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Musik.
feiner Schweizer Heimath, und zumal in Italien , woher er auch fein| Saison an am Neuen Theater als Regisseur und Darsteller Weib holte, fühlte er sich wohler. In der Schack'schen Gallerie thätig sein. finden sich die Hauptwerke aus Böcklin's älterer Zeit, Mörder von Furien verfolgt"," Ritt des Todes"," Panischer Schrecken",„ Höhle - Der Komponist August Bungert beabsichtigt, für die des Drachen" und verschiedene Meeresidylle. In der Berliner Aufführung feines aus mehreren Musikdramen gebildeten OdysseeNational- Gallerie ist das Gemälde" Die Gefilde der Seligen" 3y flus nach dem Vorbilde von Bayreuth ein eigenes Theater zu sehen, ein Bild, sehr charakteristisch für die heitere Erhabenheit schaffen, daß in Godesberg am Rhein errichtet werden soll. Böcklin 'scher Jdeallandschaft. In neuerer Zeit ist die" Pietà" wieder Bungert habe, so heißt es, eine Anzahl seiner Freunde und Anhänger aufgehängt worden( im Erdgeschoß), die viele Jahre lang versteckt für dieses Unternehmen intereffirt; jeder habe 500 M. für die Ers blieb, bis wir Zeitungsschreiber Lärm zu machen begannen. richtung des Theaters gezeichnet. Uebrigens ist der gesammte OdysseeZyklus auch bereits vom Dresdener Hoftheater erworben; ein Theil Die Rückkehr des Ulysses", wurde bereits aufgeführt, der erste Theil, betitelt„ Circe ", foll in der nächsten Saison aufgeführt werden; zwei weitere Mufitdramen sind für 1899 angekündigt.-
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In Basel selbst, wo man in diesem Herbst zugleich das Andenken an den alten deutschen Meister Hans Holbein d. J., den Schöpfer des Todtentanzes" feiert, wurde eine große Böcklin- Ausstellung veranstaltet. Böcklin's Hauptwerke, so die stimmungstiefe Todten insel" und" Der gefesselte Prometheus", find in der Ausstellung vereinigt. Die Ausstellung sollte auch nach Berlin kommen. Leider wurde nichts aus dem Plan, die Privatbesizer Böcklin'scher Bilder weigerten sich.
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Böcklin , der stets die Sehnsucht nach froher Erhebung in sich trug, der sie in künstlerische Thaten umzusetzen verstand, wurde vor ein paar Jahren von trüber Melancholie befallen. Sein Leiden ist behoben und feine Schaffensfreude wieder hergestellt. Wer und wäre er noch so sehr des Dankes voll- könnte dem fruchtbaren Manne etwas Schöneres gönnen, als einen Lebensabend, in rüftiger Kraft verbracht?
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Medizinisches.
Det
- Roblenstaub und Zungentuberkulose. Köln . 3tg." wird geschrieben: Eingehende ärztliche Untersuchungen werfen auf die Einwirkung des Kohlenstaubes auf die Lungentuberkulose einiges Licht. Es wird vielfach, nicht allein von Laien, sondern auch von Aerzten angenommen, daß der Kohlenstaub der Entwickelung der Lungentuberkulose entgegenwirke. Andererseits fehlt es nicht an entschiedenen Gegnern dieser Ansicht. Es litten nach Hirt von hundert erkrankten, anorganischen Staub inhalirenden Arbeitern an Schwindsucht 26 pet, organischen 17, gar feinen 11, Kohlenstaub 1,3. E3 starben ferner an der Lungentuber fulose in einem Zeitraume von zehn Jahren je 1000 rbeitern im oberschlesischen Knappschaftsverein 1,1 pt., Saarbrücker 2,0, Bochumer 1,8, in der Krupp 'schen Fabrik ho. Serbstuebel. Ueber die breite Brücke fahren die letzten 5,1, in der Zinthütte zu Borbeck 3,2, bei der Rheinischen Eisenbahn 2,5, Pferdebahnwagen; schläfrig und matt traben die Pferde zwischen bei der Desterreichischen Südbahn 2,1. Die Thatsache, daß im Kohlenden Geleisen. Auf dem Bürgersteig gehen einzelne Menschen mit revier weniger Leute als andere Arbeiter ergriffen werden, dürfte hochgeklappten Kragen, die Hände in den Taschen. Ueber dem Fluß somit eine Bestätigung finden. Durchschnittlich sind die Sterbefälle schwebt ein grauer Dunst, der die Laternen der nächsten Brücken und der Lungenkranken bei den Arbeitern, die in Gegenden, wo gefunde bie bunten Signallichter der Kähne verhängt. Die Speicher am Waldesluft ist, beschäftigt sind, bedeutend zahlreicher, als die der Ufer ragen schwarz und massig wie Felsblöcke aus dem grauen Bergarbeiter. Es muß also dem Kohlenstaub in der Grube eine Fluß. Weiter hinten wächst ein Schornstein empor, den ein einigermaßen schützende Wirkung zuerkannt werden. Der Rohlenschwarzbrauner Rauchwipfel frönt. Die Feuchtigkeit der Luft staub in der Kohlengrube ist seiner Beschaffenheit nach und daher drückt den Rauch nieder, der wie riesige welke Blätter zur auch bezüglich seiner Einwirkung auf die Athmungsorgane wesentlich Erde flattert und sich dort mit dem aufsteigendem grauen Dunst
verwebt.
Der Dunst wächst immer höher, er quilt riesenhast dick an und frißt immer mehr Licht. Er streckt seine Arme über das Ufergeländer und legt um die Laternen in den Querstraßen dichte Schleier, immer mehr Licht zehrt er auf. Nur aus dem Lokal an der Ecke des Users fällt aus den trüben angelaufenen Scheiben der Thür ein spärliches Licht über den Bürgersteig. Die nächsten Gaslaternen sind schon in Nebel gehüllt, durch den kaum ein mattes Licht schimmert. Nur die Doppellaternen auf der Brücke durchbrechen mit ihren starken Strahlen noch den Dunst, der vergeblich in dichten Wellen sie umlagert und auch sie ersticken will.
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Von der Straße her hört man Tritte ein Klirren von Glas und Eisen die Tritte kommen näher. Eine dunkle Gestalt taucht in unsicheren Umrissen auf. Im Lichtschein des Lokales erkennt man einen Mann, der eine Stange über der Schulter trägt. An der ersten Brückenlaterne bleibt er stehen. Mit gerötheten, müden Augen schaut er auf zum Licht, eine baftige Bewegung mit der Stange, ein Klieren, die volle, üppige Flamme der Laterne wird mager und Fraftlos. Wieder ein klirren, der Mann geht mit müde gesenktem Kopf, aber eilenden Schrittes weiter. Die Lichter der Brückenlaternen werden nach einander schwach und klein. Die entfernteren erlöschen ganz, der Nebel hat sie verschlungen..
Ein Kraßen und Scharren nähert sich. Ein Straßenkehrer fegt den Rinnstein entlang. Gin Trappen und Rottern, auf dem feuchten Pflaster rollt eine Droschte vorbei, deren ärmliche Lichter nur einen Augenblick aus dem Dunst aufschimmern. Sie ist schon wieder im Nebel untergetaucht, nur das vorsichtige Traben des Pferdes auf tem schläpfrigen Pflaster hört man noch; bald verklingt es.
Fast alle Laternen und das Licht aus dem Lokal sind nun vom Nebel getödtet; nur die nächste Laterne leuchtet noch. Sonst dringt nur ein ungewiffer Schimmer durch den grauen Dunst, der mit Qualm und Rauch durchsetzt ist.
Der Nebel hat sich zum Riesen gefressen.
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Literarisches.
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Die soeben erschienene Böcklin Nummer der Jugend" bringt unter anderm Beiträge von Max Klinger , Hans Thoma , Fritz Erler, Fidus , D. Greiner, Angelo Jant, Sascha Schneider , Robert Engels . Durch literarische Beiträge sind vertreten: Hart leben , Halbe, Birnbaum, Ferdinand Avenarius , Liliencron , Dehmel. Bertha v. Suttner's Roman Die Waffen nieder" ist jetzt auch in italienischer Ueberfehung( nach der 21. Auflage des Originals) bei Fratelli Treves in Mailand er fchienen.
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Theater.
verschieden von dem Kohlenstaub auf den Eisenwerken. Jener ist feucht und weich, dieser trocken, hart und häufig noch mit feinen Eisenstaubtheilchen verbunden. Der Fabrikarbeiter ist daher den Verletzungen der Schleimhäute, der feinen Bronchien und daher der Einwanderung der Tuberkelbazillen weit mehr ausgesetzt als der Kohlenhauer. Ob die rohe Steinkohle an und für fich gewissermaßen als Antiseptikum der Ansteckung durch Luberlulose entgegenwirkt, lassen wir dahingestellt sein. Jedenfalls findet man bei den Obduktionen von Bergarbeitern, falls der Verstorbene längere Zeit in diesem Berufe gearbeitet hat, die Lunge in kaum geahntem Maße von der Kohle durchsetzt. Fast alle Bergleute leiden an dem sogenannten Schwarzspucken. Namhafte Forscher sind der Ansicht gewesen, daß ein daß ein wirkliches Eindringen von Steinkohlenpartikeln in das Lungengewebe überhaupt nicht stattfindet. Wahrnehmungen bei den Obduktionen haben gelehrt, daß bei älteren Berglenten nicht allein Partikelchen Kohle, sondern zuweilen feste Stücke bis zu der Größe einer Walnuß im Lungens gewebe vorkommen und daselbst aseptisch eingeheilt sind. Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß das Lungen- Emphysem, welches bei fast allen Berglenten vorkommt, nach den Erfahrungen an und für sich einen gewissen Schutz gegen die Lungentuberkulose zu gewähren scheint. Die zahlreichen von den Knappschaftsärzten vorgenommenen Untersuchungen auf Tuberkelbazillen bei Bergleuten mit chronischem Zungenfatarrh, welcher den Verdacht der Tuberkulose hätte begründen tönnen, fielen vorwiegend negativ aus.
Aus der Pflanzenwelt.
u. Merkwürdiger Pflanzensamen. Nach einer weit verbreiteten Voltsmeinung soll die Nehre des wilden Hafers zweierlei Samen enthalten; einen, der in dem auf die Blüthezeit folgenden Jahre feimt, und einen, bei dem die Keimung erst ein Jahr später erfolgen fann, der also, wenn die Reife der Nehre eingetreten ist, noch ein Jahr lang nachreifen muß. Professor J. C. Arthur unter suchte genauer, ob diese Volksmeinung begründet wäre und fand, daß dies wirklich der Fall ist. Aber nicht nur der wilde Hafer zeigt diese Eigenthümlichkeit, sondern sie kommt auch den verschiedenen Arten der Spiyklette zu. Es sind dies Pflanzen, deren Samen leicht in der Wolle weidender Schafe hängen bleiben, an anderen Stellen herausfallen und dort keimen, so daß die Pflanze in Gegenden mit bedeutender Schafzucht sehr verbreitet sind. Diese Pflanzen also und der wilde Hafer zeigen die merkwürdige Eigenschaft des Besitzes in verschiedenen Jahren leimenden Samens, ganz allgemein und regelmäßig, nicht etwa blos als Anomalie. Diese Eigenschaft hat für die Pflanzen, denen sie zukommt, den Vortheil im Gefolge, daß auch wenn einmal ein Mißwachs eintritt, im nächsten Jahre dennoch eine genügende Menge teimfähigen Samens vorhanden die Erhaltung der Art also mehr, als bei anderen Pflanzen, gesichert ist.
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Astronomisches.
Neue freie Voltsbühne. An Stelle des Herrn Haid ift Herr Claudius Merten Regisseur geworden. Er wird sein Amt mit der Infzenirung von Anzengruber's Schauspiel Der G'wissenswurm" antreten. Herr Merten, langjähriges Mitglied des t. Die erste astronomische Entdeckung durch das Deutschen Theaters und des Leffing- Theaters, wird von der nächsten neue Riesenfernrohr der Vertes Sternwarte bei
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