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es wohl. Gleichviel, feien Sie eine gute Tochter. Wollen Sie, wie das schön flingende Wort von ihnen meldet; und daß ich gehe, um mit Ihrer Mutter zu sprechen?" bildende Künstler gewiß auch nicht. Selbst wenn sie Utopien und Zukunftspläne erfinnen, wie ein Bellamy, geben sie nur Wünsche aus, die in einer Bewegung ihrer Gegens wart wurzeli. Zukunftsgedanten zu formen, neue Weltanschauungen vorzubereiten und auszubauen, das ist Sache der Philosophen und Forscher. Die Gesellschaft, wie unsere Künstler sie vorfanden, bot ihnen fein schwungfräftiges Ideal. Es wartete ihrer fein voll­gereiftes Leben, wie etwa das Leben der deutschen mittelalterlichen Reichsstädte war oder wie es die Zeit mit sich führte, da das junge Bürgerthum zur Selbständigkeit sich emporrang. Das sozialistische

Meine Mutter mißhandelt mich nicht, aber sie hat mir schildern geftern gejagt, daß sie Ihnen Bescheid sagen würde, wenn Sie in das Hans fämen."

Nun?"

" Nun, ich will dort nicht bleiben!" upremeining So, und der Grund? Ich frage Sie noch einmal dar nach, kann ich ihn wissen?"

Nein! Aber ich will nicht! Ich will nicht!" Und Juliette schüttelte verzweifelt den Kopf.

Mber wenn es so steht, was denken Sie denn zu thun

" Nichts."

?"

" Sehen Sie, Juliette, keine Kinderei! Sagen Sie mir, weshalb Sie so erregt fortgelaufen sind? Wagen Sie nicht wieder allein nach Hause zu kommen? Wenn es das ist, so werde ich Sie zurückführen. Ihre Mutter mag mich nicht leiden; aber, seien Sie ruhig, sie wird es nicht wagen, Sie schlecht aufzunehmen, wenn Sie mit mir tommen." ( Fortsetzung folgt.)

hidro og Böcklin. thisi( Bum 70. Geburtstag des Künstlers.)

in anal

Am Rhein , im alten, gewerbreichen Basel , unweit der Grenz Scheide deutschen und romanischen Wesens, wurde am 16. Oftober 1827 Arnold Böcklin , der Maler, geboren.

Ideal ficckte in nicht. Runfitrieb aber eine nothwendige Kunit und Leben n den Anfangsstadien; und so deckte sich ihnen

Aeußerung der Menschenseele ist und niemals völlig unterdrückt werden kann, so pflegt in solchen Tagen der Disharmonie und des Mißbehagens die Künstlerschaft sich der Natursehnsucht hin­zugeben.

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Die Stimmungsgefühle für die Landschaft, das Idyll herrschen vor; ob sie heiter belebt sind, wie bei Bödlin, ob sie elegisch auss flingen, das sind nur Unterschiede des fünstlerischen Temperaments. In Böcklin , der das Land Italien mit seiner Seele suchte, wirft der Geist der Antike so fräftig nach, daß ihm selbst die Stätten des ewigen Friedens wie Jdyllen voll großartig heiterer Feierlich feit erscheinen. Der Tod verliert seine Schauer. Er wird groß, ruhig- ernft.

Wie tief in Böcklin die landschaftliche Seele lebt, das beweist der idceile Ton der meisten seiner Gemälde. Die Menschen in feinen Landschaften sind immer in engster Abhängigkeit der Natur, die sie sumgiebt, gedacht. Sie wachsen förmlich mit der Natur zusammen. Sie treten nicht allzu charakteristisch in ihrer menschlichen Besonders heit hervor; sie schmiegen sich in ihrem Ausdruck an den Frieden eines Rafenausschnittes, all die erhabene Eins Baum und Busch werden lebendig, Jüngst bat der italienische Dichter Gabriel D'Annunzio , der vor samkeit der Sce an. fruchtbar; und Böcklin's ungewöhnliche Phantasie brauchte furzem ins italienische Parlament gewählt wurde, vor den Bauern seiner Heimath in den Abruzzen eine merkwürdige Wahlrede gehalten. nur weiter auszugreifen und der Maler erfand jene Märchen. Sie war eigentlich eine Jubelhymne auf alte heidnische Lust, auf und Fabelgestalten voll grotesten Humors, die ihm besonders eigens alte italische Schönheit. Von der warmen Sehnsucht nach dieser thümlich sind. Jede Meereswelle, jede Felsklippe bevölkert und An­reichen sinnlichen Fülle, durch die ein moderner Wahlredner die regungen aus der Antife werden nach seiner Weise neu befcelt. Da Bauern in entlegenen Gebirgsnestern mitreißen fonnte, war auch der lummeln sich die seltsamen, fifchängigen Ungeheuer, und Weergreife, Bafeler Bürgerssohn all seine Tage entflammt. So viele Merkmale Nixen und Tritonen. Hier bildet Böcklin's Schaffen, dessen Phantasie dieser Sehnsucht finden wir in der deutschen Geistesgeschichte, von aus dem Innenleben heraus gestaltet, einen ganz prägnanten Gegen­früheren Zeiten bis auf Goethe. Sie hat auch den say zu dem scharfäugigen, geistreichen und unerbittlich realen Maler süddeutschen Stammes in ihren Bann gezogen und das Beobachter der Außenwelt, zu Menzel. Menzel weiß alle Maße Freudigste, was er zu geben wußte, denn auch er ist ein erstaunlich forrekt abzuschätzen, er ist ein Zeichner ersten Raugs. Renaissancemensch und ein Verkündiger stolzer Sinnenfreude Böcklin's Phantasie und sein eminent lebhafter Farbensinn vernach ihm zur süßen Reise gebracht. lässigen nicht selten die forreften Maße; er verzeichnet sich", so bc= sonders auffällig in der Kreuzabnahme auf Golgatha". Und trot­dem, wie weiß Böcklin auch in wenigen Zügen ein genialischer Seelenkündiger zu sein, wenn er will. Selbst in dem vielbekannten Capriccio, der Eingabe einer Inftigen Künstlerlaune, Susanne m Bade", zeigt es sich deutlich.

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Es wird zur Zeit faum einen Künstler deutscher Nation geben, um den man sich mit Schlagworten so sehr bemüht, wie um Böcklin . Aber mit dem feierlichsten Schellengellingel erklärt man sein still fruchtbares Wefen nicht. Wie soll die laute, pomphafte Phrase den Mann fennzeichnen, dessen Grundnatur feierliche, dem Lärm abholde Heiterfeit ist? Man hat ihn mit Vorliebe den Dichter unter den Jedenfalls hat die Hinneigung zur Ideallandschaft, verbunden mit Malern" genannt, als fönnte man sich bei solchem bequemen dem prachtvoll berauschenden Farbenfiun, es verursacht, daß Böcklin Zeitungsschreiber- Deutsch etwas Besonderes vorstellen. Das macht erst unverhältnißmäßig spät allgemeine Anerkennung gewann, bc­Heute kein unterscheidendes Merkmal aus; denn am Ende ist kein einziges fonders im spröden, sinnlicher Naivetät fremden Berlin . Runstwerk von Werth denkbar, auch das streng- realistisde nicht, in flingt es beinahe unglaublich, wie man hier über Böcklin sprach. ( Die Berliner betonen, durch das Wort Berlin und die vielen tein Iyrisch persönlicher Grundflang lebte. Nur elende, schablonenhaft arbeitende Techniker unter den Naturalisten Fonnten lavischen Ortsnamen in germanisirten Landen verführt, die zweite Silbe des Namens, worüber sich der süddeutsche Böcklin oft ärgerte.) aus ihren Werfen" die Poesie zu ver treiben. Einer der hervorragendsten modernen Landschafts- In Vectin will man immer an die Stunft sich erst mit verstandes­maler, der bedeutende Franzose Millet, ein Haupt mäßiger Reflexion binanwinden. Man spottete, man lachte über realistischer Kunst, legte einmal über sich selbst eine Rechenschaft ab, das Fabelgesindel" auf den Böcklin 'schen Bildern, das es in bis teradezu, wie ein Iprifches Bekenntniß flingt. Als er in der agillichoit gar nicht gewer Mann tann ja nicht zeichnen, hieß fchönen Umgebung von Paris Naturstudien machte, fagte er: h es und was dergleichen Liebenswürdigkeiten mehr find. Ja, das weiß nicht, was diefes Gefindel von Bäumen mit einander plaudert, Merkwürdige kam vor, daß in älteren Auflagen von Meyer's großem aber etwas sagen sie sich. Etwas, was wir nicht verstehen, weil Stonversations Lexifon von Böcklin , dem bedentsamsten Kolo­adjte der Farbe wir nicht dieselbe Sprache reden. Nur eines glaube ich, daß sie risten der Gegenwart, zu lesen ist, er nicht recht. Zur Berubigung der Lefer sei indessen Teine schlechten Wize machen!" mitgetheilt, daß die neuesten Auflagen des Lexilons vom Farben zauberer " Böcklin sprechen. Farbenschwung, Farbenpracht war eben in Deutschland verblaßt, der Sinn für intensive, faftige Farbe ver tümmert. Durch tüftelnde Romantiker und Asfeten, die sich auf mystisch- fromme Gebiete verlegten, war die naive Sinnenfreude gelähmt. Böcklin holte sie sich in Rom und Paris durch Studien alter Farbenmeister wieder. Sie haben ihn befruchtet, weniger die Düsseldorfer Akademie, wo er die erste technische Ausbildung erfuhr. Böcklin's Kraft reizte das Farbenproblem und er beging darin manches Wagniß, das nur dem Genie gelingt. So in dem Bilde Piraten im Sturm auf ein Schloß", wo der grellroth gewandele Räuber im Vordergrund einen mächtig malerischen Eindruck hinterläßt. Böcklin's äußeres Leben ist im ganzen einfach verlaufen. Bekannt Es ist kein Zufall, daß Böcklin's reichste Kunst in der Land: ist, daß Graf Schack den Künstler förderte, als dieser noch schwer schafts- Malerei sich, offenbart. Wenn man die fünstlerische Ent- gegen rohen Nuverstand und Noth zu kämpfen hatte. Lenbach in wickelung nach größeren Maßstäben mißt und in ihr den wärmsten München hat zwar unlängst sehr bitter über das Mäcenat des Grafen Ausdruck des jeweiligen Empfindens einer bestimmten Epoche er- Schact geklagt; ihm gegenüber wäre Schack ein Knaufer und tennt, so wird die Landschaftsmalerei für unsere Zeit das charakte: Drüder gewesen. Wie dem immer sei: es ist charakteristisch für ristische Merkmal bedeuten. In der Landschaft- dieses Wort ist im unsere Epoche, daß geniale Naturen, wie Böcklin und Lenbach , nur weitesten Sinne zu faffen haben die Künstler der Gegenwart durch die färgliche Hilfe Schad's sich überhaupt ihrer Art gemäß allein neue Werthe geschaffen. Hier hat das gesammte Empfindungs- entwickeln durjten. Von 1859 bis 1861 war Böcklin auch als Pro­leben eine wirkliche Bereicherung erfahren. Hier hat das Auge vor feffor in Weimar thätig. Beengendes Leben, beengender Lehrberus dem ungekannte Reize entdeckt. Dichter sind teine Propheten, waren ihm nicht angemessen. Als freier Künstler in München , in

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Mit mißverstandenen Anschauungen also fommt man nicht aus; nicht bei Farbenphantaften", wie das Schlagwort für Böcklin lautet, noch bei denen, die sich an den realen Naturausschnitt halten. Desgleichen geht es nicht an, eine Künstlerschaft, wie die Böck. lin's, unabhängig von den Lebens- und Zeitbedingungen, etwa als eine bizarre Naturlaune zu betrachten. Das ist ein Eingänger; er schöpft eine Welt aus sich selbst; er hatte keinen Lehrmeister, als seine Phantasie" und wie die Redewendungen sonst lauten mögen, fie umgrenzen Böcklin's Wirken nicht. Wenn Böcklin als Nummer Einsmann so apart hervorzuragen scheint, wie neben ihm in der deutschen : Kunst der Gegenwart nur Menzel und vielleicht der nach strebende, jüngere Leipziger May Klinger, so beweist das nur die relative Höhe, nicht die völlige Ungebundenheit seines Könnens,

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