Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 225.
10010
Dienstag, den 16. November.
( Nachdruck verboten.)
1897.
Der Roman einer Verschwörung. der sich etwas gewöhnlich ausdrückt, haben sie offenbar eine
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Von A. Ra 11 c.
Jns Deutsche übertragen von Marie Kunert. So waren die fünf Individuen also genöthigt, zu warten, da sie ihren Weg nicht zu Fuß fortsehen konnten. Sie traten in die Herberge der Post, ließen sich Punsch geben und befahlen, daß man sie benachrichtigte, sobald die Pferde angekommen wären.
Durch diese Verzögerung war es unserem Gendarmeriefapitän möglich, rechtzeitig anzukommen.
Er umstellte die Herberge mit seinen Leuten und begab sich allein in den Saal, wo die Unbekannten tranken.
" Im Namen des Gesetzes," sagte er, verhafte ich Sie. Rühren Sie sich nicht; jeder Widerstand ist unnüß."
In der That zeigte er ihnen die Gendarmen, die draußen vor den Fenstern ihre Fackeln angesteckt hatten, um die etwas öde Umgebung zu erhellen.
Vier davon sind in den besten Jahren und gehören, wenn nicht den höheren Klassen der Gesellschaft, so doch wenigstens dem Bürgerthum au. Mit Ausnahme eines Einzigen, gute geistige und gesellschaftliche Bildung. Der Fünfte, den der Gendarmeriefapitän in einer guten Eingebung von seinen Mitangeklagten getrennt hatte, ist ein ganz Maun junger von faum zwanzig Jahren. Wäh rend die Vorgeführten in einem Nebenzimmer warteten, sie wurden beobachtet. von mehreren Personen Sie find fremd in der Stadt; man hat sie dort niemals gesehen. Es wird nöthig sein, sie mit den Beamten der Pariser polis tischen Polizei zu konfrontiren.
Ich muß Ihnen mittheilen, daß mit Ausnahme des Jüngsten, dessen Verhör Sie hier finden, die Leute die Antwort auf die ihnen vorgelegten Fragen verweigert haben. Sie haben nicht einmal ihre Namen angegeben. Die Drohung, sie sofort vor ein Kriegsgericht zu schicken, hat sie anscheinend ruhig und gleichgiltig gefunden. Es war demnach nichts von ihnen zu erwarten.. Ich entschloß mich also, mich an den Jüngsten zu halten, der, von zwei Gendarmen bewacht, Die Unbekannten beriethen sich einen Augenblick durch sich mit seinen Gefährten nicht verständigen konnte. Ich Blicke. Der Mann, welcher den Postmeister bedroht hatte, zog habe ihn zuletzt verhört, nachdem er zwischen den eine Gendarmen länger als sogar eine Pistole aus dem Gürtel; aber auf einen beiden Stunde hindurch Seine Wächter Wink des Führers wir halten ihn wenigstens dafür, seinen Betrachtungen überlassen war. so lange wir nicht anders unterrichtet sind legte hatten Befehl, sehr sanft mit ihm zu sprechen, wie er sie auf den Tisch. Der Auführer stand auf und sagte, auf wenn sie Mitleid mit seiner Jugend und der traurigen den Kapitän zugehend: Lage, in die er sich gebracht, hätten. Als ich annahm, daß der junge Mann genügend geängstigt war, habe ich ihn vorgeladen. Hier folgt eine Abschrift des Verhörs, dem ich ihn unterzog:
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Reine Gewalt, mein Herr; es ist überflüssig. Wir leisten teinen Widerstand."
"
Sie ergeben sich?" erwiderte der Kapitän.
" Der Ausdruck ist nicht zutreffend," antwortete der Mann spöttisch. Wir wissen nicht, was sie wollen; wir weichen der Gewalt, das ist alles. Weshalb verhaften Sie uns? Wessen find wir angeklagt? Kann man wirklich nicht mehr ruhig seinen Geschäften nachgehen?"
Der Kapitän rief, ohne diese Unverschämtheiten einer Antwort zu würdigen, seine Leute und wollte, von seinem Brigadier unterstützt, zu einem Verhör schreiten.
" Ihr Name?" sagte er zu dem, der schon das Wort er griffen hatte.
" Ich bin weniger neugierig als Sie, mein Lieber," antwortete der Mensch; ich habe Sie noch nicht nach dem Jhrigen gefragt."
Ihr Name?" wiederholte falt der Kapitän.
" Vor allen Dingen," erwiderte einer von den andern, die bisher noch nichts gesagt hatten, welches Verbrechens oder Bergehens sind wir beschuldigt?"
" Sie sind nicht hier, um zu fragen, sondern um zu antworten."
Wahrhaftig! Nun, mein werther Herr, hören Sie, was ich Ihnen zu sagen habe. Niemals, so oft ich die Ehre und das Vergnügen hatte, vor einem Untersuchungsrichter zu er scheinen, habe ich den Mund geöffnet. Sie fönnen sich denken, wie viel weniger ich dies erst einem Gendarmen gegenüber thue."
Wirklich hüllten sich die fünf Personen von diesem Augen blick ab in absolutes Schweigen.
Der Gendarmeriefapitän begriff, daß er aus diesen Leuten nichts herausholen konnte, und ließ sie fesseln. Danu trennte er sie. Vier stiegen mit zwei Gendarmen in ihre Postkutsche, der fünfte, der der weitaus Jüngste war, nahm in einem fleinen Einspänner zwischen zwei Polizisten von Chatellerault Play. Das war, wie sie gleich sehen werden, eine sehr glückliche Eingebung.
Nachdem dies gethan war, liehen der Kapitän und seine Leute sich Brigadepferde aus Chatellerault , denn die ihrigen waren ganz abgetrieben, und fuhren nach Poitiers .
Der Kapitän wollte keinem andern das Kommando der Eskorte überlassen. Ich kann diesen tapferen Soldaten nicht genug loben, der in einer Nacht für Se. Majestät den Kaiser mehr als zwölf Meilen zurückgelegt hat, ohne aus den Steigbügeln oder den Stiefeln zu kommen.
" Heute am 6. Oktober 1813
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wurde uns, Marie- Marguerite Alexis Drault, Unters suchungsrichter am Gerichtshofe des Departements Vienne, in Anwesenheit des vereidigten Gerichtssekretärs André- Etienne Ginot, durch eine von dem Kapitän Jean Bigorne befehligte Abtheilung der Gendarmerie ein Mann vorgeführt, der im Verdacht steht, an der Verschwörung gegen die Person Sr. Majestät des Kaisers und Königs und die innere und äußere Sicherheit des Staates betheiligt zu sein. Auf Befehl des Gerichtshofes mit der Untersuchung der erwähnten Verschwörung betraut, haben wir die vorgeführte Person aufgefordert, uns Namen, Alter, Stand und Wohnort anzugeben.
Antwort: Charles François Géraud, einundzwanzig Jahre alt, Verkäufer in einem Posamentierwaren- Geschäft, wohnhaft in Paris , Passage du Saumoit.
Frage: Nur ein unumwundenes Geständniß kann Ihnen in anbetracht ihrer Jugend die Nachsicht Ihrer Richter verschaffen. Ihre Mitschuldigen werden heute noch einem Kriegsgericht vorgeführt. Wenn Sie der schrecklichen Gefahr, die Ihnen und Ihren Freunden droht, entrinnen wollen, so erwerben Sie sich durch Offenheit ein Recht auf Guade. Antwort: Ich weiß nichts.
Frage: Sie wissen aber wenigstens, wann und weshalb Sie Paris verlassen haben?
Antwort: Jch habe Paris vor ungefähr einem Monat vers lassen und in Saint- Benoît bei Poitiers Wohnung genommen. Dort sollte ich den Mann, der mir gesagt hatte, ich möchte abreiseu, wiederfinden.
Frage: Ist dies einer von denen, die mit Ihnen verhaftet worden sind, und wie ist sein Name?
Antwort: Ich kenne ihn nicht. Ich hörte, daß er Antoine genannt wurde. Ich sah ihn nur einmal.
Frage: Wie haben Sie ihm denn aber gehorchen können, da Sie ihn doch zum ersten Male sahen? Die Antwort er folgte mit sehr schwacher Stimme, wobei der Angeklagte den Kopf sentte: Weil er zur Gesellschaft gehört.
Frage zu welcher Gesellschaft? Haben Sie den Muth, alles zu bekennen. Ihr Wohl und Wehe hängt davon ab. Zu der Gesellschaft der blanen Brüder?
sie
Antwort: Ich weiß nichts von dem, was sie da sagen; heißt die Gesellschaft, das ist alles.
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ich
Frage: Und welches war das Ziel der Gesellschaft? Antwort: Ich verstehe nicht.
Frage: Ich werde mich verständlicher ausdrücken: Wovon.
Am nächsten Morgen wurden die fünf Verschwörer habe wohl schon das Recht, sie so zu nennen- mir im Justizpalast vorgeführt.
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sprach man in der Gesellschaft?