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fofort nach Woolwich ab." Der Ton, in dem dies gesagt wurde,] Pariser Akademie durch Verleihung der großen Medaille für die entsprach etwa dem Saze:" Wozu sollen wir die Hölle im Hause Beförderung der französischen   Literatur. Diese ausländischen Ber­behalten?" treter der Pariser Dichtfunft find fast ausschließlich Frauen. Es war acht Uhr geworden, als ich Waltham Abbey verließ. Auch in Deutschland   sind solche in größerer Zahl thätig; die Medaille Fünf Stunden lang hatte ich das Grufeln genossen, mit dem ein der Akademie ist allerdings bisher nur an Amerikanerinnen ver Aufenthalt in solcher Gegend denn doch verknüpft ist. Einen Eid, liehen worden. nichts auszuplaudern, brauchte ich nicht zu schwören; ihre eigent­lichen Geheimnisse hatten sie mir, die Herren Mac Clintock und Nathan ja doch nicht verrathen.-

Kleines Feuilleton.

d. Straßenpflasterung. Es ist ein trüber Novembertag, deffen graue, feuchte Luft die gerade Straße, deren Häuser nichts be­sonders Unterscheidendes haben, noch eintöniger wie sonst erscheinen läßt. Die wenigen Menschen, die über die Straße schreiten, sehen auch trübe und grämlich aus, so daß nichts anderes in der Straße zu wohnen scheint, wie graue, matte Schwermuth. Plöglich kommen um eine Ecke mehrere Kinder im Haschenspiel. Sie tommen aus der Schule und schlenfern nun ihre vom Stillfißen schlaffen Glieder aus. Doch in der Straße bleiben sie erstaunt stehen. Dort, wo sie gestern Abend noch übers Pflaster eilten, ist alles aufgewühlt. Mehrere ftarte Männer mit muskulösen Armen brechen mit Eisenstangen das Pflaster auf, andere werfen die losen Steine zur Seite auf einen Haufen. Zu den verwundert dastehenden Kindern kommen nach und nach immer mehr hinzu; große und kleine stehen verblüfft auf dem Bürgersteig in dichten Reihen und schauen stumm den Männern zu, die trotz der fühlen Luft in Hemdsärmeln arbeiten, die sie oben drein noch hochgestreift haben. Als ein Steinwagen bie holperige Straße bis zu dem Steinhaufen entlang fährt, und vom Rutscher und einem anderen Manne die Steine mit Gepolter auf den Wagen geworfen werden, kommt in die Kinderschaar Leben. Mehrere größere Knaben eilen in die Häuser, aber bald fommen fie ohne Schulbücher wieder heraus und springen hin zum Steinhaufen. Mit großer Anstrengung heben sie die schweren Stücke auf und reichen sie den beiden Männern. Sie flöhnen und feuchen bei der ungewohnten Kraftleistung, aber alle wetteifern in der Schnelligkeit und feiner tritt müde zurück, wenn ihm auch der Schweiß von der tleinen Stirn rinnt.

Nun ist der Bann des Neuen gebrochen und alle Kinder des Viertels benutzen die Straßenpflafterung als eine feltene und darum defto werthvollere Unterhaltung. Die großen Knaben helfen mit Sand umgraben, fleinere verpacken die Steine und die allerkleinsten backen Sandtuchen. Aus den schüchternen, bleichen Großstadtkindern, denen das Spiel im Hausflur und Hof vom Wirth untersagt ist, sind mit einem Male lebhafte Geschöpfe geworden, die mit rothen Backen und leuchtenden Augen auf der Straße zwischen den Erd­und Steinhausen fast ungehindert tummeln, denn Angst vor den Wagen brauchen sie heute nicht zu haben, und die Steinfeger laffen ihren fleinen hilfseifrigen Heinzelmännchen ruhig gewähren, wenn fie ihnen nicht zu sehr im Wege find. So manches der Kinder sieht zum ersten Male soviel Erde, und das Entzücken über soviel Spiel gelegenheit, die ihnen dadurch geboten wird, läßt die Kinder lauter und länger lärmen, als es ihnen Mutter erlaubt hat. Aber wenn es auch wegen des langen Tummelus und der beschmutzten Kleidung einen Auschnauzer giebt, die Kinder sind am nächsten Tage doch wieder zwischen den Bergen und Thälern" zu finden, bis die neue Steindecke ihnen diese Freuden wieder nimmt.

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Literarisches.

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g. b. Jafob Wassermann:" Die Schaffnerin. Die Mächtigen". Novellen. München  . Albert Langen  . Beide Novellen behandeln ähnliche Stoffe. Bei beiden bildet ein Mord den Vorwurf; bei beiden ist das Weib der direkte oder indirekte Grund hierzu; bei beiden sind es Unterdrückte, die endlich, nachdem fie lange Zeit alle Knechtungen als selbstverständlich hingenommen, mit einem jähen Ruck die Fesseln sprengen, aber auch zugleich mit ihnen die Baude zerreißen, welche sie mit der menschlichen Gesell­schaft verknüpfen. Nun fann an sich der Vorwurf des Mordes durchaus fünstlerisch sein- ich erinnere nur an Dostojewski's Schuld und Sühne" aber dann muß man eben verstehen, uns die That feelisch zu erklären. Doch das hat Waffermann in der Schaffnerin" nicht vermocht. Die Gestalten des Unterdrückers und des Gefnechteten sind im Guten wie im Bösen zu Karrikaturen ver­zogen. Der Gutsvorsteher: eine Bestie mit einem an Wahnsinn grenzenden Zerstörungstrieb, die Schaffnerin ein psychologisches Märchen, der Schwächling von Mörder ein gar zu arger Wasch­lappen. Beffer begründet erscheint die zweite kleine Novelle Die Mächtigen"; doch ist dieselbe zu tendenziös, um rein künstlerisch zu wirken. Troß der Fehler ersieht man aus beiden Arbeiten ein starkes, eigenartiges Talent. Theater.

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- Ostend   Theater. Rlippen der Weltstadt heißt ein von Karl Pauli gedichtetes Berliner   Sittenbild, das am Montag unter den Frankfurter   Linden zur Aufführung kam. Das Stück handelt von der Schlechtigkeit der Menschen. Man sollte nicht denken, mit was für Gefahren junge Mädchen und jung verheirathete Frauen in einer Stadt wie Berlin   zu kämpfen haben, wenn es einem auf starke Wirkungen bedachten Theaterdichter in den Plan paßt. Da ist das Dienstmädchen Margarethe, das sich mit Mühe aus der düsteren Jammersphäre des Elternhauses gerettet hat, um geradeswegs einer infamen Rupplerin ins Gehege zu laufen. Es ist ein wahres Glück, daß Margarethe aus den Krallen dieser Berson unbeschädigt entkommt, aber mun bricht erst das richtige Berhängniß über sie herein. Das gute Kind hat in dem Hause eines Photographen Stellung gefunden. Was ein wirklicher Dichter ist, der fennt kein Mitleid, und so bringt Herr Pauli es zu wege, daß Margarethens rene Madame auch eine Person ist, die zufällig, und zwar ebenfalls, ohne ramponirt zu werden, mit der Kupplerin Bekanntschaft machte. Durch die Boshaftigkeit einer leichtfertigen Dirne friegt der Gemahl von der dunkelen Affäre zu wissen, und jetzt passirt es nicht allein, daß der Empörte sich mit 3yankali ver­giftet, nein, Margarethe wird auch von einem Bolizeilieutenant, der so ungeschickt seines Amtes waltet, daß die Behörde das ganze Stück verbieten wollte, für die Mörderin ihres Dienstherrn gehalten und arretirt. Nach so viel schuldlos ertragenem Jammer ist es ein wahres Labsal, daß sich am Ende doch noch ein braver und vor urtheilsfreier Schlossergeselle findet, der Margarethe heirathet.

Die Zuschauer waren so beifallsfreudig, als ob es in Akkord­arbeit ginge; je schauriger eine Szene abschloß, desto energischer wurde getlatscht. Zum Glück wurde recht gut gespielt.-

Kunst.

Eine Lach- Charakteristik. Den Charakter eines Mannes fofort an feinem Lachen erkennen zu können behauptet ein be­rühmter Nervenspezialist. Der scharfsinnige Arzt will die Beob - Ueber Bronze Guß sprach vor einigen Tagen im achtungen gemacht haben, daß jeder Mann, der ein lautes Ha, ha, ha" Kölnischen Kunstgewerbe Verein Dr. v. Falte, der Direktor des achtungen gemacht haben, daß jeder Mann, der ein lautes" Ha, ha, ha" Kölner Kunstgewerbe- Museums. Gute Bronze ist eine Legirung von lacht, sehr impulsiv ist, unbeständig in seinen Neigungen und jäh­zornig, sonst aber offen und ehrlich handelt.",," ist das Kupfer und Zinn, und zwar im Verhältniß von 90 zu 10. Wohl Lachen eines schadenfrohen, zynischen Menschen, dessen Selbstfucht leichter gießbar gemacht wird; aber ihre Haltbarkeit und schönes wird auch oft noch Zint zugesetzt, wodurch die Masse billiger und teine Grenzen fennt. Einen falschen, hinterliftigen Charakter soll der Mann besigen, der ein eigenthümliches breites Heh, heh, heh" aussehen büßt dadurch die Bronze mit der Zeit ein. Während die lacht; flingt es schnell hinter einander und meckernd," dann ist das Bronze- Denkmäler in den meisten Fällen gegossen werden, giebt es betreffende Individuum meist harmloser Natur und nicht besonders ihrer Größe oder ihrer hohen Aufstellung nicht so genan auch einige aus Kupferblech getriebene, bei denen es infolge geistreich. Ein sehr schüchterner Mann, der aber ein gutes Herz auf die Detailarbeit ankommt. und warmes Gemüth besitzt, wird gewöhnlich ein nicht sehr wohl der Hermann im Teutoburger Walde Derartige Denkmäler sind und die Viktoria auf flingendes Hi, hi, hi" von sich geben. Hört man aus irgend einer Jbre Herstellung ist Männerfehle ein volltönendes Ho, ho, ho" erschallen, dann kann dem Brandenburger Thor in Berlin  . man sicher sein, daß der Betreffende ein tollkühner Bursche ist, mit billiger als der Guß, aber seine Feinheiten müssen diese Werke ent­behren. Die Kunst des Gießens ist schon den Alten bekannt gewesen dem anzubändeln nicht recht rathsam wäre. Ein tiefes, flangvolles nicht zu lautes Lachen ist stets ein Zeichen von großer Herzensgüte und zur Zeit Alexander's bereits zu hoher Vollkommenheit aus­gebildet worden. Von den Römern find uns Fragmente von und edlen, unwandelbaren Gefühlen. gegoffenen Roloffal Statuen erhalten geblieben. Die Statue des -Frauen als berufsmäßige Vertreterinnen französischer Marc Aurel   auf dem Kapitol- Platz zu Rom   ist die einzige, die Literatur im Auslande. Die Thatsache, daß die franzöfifche unbeschädigt sich erhalten hat. Das Mittelalter lieferte anfangs Literatur und besonders das Pariser Schauspiel die erste Stelle in infolge der Mangelhaftigkeit seiner Gießtechnik nur kleinere der Bühnenthätigkeit aller Kulturländer einnimmt, ist nicht nur das Werke. Erst im fünfzehnten Jahrhundert konnte mit der Ergebnis der dem französischen   Drama innewohnenden werbenden Renaissance auch der Bronzeguß seine Wiedererstehung feiern. Kraft, sondern es wirken hierbei auch recht äußerliche greifbare Donatello   war der erste, der( von 1444 ab): ein großes Gußwerk Hilfsmittel mit. Wie man jezt erfährt, unterhält die Gesell herstellte das Reiter- Standbild des Gattamelata; ihm folgte schaft der französischen   Bühnenschriftsteller schon Andrea del Verrocchio   mit dem Reiter- Standbilde des Bartolomeo feit vielen Jahren enge geschäftliche Beziehungen mit Theateragenturen Colleoni in Benedig, das als das großartigste Denkmal aller aller Länder, und das französische   Kultusministerium gewährt zur Zeiten und Länder gepriesen worden ist. Die Gieß- Kunst ver Unterstützung dieser ausländischen Agenturen namhafte Beiträge, breitete fich in der Folgezeit in Italien   und Frankreich  . worüber jedoch bisher niemals etwas in die Deffentlichkeit gelangte. Der Redner erläuterte dann die verschiedenen alten und Neuerdings tritt hierzu noch eine ideale Unterstützung feitens der neuen Gieß- Techniken, schilderte den heute nicht mehr geübten Guß

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