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tönigkeit nur unterbrochen wurde von der Riesenkette junger| fchaft ernährt. Gewissermaßen ist das richtig, aber nicht ganz Der Pflaumenbäume, die sich längs der einen Seite des Weges bis Bauer befaßt fich ja auch mit der Vieh- und Geflügelzucht, aber zum Horizonte hinzog. Um diese Zeit wucherten bis in die Vieh- und Geflügelfleisch kommt nur in feltensten Fällen auf seinen Mitte des sandigen Weges Unkraut und Gras. Tisch. Der Fleischgenuß galizischer Bauern ist minimal; Fleisch wird in der Regel nur zwei oder dreimal im Jahre gegeffen: zit Giner hatte daran seine helle Frende, der alte Schäfer Ostern, zu Weihnachten und außerdem bei außerordentlichen Dörfler, der mit seiner zahlreichen Heerde dann stets einige Familienereignissen, wie Taufe und Begräbniß. Sogar in den Wochen lang hier anzutreffen war. Teßmer hatte ihn im Verdacht, Voltsglauben ist der Sah hinübergegangen: wollten die Bauern daß er auch die Bezeichnung gestohlener Weg" unter die Leute Fleisch essen, so hätten die Herren feines. Die Enthaltung vom gebracht habe; denn er war feinerzeit derjenige gewesen, der Fleischgenusse ist also für den Bauern ein bewußt auf dem Altar in der Gemeindeversammlung für eine Petition gegen die An- der sozialen Ordnung dargebrachtes Opfer. Leider ist es kein frei­lage der neuen Chaussee gesprochen hatte. Teßmer hatte ihm williges Opfer. Der Bauer fann fich den Fleischgenuß nicht er­das nie verziehen und wenn er auch den Alten weiter in lauben. Jedes Stück Vieh, welches er besitzt, jedes Stück Geflügel ist von seiner Geburt aus im voraus dazu bestimmt, irgend ein Loch seinen Diensten behielt- er hätte nicht bald Ersatz für ihn in seinem jährlichen Budget zu verstopfen: dafür werd' ich die gefunden, denn Dörfler verstand sein Fach wie nur Einer Steuer bezahlen, dafür Stiefel taufen, dafür eine Schuld abtragen, so war es doch mit den vielen klingenden Beweisen seiner An- und wie bald ist die Zahl seiner lebendigen Hilfsquellen er­erkennung vorbei. schöpft. Alle Löcher sind noch lange nicht verstopft, und schon ist Dörfler war seit Jahren auf seine Entlassung gefaßt ge- alles vergeben, so daß für den eigenen Genuß gar nichts bleibt. wesen und hatte längst Vorkehrungen getroffen, daß er nicht wenn es sich darum handelt, ein Stück Fleisch für die großen Feier eines Tages von ihr überrascht würde. Er betrieb wie viele tage zu bekommen, so trifft es sich oft, daß sich vier bis fünf feines Standes nebenbei noch das Gewerbe des Heilkünstlers. sich ein Stück Kleinvich, z. B. ein Schwein oder ein Kalb abkaufen, ärmere Bauern zusammenthun und gemeinschaftlich einem unter In diesem Fach genoß er sogar einen großen Ruf und hatte wobei der Preis unter alle Genoffen getheilt wird, und der Eigen fich ein nettes Sümmchen erworben, zum größten Merger thümer, statt Geld zu zahlen, den ihm zukommenden Theil in Fleisch des Oberinspektors Zeller, der ihn haßte, wie er alle haßte, bekommt. welche mit ihren Einnahmen hauszuhalten verstanden. Zeller Ebenso verhält es sich auch mit Eiern, Butter und. Käse. Diese sette es auch wirklich durch, daß der Kurpfuscher"," Leute- Produfte gebören in der Regel der Bäuerin und werden verkauft, betrüger" und" Schwindler" Dörfler eines Tages seine seit um dafür Salz und kleinere weibliche Kleidungsstücke und Putzsachen: So Tücher, Bänder u. f. zu kaufen. 25 Jahren innegehabte Wohnung auf der Hogwizer Schäferei animalischen Produkten einzig und allein die Milch, welche als Würze der Speisen und zur Nahrung der Kinder verwendet wird. Fett, gewöhnlich Schweineschmalz oder geräucherter Schweinespect, wird gekauft und äußerst sparsam gebraucht. Zucker und gezuckerte Speisen existiren gar nicht im Menu des durchschnittlichen galizischen Bauern.

räumen mußte. Dörfler hatte sich jedoch vor Jahren schon ein hübsches Grundstück in Hogwizz nebst einigen Morgen Feld gekauft, und da er für den Verlust der freien Wohnung durch ein Mehr an Lohn entschädigt wurde, so zog er eigentlich recht vergnügt in sein eigenes Heim, das etwas abseits vom Dorfe, hart am Beginn des gestohlenen Weges" lag.

( Fortsetzung folgt.)

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bleibt denn von den

Mehl und Gemüse das sind die hauptsächlichsten Nahrungs mittel der galizischen Bauern. Aber auch hier muß man die Sache etwas näher betrachten. Wenn auch der galizische Bauer Weizen säet, so ist Weizenbrot auf seinem Tische ein geradefo seltenes Gericht wie Fleisch. Und darum lassen nur die reicheren Bauern ihren eigenen Weizen mahlen; die Mehrzahl verkauft den Weizen im Korn und Bom galizischen Bauer tauft im Nothfalle etliche Quart fertiges Weizenmehl. Die Mehrzahl erzählt Iwan Franto in der Wiener Wochenschrift Die der Thalbewohner ißt in befferen Zeiten Roggenbrot, im wunders Beit": Ich will die verehrten Lefer durch ein durchschnittliches schönen Monat Mai und Juni aber Gerstens oder Haferbrot. Die Gebirgsbewohner, wo Weizen gar nicht, Roggen nur selten und galizisches Dorf führen. Es liegt gewöhnlich an einem Flüßchen Gerste auch nicht gut gedeiht, find von altersher auf das bloße oder Teiche und sieht von weitem mit seiner Fülle grüner, alter Obstbäume und Weiden  , mit seiner Kirche in der Mitte und um ungefäuerte schwere Haferbrot gewöhnt. Saures Hafermus, Gerstens und Hafergrüße und die Formen der galizischen Mehlspeisen sind geben von grünen Gefilden, recht malerisch und idyllisch aus. Rommt man aber näher, so sieht man, daß die stillen, idyllischen, schon erschöpft. Die große Erfindungsgabe des galizischen Bauern, die bewunderuswerthe nationale Eigenart der galizifchen Bauerntüche hie und da aus dem Grün hervorragenden Häuschen eigentlich recht schmutzige, mit altem, faulem Stroh bedeckte, oft halbverfallene zeigt sich erst beim Gemüse. Ich könnte mehr als 100 Arten von Hütten find. Die tleinen, faum einen halben Quadratmeter großen galizifchen Bauernspeisen anführen, ein förmliches Wörterbuch eigen­Fensterlein sind in der Regel nicht zum Aufmachen und lassen artigster Benennungen, ein wahrer Schmaus für die Philologen Fensterlein sind in der Regel nicht zum Aufmachen und lassen leider nicht für den Magen. Denn die Grundlage aller dieser galizischen nur spärliches Licht ein. Drinnen giebt es nur eine einzige Stube, Nationalspeisen bilden schließlich Kartoffeln, Kohl, Rüben u. dgl. wenig welche gleichzeitig Küche, Wohnstube, Arbeits-,- und Schlaf- nahrhafte Gewächse. Es ist fein Wiz, sondern eine verzweifelt zimmer ist und im Winter obendrein noch fleine Kälber, wahre Thatsache, daß der galizische Bauer im Vergleiche mit dem Fertel, Lämmer und alte Hühner beherbergt, เบ Gänse brüten, und die zur Speisung der Familie bestimmten Kartoffeln auf- europäischen Arbeiter nur halb so viel ißt. Natürlich sind auch sein bewahrt werden. Es ist schwer zu glauben, wie Vieles und wie Ver- Wuchs, seine Leibeskraft, feine Energie und Arbeitslust danach. schiedenes in diesem engen Raume Play finden muß. Und der Raum ist wirklich eng: die Stube hat in der Regel nicht mehr als 15 bis 20 Quadratmeter Flächenraum und ist nie mehr als 21/2 Meter hoch; niedrigere Stuben werden bevorzugt, weil sie im Winter weniger Heizungsmaterial erfordern.

Mehr als ein Viertel dieses Raumes nimmt der große, primitiv aus Lehm gebaute Backofen ein, welcher zugleich als Lagerstätte, als Kurieranſtalt, als Kinderstube, als Trocken- und Dörrapparat dient. Im Winter schläft auf diesem Ofen alles, was alt und wärme­bedürftig ist und kein besonderes Bett hat, also die Kinder, die Alten und ein Theil des Gesindes; weibliche Mitglieder der Familie schlafen sogar im Ofen selbst, in welchem furz vorher geheizt worden ist, und stecken aus demselben nur den Kopf heraus. Das Bett ist ein Privilegium des Landwirthes und seines Weibes; sie schlafen immer beide zusammen angesichts der ganzen Familie. Aeltere Burschen schlafen im Sommer und im Winter im Stall bei dem Bieh. Als Bettzeug dient allen, außer den im Bette Schlafenden, Die eigene obere Kleidung statt des Polsters, oder höchstens eine Hand voll Stroh. Federpolster giebt es zwar in jedem Hause, sie dürfen aber nur von den zur Familie Gehörigen gebraucht werden; die Dienstboten nehmen gewöhnlich nur die eigene Fauft unter den Ropf. Man soll sich aber auch den im Bette schlafenden Landwirth nicht als ein Sybariten vorstellen. Das Bett ist eigentlich ein Euphemismus; es sind ein paar nebeneinandergelegte Bretter auf einem Gestell; auf diesen Brettern ist ein Bündel Stroh aus gebreitet, mit einem grobleinenen Leintuche bedeckt; ein zweites eben folches Leintuch, im Winter auch der schwere Rock oder Pelz, dient als Decke; Federbetten find selten und nur bei reicheren Bauern an­zutreffen.

Die Kleidung des galizischen Bauern werde ich nicht näher be­schreiben. Nur im Vorbeigchen will ich bemerken, daß die ganze Familie im Sommer gewöhnlich barfuß umhergeht und für den Winter oft nur einen einzigen Pelz und ein einziges oder nur zwei Paar Stiefel hat, so daß nur die entsprechende Zahl der Familien­mitglieder sich aus dem Hause entfernen fann. Kinder haben in der Regel keine Fußbekleidung, besuchen die Schule im Sommer barfuß, und im Winter gehen sie entweder garnicht in die Schule oder ziehen die Stiefel älterer Hausgenossen an und schicken dieselben aus der Schule sogleich nach Hause zurück.

Am Ende fast eines jeden Dorfes, auf einem Hügel oder inmitten eines Parkes, umschatiet von alten Bäumen oder umgeben von sorgsam gepflegten Blumenbeeten erhebt sich ein weißes, mehr oder weniger geschmackvoll gebautes, mehr oder weniger reich, oft luxuriös ausgestattetes Gebäude. Es ist das herrschaftliche Haus, das Palais, der Hof. Sein Inhaber nennt es stolz einen Herd der Zivilisation inmitten der bäuerlichen Finsterniß. Das Palais ift gewöhnlich wohl umzäunt; in diefer Umzäunung unweit des Haupt­gebäudes befinden sich mehr oder weniger stattliche Wirthschaftsgebäude, zahlreiche. Heu- und Getreideschober, Pferdeställe, Maschinenhäuser, Rinder, Kälber, Schaf- und Hundeftälle; außerhalb der Umzäunung stehen reihenweise gebaute Wohnhäuser der herrschaftlichen Dienst­leute, Handwerker und Aufseher, und ringsumber breiten sich große, geschlossene, wohlbebaute Feldflächen aus-die herrschaftliche Meierei. Wirklich, eine andere Welt, als wir sie bis jetzt gesehen haben. Im Hofe eine Menge Geflügel, hunderte wohlgefütterter Kälber, Füllen und Schweine, die Dreschmaschine pfeift und schnattert, die wohlgenährten Aufseher und Lakaien gehen umber, wohlgekleidete Herren und Damen spazieren im Part umher und Was essen die galizischen Bauern? Am nächsten liegt wohl führen geistreiche Gespräche über Nietzsche's   Philosophie oder über tez Gedanke, daß der Bauer sich von den Produkten seiner Wirth- l den neuesten Roman von Sienkiewicz. Wirklich ein Herd der

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