einfachere Körper zersetzt, in Bittermandelöl, Traubenzucker undBlausäure, oder wie der wissenschaslliche Ausdruck lautet, Cyan-wasserstoffsäure, eines der stärksten und schnellsten wirkendenGifte, welche wir kennen. Die tödtlich wirkende Eigen-schaft dieses Giftes war schon den alten Juden be>kannt, welche ihre Ehebrecherinnen zum Trinken eines BechersBittermandelsaft verurlheilten. Von der Familie der Pomaceen,der Aepfelsruchtler. war die Anwesenheit der obengenannten, blau-säureliefernden Substauzen nur bei den Apsellernen bekannt. DieUntersuchungen des Dr. Lutz haben die Anwesenheit des Amygdalinund Enmlsin auch in den Samen der Eberesche(Sorbus aucuparia)und der Quitte(Cydonia vulgaris) nachgewiesen. 100 GrammEbereschensamen geben 32 Milligramm Cyanwasserstoffsäure.—Astronomisches.es. Das mächtige Teleskop des Lick-Observa-toriums auf dein Hamilton-Berge in Kalifornien bei San Jos«hat leider nicht die Erwartung erfüllt, welche man gehegt hat. Undwas noch schlimmer, es kann sie nicht erfüllen. Prof. Barnard,früher beim Lick- Observatorium und jetzt erster Astronom auf demIerkes-Lchservatoriui», berichtet über seine Voraus-Beobachtungen,daß er dieselben nicht scharf genug durchführen konnte, weil diedunstige, unreine Atmosphäre des Berges Hamilton es nicht zuläßt.Das Teleskop ist für eine LOOOfache Vergrößerung konstruirt, giebtaber infolge jener getrübten Atmosphäre gewöhnlich nur eine 360-bis SOOfache und allerhöckstens, aber sehr selten, eine 700fache.Dieser fatale Znstand des Observatoriums nimmt der prachtvollenAnlage und dem gewaltigen Fernrohr leider fast den ganzen wissen-schaftlichen Werth. Verantwortlich dafür ist niemand, diese Fatalitätsah man nicht voraus. Aber sie giebt eine Warnung, daß man beider Anlage von Sternwarten die lokalen atmosphärischen Verhält-uifse aus das genaueste zu untersuchen hat.—Bergvnn.— Die Erzlager der Insel Sardinien. In denreichen Erzlager» der Insel Sardinien liegen noch ungeahnte Schätze,die der Hebung harren. Die Zeitschrift„Stahl und Eisen" berichtetdarüber, wie wir der Frankfurter„Umschau" entnehmen: Herr Berg-assessor Slockfleth in Altenivald- Snlzbach, der im Januar ds. Js.die neu bekannt gewordenen Fundstätten besucht und die einzelnenEisenerzvorkommen einer eingehenden geologisch- bergmännischenUntersuchung unterzogen, hat die Bauwürdigkeit einer beträchtlichenAnzahl reicher Lagerstätten feststellen könne». Außer Eisen-erzen wurden Zink- und Blei-Erze gesunden und es istnach Ansicht des genannten Herrn als sickier anzunehmen, daßdas ausgedehnte Rotheisenerzvorkomme» von M. Sissini de Montisauf einem reichen Lager edler Zink- und Bleierze steht. Ueber dienatürlichen Grundlagen des Erzbergbaues aus der Insel Sardinienund den gegenwärtigen Stand der Montauindustrie plant HerrSlockfleth eine ausführliche Darstellung. Bemerkt sei hier nur, daßbei Jglesias der alle Bleierz- und der neuere Galmet-Bergbau»ochin voller Blüthe steht. Die ersten Anfänge des Erzbergbaues aufder Insel Sardinien reichen bis in die frühesten Kulturzcilenhinaus. Bereits die Phönizier auf ihren kühnen Seesahrlen unddie ältesten geschicbtlichen Besitzer der Insel, die Karthager,haben die reichen Mineralschätze Sardiniens gekannt und mitallen ihren dainaligeit technischen Mittel» gewonnen und nutz-bar gemacht. Zahlreiche kulturgeschichtliche Funde, vor allem jenepunischen Gefäße und Münzen, welche in ihrer künstlerischen unddabei praktischen Ausbildung noch heute unsere Bewunderung her-vorrufe», legen ein beredte? Zeugniß hiervon ab, und bestimmtegeschichtliche Ueberlieserungen der ältesten lateinischen Schriftsteller,welche des öfteren den Reichlhum an edlen Erzen und fonstige»Bodenschatze» der Insel zu preisen wissen, geben uns, im Bereinmit dem Auffinden alter großer Bleischlackenhnlden, sowie mit derDeutung mancher Ortsnamen, mehrfach zuverlässige Kunde, in welchhohem Maße es die alten Römer verstanden habe», diese SchätzeSardiniens zu heben.—Technisches.— DasgrößtekünftlicheWafser-ReservoirderWelt soll im Auftrage der Bundesregierung für Wyoming an-gelegt werden, wofür ein großes nalürliches Becken im Herzen derRocky Mountains, nicht sehr weit von Laramie, Wym. benutztwird. Dieses Reservoir wird nicht weniger als zehn Meile» breitsein, bei einer Maximaltiefe von 150 Fuß. Die Regierungs-Ingenieure berechnen, daß es 20 000 Millionen Knbikfuß Wasserhallen werde! Die Mauern dieses ungeheuren Reservoirs sindschon von Natur aus sehr vollkommen, ohne eine einzige Bruchstelleund der Boden ist völlig undurchdringlich für Wasser. Es ivird aberlange Zeil in Anspruch nehmen, dieses Becken zu füllen. Der BigRiver und der kleine Laramie sollen zu diesem Zwecke angezapftwerden. In diesem Riefenbehälter kann Wasser genug aufgespeichertwerden, um das ganze östliche Wyoming und das westliche Nebraskain den trockenen Jahreszeiten mit Wasser zu versehen.—Humoristisches.— Wie Aniiie heirathet.„Der Zug war auf ver-schicdenen Slationen so lange aufgehalten worden, daß er endlichmit zwei Stunden Verspätung in Richmond Junction eintraf," er-zählte in lustiger Gesellschaft ein Freund aus Amerika.„Als wirerfuhren, daß wir dort wieder 30 Minuten zu warten hätten, geriethein junger, mir uns fahrender Mann in die größte Aufregung undwandte sich schließlich mit der Frage an den Schaffner, ob er wisse,wann wir Buffalo erreichen würde».—„Das kann ich Ihnen nichtgenau sagen, mein Herr, es wird ivohl zehn Uhr abends werden."—„Großer Gott, zehn Uhr!" rief der andere verzweifelt aus.—„Vielleicht kommen wir auch eine halbe Stunde früher au, haben Siedenn solche Eile?"—„Ich dächte doch, um sieben Uhr sollte meineTrauung sein."—„Es lhnt mir leid um Sie, aber sieben Uhr istschon längst vorüber. Telegraphire» Sie, daß der Zug Verspätunghat."— Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben. Aberwelch' ein Durcheinander! Die Gäste sind wahrscheinlich schonalle versammelt, meine Braut liegt sicherlich in Weinkrämpsen undmein Schwiegervater reitet das hohe Pferd. Tausend Dollars gebeich darum, wenn dies nicht passirt wäre."„Leider ist dies nunnicht mehr zu ändeni, gehen Sie nur und telegraphiren Sie."—Dies that der junge Mann, und gerade als sich der Zug wieder inBewegung setzte, erhielt er die Antwort. Da verschiedene von unsMitreisenden dem Gespräche zugehört hatten, wußten wir, um wases sich handelte. Zweimal las der Empfänger das Telegramm lang-sam durch, dann legte er sich auf den Boden, schob seinen Ueber-zieher als Kissen unter �de» Kopf und schien bald fest eingeschlafenzu sein. Als sich der Schaffner kurze Zeit darauf wieder zu uns gc-lellte, hob er die dem Schlafenden entfallene Depesche auf und lassie uns vor. Sie war mit„Annie" unterzeichnet und lautetefolgendermaßen:„Habe zehn Minuten auf Dich gewartet und dannFred Davis geheirathet".„Armer Kerl", sagte» wir bedauernd, aberder junge Mann schnarchte vergnügt in seinem Schlummer undlächelt« dabei.—— Heimgeleuchtet. Kamen da letzter Tage einige ZürcherPolytechniker aus der Ingenieurschule in den Kanton Zug undtrafen ein Zuger Bäuerlein, mit dem sie sich in ein etwas neckischesGespräch einließen.„Ja", meinte da einer der angehenden Ingenieure,„i euem Kantönli chan sich ja kum ä Chue nmcherä."„Jä so", ver«setzte der Zuger Bauer,„jetzt begrif i's, warum Ihr nur d'Chalbermit gno händ!"—»vermischtes vom Tage.— Der Typhus ist auch in K a t t o w i tz und Rogau beiZopten aufgetreten. Im letzteren Orte bringt man die Er-krankungen mit den Ueberschwemmungen in ursächlichen Zusammen-hang.—y. Die S t ö r f i s ck, e r in der Unterelbe haben diesesJahr mit so wenig Erfolg gearbeitet, daß die meisten von ihnendiese Beschäftigung aufgeben«vollen.—— In M i t t iv e i d a hat ein Schleifer seine beiden Töchterund dann sich selbst umgebracht; in K r i m m i t s ch a u hat einaus der Strafanstalt entlassener Mann seine Mutter und seine20jährige Schivefter mit einem Hammer erschlagen.—— S a»i in e l>v u t h. Ein C h e m n i tz e r hat folgende Anzeigeveröffentlicht:„Wer mir am 14. Auguit zu meinem Geburtslage eineAusichtsknrle seines Ortes sendet, erhält eine solche von hier."— Von A n d r ö e. Der Kapitän der Hämmeriester See-h u n d s- D a ch t„Alken" soll zwischen dem Nordkap und denSieben Inseln eine Brieftaube geschossen haben. Die Taubehabe eine geschlossene Depesche getragen niir der Anfschrift:„Zubesorge» an das Stockholmer Aftenblad." Der Inhalt habe gelautet:„62. Grad passirt. Gute Fahrt nordivärts.A n d r v e." Das Datum war nicht lesbar.—„Alken" ging nordivärts und kehrt erst im Herbst zurück. Die Nachricht von der ge-schosseneu Brieftaube brachte die Mannschaft eines anderen Dampfersnach Hammersest, sie will sie von der Besatzung des„Alken"haben.—— Eine Prager Lehrerin ist im Riesengebirge ab-gestürzt und hat sich tödtlich verletzt.—— Nach der„Reichswehr" befinden sich im Wiener all-gemeinen Krankenhause zwei Lepra-Kranke.—— k. Das österreichische Unterrichtsministerium hat er-klärt, daß es die Ernennung von klinischen Assistenten inZukunft ablehnen wird, wenn die Anstellung derselbe» an einemInstitut erfolgen soll, dem der Vater des betreffenden Kandidatenvorsteht.—— Der Züricher Stadtralh hat in dein neuen Fahrreglementfür die Straßenbahnen die Bestimmung getroffen, daß dieDamen auf die Sitzplätze das Vorrecht haben.— Wird denhöheren Töchtern gefallen! Und sie werden das Vorrecht auch ans-nützen.—— In einem Dorfe bei St. Malo in der Bretagne(Frank-reich) hat ein 14 jähriger Knabe einen 64jährigenSchäfer im Schlafe überfallen und erstochen. Der alte MannHalle den Jungen beschuldigt, er hätte sein(des Schäfers) Bettbeschmutzt.—— In Australien hat die„Tickpest' furchtbar unterRindern und Schafen aufgeränmt. Die„Tick" ist eine kleineZecken-Art.—k. Einen Preis von 20000 Mark hat die Regierungvon Victoria für die Erfindung einer wirksamen und nicht zukostspieligen Minen- Ventilation ausgesetzt—_Beranlwortlicher Redakleur: August Jacobey in Berlin. Druck und Verlag von Max Babing in Berlin.