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40 Quadratmeilen berechnet.

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Wohnt bier Mähr?" " Jawohl."

Mähr sieht sich den vor ihm Stehenden an; mit Mühe glaubt einen Arbeiter zu erkennen.

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Sind Sie Herr Mähr?" fragt dieser schüchtern. " Ja."

" Dann möchten Sie doch gleich Ihre Schuldigkeit thun," fling schon fefter.

Mähr sieht erstaunt auf den Zettel; er hält ihn in den Licht.

Ja wenn man gewissenhaft bis in den vierten Stock alles ab= fertigt. und dann ist noch alles dunkel."

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Na warten Sie, ich bringe Ihnen die Lampe," sagt Mähr. Hier im Hause wohnen lauter Nothe, da müssen Sie bis unter das Dach."

So gehen sie beide im Hause Trepp auf, Trepp ab. Der Ar­beiter erzählt, daß er arbeitslos ist, da macht man sich auf folche Art nüßlich!" Dann geht er ins nächste Haus, wo eben die Treppenlichter angezündet werden.

In Halle wurde zur Zeit des Erdbebens ein unterirdisches Geräusch Da hört man von unten schon wieder jemand nahen. Vom gehört wie von einem schnellfahrenden, schweren Wagen. In nächsten Treppenabsah rust er Mähr an, der eben die Thür, durch Dresden   wurde das Erdbeben weniger von den Menschen als von die ein schwacher Lichtschein von der Zimmerlampe bricht, den Thieren des Zoologischen Gartens empfunden und angezeigt, fchließen will. viel heftiger waren die Erdbewegungen in Freiburg   und in Meißen  , wo die Defen in den Zimmern schwankten, Deckenbekleidungen und sogar Schornsteine herabfielen. In Leipzig   geriethen in einem Haufe der Querstraße leichte Gegenstände auf den Tischen er und Schränken in eine hüpfende Bewegung, und allgemein wurden starke, zuweilen sehr eigenthümliche unterirdische Geräusche vernommen. In Chemnitz   wurden in fast allen Wohnungen, besonders in den höheren Stockwerken der es Häuser, sehr starke Schwankungen wahrgenommen. In Gera  war die Erschütterung eine ganz außerordentliche, so daß viele schein und lieft. Na, jetzt kommen unsere Leute erst?" meint er. Häuser Riffe bekamen, mehrere Personen durch herabfallende Steine verletzt wurden und ein Mensch sogar getödtet wurde, dabei war ein so furchtbares Krachen und Prasseln vernehmbar, daß man in der fürstlichen Bibliothek glaubte, daß das ganze große Gebäude ein­ftürzen würde; in einem Augenblick stürzten tausende von Büchern von den Brettern, so daß sie in großen Haufen den Boden bedeckten. Die Fortpflanzungsgefchwindigkeit dieses Erdbebens wurde bis auf 45 Rubikmeter in der Minute berechnet. Ueber die Entstehung des Erdbebens fonnte Karl v. Seebach noch nicht ins Klare fommen. Das vogtländisch  - erzgebirgische Erdbeben vom 23. November 1875 Tokajer. Der Tokajer wächst in der Hegyallja. Unter wurde von Hermann Credner   in Leipzig   behandelt. Am heftigsten diesem Namen versteht man die ungefähr 50 Kilometer breite und wurde die Stadt Plauen   betroffen. Hier war die Erschütterung 30 Kilometer lange Weingebirgsgegend, welche die Ortschaften Tokaj  , bedeutender als die des Jahres 1872. Von vielen Personen wurden Torzal, Maád und Talya in Ober- Ungarn   umfaßt und den welt­rollende Geräusche bis zur Stärke von Donnerschlägen vernommen, faft sämmtliche Bewohner wurden aus dem Schlafe geweckt und ver- berühmten Tokajer Wein und Ausbruch liefert. Wir finden hier ließen bestürzt die Betten. Die Ausdehnung dieses Erdbebens war ca. 7600 Hektar Weingärten, aus welchen in guten Jahren 85 000 bis 90 000 Hektoliter Wein erzeugt werden. Schon länger als ein im Vergleich zu dem von 1872 nur gering und wurde auf etwa Jahrtausend wird hier der Weinbau betrieben, deffen erfte Anfänge man sogar in der Zeit des römischen Kaisers Probus   sucht. Der berühmtefte Wein wächst übrigens nicht gerade bei Tokaj  , sondern in der Nähe der Ortschaft Talya, welche auch wegen ihres alljährlich im Oktober abgehaltenen Jahrmarkts, an welchem eine unglaubliche Menge Weinfäffer zum Verkauf gebracht werden, weithin be­tannt ist. Der Wein der Hegyallja verdankt seinen Weltrus hauptsächlich der äußerst emfigen Pflege, der forgfältigen Sortiren der Trauben und der späten Lese, durch welch' letteren Umstand die Beeren faft zu Rosinen werden und nunmehr einen ungemein füßen dicklichen Saft zurückbehalten. Man unterscheidet Tokajer Effenz" oder hinsichtlich der Qualität dreierlei Sorten: Ausbruch 1. Klasse, d. h. den Saft, welcher durch die eigene Schwere der Trauben ausfließt, ferner den" Tokajer Ausbruch 2. Klasse" und den sogenannten Maschlafch", d. i. die geringste und leichteste Qualität, welche meist im Inlande konsumirt wird, während die beiden ersteren Sorten hauptsächlich zum Export gelangen. Aber ebenso, wie nicht alles, was glänzt, Gold ist, so giebt es auch viele goldig glänzende füßliche Weine, ungefähr 60 Sorten, die wohl als echte Tokajer" etiquettirt und verkauft werden, aber nie­mals die Hegyallja gesehen haben, sondern minderwerthige Wein­sorten sind, die aus Italien  , Griechenland   und Kleinasien   nach den verschiedensten Gegenden Ungarns   eingeführt sind und dann als Zotajer fultivirt und in den Handel gebracht werden. Die Weinlese beginnt in der Hegyallja erst am 17. November und ist ein wahres ungarisches Nationalfest, welches seinen Mittelpunkt in dem Markt­-w- Die Schlepper. Es ist am Wahltage. Die Dämmerung flecken Maad hat, der dann zugleich Börsenplatz des Weinhandels schleicht durch die Straßen und in die Häuser. Die Treppen sind ist. Die Tokajer Berggruppe", wie die Hegyallja auch genannt noch nicht erhellt. Unsicher tappt es die Stufen herauf und bleibt wird, erzeugt ungefähr 34 Sorten edle Weine, aber die Krone aller vor der Thür stehen. Ein Suchen und Tasten an der Thür, dann dieser Weine, der Mezés- Male", au Deutsch   Honigseim  ", gedeiht flingelt es. Vor dem Deffnenden steht ein Dienstmann; in der nur auf dem 250 Fuß hohen Tokajer Berg", an dessen Ostseite immer dichter werdenden Dunkelheit erkennt man ihn nur an dem die sonst unbedeutende kleine Stadt Tokaj   malerisch gelegen ist.- Ausleuchten des Messingschildes seiner rothen Mütze.

Am 17. Juli 1876 fand eine Erderschütterung in Chemnik statt, am 5. Oftober 1877 eine solche in Dippoldiswalde  . Am 28. No vember 1878 geschahen zwei Erdstöße in der Gegend von Thum  nördlich von Annaberg   im Erzgebirge  . Im Dezember 1880 wurden nicht weniger als drei Erdstöße innerhalb zweier Wochen verzeichnet, der erfte am 4. Dezember in der Gegend von Großenhain  ; der zweite im Rittergute Weischlitz bei Plauen   am 12. Dezember; der britte am 15. Dezember in dem Landstrich von Waldenburg an der Mulde über Meerane   nach Crimmitschau  . Ein Erdbeben vom 22. Mai 1881 wurde in der Zwickauer   Gegend sowohl auf den Straßen als in den Häusern der Stadt und auch in Bergwerken der Umgegend beobachtet. Zuverlässige Nachrichten liegen auch über mehrere Erdstöße am Morgen des 16. Oftober 1881 vor, die den Untergrund der Stadt Leipzig   erschütterten. Am 29. September 1883 wurde das Gebiet von Lobenstein   und Bad Elfter im Vogtlande von einem mäßigen Beben heimgesucht. Das größte Erdbeben dieser Jahre war das sächsisch- reußische vom 20. Ottober 1883, das eine Ausdehnung von mindestens 160 Quadratmeilen hatte und in 80 Orten verspürt wurde. Bald darauf erfolgten im Reußischen einige weitere Erdstöße.-(, Kölnische Zeitung  ")

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Kleines Feuilleton.

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Wohnt hier Herr Büttner?" fragt der Dienstmann  . Nein, eine Treppe höher."

Doch

" Aber vielleicht" Der Dienstmann versucht von einem Zettel, den er dicht vor die Augen hält, Namen zu entziffern. es ist in der Dunkelheit unmöglich. Der andere kommt ihm zu Hilfe: Hier wohnt Mähr."

So; ach bitte, ich soll das hier abgeben."

ihm

Der andere nimmt den weißen Zettel und schließt die Thür. Er hört noch, wie der Dienstmann die Treppen wieder hinunter tappt und fluchend auf dem nächsten Absatz stolpert. An der Zimmerlampe, die er erst anzündet, liest Mähr den Bettel; es ist eine Aufforderung des bürgerlichen Wahlfomitees, sofort seine Stimme für seinen Kandidaten abzugeben. Fein, immer fein sind unsere Bürgerlichen!" sagt er zu seiner Frau; Sie schicken Dienstmänner. Sie haben's nicht nöthig, selbst zu kommen."

"

Gleich darauf tappt es wieder die Treppe herauf und klingelt. Diesmal steht der Portier aus dem Nachbarhause draußen.

"

Na Pleschte, was haben Sie denn?"

" Na nu, Mähr, Sie sind ja heute zu Hause?"

" Ja, ich habe noch' n wichtigen Gang vor." An die Wahlurne"

"

"

Das möchten Sie wohl wissen?"

Na

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hier haben Sie eine Aufforderung dazu."

" Sie schleppen auch, Pleschte?"

" Ich bin von meinem Hauswirth dazu kommandirt." Also freisinnig."

" Jawohl Na, die Lorenzen hätte auch schon Licht machen Tönnen!" schimpfte er, indem er die Treppen hinauf stolpert.

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Theater.

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Die Dramatische Gesellschaft zu Berlin   hat für das laufende Vereinsjahr( 1. Oktober 1897 bis 30. September 1898) vorläufig folgende Stücke in Aussicht genommen: Juliane Déry  . Die sieben mageren Kühe". Maurice Maeterlinc, Intruse". Maurice Maeterlinc, Aglavaine und Selysette". H. von Hofmannsthal Loris, Der Thor und der Tod". Julius Schaumberger  , Ein pietätloser Mensch". Oskar Banizza, Ein guter Kerl"." Gunnar Heiberg  ," Der Balkon". Die Aufführungen finden im Residenz- Theater" statt, die erste noch im Laufe des November. Die Mitgliedsbeiträge für das Vereinsjahr betragen 20, 12 und 6 M. Anmeldungen sind an Herrn Th. Entsch, Jägerstr. 20, zu richten.

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Geschichtliches.

Remember, remember The fifth of November! ( Gedenket, gedenket

Des fünften November!)

So wurde vorigen Freitag überall in England gesungen zur Erinnerung an die Pulververschwörung; und um zu bez weisen, daß der Grimm noch immer groß ist auf die bösen Papisten, welche die Pulververschwörung angezettet haben, ward eine Puppe, die Guy( Guido) Fawkes  , einen der Verschworenen, darstellen sollte, feierlich unter wildem Gejohle verbrannt. Und so ist es im protestantischen England seit nunmehr 292 Jahren alljährlich am 15. November getrieben worden, denn die Pulververschwörung war