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Rochereuil wurde nach dem Komplot des Nivose ver- folget ist, wiewohl wenig davon gestorben. Es entstund eine unhaftet, einige Zeit gefangen gehalten und dann nach befandte Seuche unter den Leuten, davon ihnen die Zunge den Seychellen deportiert. Während er im Gefängniß und der Schlund, gleich als mit Schimmel überzogen, daß fie zur Heimsuchung" war, besuchte die nuuthige Frau ihn dort weder effen noch trinten fönten oder möchten, mit einem Hauptwehe, nicht ohne Pestilentische Fieber, welches die Leute von Ver so oft, als das Reglement es erlaubte, und sie besaß die Kraft, nunft und Sinnen brachte". Man könnte hier fast an einen Feldzug niemals sehen zu lassen, wie verzweifelt sie war.
Alles verschloß sie in sich. Sie trat lächelnd zu ihm ein, brachte dem Gefangenen Nachrichten von seinen Kindern, die ihn nicht besuchen durften, erzählte ihm von dem, was in der Stadt vorging, und unterhielt sich mit heiterer Miene mit ihm, wie wenn ihre Seele ganz ruhig gewesen wäre. Sie that es, nicht weil sie es für nöthig hielt, ihren Gatten aufzurichten und zu ermuthigen, denn sie wußte, daß er über jedes Miß geschick erhaben war und fich niemals beugen ließ allein sie wußte auch, daß, wenn etwas ihn beunruhigen und ihm das Gefängniß bedrückend erscheinen lassen, ihm Furcht vor der Zukunft einflößen konnte, es der Schmerz um sie war. Frau Rochereuil schien frei von jeder Unruhe, damit der Gefangene ruhige Nächte hätte. Er wiederum that, als glaube er an seine bevorstehende Befreiung; er wiederholte es ihr täglich, und sie schien nicht daran zu zweifeln.
Sie täuschten sich gegenseitig! Rocherenil kannte Bona parte und wußte, daß er sowohl wie alle Patrioten, an welche die Polizei Hand angelegt hatte, geliefert waren.
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( Fortsetzung folgt.)
Mitteldeutsche Erdbeben
im neunzehnten und in früheren Jahrhunderten. Starke Erdbeben sind in Deutschland selten. Auch das neueste voigtländische Erdbeben erweckt nicht wegen seiner Stärke, sondern wegen seiner häufigen Wiederholungen allgemeines Intereffe. In früheren Zeiten scheinen Erdbeben im mitteldeutschen Gebiete mehr fach aufgetreten zu sein und müssen sogar, wenn nicht die aber gläubische Angst des Volkes in mittelalterlichen Zeiten die Ereignisse ftart übertrieben hat, zuweilen recht bedeutend und verheerend gewesen sein. Es liegt uns da eine alte Druckschrift aus dem Jahre 1691 vor mit dem merkwürdigen Titel:„ Das erschütterte und bebende Meißen und Thüringen ", von dem Pfarrer Nikolaus Höpffner zu Draschwitz im Stifte Nauenburg, worin nach den weiteren Worten des ausführlichen Titelblattes die Beschreibung eines am 24. November 1690 in Meißen und Thüringen erfolgten Erdbebens verheißen wird. Der Inhalt des Buches geht aber über diesen Vorsatz weit hinaus und liefert uns eine ziemlich durcheinander gewürfelte Chronit aller möglichen Erdbeben, unter denen die mitteldeutschen Beben freilich besonders berücksichtigt sind. Die Darstellung hat außer dem historischen Interesse. noch ein tulturgeschichtliches, indem fie die damaligen abergläubischen Vorstellungen, die sich an die Ente stehung und die Folgen von Erdbeben knüpfen, kennen lehrt. Es feien hier nur einige auf Mitteldeutschland bezügliche Angaben dieses Buches erwähnt.
der Grippe denken. 1553 wurde die Stadt Meißen von einem heftigen Erdbeben erschüttert, sodaß die Bürger meinten, die ganze Stadt würde untergehen und deshalb flohen; mit diesem Erdbeben wird der Tod des Kurfürsten Moritz von Sachsen in Verbindung gebracht. Aus dem Jahre 1578 wird ein Erdbeben in Thüringen und Meißen erwähnt. Für das 17. Jahrhundert häufen sich die Erdbebennachrichten der Chronik. Von einem Erdbeben des Jahres 1601 sagt der Verfasser, man habe es eigentlich und be scheidentlich( das beißt in der Sprache jener Zeit: genau und deutlich) fühlen können". Das böhmisch- mährische Erdbeben von 1619, das mit dem Ausbruche des dreißigjährigen Krieges in Verbindung gebracht wird, wird ausführlicher behandelt, ebenso wird einem Erdbeben in der Mart aus dem Jahre 1628 eine Beziehung zu den damaligen Kriegswirren in Deutschland zugeschrieben. Von 1669 wird angegeben, daß zu Schmiedeberg bey Wittenberg eine Entzündung der Erden entstund, Am 7. Juli 1683 war mittel- und Süddeutschland der Schauplatz eines sehr ausgedehnten allwo das Fener häufig herausgefahren". Erdbebens, von dem der thüringische Pfarrer erzählt, daß davon hier ben uns in theils Häusern die Fenster geschuttert, und das in den Stuben auff den Simfen stehende zinnerne Gefäße geklungen u. f. w." Dieses Erdbeben galt als der Vorbote einer Hungersnoth und der Belagerung Wiens durch die Türfen. Schon 1689 und 1690 erfolgten neue Erdbeben in Meißen und Thüringen .
Als Gegensatz zu diesen chronistischen Aufzeichnungen mögen nun einige Worte über Erdbeben in Mitteldeutschland während der letzten Jahrzehnte unferes Jahrhunderts folgen, die eine gründliche wiffenschaftliche Bearbeitung erfahren haben. Das bedeutendste dieser Erdbeben ist dasjenige vom 6. März 1872, über welches der durch viele ausgezeichnete Arbeiten bekannte deutsche Geologe Karl v. Seebach eine besondere Abhandlung geschrieben hat. Dieser Gelehrte bewirkte, daß an sämmtliche Telegraphenstationen des Deutschen Reiches Fragebogen gefandt wurden, welche die Beantwortung der wichtigsten auf das Erdbeben bezüglichen Fragen veranlassen sollten. In der That gingen auf diesem Wege zahlreiche Nachrichten ein, die noch durch eine Menge von Zeitungsnotizen vervollständigt werden konnten. Die Ausdehnung dieses Erdbebens war eine ganz bes deutende und erstreckte sich auf eine Fläche von 3100 Quadratmeilen. Nur wenige Beben in diesem Jahrhundert haben einen größeren Erschütterungskreis gehabt, z. B. dasjenige von Visp von 1855 und vielleicht das rheinische Beben von 1846. Die Zone stärkster Erschütterungen lag in der Gegend zwischen Gera und Altenburg . Beschädigungen von Gebäuden erfolgten innerhalb einer Linie, die die Orte Chemnitz , Altenburg , Apolda , Weimar , Elsterberg und Stolberg verbindet. Erdbebengeräusche waren in einem Umkreise von Willenberg, Bernburg , Frankenhausen , Erfurt , Suhl , Coburg , Eger, Leitmerik, Baußen, Lübbenau zu vernehmen. Die äußerste Grenze der wahrgenommenen Erderschütterungen wurde etwa durch eine Linie über Berlin , Braunschweig , Kassel , Marburg , Frankfurt , Heidelberg , Hechingen , Regensburg , Prag , Breslau , Glogau be zeichnet. Es mögen hier wenigstens einige der interessantesten Nach Von dem ausführlich berücksichtigten Erdbeben, das zur Zeit der richten über dieses Erdbeben erwähnt sein. Im Hildesheimschen Sintfluth unseren ganzen Planeten in Aufruhr versetzt haben soll, wurden zwei Erdbeben deutlich unterschieden, die einen Tisch ins abgesehen, wird das erste Erdbeben in Mitteldeutschland aus dem Schwanken brachten, ein vor dem Fenster angebrachtes Thermometer Jabre 577 nach Christi erwähnt; es heißt an der betreffenden wild hin und her bewegten und die Außenwand des Hauses scheinStelle:" Im Jahre des Herrn 577 find neben einem Erdbeben bar vor und zurückweichen ließen. In Magdeburg wurde nach viel andere schreckliche Wunderzeichen mehr in Thüringen ge- einem Berichte der Magdeburgischen Zeitung" ein viermaliges wesen, da man am Himmel brennende und in den Lüften Schwanken des Fußbodens in Häusern bemerkt. In Köthen ließen schiebende Fackeln gesehen." Fackeln gesehen." Daß bald darauf Siegbert, die Leitungsdrähte an dem Telegraphengebäude ein Geräusch vers der damalige Landesherr von Thüringer , ermordet wurde, nehmen, als sollten fie gewaltsam zerrissen werden; ein Ruck und ferner Theuerung und Pest das Land befielen, wird nach der spannte sie plöglich an, sie schnellten zurück und vibrirten noch damaligen Anschauung als eine Strafe Gottes gedeutet, deren Eintritt einige Zeit. In Berlin war die Erschütterung der Häuser durch das Erdbeben angezeigt werden sollte. Im Jahre 632 war noch start genug, um viele Einwohner in großen Schrecken in Mitteldeutschland ein Erdbeben, so ganger 30 Tage an einander zu versetzen; verschiedentlich geriethen Möbel ins Schwanken, wärte, und stunte zugleich mit großen Erstaunen aller Menschen ein Spiegel zitterten an den Wänden, Fenster klirrten und Uhren blieben großes Schwerdt am Himmel, worauff in Thüringen große Em - stehen. In Görlitz wurde eine Schwurgerichtssigung durch ein pörung und Unruhe entstunde". Aus dem Jahre 837 wird folgendes belles Knistern und Knacken in der Decke des Saales unterbrochen, merkwürdige Geschehniß berichtet:" Es stund in Thüringen ein worauf eine Panit entstand und alles nach den Ausgängen stürzte, Baum, der war 40 Schuch hoch und in der Dicke 14, der ging frey so daß einzelne Personen zu Boden getreten wurden. In Breslau von ihm selbst erhoben, wanderte fort, und setzte sich an einen beobachtete der berühmte Astronom Prof. Galle erhebliche senkrechte anderen Orth. Es warf sich auch ein Wall von dem Erdboden von Schwankungen an einem Fernrohr. Nach Berichten der„ Breslauer ihm selbst auff, etliche 1000 Schritte lang, und darauf erfolgte ein Beitung" wurden heitige Erdbebenerscheinungen noch in verschiedenen Erdbeben, daß viel Flecken und Dörffer übern hauffen warff." Nun anderen schlesischen Städten verspürt. In München wurde die Er folgt eine große Lücke in unserer Chronik bis zum 14. Jahrhundert, schütterung der Erde sehr wenig bemerkt. In Nürnberg schwankte aus welchem der Naumburger Pfarrer auch nichts weiter zu erzählen der Boden derart, daß in einer Steindruckanstalt verschiedene lithoweiß, als daß 1348 nach einem heftigen Erdbeben in Kärnthen graphische Steine aneinander schlugen, eine Mauer einstürzte und die über ganz Deutschland ein jämmerlich Sterben" entstanden sei, auch Bettstelle eines Kranken um einen halben Fuß verrückt wurde. Aus habe es nach dem Erdbeben heftig Kröten geregnet". Aus dem Frankfurt a. M. berichtete der Thürmer auf der Paulskirche, daß das 16. Jahrhundert wird eine ganze Reihe von Erdbeben verzeichnet. Haus ziemlich heftig ins Schwanken gerieth und er selbst nicht vom Zunächst eines vom 26. März 1511, wo im Orte Leutmeriz in Stuhle auszuspringen vermochte, da er sich wie betrunken fühlte. Böhmen ein so starkes Erdbeben gewesen sein soll, daß im Kirch- Diese Nachrichten stammen erst aus der äußeren Zone des Erdthurme die Glocken anfingen zu läuten und von der Thurmspite bebengebietes, aus dem südlichen Sachsen und aus Thüringen lauten das Kreuz herabfiel, die Bürger sind davon so erschrocken, daß fie die Meldungen noch ganz anders. In Kösen folgten zwei überaus alle aus der Stadt entlauffen". Sehr interessant ist eine Angabe heftige Stöße, die beide Male von unterirdischen, starkem Donner aus dem Jahre 1517, wo in Thüringen ein Erdbeben eintrat, darauff begleitet wurden; hier wie an vielen anderen Orten geriethen einige den Leuten öffters Ropffweh, und Verwirrung des Verstandes er. Sekunden vorher Pferde und andere Hausthiere in fichtliche Uarthe