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Theater.
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Eine
stehende Tageszeit auszufüllen. Den Senatoren stand zu solchen Kunststücken abgerichtet wird; vorausgesetzt, daß er nämlich das Recht zu, daß, wenn einer von ihnen um seine Meinung fünstlerischen Ehrgeiz hat. Schade, daß ein munteres Soubrettenbefragt worden war, er vor Stimmabgabe über jede ihm beliebende talent, wie das von Frau Dora, nunmehr in die Narrenjacke der Sache, so lange er wollte, sprechen konnte. Da Cato nun fein Ende Drillingsmutter gezwängt wird. machte, rief der Konful Cäsar den Amtsdiener und ließ den redenden Senator ins Gefängniß abführen. -s. Die Neue freie Voltsbühne" gab am Sonntag Da erhob sich der ganze Senat und begleitete den Cato ins Gefängniß. Als Cäsar dieses all- Hauptmann's satirisches Luftspiel" Der Biberpels". gemeine Mißfallen bemerkte, gab er nach und ließ den Cato Schnabelweide für Berständige! Rein verstandesmäßig muß der wieder frei. Humor der Hauptpersonen dieses Stückes erfaßt werden, dieser Humer auf Umwegen, der sich aus den Kontrastwirkungen der fort schreitenden Handlung ergiebt und dem Zuhörer meist erst nach einer Jm Berliner Theater wurde am Sonnabend das Luft- Reflektionsthätigkeit feines Gehirns merkbar wird. Die Charaktere spiel von Max Dreyer In Behandlung" zum ersten der einzelnen Personen stehen von Anfang an fest. Für den Male aufgeführt. Mit Schauspielen, die nach der Tiefe strebten, Schauspieler handelt es sich also um völlig naives Erfassen hat Dreyer begonnen. Das wußte eine Minderheit sehr wohl ein oder Verhauen". Das Erstere gelang den Darstellern der zuschäßen; aber die breite Menge blieb fern. Bei seinem Mutter Wolf'n( Josephine Dora), des Rentier Krüger( Claudius Merten), neuesten Stück dachte sich der Autor: Nun wollen wir fidel des Amtsdieners Mitteldorf( Hans Junkermann ). Herr Worlitsch fein mit den Fidelen, ohne viel Grübelei und Nachdenklich gab den Amtsvorsteher Wehrhahn mit stellenweise leiser und lauter feit, und die Menge wiederum mit dem Publikum. Wie vorsteher ist vom Dichter ebenso naiv geschaut und gefaßt wie die wußte der verbitterte Grillparzer in seiner Einsamkeit darüber zu Wolf'n. Die Regie war tadellos bis auf eine Stelle. Der Tumult flagen! Und bei der breiten Entwicklung, dem Konkurrenztampf in und das Geschrei in der letzten großen Szene vor dem Amtsvorsteher unserem Theaterwesen wurde es noch schlimmer mit dem Publikum. entsprach nicht dem Drte, an dem sie vor sich ging. So spielt man, Es liebt den Mann nicht, der ihm auf dem Theater verwickelte, wenn man der Gallerie etwas deutlich machen will, in einer Posse geistige Arbeit zumuthet; und es freut sich doppelt an jedem, der fich oder Farce, in der zum Schlusse Alle über sich selbst sich lustig zu ihm niederbeugt. So hat es sich auch an der Komödie machen. Das Haus war bis zum letzten Blaze besetzt, und die Zu In Behandlung mit vollem Behagen gefreut. Der Scherz schauer zeigten sich von der Vorstellung völlig befriedigt. ift darin durchsichtig, und was an freierem Menschen dispo thum sich in dem Luftspiel regt, das entfernt sich
gelohnt. Das ist ein aiebat, es ihm mit reichem Beifall durchbrechender Selbstironie, und das war von Uebel. Dieser Amts
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Völkerkunde.
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zu weit von den Anschauungen, die ein leidlich zivilifirter Groß- Wie die holländischen Dorfschönen gefreit städter von heute schon begreift. Da fühlt man sich denn doch den werden. Die niederländischen Dorfbewohner nennen die November armseligen, pommerschen Kleinstädtern, die in Dreyer's Stück das sonntage Musterungs"," Entscheidungs"," Anfrage" und" Ver= große Wort führen, weit überlegen. lobungs- Sonntag". Aus diesen Bezeichnungen tann man so ziemlich Selbst der biederste Besucher des Berliner Theaters, der Bühne die Bedeutung der wichtigen Tage erkennen. Am Donnerstag vor für die gutbürgerliche Familie, wird nicht mehr Pfui! ausrufen, dem ersten Sonntag im November nimmt in jedem Dorf eine Art wenn er hört, daß eine Frau die ärztliche Praxis übt. Aber in Volksfest seinen Anfang; die ganze Landbevölkerung erscheint in dem pommerschen Küstenstädtchen, in dem Frl. Dr. Weigel sich ihrem schönsten Staat, tummelt sich zwischen den Buden und niedergelassen hat, ruft ihre ganze Sippe: Pfui!" Frl. Karoussels und betheiligt sich an allen Lustbarkeiten. Besonders Weigel wird geachtet, ihre Ehre wird geschändet. Wie ein fröhlich geht es auf dem Tanzboden zu, wo aber zu Anfang des Festes nur Auswürfling wird sie von der Gesellschaft behandelt; und wenig von anderen als bereits verheiratheten oder verlobten gerade darum empört sich ihr Troytöpfchen. Sie würde im aus: Baaren der holden Terpsichore gehuldigt wird. Die jungen Mädchen fichtslosen Kampf wider die Bornirtheit verbluten, wäre ihr über und Burschen, die noch nicht gewählt haben, stehen meist von ferne legener Kollege, der Frauenarzt Dr. Wiesner, nicht da. Er liebt das und sehen zu. Der erste Sonntag bringt schon einige Veränderung. Fräulein und möchte es gewinnen. Er muß sie aber vorsichtig in Da spazieren die heirathslustigen jungen Männer, nachdem der VorBehandlung" nehmen, denn Fräulein Dr. Weigel ist arg verstimmt mittagsgottesdienst vorüber ist, in ganzen Reihen die Dorfstraße auf und besonders empfindlich in bezug auf das, was sie der einen Seite auf und nieder, während die noch ledigen Jungihre Selbständigkeit nennt. Die Behandlung gelingt. Anfangs fräulein daffelbe auf der gegenüberliegenden Seite thun. Beide gehen Beide eine Scheinehe ein und die beiden scheinbar Parteien starren sich dann ganz ungenirt an und mustern sich gegen Vermählten entwaffnen die Vorurtheile der Kleinstädter. Die Patienten laufen ihnen zu. Fräulein Dr. Weigel streift ihre Bitter- drei von den schmucken, blühenden Mädchengestalten zur engeren Wahl feitig nach Herzensluft. Gewöhnlich sucht sich ein Bursche zwei oder feit ab, und so erwacht zum Schluß in ihr die echte Frauenliebe. aus und entscheidet sich zuletzt für die, die feinen höflichen Gruß Aus der scheinbaren The wird innere Gemeinschaft. Dieser bei der nächsten Begegnung am freundlichsten erwidert. Zeigen darf bornirten Kleinstädter vertheilt sich auf zwei Akte. Also schon räum- er es allerdings erst am nächsten Sonntag, auf wen seine Wahl lich legte der Verfasser auf die wohlfeileren Lustspiel- Elemente mehr dann tanzt sie mit ihm und erlaubt ihm, ihr zarte Aufmerksamkeit gefallen ist. Hat die Schöne nichts gegen den Freier einzuwenden, M: Mit der Darstellung war es ähnlich bestellt. Die kleinſtädtiſche but ineffage ett bitte. Sonntag wird dem mehr proſaiſchen Theil war packender veranschaulicht, als das Wesen zweier erlangen und alle Details in bezug auf Hochzeit und Mitgift zu ermoderner Naturen, wie Frl. Weigel und Dr. Wiesner sie vorstellen. ledigen. Erst am vierten Sonntag ist es dem jungen Pärchen ge Frau Wenck als Aufwärterin, Ernst Formes als braver und trink- stattet, sich etwas deutlicher ihre Liebe zu bezeigen, als nur durch barer Schiffskapitän, Marie Caßmann und vor allem Herr BasserPost.") mann in der Rolle eines heuchlerischen Muckers aus der Großstadt zärtliche Blicke oder einen stummen Händedruck. Elbing , bildeten ein sehr belustigendes komisches Ensemble. Wirksam waren allerdings auch Frau Prasch( Dr. Weigel) und Herr Sommerstorff( Dr. Wiesner), jedoch wirksam, wie man's mit
seelische Prozeß vollzieht sich in einem Aft, die Schilderung der
Gewicht.
guter Routine erreicht.
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der Angelegenheit geweiht; es gilt die Zustimmung der Eltern zu
Aus dem Alterthum. tiad
dings Gräber bloßgelegt, die intereffante Funde ergeben haben. In Palestrina , dem antiken Präneste, find netterBon geringerer Bedeutung sind die großen Sarkophage, denn diese find nicht selten, aber wichtiger ist, daß einige davon ganz unver sehrt waren, d. h. all ihren Inhalt, alles was man dem Todten mitgegeben, bewahrt hatten. Darunter verdient eine Art kleiner Sack aus Leder, der in Metallplatten eingeschloffen war, mit einem Aufbewahrung von Wohlgerüchen. Noch wichtiger sind zwei Nachbildungen von Giern aus Terrakotta, die weiß gefärbt und darüber bunt bemalt sind, wie unsere Ostereier. Nach Aussage der Ausgräber sind derartige Gegenstände schon öfter in Gräbern ge funden worden, aber man hat ihnen keine Beachtung geschenkt; des halb verdienen die jetzt gefundenen besondere Hervorhebung, weil sie zum ersten Mal erhalten und wissenschaftlich beobachtet worden sind. Aus dem Thierleben.
Jm Thalia Theater wird jetzt eins jener Londoner Stücke gegeben, die aus Artiftenwesen erinnern. Es ist die Posse Die Drillingsmutter", die auf demfelben Dünger gewachsen ist, wie Charley's Tante. Die angelsächsische alte Luft an Klownstreichen läßt derartige Possen gedeihen. Nur wird keine Kunstheuchelei in Ketten laufenden Deckel, besondere Aufmerksamkeit; er diente zur damit getrieben; die Schauspieler geberden sich dreift wie die Akrobaten und das Publikum weiß, daß es einer Spezialitäten- Vorstellung beiwohnt. Bei uns soll das alles als Theater" gelten, und Das ist der Widersinn darin. Die Drillingsmutter soll in London fchon 600 Mal gegeben worden sein. Bei uns wird ihr kein allzu langes Leben beschieden sein. Der Berliner pflegt zu sagen: Mal was Neues. Also, Charley's Tante" war mal was Neues. Die Wiederholung reizte die Lachluft nicht mehr im alten Maße. In Charley's Tante" muß ein Mann in Frauen maskerade für den grotesken Clownspaß sorgen. Diesmal ist es die
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Ein sonderbares Verhalten bei Libellen,
eine Mutter, Weib muß in Männerkleidern herumtollen: das Charles Barrois , Professor der Zoologie zu Lille , früher einmal
Der Vater nämlich weilt seit vielen Jahren fern von den la Société nationale d'Acclimatisation". Mitten im September fah Seinen; aus wissenschaftlicher Narrheit. Das tommt den Barrois längs einer Landstraße, die von Osten nach Westen ging, jungen Männern, die sich um die Töchter bewerben, bedenklich große Schaaren von Libellen, für die allem Anschein nach der Televor, und sie schnappen ab". Mädchen, von deren Vater man nichts graphendraht, der sich längs der Straße dahinzog, eine besondere Rechtes weiß! Nun schlüpft die Mutter in Männerkleider und Anziehungskraft hatte. Die Infekten saßen alle gleichmäßig auf repräsentirt den Vater, der aber, ebenso wie bei Charlen, die echte dem Telegraphendraht, den Kopf nach Westen, der Sonne Tante, unvermuthet wiederkehrt! Derartige Vorstellungen sind kritisch zugerichtet. Bon allen Seiten schwärmten unaufhörlich immer nicht zu behandeln und den Schauspieler fann man bedauern, der mehr heran, sie schwebten einen Augenblick über den