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die Empfänger öffentlicher Wohlthätigkeitsgaben heißen noch bei- Duftige Liebesbotschaften. In Brasilien haben zärtliche dem Schweizer Gottfried Keller ( in der Erzählung: Der grüne Liebespaare nenerdigs eine ebenso poetische wie originelle Art des Heinrich) nach dem alten guten Wort; an einer Stelle des genannten Austausches von Billets- doux entdeckt, die man leider in Ländern Buches lesen wir:„ Kinder von Holzhackern, Tagelöhnern und von mit rauberem Klima nicht nachzuahmen im stande sein wird. Die almofengenöffigen Leuten". Südamerika in üppiger Pracht blühenden Riesen- Lorbeer
in
Von einzelnen interessanten Zusammensetzungs- Bildungen er- Magnolien liefern den Liebenden das Material, auf dem sie jetzt wähnen wir noch: Helmgenosse, was nicht etwa einen Ritter, sondern alle fürzeren Liebesbotschaften einander zugehen lassen. Die großen, einen helmberechtigten Staotbürger bezeichnet, und Kunstgenoß, schneeweißen Blüthenblätter haben nämlich die eigenthümliche, allerd. h. Angehöriger einer gelehrten Zunft, da in älterer Sprache dings längst bekannte Eigenschaft, daß die kleinste auf sie ausgeübte Kunst so viel bedeutete wie Wissenschaft, die man sich dachte als Berührung nach einigen Stunden einen braunen Fleck entstehen läßt. einen Kreis von Genoffen, etwa wie man noch heute seit Klopitod's Diese Blätter oder vielmehr die ganzen Blüthen werden nun eifrig Vorgang von einer Gelehrtenrepublik spricht. Die deutschen Dichter von den Liebenden benugt. Mit einem harten, scharf zugespizten des vorigen Jahrhunderts, welche unter dem Sammelnamen des Stift wird die zartweiße Fläche jedes Blumenblattes beschrieben; Hainbundes ( nach einem Wäldchen bei Göttingen ) bekannt sind, von der so aufgetragenen Schrift ist zuerst gar nichts zu bemerken, nannten sich Genossen; Walhallagenossen nannte man in unserem und der Absender kann sein offenes Liebesschreiben ganz ungenirt Jahrhundert jene berühmten Deutschen , deren Bildnisse in die einem Boten zur Beförderung übergeben. Die Empfängerin stellt Walhalla König Ludwigs von Bayern bei Regensburg ausgenommen dann die Blüthe in eine mit frischem Wasser gefüllte Base, und nach zwei bis drei Stunden ist die geheimnißvolle Inschrift der duftenden Blumenblätter so klar und deutlich zum Vorschein ge kommen, daß sie ohne Mühe entziffert werden kann.
wurden.
Vielfach kann man bei Wendungen der älteren Sprache zweifeln, ob genoz als Hauptwort oder Eigenschaftswort zu fassen ist. Fürsten genoß( große Anfangsbuchstaben waren in alter Zeit nicht das Abzeichen der Hauptwörter) konnte heißen: ein Genosse von Fürsten , oder einer, der einem Fürsten gleich gilt. Ungenôz nannte man einen, der nicht seines gleichen hat, so wird genannt der gelehrte Albertus Magnus ( 1193-1280), aber auch der heilige ungenähte Rock Christi der mittelalterlichen Sage.
So lesen wir in Freidants Sprüchen: Lügen, Trügen sind so groß,
Sie höhen( erhöhen) manchen Ungenoß.
Und Hans Eachs weiß zu melden:
Geld einen Fürsten machen kann,
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Geld macht Grafen und Thurniers genoß, Geld macht edel, giebt Wappen groß.- Auch als Umstandswort finden wir das Wort gebraucht; fo wird von Malern geredet, die in Kinds genoß", d. h. in findlicher Weife malen, d. h. etwa so, wie die„ Randzeichnungen des kleinen Moritz" in den Fliegenden Blättern ".
Als politischer staatsrechtlicher Begriff ist dem Mittelalter ge= läufig der Ausdruck: die Genossen von Frankriche, d. h. die an Macht und Würde, an Rechten und Pflichten gleichen Pairs, die höchsten Adeligen und Würdenträger jenes Landes, die den Peers Englands, den Granden Spaniens 2c. entsprechen.
Da fließt das Wort Genosse mit dem fast gleich bedeutenden: Gefelle, zusammen, das aus ritterlicher Zeit stammt und ursprünglich so viel wie Saalgenoffe bedeutet, einen, der mit anderen gleich berechtigt an Pflichten und Ehren den geräumigen Herrensaal des Rittersizes theilen darf. Im Gothischen lautet das Wort gasaljans, woraus das mittelalterliche Latein die Mehrzahl gasalianes gebildet hat.
Da die vornehmen Herren von Besitz und Bildung den Proletarier heutzutage nicht gern in ihren Sälen( Salons) dulden mögen, es sei denn sie hätten ihre Arbeitsdienste nöthig, so mögen sie nicht Gesellen noch Genossen von diesen sein und heißen. Und lettere handeln nach dem Spruche des 16. Jahrhunderts, der da lautet: Halt dich zu deinen Genoßen, So bist du unverstoßen.
Literarisches.
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g. b. Franz Hofen: Wer einmal... Die Liebesgeschichte einer Schauspielerin. Berlin , St. Jacobsthal. 1897.-- Gine Reihe fleiner Erzählungen; alle gleich flau und oberflächlich. Nicht eine, die aus dem Sumpse der Mittelmäßigkeit hervorragte. Vergeblich sucht man in dieser Erstlingsarbeit nach Spuren einer echten Begabung; und man würde sich doch gewiß freuen, wenn man auch nur etwas fände, worauf sich eine günstige Voraussagung stüzen fönnte. Eine günstige Vorausfagung, wie sie May Ning in der Einleitung dem Verfasser stellt. Nein! Diese ersten FrühlingsMein! Dieferten Frühlingsblüthen" werden keine reifen Früchte tragen. Aber vielleicht wird der Autor einer der mit Recht so beliebten ansprechenden Salon erzähler".-
Theater.
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dem Repertoir der Schauspielhauses eingefügt werden.- -Anzengruber's' wissenswurm wird nächstens
- Ein Boltsspielhaus" in Wien . Aus Anlaß des Regierungsjubiläums des österreichischen Raisers soll nach Art des Meraner Voltsspielhauses auf dem Plateau des Kablenberges ein Theater gebaut werden, das den Namen„ Wiener Voltsspiele" führen wird. Das Theater hat einen Fassungsraum von 6- bis 8000 Personen. Als Mitwirkende sind ausschließlich Dilettanten in Aussicht genommen; die Leitung der Bühne wird ein Theaterfachmann übernehmen. Das Volksspielhaus auf dem Kahlenberg ist vorläfig nur für die Dauer der nächsjährigen Sommersaison gedacht; es wird feine Vorstellungen mit dem Ostersonntag beginnen und zum Herbst wieder beenden. Als Spieltage wurden der Donnerstag jeder Woche, sowie die Sonn- und Feiertage in Aussicht genommen. Zur Darftellung gelangt eine Art historisches Volksspiel, das Bilder aus der fünfzigjährigen Regierungsperiode des Kaisers wiedergiebt und namentlich in bezug auf Kostüme, Waffen und dergleichen eine historisch treue Szenerie bieten soll. Das Volt", auf das man hier spekulirt, scheint der dumme Kerl" von Wien zu sein.-
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Kunst.
Sie thun darnach und schließen um so fester und enger an Die Berliner Nationalgallerie hat Böcklin's Jbresgleichen als getreue Gefellen und Genossen in Freud und Leid, in München ausgestellte, Meeresbraudung" erworben.- auf Tod und Leben sich an einander. Und sie thun wohl daran. Manfred Wittich.
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Kleines Feuilleton.
erlebten
Geographisches.
vonl
Früheres Klima der Polargegenden. Gegen die bisherige Annahme, daß in einer geologischen Periode die Polarregionen sich auch eines tropischen Klimas erfreuten, wendet sich Die Schnelligkeit des Gedankens im Traume. Daß Gregory in der" Nature". Diese Theorie war auf einige Lager von von der ,, bligartigen, gleichsam geheimnißvollen" Schnelligkeit des Pflanzenüberresten begründet, von denen die bedeutendsten auf DiscoGedankens im Traume nichts zu halten ist, daß diese vielmehr ge- Jsland und den benachbarten Küsten von Grönland aufgefunden ringer ist als im Wachen, dafür bringt der französische Philosoph wurden. Diese fossilen Pflanzen wurden von Heer beschrieben und J. Clavière in der„ Revue philosoph." folgenden interessanten Be- verleiteten Lyell zu den Schlußfolgerungen, daß früher eine äußerst weis: Man fann die Schnelligkeit des Gedankens während des üppige Pflanzenwelt, darunter viele Baumarten und selbst Palmen, Traumes in denjenigen Fällen messen, wo das Läuten einer Weckuhr, in der Polarregion vortam, wo jetzt alles mit Eis und Schnee bedeckt welches in bestimmten zeitlichen Abständen erfolgt, als Bestandtheil ist. Diese Behauptungen wurden so sicher ausgesprochen, daß sie in in den Traum eingeht und auf diese Weise einen Theil des alle Lehrbücher übergingen, und alle Einwürfe dagegen gewöhnlich Traumes abgrenzt. Clavière erzählt nun einen solchen unbeachtet blieben. Solche Proteste erfolgten von Dr. Robert Brown. Traum, in welchem er sich im Theater zu befinden meint, Startie Gardner erklärte lange Reihen von Heer's Bestimmungen während und der werthlos und Vorgänge dafelbft plög- als Hälfte der zog faft die Heer Genera darauf aufgestellten lich ein Läutewerk ertönt, während er selbst beim und Spezies ift Augenblicklich folgenden Läuten erwacht. Dies zweimalige Läuten rührt von seiner Nathorst, in dessen Händen sich die Heerschen Typen befinden, mit Weckeruhr her. Glavière hat dann die erlebten Traumereignisse im einer Revision derselben beschäftigt und ist ebenso, wie Brown und Wachen in Gedanken wiederholt und gefunden, daß ihr Verlauf Gardner, von der ungenügenden Bestimmung der Pflanzenrefte von türzere Zeit in Anspruch nimmt als während des Traumes, obwohl seiten Heer's überzeugt. Vor allen Dingen ist flargestellt, daß Palmen doch manche Vorgänge, wie zB. das organische Aussprechen der nicht unter den Pflanzenresten vorkommen, und dann ist durchaus Wörter, im Wachen längere Zeit erfordern, als im Traume. Aus nicht sicher, daß alle die Stämme von Bäumen, die man in Spizz diesem Grunde nimmt er an, daß die Schnelligkeit des Gedankens bergen und Grönland findet, dort gewachsen sein müssen, vielmehr im Traume geringer ist, als im Wachen. Diese Herabsetzung hat ist dasselbe sicher als Treibholz zu betrachten. Brown fand in dem wohl ihren Grund in dem meist verminderten Blutzufluß nach dem fosfilen Blätterlager auf Disco Jsland nicht ein einziges Blatt, das Gehirn, sowie in der eingetretenen Anästhesie, welche die Vorstellungs- noch an einem der vorhandenen Hölzer festsaß, und er ist wie bildung erschweren, ferner darin, daß das Denken im Traume an Steenstrup der Meinung, daß die Blätter durch den Wind an ihren Das meiste arktische das Ausprägen von Bildern gebunden ist und dadurch eine Ver- gegenwärtigen Lagerplatz hingeführt seien. zögerung erfährt, welche beim Denken im Wachen dagegen sehr Treibholz besteht zwar aus Fichten und Lärchenstämmen der fibi gering ist.rischen Wälder; aber auch Mahagonistämme aus Zentral Amerifa
ein.