäche. Denn der Wald beigefügt. Auch die Urkunde liegt in Kiel ; sie ist von hier verlangsamt die Fortführung der niedergegangenen Wassermassen. wohnenden Japanern entziffert worden. Erstaunlich ist die Geschick­Den gleichen Zweck verfolgen Thalsperren aus Stein oder Holz und lichkeit, mit der man aus den verschiedensten Thierknochen dies Flechtwerk- Etagen, die das Absturzgebiet der Wildbäche quer Stelett zusammengesetzt hat. Namentlich zeigt sich das am Schädel, durchziehen. Bon verschiedenen Seiten ist auf die Anlegung der alle Eigenthümlichkeiten eines menschlichen Schädels, nur ver von Sammelbecken hingewiesen worden. Doch dürften diese größert( das gauge Gfelett ist gegen 21/2 Meter hoch), fiveit." GB in Wirklichkeit so gut wie unausführbar sein. Denn schon ist bei weitem noch nicht gelungen, alle die einzelnen Knochen zu um ein drei Tage anhaltendes Hochwasser eines größeren Stromes bestimmen, wobei in betracht kommt, daß die Formen vielfach durch von 4000 Rubikmeter Wasser in der Sekunde auf 3000 Rubikmeter eine Rittmasse ausgeglichen und abgeändert sind, was natürlich die zu erniedrigen, müßte ein Sammelbecken mit einem Fassungsraum Erkennung des Knochens sehr erschwert. Refte einer Bekleidung, von 259 Millionen Rubikmeter angelegt werden! Das größte fünft die beispielsweise auf den Rippen siyen, bestehen aus Stücken vom liche Wasserbecken Europa's zu Settons an der Yonne besitzt aber Rindspansen. nur einen Fassungsraum von 24 Millionen Kubikmeter und hat trotzdem Unsummen gefoftet. Den wirksamsten Schutz verleihen immer noch die Deiche. Doch auch sie unterliegen dem Anprall des Hochwassers, wie verschiedentlich die letzten Tage gezeigt haben, wenn nicht stetig für ihre Befestigung und Erhöhung Sorge ge­tragen wird.

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Kleines Feuilleton.

Literarisches.

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Akademie Goncourt. Sofort nach dem Urtheil des Gerichtes, welches das Testament Goncourt's für giltig erklärte, wurde Alphouse Dandet von Reportern bestürmt, die Nachrichten über die künftige Akademie Goncourt verlangten. Goncourt hat bekanntlich in seinem Testament acht Sessel seiner zehngliedrigen Akademie selbst besetzt. Die acht Namen sind Daudet , Hennique, Huysmans , Mirbeau, Geffroy, die beiden Brüder Rosny und Paul Margueritte . Die Akademie wird zunächst die zwei fehlenden Mitglieder ernennen, und hierfür fehlt es ihr nicht an Kandidaten. Daudet nannte ihrer vier: Alexis, Descaves, Lorrain und den Belgier Roden­bach, ohne sich über ihre Aussichten auszusprechen. Was die finans zielle Frage betrifft, so ist zwar das Haus Goncourts in Autenil noch nicht verkauft; aber Daudet glaubt, daß die Akademie nach Ab­zug aller Kosten über ein Kapital von anderthalb Millionen ver­fügen werde. Daudet erklärt, daß er, viel an ihn liege, alle gefpreizte Feierlichkeit fernhalten würde, um den Sigungen jeden Zwang zu nehmen. Seine erfte Sorge werde sein, auf die Verleihung des 5000 Franken Preises zu dringen, den Goncourt für das literarische Wert eines Anfängers ausgefeht habe. nicht das Glück, Das sei wichtiger, als daß die zehn Akademiker den Jahresgehalt von 6000 Franken erhalten, die Goncourt ausgefekt, aber für welche die 3insen noch nicht ausreichen werden. Augenblicklich sind die acht Akademiker fern von Paris , und ihre erste Bereinigung wird wohl kaum vor dem Herbste stattfinden. Nach dem Gaulois" ist Les Emmures", sicher. Für den andern Siz spricht man stark von dem berühmten Geographen Elisée Reclus , der seiner anarchistischen Gesinnungen wegen in der Académie Française unmöglich ist. Man spricht aber auch davon, die ausländische Literatur in ihren hervors ragendsten Vertretern auszuzeichnen, und nennt die Namen Tolstoi und Ibsen .

Fr. Unter der Peitsche. Das Treiben der Großstadt haflet geräuschvoll durch die Straßen. Menschen jagen an Menschen vor­über, ohne einander zu beachten, ohne sich um den andern zu fümmern. Jeder eilt nach einer bestimmten gebundenen Marschroute feines Weges dorthin und dahin. Was hasten sie alle fo, was treibt fie alle, warum jagen, warum eilen sie aneinander vorbei, wie die Figuren in einem Schnelljeher? Alle die da eilen und jagen, werden von ein und derselben Beitsche angetrieben, allen heften sich die selben Furien auf die Fersen und jagen sie in wildem Tanze durch das Leben. Die Jagd nach dem Glücke" sagt man, es müßte aber heißen, die Jagd nach dem täglichen Brot. Für die große Mehrheit das wintliche, reine, hohe Menschenglück, von dem die Dichter singen, sondern um das alltägliche Bedürfniß, um den fargen Lohn, der es dem einzelnen ermöglicht, für sich und seine Nächsten das Essen und zu schaffen. Und nur darum jagen und eilen die Meisten an nicht um unter sonnigem Himmel der Erde Freuden zu genießen, sondern um die nothwendige Kraft zu erlangen, der Erde Laft zu tragen. Bon der Hand in den Mund" leben fie. Sie warten darauf, das Erworbene direkt in Eßbares, in das Nothwendige, umzuwandeln, das zum Leben gehört. Bleibt das Erwerben eine zeitlang aus, dann haben sie eben nichts, um das Leben zu fristen, und gehen unter. die unter dieser unsichtbaren aber nicht minder

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das uns vorbei. Nicht um zu schlemmen und sich zu ergößen, nur die Wahl von Descaves, dem Verfaffer des Nomans der Blinden

Die Menschente stehen, treiben, gehetzt von dieser Peitsche, dahin,

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Musik. 300 7016102

Die Große Dper in Paris wird in der kommenden Saison Richard Wagner's " Meistersinger " in ihr Repertoirs aufnehmen.

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Kunft.

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empfindlichen Knute von früher Kindheit bis zum Grave fühlen sie sie über ihrem Rücken schweben und wenn sie ermattet einhalten von der wilden Jagd, fauft sie unbarmherzig auf sie hernieder. Die wenigen Glücklichen, die diese Peitsche nicht kennen, haben eine ganz andere Lebens­anschauung, einen ganz anderen Begriff von der Welt. Wie ruhig und zufrieden fie des Morgens an die Arbeit gehen. Wie gemächlich Der Kunstverein für die Rheinlande und sie sich nur damit beschäftigen, was ihnen Vergnügen bereitet. Wie eft falen veröffentlicht ein Ausschreiben, betreffend bie sie die Zeit der Arbeit nach ihrer Bequemlichkeit zurechtlegen und Ausschmückung des Rittersaales in Schloß Burg an der Wupper. dem Tischvergnügen in aller Ruhe und mit allem Komfort die Für die Ausschmückung find 50 000 M. ausgesetzt. Die Ausmalung Hauptzeiten des Tages widmen. Wie sie den Feierabend nach der Schloßkapelle ist dem Düsseldorfer Maler Willy Spaß vom ihrem Ermessen feststellen und nach des Tages leichter Mühe des Staate übertragen worden. Abends für ihr Vergnügen besorgt sind. Eine ganz andere Menschenart wird hier gezüchtet. Sie allein lernen die Welt kennen, denn sie können reisen, sie können sich, wenn sie erkranken, die besten Aerzte wählen, sie können die theuersten Bäder und Kurstätten auf suchen, sie allein können die Früchte der Kunst genießen, können ihren Leib durch sportliche llebungen stählen, fönnen die Genüsse der Welt mit vollen Zügen genießen, denn sie haben die Ruhe und die Muße dazu. Keine Hungerpeitsche jagt sie, denn gegen den Hunger sind sie für alle Fälle gesichert.. Und darum eilen die an­Seren und jagen die Straße entlang, früb morgens, wenn es Enderby- Inseln, nach Wilkesland bis zu dem Viktorialande genommen dämmert, und am späten Abend, wenn die Sonne schon lange untergegangen. Die Hungerpeitsche schiebt über ihnen und treibt fie an, die große Masse der Menschheit, die von der Hand in den

Mund lebt.

-Das Skelett eines japanischen Gespensted" befindet sich seit einiger Zeit im Kieler Museum. Beim Straßenbau, 250 Wegstunden von Nangasaki, fand man in einer Höhle ein höchst seltsames Knochengestell, zusammengefügt aus allen möglichen Ge beinen, mit dreifingrigen Händen und dreizehigen Füßen, Krallen an Fingern und Zehen, einem schrecklichen Gebisse, anscheinend aus verkehrt eingefesten Pferdezähnen, kurzen Hörnern u. s. w. In der

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Geographisches.

Die belgische Südpol - Expedition bricht am 15. Auguft auf dem Schraubenbartschiffe Belgica" unter Leitung ihres Führers de Gerlache aus Antwerpen auf. Der Weg der Expedition geht über Las Palmas , Rio de Janeiro , Montevideo , Bunta Arenas. Der Hauptort im Feuerlande, an der Magelhaens straße, ist ihre legte Kohlenstation, von wo aus der Kurs in süd­licher und östlicher Richtung nach dem Grahamlande, nach den wird. Im Viktorialande soll die Ueberwinterung erfolgen und eine ganze Reihe wissenschaftlicher Beobachtungen vorgenommen werden. Der belgische Staat hat 160 000 Fr. für dieses Unternehmen bes willigt; die übrigen Unkosten in Höhe von 130 000 Fr. find durch öffentliche Sammlungen aufgebracht worden.-

Aus dem Thierleben.

Es ist eine allen Fachleuten bekannte Thatsache, daß der aus der Wildniß kommende Löwe viel zuverlässiger, ehrlicher und leichter zu dressiren ist, als der im Zoologischen Garten oder in der Menagerie geborene. Diefer letztere ist an den 140422