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während der Gehalt an Mineralien ihre Zugehörigkeit zu den verlangt. Damit die Landesgemeinde selbst urtheilen kann, müffen Tiefengefteinen anzudenten scheint. Vollständige Klarheit herrscht die Bewerber um diese Stelle ihr Gesuch der Landesgemeinde münd­über ihre Entstehung noch nicht. lich vortragen. Die Rede des vor einiger Zeit neugewählten Landes­Betrachtet man die einzelnen Felder der Wand, so fällt vor weibel, Emil Tobler, lautet, der Stangen'schen Verkehrs- Zeitung" allem auf, daß nur die wenigften Schichten horizontal liegen, zufolge: Herr Landammann, geehrte Herren, getreue, liebe Mitlands, während sich die Sedimente doch ursprünglich horizontal abgesetzt leute und Bundesgenossen! Ich wage, vor der versammelten Landes­haben müffen. Man beobachtet an ihnen die verschiedensten Neigungen gemeinde mich als Aspirant um das Amt eines Landesweibels Eurer felbft bis zu 90 Grad, so daß sie geradezu vertikal stehen. Wir Gunst zu empfehlen. Mein Name ist Emil Tobler, bürgerlich, von wissen aber, daß der Erdboden sich an manchen Stellen gehoben, Luzenberg, auferzogen in Wald und wohnhaft in Walzenhausen  . an manchen gesenkt hat; hebt sich ein Gebiet, so müssen die Da ich hier in Trogen   dort fand die Landesgemeinde= Versamm­Schichten eine geneigte Stellung annehmen, wie man sich leicht lung statt-- die Realschulbildung genossen und nachher den flar machen kann. Breitet man zum Beispiel eine Reihe Tücher Beruf eines Schriftseters getrieben habe, darf ich mir auf einem Tisch aus, die nun die horizontalen Sedimentschichten schmeicheln, in sämmtlichen schriftlichen Arbeiten wohlbewandert zu darstellen sollen, und erhebt ihre Mitte, indem man etwa einen fein, und alle Funktionen, die einem Landesweibel das Jahr hin= flachen Teller unter sie schiebt, so werden die Enden geneigt sein. durch übertragen werden, zur beffen Zufriedenheit der Vorgesetzten Preßt man die Tücher seitlich zusammen, so werden sie sich falten, versehen zu können, und daß meine Stimme die Kraft und Volltönigs und solche Faltungen beobachtet man auch an manchen Schichten teit besitzt, um eine würdige Landesgemeinde- Bersammlung zu bes der Erdrinde. Freilich müssen es ungeheure Kräfte gewesen sein, herrschen, um in jedes Plätzchen hinaus vernommen zu werden, und die im ftande waren, das harte, spröde Gestein so zu biegen ob ich den Muth in mir fühle, eine so ehrwürdige und so zahlreiche und zu falten, wie wir es mit den weichen, nachgiebigen Versammlung anzureden, davon, liebe Mitbürger, tönnt Ihr Euch Tüchern thun. Zuweilen freilich waren die Anforderungen, jetzt selbst überzeugen. Sollte meine Stimme noch zu schwach bes die die pressenden Kräfte au das Gestein stellten, zu groß; funden werden, so hat es Aerzte genug in unserem Ländchen, um sie dann brachen und barsten die Steine entzwei, es bildeten furiren zu fönnen, und mein Patriotismus geht so weit, daß ich sich Verwerfungen", die, wo sie vorkommen, die Arbeiten in den keine anderen als nur appenzellische Billen schlucken werde. Indem Bergwerfen außerordentlich erschweren. ich mich Euerem Wohlwollen empfehle, bleibe ich dem Wahlspruche getreu: Tritt frisch auf, thu's Maul auf und hör bald auf!"

Die zahlreichen Einzelheiten, welche die Wand in den ver schiedensten Theilen zeigt, fann man natürlich nicht bei einem ein­maligen furzen Besuche erfassen; leider ist sie nur selten zu be­fichtigen, nur Mittwochs und Sonnabends von 1-6 Uhr. Den Grund hierfür vermag ich nicht einzusehen; es würde mir richtig erfcheinen, wenn der Besuch dem Publikum möglichst oft freistände. b. b.

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Kleines Feuilleton.

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Literarisches.

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n. A. v. Villámosy: Mordende Frauen." Berlin  . 1897. Auguft Deubner. Der Inhalt der ersten Novelle Die Sünderin", ist direlt widerlich; der Form nach steht sie auf der denkbar niedrigsten Stufe literarischen Könnens. Ein betrogener Ehemann ertappt seine fast 50 Jahre alte Frau und seine häßliche, einäugige Tochter bei einem ekelhaften Gelage mit dem buckeligen Liebhaber beider. Er prügelt die Drei ganz barbarisch durch und wird von seiner Frau erschossen. Der Stoff der zweiten Erzählung, Die Märtyrin", ist wenigstens sauber; aber die ungeschickte Hand des Verfassers verdirbt auch hier alles. Schwere Noth ist über eine Arbeiterfamilie hereingebrochen. Der Mann ist ein Faulenzer und Säufer, die Frau, vom Elend zerrieben, unfähig zur Arbeit. Hätten fie nicht einen Sohn, einen faum der Schule entwachfenen Burschen, der wöchentlich 3-4 Gulden verdient, fie wären verhungert. Eines Abends, nachdem die Mutter wieder einmal die ganze Verzweiflung und Demüthigung ihrer Nothlage durchkostet hat, kommt der Sohn betrunken nach Hause und schimpft über die Wassersuppe, die man ihm vorsetzt. Die Mutter verliert in ihrem gereizten Zustande alle. Besinnung und sticht den Burschen mit dem Brotmesser nieder. Hätte der Verfasser seine Erzählung hier beendet, so wäre die Leistung wenigstens eine mittelmäßige ge­blieben. Statt dessen hat er es für nöthig gehalten, einen langen Schluß zu schreiben, in dem er das Seelenleben der Mörderin zu zergliedern sucht. Dies ist ihm aber so gründlich mißlungen, daß man diese zweite Novelle der ersten würdig zur Seite stellen kann. Erziehung und Unterricht.

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- Die Wissenschaft im Obotritenlande. Das orthodoxe Mecklenburger Schulblatt" wendet sich gegen die Absicht, den naturwissenschaftlichen Unterricht in den Lehrplan der mecklen burgischen Volksschulen aufzunehmen, mit den Worten:" Hüte Dich vor dem ersten Schritt, noch stehst Du unberührt von dem falschen Gößen der Wissenschaft. Hast Du diesem Satan erst den fleinen Finger gegeben, so erfaßt er nach und nach die ganze Hand, Du bist ihm rettungslos verfallen, mit geheimer Zauberkraft umgarnt er Dich und führt Dich hin an den Baum der Erkenntniß, und hast Du einmal davon gekostet, so zieht er Dich immer wieder mit magischer Gewalt zu dem Baume zurück, ganz zu erkennen, was wahr und was falsch, was gut und was böse sei. Wahre Dir das Paradies Deiner wiffen­schaftlichen Unschuld!"- Aus dem Thierreiche.

Das Jubiläum des Chloroforms. Am 4. November 1897 find es fünfzig Jahre, daß J. Y. Simpson  , Professor der Geburts hilfe in Edinburgh  , die Verwendbarkeit des Chloroforms zur all­gemeinen Narkose( Betäubung) entdeckte. Bis dahin waren nur awei Mittel bekannt, mit deren Hilfe es möglich war, zu narkoti firen", d. h. Menschen oder Thiere bewußtlos zu machen, sodaß sie von Operationen, welche an ihnen vorgenommen werden, nichts ver­spüren. Das erste dieser Mittel war das Stickstoff- Oxydulgas auch Lachgas genannt welches der amerikanische Zahnarzt Horace Wells   im Jahre 1844 zuerst zur Narkose verwandte. Das Mittel eignet sich aus verschiedenen Gründen nicht für länger dauernde Eingriffe und für den Gebrauch außerhalb des Krankenhauses, bez. der Wohnung des Arztes; es hat daher nur in der Zahnheilkunde allgemeine Anwendung gefunden. Die Narkose als Hilfsmittel bei größeren Operationen erlangte erft weitere Verbreitung, nachdem im Jahre 1846 ein Schüler von Wells, Morton, gelehrt hatte, den Schwefeläther auch schlechthin Aether genannt für diese Zwecke zu gebrauchen. In der Geburtshilfe wurde die Narfose zuerst von J. Y. Simpson   angewendet, den dann feine weiteren Versuche auf das Chloroform führten. Das Chloro­form verdrängte aus Gründen, die hier nicht erörtert werden können, bald die anderen Betäubungsmittel fast vollständig, so daß außerhalb der Fachkreise das Wort chloroformiren" viel fach für gleichbedeutend mit narkotifiren" gehalten wird. Und die allgemeine Anwendung der Chloroformmarkose er: möglichte neben der voll Lister eingeführten anti­septischen Methode( Verfahren zur Vernichtung der Entzündungs­und Eiterungserreger) erft die gewaltigen Fortschritte, welche die Chirurgie in den letzten Jahrzehnten gemacht hat. Ohne Mittel zur Betäubung der Kranken hätte man überhaupt nicht daran denken tönnen, so eingreifende und daher schmerzhafte Operationen vorzu­nehmen, wie sie von Chirurgen gegenwärtig mit überwiegend glück lichem Erfolge durchgeführt werden. Andererseits ist zu bedenken, daß das Chloroform fein ganz ungefährliches Mittel ist. In ver­einzelten Fällen geht die Betäubung unmittelbar in den Tod über, " Puler, der Springer im braunen Trikot", ist ein Dunkel­indem nicht allein das Bewußtsein und die willkürlichen Bewegungen mann, nicht nur feinem ganzen Dasein, sondern auch seiner Herkunft durch den Einfluß des Chloroforms auf das Gehirn aufgehoben, nach. Bislang haben sich die Zoologen vergebens bemüht, seine Ab­sondern auch Athmung und Herz zum G Stillstand gebracht werden. Wie häufig die Chloroformmarkose einen so traurigen Aus- stammung und Verwandtschaft zu ermitteln. Im allgemeinen wird gang hat, läßt sich u. a. deshalb nicht mit Sicherheit sagen, weil er den Fliegen zugesellt, aber diese Zuordnung hat vielen Widerspruch Herz und Athmung während einer Operation auch durch andere erregt, und es ist jetzt üblich geworden, die Flöhe als Vertreter einer besonderen Insektenordnung anzusehen. Nun endlich scheint Ursachen zum Stilstand gebracht werden können. So wird berichtet, ihre Verwandtschaft sich aufklären zu wollen. Professor Friedrich daß Simpson, als er zum ersten Male das Chloroform bei einem Dahl in Kiel   hat nämlich, wie er dem Zoologischen Anzeiger" mit­Kranken anwenden wollte, im letzten Augenblick durch äußere Um­stände daran gehindert wurde; der Krante aber, der nun ohne Narkose theilt, unter den Insekten, die er aus dem Bismarck- Archipel   heim­operirt wurde, starb plößlich schon nach dem ersten Schnitt. gebracht, eine Budelfliege( Phoride) mit heimgebracht, die in einer Reihe von Merkmalen mit den Flöhen übereinstimmt. Vor Jedenfalls kommt auf weit über tausend Narkosen erst ein Todes: allem fehlen ihr Flügel und die kleinen geftielten Knöpfchen( Schwing­fall. Die Bemühungen, diese Zahl noch zu vermindern, haben dazu fölbchen), die bei den Fliegen an der Stelle stehen, wo andere geführt, eine Unzahl von Mitteln zur Narkose zu versuchen, ohne Insekten, wie Schmetterlinge, Bienen u. s. w. ein zweites Flügel­daß es jedoch gelungen wäre, das Chloroform ganz entbehrlich zu paar tragen. Der Brusttheil des Körpers( Thorax), ber bei den machen. geflügelten Phoriden weit länger und dicker ist, als der Kopf, ist Ein schweizerischer Branch. Jm Kanton Appenzell   bei dem neuen Insekt viel fleiner als dieser, ein Zeichen, Auch Außerroden wird von einem Landesweibel, der bei der jedes daß auch die Flugmuskeln fehlen oder verkümmert sind. Jahr flattfindenden, oft zwölftausendköpfigen, im Freien tagenden bei den Flöhen ist die Brust sehr kurz und dünn, und tritt Profeffor Landesgemeinde- Bersammlung alle Abstimmungen und Wahlen aus gegenüber dem mächtigen Hinterleibe sehr zurück. zurufen und zu leiten hat, in erster Linie eine sehr kräftige Stimme Dahl hat das von ihm entdeckte Thier mit dem Gattungs­

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C. F.