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Also bist Du doch gekommen! Das Wasser steht Dir gestaltet mit drei niedrigen, fentrecht aufsteigenden Rändern, während wohl am Halse?- Auch scheinst Du Dich ja schon recht heimisch die vierte Seite ohne Bord ist, damit man den Sah, nachdem er zu fühlen!" setzte Waldemar nach einer Bause hinzu. Pantoffeln mit einer Schnur zusammengebunden wurde, herausschieben kann. eine Bigarre, hoffentlich auch meinen Wein probirt? Haha, das Von allen Sägen werden sofort Handabdrücke hergestellt, diese und fieht Dir ähnlich, Junge!" das Manuskript wandern in die Hände des Korrektors, welcher die er- beffert.

Der Junge" ließ indessen diese Rede ruhig über sich er- Sabfehler am Rande der Abdrücke anmerkt, damit der Setzer fie ver­gehen, hatte sich gemächlich wieder auf das Sopha gesetzt und Das Formiren der Kolumnen besorgt der Metteur". Er stellt betrachtete einige Sekunden die große, wohlbeleibte Gestalt die einzelnen Schriftfäße zusammen, bringt sie ins richtige Format seines Bruders, dem Frau Steiner den Mantel abnahm. und liefert an Korrektoren und Redakteure neue Korrekturabzüge.

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Er sieht recht gealtert aus", dachte er, einen flüchtigen Blick auf das faltige Gesicht seines Bruders werfend, das ein starker Vollbart umrahmte, während auf dem kahlen Schädel nur noch einige dünne Haarbüschel zu sehen waren. Ich hatte, offen gestanden, wenig Luft, draußen vor der Softhür auf Dich zu warten. Uebrigens scheinst Du übler Laune zu sein."

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,, Uebler Laune? Unsinn!. Und doch, Du haft recht. Man hat seinen Kopf voll und es ist gut, daß Du hier bist. Die Arbeit erdrückt mich fast und dazu diese höllischen Schmerzen in den Knochen. Wahrhaftig, man könnte übler Laune werden!"

Während Waldemar seinen Thee schlürfte, erfuhr er alles Nähere über Alexander's Schicksale in den letzten Jahren.

Wie sein Bruder hatte Alexander seinen Weg in der Zuckerindustrie zu machen versucht. Als erfahrener Praktiker hatte er sich bis zur rechten Hand des Direktors auf geschwungen. Sein Glück wäre vielleicht gemacht gewesen, wenn nicht plöglich ein Windstoß das schöne Kartenhaus um geblasen hätte. Durch unsinnige Spekulationen des Direktors war das Unternehmen verkracht, Alexander auf dem Straßen­pflaster und nun ein Bittender in seines Bruders Hauſe.

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Brauchen kann ich Dich sehr gut. Aber eins sage ich Dir: feine Illusionen! Ich habe nur eine Schreiberstelle für Dich mit 160 Thaler Gehalt, freier Wohnung und Heizung. Mehr geben die Aktionäre nicht; auch das habe ich nur mit Mühe erlangt. Also, wenn Du willst, dann schlage ein!"

Alexander schlug zu, ohne viel Worte zu machen. Eine Stunde blieben die Brüder noch beisammen, meist über ge­schäftliche Dinge sprechend, dann brach Alexander auf.

( Fortsetzung folgt.).

( Nachdruck verboten.) Wie entsteht technisch eine große, mit Rotationsmaschinen gedruckte Beitung?

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Neun Zehntel des Volkes schöpfen heute ihre gesammte geistige Nahrung aus den Zeitungen, die sofern es große Unternehmungen find- alle Wissensgebiete berücksichtigen. Es verlohnt wohl der Mühe, sich einmal darüber zu unterrichten, wie es unsere heutigen großen Zeitungen fertig bringen, den Bericht über ein Ereigniß von gestern Abend, das in fernen Ländern, vielleicht jenseits des Ozeans, fich zutrug, uns am andern Morgen fein säuberlich auf den Tisch zu legen.

In erster Linie ist es der elektrische Telegraph, in zweiter Linie bie eminent vorgeschrittene Drucktechnit, welche solche Wunder zu vollbringen im ftande sind. Ein Heer von Berichterstattern in allen Ländern der Welt ist der Redaktion verpflichtet, ihr alle Neuigkeiten auzutragen, das besonders Wichtige zu telegraphiren. Die großen internationalen Depeschenbureaus liefern außerdem für eine Pauschal fumme im Abonnement den Zeitungen ihre Depeschen durch Expreßboten Tag und Nacht ins Haus. Ständige und gelegentliche Mitarbeiter senden Beiträge aus allen Wissensgebieten. Berichterstatter für die Börse, Handel, Industrie, Technik, für Musik, Theater, bildende Künfte, Sport, die Deutsche Seewarte   über Witterungsaussichten 2c., sie alle melden täglich oder in größeren Zeitabschnitten das ihnen für die Zeitung interessant erscheinende. Novellisten, Romanschriftsteller senden Beiträge für das Feuilleton ein. Diese ganze Fluth von Beiträgen und Nachrichten mündet auf dem Schreibtisch des Chef Redakteurs, dem Spezial- Redakteure für Politit, Börse und Feuilleton zur Seite stehen.

Bahllose in- und ausländische Zeitungen werden auf der Re­daktion und von besonderen Lesern durchgesehen und theilweise be­nugt. Die geschriebenen und gedruckten Manuskripte aber wandern fämmtlich mit entsprechenden Randbemerkungen für Schriftgattung und Placirung in die Gegerfäle.

Fünfzig und mehr Gezer empfangen meist in kleinen Abschnitten das Manuskript. In den großen Segersälen stehen die Setzer an pultartigen Segregalen, welche in Fächern die Lettern enthalten. Buchstabe um Buchstabe wird im sogenannten Winkelhaken, kleinen eifernen Kästchen ohne Vorderrand und Deckel, auf Zeilenbreite an einander gereiht. Einige Zeilen füllen ihn, sie werden dann ins Sehschiff gestellt und der Winkelhafen wird immer wieder von neuem vollgefeßt. Das Seßschiff hat meist Spaltenbreite und ist tabletartig

In manchen Druckereien wird neuerdings der Satz theilweise in Sehmaschinen verschiedener Systeme und durch die Zeilengießmaschine hergestellt. Die ersteren werden ähnlich wie eine Schreibmaschine bedient, durch den Druck der mit den betreffenden Buchstaben be zeichneten Tasten werden die entsprechenden Typen gelöst, die dann Maschinen arbeiten bedeutend schneller als ein Setzer im stande ist, durch Kanäle gleiten und ihren Platz in der Zeile einnehmen. Die find jedoch wegen ihrer Komplizirtheit nicht zu allgemeinerer Ein­führung gelangt. Beffere Aussichten hat die Mergenthaler'sche Beilengießmaschine, welche in Amerita bereits große Verbreitung erlangt hat. Bei dieser bewirkt der Druck auf eine Taste den Eindruck eines Stempels in eine Matrize; diese wird in der Maschine zeilen­weise ausgegoffen und liefert so gegoffene Zeilen. Einfacher in der Ronstruktion ist die von Rogers und Bright erfundene Gieß und Sehmaschine, Typograph" genannt. Diese arbeitet etwa fünfmal den Vortheil, daß Letternmaterial gespart wird und stets von so schnell wie ein Sezer und bietet gleich der Mergenthaler'schen scharfen Stereotypen gedruckt werden kann.

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Früher druckte man auch die großen Zeitungen vom flach auf dem Fundament der Maschine ruhendem Schriftsaße. Die Schnell preffe" lieferte in der Stunde einige tausend Exemplare. Das ge nügte und genügt auch heute noch für fleine Zeitungen. Der Wett eifer unter den großen Beitungen und die Ungeduld des Publikums verlangten aber gebieterisch größere Leistungen, und so erfand man die hält und auf endloses Papier in derselben Zeit das Behnfache druckt. Rotationsmaschine, welche den Satz stereotypirt in Walzenform ent Da aber eine einzige Rotationsmaschine in einer Stunde eine Riesen­auflage druckt, so kann die Redaktion bis spät in die Nacht noch Neues in die Morgenausgabe aufnehmen.

Um von dem Schriftfaze halbrunde Platten zu gewinnen, wird von ersterem eine Matrize abgenommen, indem man weiches Papier auf die Satform legt, darüber eine Schicht Kleifter streicht, und darauf wieder ein Blatt Fließpapier breitet. Mit Bürsten wird dann darauf geklopft, damit sich die Masse an die Typen anschmiegt, das Typenbild sich klar abdrückt, die Bunzen( Bertiefungen neben dem Letternbilde) tief zu liegen tommen, während das Bild hervor ragt. Die Prozedur wird nach öfterem Hinzufügen neuer Bogen in einen Rahmen gespannt und in einem besonders dazu konftruirten Papier und Kleifter mehrmals wiederholt. Die Matrize wird dann Dfen einem hohen Sizegrade ausgesetzt, welcher bewirkt, daß sie trocknet

und fest wie Karton erscheint, auf dem man die vertieften Buchstaben sehr deutlich lefen kann. Gebogen und in eine halbrunde Gußform ge legt, dient fie diefer als Basis beim Ausgießen mit Stereotypmetall. 3wei Stereotypen zusammen ergeben einen vollständigen Ring, acht Stereotypen bedecken die Länge des Plattenzylinders, auf den sie solid aufgeschraubt werden.

Mitternacht   ist bereits herangenaht und eben werden die letzten Platten in die Maschine gebracht, da telephonirt der Chefredakteur: Halt, es fommen noch Depeschen."

Zwei Minuten später wird dem Seberfaktor ein kleines Manu ffript gebracht, das dieser in einige Theile zerschneidet und an ebenso viele Seger vertheilt. Der Saz ist in einigen Minuten gesetzt, zusammengestellt, wird eilends abgezogen und forrigirt. Dann wird er in die Saßseite eingefügt und eine neue Matrize und eine neue Gußform hergestellt. Fünfzehn bis zwanzig Minuten nach Eintreffen der erwähnten legten Depeschen legt die Maschine die ersten Abdrücke in unsere Hände.

Während der Bürger in seinem Bette sich erquickendem Schlummer hingeben darf, sind hier zahlreiche Hände noch stundenlang emfig thätig.

Der Vorgang beim Druck ist im wesentlichen folgender: Man denke sich mehrere Gruppen von Walzen und Zylindern horizontal, theils neben-, theils übereinander gelagert, sämmtlich in rotiren der Bewegung. Das endlose" Rollenpapier wird von einer Welle zur anderen gezogen und empfängt nacheinander Feuchtung, Druck, Widerdruck, wird zerschnitten und gefalzt.

An dem einen Ende der Rotationsmaschine dreht sich eine Rolle Papier   von etwa einem Meter Durchmesser, wie sie die Leser gewiß fchon oft auf den Rollwagen der Spediteure durch die Straßen großer Städte haben fahren sehen. Das Papier wickelt sich selbst­thätig ab und wird zunächst zwischen mehreren mit Filz bekleideten Walzenpaaren hindurchgeführt. Diefe Walzen haben hohle eiserne Spindeln als Kern, welche durchlöchert sind, um den hineingeleiteten Dampf durchzulassen und so den Filzbezug anzufeuchten. Von diesen Walzen empfängt das Papier von oben und unten die Feuchtigkeit, wodurch es geschmeidiger wird, zugleich zur Aufnahme des Druces empfänglicher. Während das Papier gefeuchtet wird, bereitet sich die Farbe ebenfalls vor, ihre Mission zu erfüllen. Durch ein Pumpwerk wird die Druckerschwärze in trogartige Behälter von der Länge der Walzen gehoben. Von diesem Vorrath leckt die