Sonntagsplanderei. lauderei. G

-854 revolutionäre Regierung zu konstituiren, einen Aufruf an das Volk zu richten, dann uns so lange, bis die Vorstädte sich er­heben, im Stadthause zu vertheidigen, wenn wir angegriffen Wie kam es nur, daß Herr Dr. Reinhold zum Professor an der Wer hat den neuesten werden. Aber wird das Volk unserem Aufruf sofort folgen? Berliner   Universität gemacht wurde? -Werden die Vorstädte sich erheben? Wer weiß das? Drei- Wolkenbeschwörer" auf einen so auffälligen Platz gehoben? Ihn, zehn Jahre lang ist Paris   nun an den Gehorsam gewöhnt. aber vor den Blicken des heiteren Siegers, vor dem energischen dem der ganze Sozialismus wie ein düsteres Gewölfe erscheint, das Nur in wenigen auserlesenen Herzen lodert die revolutionäre willen zur Macht sich zertheilt? Flamme noch. Diese Elitetruppe dürfen wir aber in einem Das mochte so mancher in der jüngsten Zeit gefragt haben, vielleicht verfrühten Kampfe nicht opfern. Das heilige Feuer und es ist vielleicht nicht einmal so viel Erstaunliches dabei. des Patriotismus muß wieder angefacht, Paris   feiner Wodurch Herr Meinhold äußerlich gefördert wurde, sei hier bei revolutionären Bestimmung zurückgegeben werden, die Vor- Seite geschoben. Sicher ist, daß eine gewisse, professorale Art in städte müssen zum Bewußtsein ihrer Macht gelangen. ihm selber lebt. Neben dem Typus des trockenen Gelehrten nach Was haben haben wir also zu thu, da das Bolt Art von Faustens Famulus Wagner gab es immer in deutschen Landen( und auch anderswo) den Typus des Professors, dessen ohumächtig ist? Wir haben unsere Feinde noch ohnmächtiger Esprit schöngeistiger Natur in allen Farben schillert. Viel Empfind▪ zu machen, die Behörden in die Unmöglichkeit des Handelns famkeit, mitunter ein cynischer Seitensprung und vor allem die zu versetzen, die Räder der Regierungsmaschine zu zertrümmern. Fähigkeit, eine abgestandene Trivialität in eine möglichst bizarre Form Kurz, Paris   muß eines Morgens sich selbst wieder gegeben er zu fleiden, Kennzeichnen diese lehrhaft professorale Manier. Solcher wachen, und wir brauchen zwei oder drei Tage, um die Re- Scheingeist tann zu Zeiten verblüffen; man behauptet irgend eine volution zu organisiren. platte Anschauung; und um sie zu stüßen, umebelt man die Sinne des Hörers mit einem Brimborium feierlicher Aussprüche, von denen einer den anderen aufhebt. Aber das thut nichts; der Schwall be= täubt; aufs Einlullen kommt es an. Oder man reitet auf feinem Steckenpferd und bildet sich ein: Im Hui gings nach deni Monde.

Hier mein Plan:

Die vorher benachrichtigten Centurionen und Defurionen berufen die Sektionsmitglieder zu einer nächtlichen Revite 311 sammen. Dergleichen ist schon vorgekommen. Um 11 Uhr ist jeder auf seinem Posten, um 112 Uhr fangen wir an. Vier Centurien gehen auf die Zentralpunkte los; die eine auf das General Polizeiministerium, die andere auf die Präfektur, die dritte auf das Stadtkommando, die vierte auf das Ministerium des Junern.

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Um uns nicht zu zersplittern, laffen wir das Kriegs­minifterium bei seite. Ohne das Stadtkommando ist dieses Ministerium ohumächtig. Ich selbst werde in das Ministerium des Innern gehen, nicht weil Montalivet etwa besonders zu fürchten ist, sondern weil nothwendigerweise an den Telegraphen­beamten Hand angelegt werden muß.

Diese vier überraschenden Angriffe werden sicher gelingen, denn es handelt sich nicht darum, uns im Ministerium, der Präfektur oder dem Stadtkommando zu halten, sondern darum, uns des Ministers, des Polizeipräfekten, ihrer hauptsächlichsten Beamten, des General- Blagkommandanten und feiner Offiziere zu bemächtigen. Der Befehl wird sogar dahin lauten, daß alle sich so bald wie möglich mit den Gefangenen nach dem Stadthause zu begeben haben, wo der allgemeine Treffpunkt ist. Ich selbst werde bis Tagesaubruch im Minifterium des Innern bleiben. Bevor ich es verlasse, werde ich eine Depesche an die Präfekten   und Bürgermeister des Kaiserreichs schicken. Sie müssen unfere trenen Bundesgenossen werden.

Während vier Centurien auf diese Art beschäftigt sind, werden zwölf Trupps von je zehn Mann eine schwierige Auf­gabe zu erfüllen haben, die viel Geschicklichkeit erfordert. Es handelt sich darum, die Polizeikommissare der zwölf Aron diffements zu Hause im Bett zu verhaften. Ich habe selbst dazu hundertundzwanzig Mann einzeln ausgesucht, denen ich diese Aufgabe bestimmt habe. Ich habe auch die zwölf Defurionen ausgewählt, welche die fleinen Trupps zu be­fehligen haben."

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Ein Musterbeispiel für diese wirre Weise, die durch sprunghaften, bunt schillernden Esprit feffeln will, haben wir in Deutschland   vor nicht langer Zeit erlebt, als das merkwürdige Rembrandt als Er­zieher" erschienen war. Dies Buch ist, was gerne zugegeben sei, innerlich reicher und lebendiger, als die Antrittsvorlesung des Herrn Reinhold war. Aber es herrscht ähnliche geistige Methode in ihm; feinen erstaunlichen Erfolg aus. Kein ernstes literarisches Werk und daß es durch bizarre Behauptungen verblüffte, das machte hatte je bei uns so viel Aufhebens verursacht, als das geistreichelnde Schaufelspiel des niederdeutschen Rembrandtverehrers. Rembrandt  als Erzieher" wurde zum Schlagwort geprägt. Man berauschte fich in wohlfeiler Kunst- Etstafe, bewunderte den niederdeutschen Mustermann, wie man Nietzsche's Uebermenschen angebetet hatte, und beklagte in wehmüthigen Senfzern die geschichtliche Entwicklung, die der oberdeutschen Sprache und Art den literar- geistigen Sieg ver­schafft hatte.

Wenige Jahre sind vergangen, und heute ist das paradoxe, bunt­schillernde Wert eines Mannes, der auf einem Steckenpferde einher ritt und eine Welt zu erobern vermeinte, vergessen. Vielleicht wird heute noch in einer stillen Leihbibliothek von Malchin   oder Quatenbrück ein Liebhaber im Rembrandt als Erzieher" herum­stöbern, sein Fladerleben ist dennoch erloschen. Berronnen, wie eine gligernde Seifenblase verrinnt!

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Gefühl bals hierhin, bald dorthin zu lenken, das versucht auch Nicht die strenge Dentthätigkeit zu beschäftigen, sondern das Herr Reinhold in feiner professoralen Manier. Sein Bildchen­malen" erinnert manchmal an die bekannte Karikatur in den Fliegenden Blättern  ". Ein armes Jüdchen kommt zum Herrn kommerzienrath und schildert seinen Jammer. Der Kommerzienrath zerfließt in Thränen, ruft seine Diener herbei und sagt:„ Schmeißt ihn heraus, den Jhig, ez zerfleischt mein Herz!" So weiß auch Prof. Reinhold die thränenreiche Rührung über die Noth diefer buck­ligen Welt mit dem Sinn der Weltfinder zu verbinden. Ja, es ist graufam, schluchzt er, was ein Theil unserer Mitmenschen zu dulden hat. Es zermartert unsere Seelen; aber die gemarterten Seelen müssen sich aufrichten, da hilft feine Sentimentalität weiter, und sich nicht vom Mitleid niederbeugen lassen. Wer einmal Herr ist, bleibe Herr, darum: Schmeißt ihn hinaus, den Sozialismus, er bedrückt mein weiches Gemüth!"

Vortrefflich!" unterbrach ihn Fouché  . Aber hundert zwanzig auserwählte Männer, von denen immer je zehn für fich, d. h. fast isolirt arbeiten, ohne daß sie wissen, was um sie her vorgeht, hundertzwanzig Mann, die sich verloren Es steckt ein gutes Stück von nationalliberalem Wesen in der geben müssen, wenn sie losgehen, die ohne weitere Erläuterung professoralen Art des Herrn Reinhold; von jenem Wesen, deffen man wird. Man macht gerade auf ihr Ziel zu marschiren und nicht fürchten, geopfert feine Berbeugung vor dem Ernst und der Größe, die im Sozialismus endlich selbst im Badischen überdrüssig zu werden, sind sehr schwer zu finden. Es ist Ihnen gesteckt. Ohne Zweifel ist ein erhebender Grundgedanke vorhanden, Lungen. Ich glaube es, da Sie es sagen. Aber haben Sie aber die cynische Welt ist stärker und muß stärfer sein, als leider fich auch gegen Verrath, gegen Feigheit gesichert?" unfere edle Empfindung ist, sagt der Professor. Dies ohne Zweifel" " Ja. Wenn die elf Maun einmal beisammen sind, so mit dem darauf folgenden aber" ist so charakteristisch für die wird emer den anderen überwachen. Der Defurio wird fein nationalliberale Welt, die jetzt versinkt. Seit Jahrzehnten hat sie Sektionsmitglied sich entfernen lassen, und die Sektions- mit dem ohne Zweifel" und aber gewirthschaftet. mitglieder wiederum haben Befehl, den Dekurio zu tödten, Karlsruhe  , das heute den Nationalliberalen entwunden ist, wenn er sie verlassen will, und wäre es auch nur auf eine die Brüsewißerei alle Gemüther aufgeregt hatte, konnte man Minute. Das ist übrigens allgemeiner Befehl. Sobald die Zweifel, so hieß es, sind Vorkommniffe, wie die Brüsewißerei, häß­dem ohne Zweifel und aber in allen Formen begegnen. Ohne Sektionen zusammengetreten sind, ist jeder, der seinen Bosten ich; aber man müßte sich bei dem Gedanken beruhigen, das höhere verläßt und sich von seinen Kameraden trennt, ein Verräther soldatische Interesse lege dem Bürger auch unbequeme Opfer auf. und abermals ein Verräther." Jedes Niederduden, jedes Unrechtleiden wurde mit dem verhängnißs vollen ohne Zweifel. aber.." eingeleitet. Wohin das geführt, im Musterländle beginnt man es einzusehen.

Sie haben auf alles und jedes eine Antwort, lieber Philipp."

Bei dem Namen Philipp erhob der als Fährmann ver fleidete Offizier lebhaft den Kopf.

( Fortsetzung folgt.)

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Als in

Es hat die weiche und ausweichende nationalliberale Weise auch die Deutschen   im Nachbarland Desterreich vor ein Verhängniß gedrängt. Die stürmischen Parlamentsszenen in Desterreich, die auf dem Weltschauplah bisher nirgendwo noch überboten werden, find nur eine Folgeerscheinung alter Sünden. Einst war man wohlfrisirt, nationalliberal, und heute muß man sich zum ruppigsten Hadau be quemen. Einst wehrte man jede oppofitionelle Energie mit dem