746
Bahnhofperron trennte, und wartete neugierig der Dinge, die da kommen sollten.
-
wie gerade dadurch, daß er seinen Werth von einem starr gewordenen Familienbesitze einzig herleitete, er den wirklichen menschlichen Adel Der Zug hielt. Laut zischte der abgelassene Dampf und offenbar verleugne und von sich weise." übertönte das leise Rumoren der erwartungsvoll blickenden wordenen Besitze, überhaupt aber aus dem thatsächlichen Besize, Wagner führt dann weiter aus, wie sich aus dem erblich geMenge. Einem Kupee erster Klasse entstiegen drei Herren, von nach dem Untergange der„ heldenhaft menschlichen Wibelungen" erſt einem lauten Hoch und tiefen Verbeugungen der liberalen das Recht auf alles Bestehende und für alles zu Gewinnende erhob. Truppe begrüßt. Die nüchternen deutschen Herren wahrten sich denn auch nichts Dr. Süßmilch, ein mittelgroßer, sehr dicker Herr in anderes als diesen Bodensatz des verflüchtigten Nibelungenhortes". schwarzem Anzuge und mit einem breitkrämpigen Strohhute Alles was der Staiser an Amt und Würden verlieh, verdichtete sich auf dem großen Kopfe, reichte dem Meister Stopf die Hand, in den Händen der durchaus unidealiſch gesinnten Lehnsträger zum während ein heiteres Lächeln über sein dickes, blasses, von Befit, zum Eigenthum. Der Besitz ward Recht. Nur wer einem kurzgeschnittenen, grauen Barte umrahmtes Gesicht glitt. am Befiz Antheil hatte und wer sich welchen zu erwerben Seine Begleiter, ein Großkonfektionär und ein reicher Zucker- wußte, galt als die natürliche Stüße der öffentlichen Macht. Die Kaiser thaten desgleichen, indem fie nach ihrer agent aus Magdeburg , beide aufs eleganteste gekleidet, begrüßten Erwählung nichts eifriger anstrebten, als sich einen ansehnlichen inzwischen die anderen Herren. Der Zug setzte sich bereits Hausbesiß von Gottes Gnaden" zu erwerben, wie man von nun an wieder in Bewegung. diefes gewaltsame Aneignen oder Abfeilschen der Länder nannte."- Bei der allgemeinen Neugierde, die sich auf die Person Was thaten die Enterbten, das arme Volt"? Es fang und Süßmilch's konzentrirte, hatten die meisten gar nicht bemerkt, druckte später die Nibelungenlieder, fein einziges ihm verbliebenes daß noch ungefähr hundert Personen den Bahnhof füllten Erbtheil vom Horte." Der Hort, der Befiß, das schnöde Eigenund im Nu die Handvoll Liberalen umringt hatten. thum war verthan, vergeben, dem Volte verblieb die Sehnsucht Es waren dies zum größten Theil Grubenarbeiter aus dem darnach, die Hoffnung auf endgiltige Vergeltung und Befreiung. Es waren dies zum größten Theil Grubenarbeiter aus dem Aus demselben Jahre stammt die viel bekanntere Schrift Wagner's : Dorse Lassow, das im entferntesten Winkel des Amtsbezirkes Die Kunst und die Revolution. Daß in dieser Studie lag und in seiner Abgelegenheit wenig Verkehr mit den übrigen sozialistischer Ddem weht, hat bereits ein fehr kompetenter Richter Dörfern hatte. Die Liberalen hatten dort von jeher den erkannt und ausgesprochen. August Bebel in feinem bestärksten Zulauf, und auch heute hatte man erfolgreich an die rühmten Buche: Die Frau und der Sozialismus. Ein gewisser Unterstügung der Laffower appellirt. Fourieristischer Zug geht gerade durch diese Wagner- Schrift. Man Auf der Dorfstraße und auf dem Hofe des Gasthauses tann jedoch jene Schrift Wagner's verschiedenartig auffassen. Nach hatte das Bekanntwerden von Süßmilch's Ankunft inzwischen A. Bebel sagt Wagner in dieser Schrift voraus, was die Zukunft ebenfalls eine gewaltige Aufregung hervorgerufen. Endlich bringen wird; er wendet sich direkt an die Arbeiterklasse, die den konnte man mit dem Kerl, der gesagt hatte, die Tagelöhner Künstlern helfen müffe, die wahre Kunst zu begründen." möchten Stroh fressen wie die Ochsen, einmal ein Wörtchen und Revolution an, woraus in Wahrheit hervorleuchtet, daß die Und dann führt Bebel eine längere Stelle aus Wagner's Kunst Kunst allgemeines Erziehungsmittel sein und werden müsse, wenn erst die Despotin Industrie überwunden und unserem zufünftigen freien Menschen der Gewinn des Lebensunterhaltes nicht mehr der Zweck des Lebens ist u. s. w. Geben wir jedoch hier Fourier die Ehre und das Seine und erkennen wir an, daß er lange Zeit vor R. Wagner der Kunst, zumal der Oper, eine so allgemeine Er ziehungsmacht zuertheilt hat.
reden!
( Fortsetzung folgt.)
-
-
-
Ich gehe nun noch ein wenig auf jene Wagner- Schrift ein. All denjenigen, welchen der Dichterkomponist Richard Wagner Angesichts der modernen Kunst beklagt es Richard Wagner , daß sie lediglich als vertrauter Freund des bayerischen Königs Ludwig II. fich einer gar schlimmen Herrin mit Haut und Haar" verkauft vorschwebt, dürfte es wunderlich vorkommen, daß man auch von habe: der Industrie. Da heißt es dann: Das ist die Kunst, wie einem Sozialisten Richard Wagner reden mag. Diese wiffen es jeden- fie jetzt die ganze zivilifirte Welt erfüllt. Ihr wirkliches Wesen ist falls nicht oder wollen es nicht wissen, daß Richard Wagner in der die Industrie, ihr moralischer Zweck der Gelderwerb, ihr ästhetisches - Aber Wagner deutschen Revolutionsepoche mit zu den Barrikadenfämpfern gehörte Vorgeben die Unterhaltung der Gelangweilten." und als solcher denn auch nach Niederwerfung des Aufstandes lange fommt auch hier von seiner vorgefaßten Jdee nicht los, daß die Jahre in der Verbannung leben mußte. Kunft seiner Zeit unfähig wäre, das Gesammtkunstwerk zu erzeugen, die innige Vereinigung der Kunstzweige zum höchsten, vollendetsten Ausdruck zu bringen". Das ginge ihm schon daraus hervor, daß es der modernen Kunst gefallen habe, die Theilung des Dramas in Schauspiel und Oper zu bewerkstelligen in den Augen Wagner's die allerhöchste Kunstsünde der Zeit. Das Schauspiel konnte sich fo wird in dieser Schrift des weiteren ausgeführt ,, nie zu idealem Schwunge erheben" die Oper ward vollends ein„ Chaos durcheinander flatternder finnlicher Elemente ohne Heft und Band". Das ist immer der Kern in Wagner's ästhetischen Schriften dieser Jahre, so ganz besonders im„ Kunstwert der Zukunft". Das Sozia listische ist hierin ein Nebending, manchmal weiß man nicht recht, ob man derartige Ausbrüche für arbeiterfreundlich oder arbeiter feindlich halten soll. Man lese das folgende aus Kunst und Revolution":
So ist es denn auch nicht zu verwundern, daß die Schriften Wagners aus jenen Revolutionszeiten allerband sozialistische Spuren aufweisen. Unter den sozialistischen Schriftstellern waren damals Louis Blanc und Pierre Proudhon die einflußreichsten, zumal der lettere. Freilich mußte sich bereits 1847 ein Rarl Mary veranlaßt sehen, Proudhon als Verfasser des„ Systems der ökonomischen Widersprüche" oder der Philosophie des Elends" schonungslos in seinem Anti- Proudhon Elend der Philosophie" niederzufanzeln.
"
"
Nichtsdestoweniger zollt ihm Marr noch im Jahre 1865 in feiner Proudhon- Stizze in Sozialdemokrat" die Anerkennung, daß Proudhon's erftes Wert Qu'est ce que la Propriété?"( Was ist das Eigenthum?) unbedingt sein bestes Wert sei. Es ist epochemachend, wenn nicht durch neuen Inhalt, so doch durch die neue und fecke Art, alles zu sagen."
"
Ohne daß nun Richard Wagner in seinen Schriften Proudhon nennt, scheint es doch, daß er in jenen Jahren unter dessen Einfluß stand, als er in manch' einer Schrift von Besitz und Eigenthum schrieb.
denen
-
-
Was ist nun Eure Kunst, was Euer Drama? Die Februar Revolution entzog in Paris den Theatern die öffentliche Theilnahme, viele von ihnen drohten einzugehen. Nach den Junitagen kam ihnen Cavaignac , mit der Aufrechterhaltung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung beauftragt, zu Hilfe und forderte Unterstüßung zu ihrem Eine der eigenartigften, geistreichsten Schriften Wagner's ist die Weiterbestehen. Warum? Weil die Brotlosigkeit des Proletariats im Sommer 1848 entstandene Studie: Die Wibelungen. durch das Eingehen der Theater vermehrt werden würde. Also Weltgeschichte aus der Sage." Diese Darlegungen hängen mit blos dieses Interesse hat der Staat am Theater! Er sieht in ihm Wagner's eigenartiger Auffassung der Nibelungen zusammen. die industrielle Auftalt; nebenbei wohl aber auch ein geist Nibelungen werden hier mit Wibelungen( Waiblingen ), dem schwächendes, Bewegung absorbirendes, erfolgreiches Ableitungsfür die Inbegriff der Idee des Urkönigthums, identifizirt. Ein Abschnitt mittel gefahrdrohende Regfamkeit des erhitzten darin handelt vom„ hifforischen Niederschlag des realen Inhaltes Menschenverstandes, welcher im tiefsten Mißmuth über die des Hortes im thatsächlichen Besitz!" Wagner macht hier Wege brütet, auf die entwürdigte menschliche die Ansicht geltend, daß mit der Sucht nach dem persönlichen Besitze, Natur weiter zu sich selbst gelangen foll, sei es auch auf Kosten des noch mehr nach dem erblichen Besitze der Werth der persönlichen Bestehens unserer sehr zweckmäßigen Theaterinstitute!" Tugend, Tüchtigkeit dahinschwinden müßte. Wir lesen da die beachtenswerthen Worte: Von dem Augenblicke an, wo ein Lehen erblich wurde, verlor der Mensch seine persönliche Tüchtigkeit, fein Handeln und Thun den Werth, und dieser ging von ihm auf den Befitz über: der erblich gewordene Besitz, nicht die Tugend der Person, gab nun den Erbfolgern ihre Bedeutung, und die hierauf sich gründende immer tiefere Entwerthung des Menschen, gegen die immer steigende Hochschäßung des Besizes, ver törperte sich endlich in den widermenschlichsten Einrichtungen, wie benen des Majorates, aus welchen wunderbar verkehrter Weise der spätere Adlige allen Düntel und Hochmuth sog, ohne zu bedenken,
Dann giebt es jedoch hierin Gedanken und Aussprüche, die offenbar sozialistischen Geist befunden. Folgende Säße sprechen für sich selbst: Schönheit und Stärke, als Grundzüge des öffentlichen Lebens, können nur dann beglückende Dauer haben, wenn sie allen Menschen zu eigen sind." Wie nun das Bestreben nach Befreiung aus der allgemeinen Sklaverei in der römischen und mittelalterlichen Welt sich als Verlangen nach absoluter Herrschaft kundgab, so tritt es heute als Gier nach Geld auf; und wundern wir uns daher nicht, wenn auch die Kunst nach Gelde geht, denn nach seiner Freiheit, nach seinem Gott strebt alles: unser Gott aber ist das Geld, unsere Religion der Gelberwerb."... Bei uns ist die echte Kunst