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Völkerkunde.

Lotterie, mit der für 30 000 kronen Kunstwerke angekauft werden können. Oberhalb des Ortsteins hat der Boden nur einen sehr ge sollten, mußte aufgegeben werden. ringen Gehalt an Nährstoffen, höchstens 1 bis 3 Theile auf 100 000 Theile Eand, so daß hier nur die echten Haidepflanzen ihr Fort­fommen finden. Zur Anforstung ist die Lüneburger Haide also Abessynische Sitten. Der in Addis Abeba weilende feinesfalls befähigt. Man hat mit Hilfe des Dampspfluges den Korrespondent des Temps" berichtet über mancherlei Werkwürdiges, Ortstein durchbrochen, und wenn die Ortsteinbildung nicht zu weit was er bei den Abessyniern gefunden hat. Dahin gehört die große vorgeschritten ift, gelingt es auch häufig, die Bäume so weit zu Rolle, die in der Religion der Abessynier das Fasten spielt. Von bringen, daß sie mit den Wurzeln bereits in tiefere den 365 Tagen des Jahres fasten sie 192, also mehr als die Hälfte. Schichten gelangt sind, ehe der Ortstein sich wieder ges Dabei wird das Fasten äußerst streng gehalten. An den Fasttagen nügend gebildet hat. An Nachwuchs ist aber auch hier nicht zu

Butter. Sleisch ist Giet jebe tenet ſchlechter not find die Grfolge oltare crieicht

ist natürlich verboten, ebenso die Eier und jedes in denen die Ortsteinbildung eine sehr große Stärke erreicht Fett, zuweilen auch die Zische. Vom Gründonnerstag bis zum bat. Ju den ersten Jahren gedeihen die angepflanzten Bäume ganz Ostertag früh wird von manchen Leuten, namentlich von Geistlichen gut. Dann aber zeigt sich eine eigenthümliche Erscheinung. Nach und sonstigen Würdenträgern, vollständig gefaftet. Kein Wunder, daß dem Maischuß verdorren die jungen Bäume plößlich reihenweise die Leute zu Ende der Fastenzeit ganz beruntergekommen sind und und in furzer Zeit ist die ganze Anforstung zu grunde gerichtet. wie Schatten herumlaufen. Der Tag der Fleischtöpfe erregt darum auch Die in den Pflanzlöchern vorhandene gute Erde ist ihrer Nährstoffe die größte Freude, und alles begrüßt sich mit den Worten:" Endlich beraubt, der Haideboden vermag diese natürlich nicht herzugeben, hat der Herr uns vom Joch des Fastens befreit!" Dann geht man während die tieferen nährstoffreichen Bodenschichten, die bis über daran, sich schadlos zu halten. Es ist unglaublich, was ein aus: 30 Theile gelöste Salze auf 100 000 Theile Erde enthalten, durch gefasteter Abessynier im Essen und Trinken leisten kann, aber febr cen Ortstein abgeschlossen sind. Hand in Hand mit der Haide. häufig empören sich Magen und Gedärme gegen das Uebermaß der bildung gebt die Torsbildung. Wenn nicht durch eine sehr intensive ihnen zugemutheten Schadloshaltung, und Verdauungs- Krankheiten Forstwirthschaft die weitere Ausbreitung der Ortsteinbildung ver­find die regelmäßige Folge der Fasttage. Diese Betonung des hindert wird, so werden die Haiden eine immer weitere Ausdehnung Fastens ist eine uralte Sitte; schon von den abessynischen Heiligen noch Südosten gewinnen und schließlich die ganze norddeutsche Tief­des früheren Mittelalters erzählt die Legende wahre Heldenthaten ebene ausfüllen. des Fastens, die Mönche pflegten und befestigten die Sitte, und Humoristisches. schließlich lag im Fasten auch ein Gegensatz zum Mohammedanismus, von dem die abessynischen Christen sich unterscheiden wollten. So wurde das Fasten zum Mittelpunkt der Religion der Abessynier, die im übrigen weder viel zur Kirche gehen, noch darin sehr an dächtig sind. Ich gestehe," fährt der Berichterstatter fort, daß die Monomanie des Fastens mich sehr wunderte bei diesem äthiopischen Volke, das sich sonst so sehr durch seinen praktischen Verstand auszeichnet. Ein Franzose, der sich hier niedergelassen bat und vor einigen Jahren gestorben ist, hinterließ eine Tochter. Die Mutter derselben, eine Abessynierin, fam zu mir gerade in der Zeit, wo sich die Tochter verheirathen sollte. Sie werden doch zu Jbrer Tochter ziehen?" fragte ich sie. Ach nein," war die Aut­wort, das schickt sich in unserem Lande nicht."" Wie so? Das schickt sich nicht?" Nein; die Mutter darf ihre jung ver­heirathete Tochter ein ganzes Jahr lang nicht sehen. Est nach Verlauf eines Jahres darf sie dieselbe sehen, aber es gehört zum guten Ton, diese Erlaubniß nicht zu mißbrauchen, damit man nicht den Schein auf sich lade, als wolle man sich in die Angelegenheiten des jungen Ehepaares mischen."

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Geographisches.

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Lokalbahnzug von Freystadt nach Gr. Die Fahrgäste wunderten sich - Gemächliche Fahrt. Vor einigen Tagen fuhr der allgemach über die große Gemächlichkeit, weil er gar nicht vorwärts kommen wollte. Sie schauten zum Fenster hinaus und siehe da, der Heizer der Lokomotive lief neben dem Zuge her und suchte seine schneller. Böse Leute sagen, daß anfangs der Heizer den Zug Lokomotive einzuholen, was ihm auch bald gelang; dann gings schieben mußte.

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- Eine drollige Geschichte wird aus dem Wiener Raimund- Theater berichtet. Vor einigen Tagen erschien knapp vor Beginn der Vorstellung eine Pfändungskommission, geführt von einem Advokaten, in der Direktionskanzlei des Raimund Theaters. Der gerichtliche Auftrag lautete auf Pfändung der Fahrnisse einer Künstlerin. Der Theaterdirektor nahm sich der Schauspielerin, die nicht zu den festangestellten Mitgliedern des Instituts gehört, energisch an und meinte, es gehe doch nicht an, eine Künstlerin in dem Augenblick zu pfänden, wo sie sich rüste, aufzutreten. Die Schauspielerin würde jede Fassung verlieren, vielleicht wäre der Abend verloren. Der Advokat bestand auf fem Schein. Während in der Kanzlei eine lebhafte Debatte hin und her= Ueber die Entstehung der norddeutschen wogte, trat der Anwalt des Maimund Theaters in das Zimmer. Haide sprach in der letzten Sigung des Vereins zur Beförderung Auch seine Einmischung fruchtete nichts. Plötzlich zuckte ein des Gartenbaues Dr. Paul Gräbener. Wir folgen dem Bericht der rettender Gedanke durch seinen Kopf. Sie wollen pfänden, Herr Voff. 3tg." Lange Zeit war man über die Ursachen gänzlich im Rollege", sagte er zum Gegner, Sie wollen auf der Bühne eine Unflaren, um so mehr, als man aus den alten Chroniken wußte Exekution in Vollzug fegen? Ja, wissen Sie denn nicht, daß lant daß jene Striche: die Lüneburger Haide, die Haideflächen der Lausitz gehördlichen Auftrages nur den auf der Bühne Beschäftigten der und die langen Küstenstriche von Mecklenburg und Pommern bis Zutritt gestattet ist? Sie können gar nicht die Bühne betreten, zur Danziger Bucht zum großen Theil noch bis ins Mittel- veil Sie fonit einer Uebertretung sich schuldig machen." Tableau! alter hinein mit Wald bestanden waren. Insbesondere aus Der gegnerische Advokat proteЛtirte gegen diese Auslegung einer der Lüneburger Saline wurden jährlich große Mengen von Holz behör. lichen Anordnung; seine Bemühungen waren umsonst und er abgefahren. So nahm man zunächst an, daß die Umwandlung jener mußte mit der Kommission abziehen, um einen( Berichtsbeschluß ein Strecken in Haiden auf die Thätigkeit des Menschen zurückzuzuholen. Woher einen Beschluß zu nachtschlafender Zeit nehmen? führen sei. Diese Erklärung war aber schon um deswillen haltlos, Die Erekutionspartei mußte sich in Geduld fassen. Juzwischen kam weil Eichen und Buchenwald eine große Verjüngungsfraft besitzen, ein Ausgleich zu stande. so daß sich mindestens ein Theil des früheren Waldbestandes wieder ergänzt hätte, wenn es sich lediglich um Abholzung gehandelt hätte Erst durch die neueren Forschungen unserer Quartärgeologen erhielt man Aufschluß über die wirklichen Ursachen. Es wurde festgestellt,

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Vermischtes vom Tage.

20 000 m. für zwei Briefmarken sind unlängst in Einiach dumm!

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Ein in Karlsruhe lebender Heilkünstler" gab gegen Rheumatismus vier mit Schwefel in pulverisirter Form gefüllte Päckchen, zwei größere und zwei kleinere. Die letzteren werden in den Hosentaschen getragen, auf den beiden größeren sollte der Leidende nachts im Bette liegen. Jeder Abnehmer mußte sich auf Ehrenwort verpflichten, keines der Säckchen zu öffnen, und eine Ur funde unterzeichnen, daß er im Falle der Zuwiderhandlung eine Buße von 2000 M. zu entrichten habe. Als die Geschichte zur Au­zeige kam, erhängte sich der Mann.

daß die Haiden nur da eine große Ausdehnung gewinnen, wo Berlin gezahlt worden. große Mengen von Niederschlag fallen Während in unseren Im Walde bei Kattowiß suchte ein Mann durch Er­Gegenden die Menge des jährlichen Niederschlages 55 Zenti- hängen seinem Leben ein Ende zu machen. Als es wehe that, schrie meter nicht übersteigt, erreicht sie nach Westen zu eine er. Leute tamen herbei und befreiten ihu. Kaum hatte der Mann Höhe bis z 70 Zentimeter und darüber. Durch solche fein Bewußtsein wiedererlangt, nahm er einen Holzknüppel und ver Niederschlagsmengen lassen sich auch jene eigenthümlichen Ver- iuchte, auf seine Retter einzuschlagen.- änderungen erklären, welche im Laufe der Zeit im Boden der Haide gegenden vor sich gegangen find. Wenn alljährlich 10-20 Stubit meter Feuchtigkeit mehr durch die oberen Bodenschichten sichert, als bei uns, so werden naturgemäß die oberen Schichten auch mehr aus gelaugt. Die löslichen Salze wandern in tiefere Schichten und der Sand wird nach und nach seiner Nährstoffe beraubt. So haben sich auch die aus den Resten der alten Wälder gebildeten Humussäuren immer mehr in den unteren Schichten angehäuft und sich hier mit dem Sand verkittet, bis sie diesen schließlich in eine Art Sandstein umgewandelt hatten, der für Pflanzenwurzeln ganz undurch­Wegen furchtbarer Schnee stürme auf der österreichischen dringlich ist. Dieser Humusfandstein in der Lüneburger Nordbahn mußte der Gesammtverkehr auf der Strecke Wigstavi. Haide nennt man ihn Ortstein wird bis über 1/2 Meter Bautsch eingestellt werden. dick und verhindert das Nachwachsen der Wälder, während Fiume, 8. Ottober. Aus der naheliegenden Ortschaft er den alten Bäumen höchstens dadurch schadet, daß Klanc wird gemeldet: Fünf Arbeiter, die aus dem Walde er das Dickerwerden der tiefliegenden Wurzeln verhindert. hatten heimkehren wollen, wurden auf dem Wege erfroren auf Diese Deffnungen, welche durch alte Baumwurzeln im Ortstein gefunden, nur einer von denselben konnte noch ins Leben zurück­zurückgeblieben sind, die sogenannten Ortsteintöpfe, ermöglichen es gerufen werden. allein, daß vereinzelt Bäume in der Lüneburger Haide gedeihen t. In Klondyke ist der Typhus ausgebrochen.- Verantwortlicher Redakteur: August Jacobeh in Berlin . Druck und Berlag von May Bading in Berlin .

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